Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Zweites Vierteljahr.Unabenerziehung und Rnabeimiiterricht im alten Hellas Vasen, Gemmen, Trinkgefäße gesehen hat, kennt die äußern Abzeichen, die Unabenerziehung und Rnabeimiiterricht im alten Hellas Vasen, Gemmen, Trinkgefäße gesehen hat, kennt die äußern Abzeichen, die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0421" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/220097"/> <fw type="header" place="top"> Unabenerziehung und Rnabeimiiterricht im alten Hellas</fw><lb/> <p xml:id="ID_1580" prev="#ID_1579" next="#ID_1581"> Vasen, Gemmen, Trinkgefäße gesehen hat, kennt die äußern Abzeichen, die<lb/> den attischen Epheben sofort kenntlich machen: das kürzere, eigentümlich ge¬<lb/> stutzte, mit einem Band umgebne Haar, den breitrandigen Filzhut und vor<lb/> allem den kurzen, schwarzen, erst seit Hadrians Zeit weißen Mantel, die<lb/> Chlamys. in die der Ephebe beim Ausgehn die rechte Hand eingehüllt trug.<lb/> Die Fülle künstlerischer Darstellungen, die uns Epheben in allen denkbaren Lagen<lb/> vorführen: laufend, ringend, kämpfend, rosfetummelnd, fackeltragend, den Diskos<lb/> werfend, leierspielend, tanzend, lesend, trinkend, sind der deutlichste Beweis ihrer<lb/> Bedeutung für das altgriechische, besonders sür das ätherische Leben. Selbst<lb/> ein ätherisches Kriegsschiff der makedonischer Zeit führte den Namen ^FvL-<lb/> Kein öffentliches Opfer, an dem sie nicht beteiligt gewesen wären; keine Pro¬<lb/> zession, an der sie nicht in kriegerischer Rüstung zu Fuß und zu Roß teilgenommen<lb/> hätten. Galt es später auswärtige Fürsten oder hohe römische Beamte feierlich<lb/> zu empfangen, so stellten die Epheben die Ehrenwache und geleiteten die hohen<lb/> Gäste in die Stadt. Einen ähnlichen Ehrendienst hatten sie bei Volksversamm¬<lb/> lungen. Diese tagten sozusagen unter dem Schutze dieses erlesenen Lenzes der<lb/> Stadt, wie Demades die Epheben nennt; in ihrem kriegerischen Waffenschmuck<lb/> bürgten sie gleichsam für Ruhe und Ordnung. Die neu aufgefundne Politie<lb/> des Aristoteles giebt uns über die ältere attische Ephebie. eine Fülle von In¬<lb/> schriften, die von 230 v. Chr. bis tief in die christliche Zeit reichen, über die<lb/> spätere Form dieser eigentümlichen Einrichtung genügenden Aufschluß. Mit<lb/> dem achtzehnten Lebensjahre geschieht nach Aristoteles die Aufnahme der<lb/> Jünglinge, die frei und echte Bürgersöhne sind, unter die Epheben. Hat der<lb/> Rat diese Aufnahme in einer neuen Prüfung bestätigt, so wählen die Väter<lb/> dieser Epheben — hier kommt das Wort zuerst vor. bei Thukydides heißen<lb/> sie noch „die Jüngern" — drei über vierzig Jahre alte Männer aus jeder<lb/> Phyle, die ihnen am besten und tauglichsten scheinen, die Epheben zu leiten.<lb/> Von diesen Vorgcschlagnen wählt dann das Volk aus jeder Phyle einen zum<lb/> Sophronisten und aus allen Athenern für alle Epheben einen Kosacken.<lb/> Diese Sophronisten und der Kosack ziehen dann mit den Epheben zuerst von<lb/> Tempel zu Tempel und opfern da; dann gehen sie in den Peiräeus und thun<lb/> dort, in Muuychia und sonst in Attika Garnisondienste. Das Volk wühlt<lb/> aber auch zwei Turnlehrer für sie und vier andre Lehrer, die sie im Kampf<lb/> mit Hoplitenwaffen. im Bogenschießen, im Wurfspeerschleudern und in der<lb/> Bedienung der Geschütze (Katapulten) unterrichten. Als täglichen Unterhalt<lb/> giebt das Volk dem Sophronisten eine Drachme, jedem Epheben vier Obolen.<lb/> Indem nun jeder Sophronist die Epheben seiner Phyle nimmt, kauft er für<lb/> alle gemeinsam das Ehlen ein, denn sie essen phylenweise zusammen, und trägt<lb/> für alles andre Sorge. Das erste Jahr also verleben sie so. Im zweiten<lb/> haben sie zunächst in einer Volksversammlung vor dem Volke eine Prüfung<lb/> ihrer militärischen Ausbildung abzulegen; dann erhalten sie Schild und Lanze</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0421]
Unabenerziehung und Rnabeimiiterricht im alten Hellas
Vasen, Gemmen, Trinkgefäße gesehen hat, kennt die äußern Abzeichen, die
den attischen Epheben sofort kenntlich machen: das kürzere, eigentümlich ge¬
stutzte, mit einem Band umgebne Haar, den breitrandigen Filzhut und vor
allem den kurzen, schwarzen, erst seit Hadrians Zeit weißen Mantel, die
Chlamys. in die der Ephebe beim Ausgehn die rechte Hand eingehüllt trug.
Die Fülle künstlerischer Darstellungen, die uns Epheben in allen denkbaren Lagen
vorführen: laufend, ringend, kämpfend, rosfetummelnd, fackeltragend, den Diskos
werfend, leierspielend, tanzend, lesend, trinkend, sind der deutlichste Beweis ihrer
Bedeutung für das altgriechische, besonders sür das ätherische Leben. Selbst
ein ätherisches Kriegsschiff der makedonischer Zeit führte den Namen ^FvL-
Kein öffentliches Opfer, an dem sie nicht beteiligt gewesen wären; keine Pro¬
zession, an der sie nicht in kriegerischer Rüstung zu Fuß und zu Roß teilgenommen
hätten. Galt es später auswärtige Fürsten oder hohe römische Beamte feierlich
zu empfangen, so stellten die Epheben die Ehrenwache und geleiteten die hohen
Gäste in die Stadt. Einen ähnlichen Ehrendienst hatten sie bei Volksversamm¬
lungen. Diese tagten sozusagen unter dem Schutze dieses erlesenen Lenzes der
Stadt, wie Demades die Epheben nennt; in ihrem kriegerischen Waffenschmuck
bürgten sie gleichsam für Ruhe und Ordnung. Die neu aufgefundne Politie
des Aristoteles giebt uns über die ältere attische Ephebie. eine Fülle von In¬
schriften, die von 230 v. Chr. bis tief in die christliche Zeit reichen, über die
spätere Form dieser eigentümlichen Einrichtung genügenden Aufschluß. Mit
dem achtzehnten Lebensjahre geschieht nach Aristoteles die Aufnahme der
Jünglinge, die frei und echte Bürgersöhne sind, unter die Epheben. Hat der
Rat diese Aufnahme in einer neuen Prüfung bestätigt, so wählen die Väter
dieser Epheben — hier kommt das Wort zuerst vor. bei Thukydides heißen
sie noch „die Jüngern" — drei über vierzig Jahre alte Männer aus jeder
Phyle, die ihnen am besten und tauglichsten scheinen, die Epheben zu leiten.
Von diesen Vorgcschlagnen wählt dann das Volk aus jeder Phyle einen zum
Sophronisten und aus allen Athenern für alle Epheben einen Kosacken.
Diese Sophronisten und der Kosack ziehen dann mit den Epheben zuerst von
Tempel zu Tempel und opfern da; dann gehen sie in den Peiräeus und thun
dort, in Muuychia und sonst in Attika Garnisondienste. Das Volk wühlt
aber auch zwei Turnlehrer für sie und vier andre Lehrer, die sie im Kampf
mit Hoplitenwaffen. im Bogenschießen, im Wurfspeerschleudern und in der
Bedienung der Geschütze (Katapulten) unterrichten. Als täglichen Unterhalt
giebt das Volk dem Sophronisten eine Drachme, jedem Epheben vier Obolen.
Indem nun jeder Sophronist die Epheben seiner Phyle nimmt, kauft er für
alle gemeinsam das Ehlen ein, denn sie essen phylenweise zusammen, und trägt
für alles andre Sorge. Das erste Jahr also verleben sie so. Im zweiten
haben sie zunächst in einer Volksversammlung vor dem Volke eine Prüfung
ihrer militärischen Ausbildung abzulegen; dann erhalten sie Schild und Lanze
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