Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite


List und (Larey
(Schluß)

ewas später als List bekehrte sich der Amerikaner Ccireh vom
Freihandel zum Schutzzoll; 1848 offenbarte er die mit ihm
vorgegangne Veränderung in dem Buche ^ils ?g,se, tds krsskut
suÄ tus ?uwrv. "Daß er wesentlich durch List beeinflußt sei,
läßt sich nicht behaupten," schreibt Lexis im Handwörterbuch
der Staatswissenschaften. Uns scheint das aber doch der Fall zu sein, denn
folgende im "nationalen System" abgedruckte Stelle aus einer Schrift, die
List 1828 in Amerika veröffentlicht hat (Outlinss ot'a uso sMöin ot'politie^t
ölzonom^), enthält Careys System in nuos: "Gesetzt, ihr verstündet die Kunst
nicht, das Getreide zu mahlen, was sicherlich seinerzeit eine große Kunst ge¬
wesen ist; gesetzt ferner, die Kunst des Brodbackens wäre euch auch verbürgen
geblieben, wie nach Anderson die echte Kunst des Heringsalzens den Briten
noch im siebzehnten Jahrhundert unbekannt war; gesetzt also, ihr müßtet euer
Getreide nach England schicken, um es dort zu Mehl vermahlen und zu Brot
verbacken zu lassen: wie viel von diesem Getreide würden die Engländer als
Lohn für das Mahlen und Backen in den Händen behalten? Wie viel davon
verzehren würden die Fuhrleute, die Seefahrer, die Kaufleute, die damit be¬
schäftigt wären, das Getreide auszuführen und das Brot einzuführen? Wie
viel käme wieder in die Hände derer zurück, die es gebaut haben? Es ist
keine Frage, daß der auswärtige Handel dabei viel zu thun hätte, aber sehr
zweifelhaft, ob dieser Verkehr der Wohlfahrt und Unabhängigkeit der Nation
besonders zuträglich wäre. Bedenkt nur, welches im Fall eines zwischen
diesem Lande (Nordamerika) und Großbritannien ausbrechenden Krieges die
Lage derer wäre, die Getreide für die englischen Mühlen und Bäckereien pro-
duzirten, und dann die Lage derer, die an den Genuß des englischen Brotes
gewöhnt wären. Wie aber die ökonomische Wohlfahrt des Getreidebauers
fordert, daß der Getreidemüller in seiner Nähe wohne, so fordert die Wohl¬
fahrt des Landwirth überhaupt, daß der Manufakturist neben ihm wohne, so
fordert die Wohlfahrt des flachen Landes, daß sich eine wohlhabende und
gewerbfleißige Stadt in ihrer Mitte befinde, so fordert die Wohlfahrt des




List und (Larey
(Schluß)

ewas später als List bekehrte sich der Amerikaner Ccireh vom
Freihandel zum Schutzzoll; 1848 offenbarte er die mit ihm
vorgegangne Veränderung in dem Buche ^ils ?g,se, tds krsskut
suÄ tus ?uwrv. „Daß er wesentlich durch List beeinflußt sei,
läßt sich nicht behaupten," schreibt Lexis im Handwörterbuch
der Staatswissenschaften. Uns scheint das aber doch der Fall zu sein, denn
folgende im „nationalen System" abgedruckte Stelle aus einer Schrift, die
List 1828 in Amerika veröffentlicht hat (Outlinss ot'a uso sMöin ot'politie^t
ölzonom^), enthält Careys System in nuos: „Gesetzt, ihr verstündet die Kunst
nicht, das Getreide zu mahlen, was sicherlich seinerzeit eine große Kunst ge¬
wesen ist; gesetzt ferner, die Kunst des Brodbackens wäre euch auch verbürgen
geblieben, wie nach Anderson die echte Kunst des Heringsalzens den Briten
noch im siebzehnten Jahrhundert unbekannt war; gesetzt also, ihr müßtet euer
Getreide nach England schicken, um es dort zu Mehl vermahlen und zu Brot
verbacken zu lassen: wie viel von diesem Getreide würden die Engländer als
Lohn für das Mahlen und Backen in den Händen behalten? Wie viel davon
verzehren würden die Fuhrleute, die Seefahrer, die Kaufleute, die damit be¬
schäftigt wären, das Getreide auszuführen und das Brot einzuführen? Wie
viel käme wieder in die Hände derer zurück, die es gebaut haben? Es ist
keine Frage, daß der auswärtige Handel dabei viel zu thun hätte, aber sehr
zweifelhaft, ob dieser Verkehr der Wohlfahrt und Unabhängigkeit der Nation
besonders zuträglich wäre. Bedenkt nur, welches im Fall eines zwischen
diesem Lande (Nordamerika) und Großbritannien ausbrechenden Krieges die
Lage derer wäre, die Getreide für die englischen Mühlen und Bäckereien pro-
duzirten, und dann die Lage derer, die an den Genuß des englischen Brotes
gewöhnt wären. Wie aber die ökonomische Wohlfahrt des Getreidebauers
fordert, daß der Getreidemüller in seiner Nähe wohne, so fordert die Wohl¬
fahrt des Landwirth überhaupt, daß der Manufakturist neben ihm wohne, so
fordert die Wohlfahrt des flachen Landes, daß sich eine wohlhabende und
gewerbfleißige Stadt in ihrer Mitte befinde, so fordert die Wohlfahrt des


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0364" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/220040"/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341861_219675/figures/grenzboten_341861_219675_220040_000.jpg"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> List und (Larey<lb/>
(Schluß) </head><lb/>
          <p xml:id="ID_1342" next="#ID_1343"> ewas später als List bekehrte sich der Amerikaner Ccireh vom<lb/>
Freihandel zum Schutzzoll; 1848 offenbarte er die mit ihm<lb/>
vorgegangne Veränderung in dem Buche ^ils ?g,se, tds krsskut<lb/>
suÄ tus ?uwrv. &#x201E;Daß er wesentlich durch List beeinflußt sei,<lb/>
läßt sich nicht behaupten," schreibt Lexis im Handwörterbuch<lb/>
der Staatswissenschaften. Uns scheint das aber doch der Fall zu sein, denn<lb/>
folgende im &#x201E;nationalen System" abgedruckte Stelle aus einer Schrift, die<lb/>
List 1828 in Amerika veröffentlicht hat (Outlinss ot'a uso sMöin ot'politie^t<lb/>
ölzonom^), enthält Careys System in nuos: &#x201E;Gesetzt, ihr verstündet die Kunst<lb/>
nicht, das Getreide zu mahlen, was sicherlich seinerzeit eine große Kunst ge¬<lb/>
wesen ist; gesetzt ferner, die Kunst des Brodbackens wäre euch auch verbürgen<lb/>
geblieben, wie nach Anderson die echte Kunst des Heringsalzens den Briten<lb/>
noch im siebzehnten Jahrhundert unbekannt war; gesetzt also, ihr müßtet euer<lb/>
Getreide nach England schicken, um es dort zu Mehl vermahlen und zu Brot<lb/>
verbacken zu lassen: wie viel von diesem Getreide würden die Engländer als<lb/>
Lohn für das Mahlen und Backen in den Händen behalten? Wie viel davon<lb/>
verzehren würden die Fuhrleute, die Seefahrer, die Kaufleute, die damit be¬<lb/>
schäftigt wären, das Getreide auszuführen und das Brot einzuführen? Wie<lb/>
viel käme wieder in die Hände derer zurück, die es gebaut haben? Es ist<lb/>
keine Frage, daß der auswärtige Handel dabei viel zu thun hätte, aber sehr<lb/>
zweifelhaft, ob dieser Verkehr der Wohlfahrt und Unabhängigkeit der Nation<lb/>
besonders zuträglich wäre. Bedenkt nur, welches im Fall eines zwischen<lb/>
diesem Lande (Nordamerika) und Großbritannien ausbrechenden Krieges die<lb/>
Lage derer wäre, die Getreide für die englischen Mühlen und Bäckereien pro-<lb/>
duzirten, und dann die Lage derer, die an den Genuß des englischen Brotes<lb/>
gewöhnt wären. Wie aber die ökonomische Wohlfahrt des Getreidebauers<lb/>
fordert, daß der Getreidemüller in seiner Nähe wohne, so fordert die Wohl¬<lb/>
fahrt des Landwirth überhaupt, daß der Manufakturist neben ihm wohne, so<lb/>
fordert die Wohlfahrt des flachen Landes, daß sich eine wohlhabende und<lb/>
gewerbfleißige Stadt in ihrer Mitte befinde, so fordert die Wohlfahrt des</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0364] [Abbildung] List und (Larey (Schluß) ewas später als List bekehrte sich der Amerikaner Ccireh vom Freihandel zum Schutzzoll; 1848 offenbarte er die mit ihm vorgegangne Veränderung in dem Buche ^ils ?g,se, tds krsskut suÄ tus ?uwrv. „Daß er wesentlich durch List beeinflußt sei, läßt sich nicht behaupten," schreibt Lexis im Handwörterbuch der Staatswissenschaften. Uns scheint das aber doch der Fall zu sein, denn folgende im „nationalen System" abgedruckte Stelle aus einer Schrift, die List 1828 in Amerika veröffentlicht hat (Outlinss ot'a uso sMöin ot'politie^t ölzonom^), enthält Careys System in nuos: „Gesetzt, ihr verstündet die Kunst nicht, das Getreide zu mahlen, was sicherlich seinerzeit eine große Kunst ge¬ wesen ist; gesetzt ferner, die Kunst des Brodbackens wäre euch auch verbürgen geblieben, wie nach Anderson die echte Kunst des Heringsalzens den Briten noch im siebzehnten Jahrhundert unbekannt war; gesetzt also, ihr müßtet euer Getreide nach England schicken, um es dort zu Mehl vermahlen und zu Brot verbacken zu lassen: wie viel von diesem Getreide würden die Engländer als Lohn für das Mahlen und Backen in den Händen behalten? Wie viel davon verzehren würden die Fuhrleute, die Seefahrer, die Kaufleute, die damit be¬ schäftigt wären, das Getreide auszuführen und das Brot einzuführen? Wie viel käme wieder in die Hände derer zurück, die es gebaut haben? Es ist keine Frage, daß der auswärtige Handel dabei viel zu thun hätte, aber sehr zweifelhaft, ob dieser Verkehr der Wohlfahrt und Unabhängigkeit der Nation besonders zuträglich wäre. Bedenkt nur, welches im Fall eines zwischen diesem Lande (Nordamerika) und Großbritannien ausbrechenden Krieges die Lage derer wäre, die Getreide für die englischen Mühlen und Bäckereien pro- duzirten, und dann die Lage derer, die an den Genuß des englischen Brotes gewöhnt wären. Wie aber die ökonomische Wohlfahrt des Getreidebauers fordert, daß der Getreidemüller in seiner Nähe wohne, so fordert die Wohl¬ fahrt des Landwirth überhaupt, daß der Manufakturist neben ihm wohne, so fordert die Wohlfahrt des flachen Landes, daß sich eine wohlhabende und gewerbfleißige Stadt in ihrer Mitte befinde, so fordert die Wohlfahrt des

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_219675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_219675/364
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_219675/364>, abgerufen am 22.12.2024.