Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Zweites Vierteljahr.list und Larey größer und vollkommner das Produkt -- die geistige und körperliche Wohl¬ Leider seien wir noch lange nicht so weit, und darin eben bestehe ein dritter list und Larey größer und vollkommner das Produkt — die geistige und körperliche Wohl¬ Leider seien wir noch lange nicht so weit, und darin eben bestehe ein dritter <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0262" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/219938"/> <fw type="header" place="top"> list und Larey</fw><lb/> <p xml:id="ID_934" prev="#ID_933"> größer und vollkommner das Produkt — die geistige und körperliche Wohl¬<lb/> fahrt der Individuen. Die höchste zur Zeit realisirte Einigung der Indi¬<lb/> viduen unter dem Rechtsgesetz ist die des Staats und der Nation; die höchste<lb/> gedenkbare Vereinigung ist die der gesamten Menschheit." Wir unsernteils,<lb/> heißt es dann weiter S. 187, „sind weit entfernt, die Theorie der kosmo¬<lb/> politischen Ökonomie zu verwerfen; nur sind wir der Meinung, daß auch die<lb/> politische Ökonomie wissenschaftlich auszubilden, und daß es immer besser sei,<lb/> die Dinge bei ihrem rechten Namen zu nennen, als ihnen Benennungen zu<lb/> geben, die mit der Bedeutung der Worte im Widerspruch stehen. Will man<lb/> den Gesetzen der Logik und der Natur der Dinge getreu bleiben, so muß man<lb/> der Privatökonomie die Gesellschaftsökonomie gegenüberstellen und in der<lb/> letztern unterscheiden: die politische oder Nationalökonomie, welche lehrt, wie<lb/> eine gegebne Nation bei der gegenwärtigen Weltlage und bei ihren besondern<lb/> Verhältnissen ihre ökonomischen Zustände behaupten und verbessern kann, von<lb/> der kosmopolitischen oder Weltökonomie, welche von der Voraussetzung aus¬<lb/> geht, daß alle Nationen der Erde nur eine einzige, unter sich in ewigem<lb/> Frieden lebende Gesellschaft bilden. Setzt man dieses voraus, so erscheint die<lb/> internationale Handelsfreiheit als vollkommen gerechtfertigt. Je weniger jedes<lb/> Individuum in der Verfolgung seiner Wohlfahrtszwecke beschränkt, je größer<lb/> die Zahl und der Reichtum derer ist, mit welchen es in freiem Verkehr steht,<lb/> je größer der Raum ist, auf welchen sich seine Thätigkeit zu erstrecken ver¬<lb/> mag, um so leichter wird es ihm sein, die ihm von der Natur verliehenen<lb/> Eigenschaften, die erworbnen Kenntnisse und Geschicklichkeiten und die ihm zu<lb/> Gebote stehenden Naturkräfte zur Vermehrung seiner Wohlfahrt zu benutzen.<lb/> Man denke sich alle Nationen auf gleiche Weise vereinigt ^wie Großbritannien<lb/> und Irland; heute würden wir lieber sagen, wie die Gebiete des anglo-<lb/> indischen Reiches^, und die lebhafteste Phantasie wird nicht imstande sein, sich<lb/> die Summe von Wohlfahrt und Glück vorzustellen, die daraus dem mensch¬<lb/> lichen Geschlecht erwachsen müßte."</p><lb/> <p xml:id="ID_935" next="#ID_936"> Leider seien wir noch lange nicht so weit, und darin eben bestehe ein dritter<lb/> Fehler der Sandschen Schule, daß sie diesen Jdealzustcmd als gegenwärtig<lb/> schon verwirklicht voraussetze. Anzustreben sei er ohne Zweifel, der Schutzzoll<lb/> sei nicht Selbstzweck, sondern nur Erziehungsmittel, als solches aber vorläufig<lb/> unentbehrlich. Denn Freiheit werde erst dann vorhanden sein, wenn gleich<lb/> starke Nationen ihre Erzeugnisse auf gleichem Fuße mit einander austauschen<lb/> würden; gegenwärtig aber sei England allein stark, und alle übrigen Nationen<lb/> würden von ihm ausgebeutet, das sei keine Freiheit, dieser Zustand, wo Kinder<lb/> mit einem Niesen zu ringen hätten. Diese Natur des Schutzzolls als eines<lb/> Erziehungsmittels müsse sorgfältig beachtet werden, damit er richtig angewendet<lb/> werde. Nicht schon auf der untersten Stufe sei er anwendbar. „Je weniger<lb/> die Agrikultur sich ausgebildet hat, und je mehr der auswärtige Handel Ge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0262]
list und Larey
größer und vollkommner das Produkt — die geistige und körperliche Wohl¬
fahrt der Individuen. Die höchste zur Zeit realisirte Einigung der Indi¬
viduen unter dem Rechtsgesetz ist die des Staats und der Nation; die höchste
gedenkbare Vereinigung ist die der gesamten Menschheit." Wir unsernteils,
heißt es dann weiter S. 187, „sind weit entfernt, die Theorie der kosmo¬
politischen Ökonomie zu verwerfen; nur sind wir der Meinung, daß auch die
politische Ökonomie wissenschaftlich auszubilden, und daß es immer besser sei,
die Dinge bei ihrem rechten Namen zu nennen, als ihnen Benennungen zu
geben, die mit der Bedeutung der Worte im Widerspruch stehen. Will man
den Gesetzen der Logik und der Natur der Dinge getreu bleiben, so muß man
der Privatökonomie die Gesellschaftsökonomie gegenüberstellen und in der
letztern unterscheiden: die politische oder Nationalökonomie, welche lehrt, wie
eine gegebne Nation bei der gegenwärtigen Weltlage und bei ihren besondern
Verhältnissen ihre ökonomischen Zustände behaupten und verbessern kann, von
der kosmopolitischen oder Weltökonomie, welche von der Voraussetzung aus¬
geht, daß alle Nationen der Erde nur eine einzige, unter sich in ewigem
Frieden lebende Gesellschaft bilden. Setzt man dieses voraus, so erscheint die
internationale Handelsfreiheit als vollkommen gerechtfertigt. Je weniger jedes
Individuum in der Verfolgung seiner Wohlfahrtszwecke beschränkt, je größer
die Zahl und der Reichtum derer ist, mit welchen es in freiem Verkehr steht,
je größer der Raum ist, auf welchen sich seine Thätigkeit zu erstrecken ver¬
mag, um so leichter wird es ihm sein, die ihm von der Natur verliehenen
Eigenschaften, die erworbnen Kenntnisse und Geschicklichkeiten und die ihm zu
Gebote stehenden Naturkräfte zur Vermehrung seiner Wohlfahrt zu benutzen.
Man denke sich alle Nationen auf gleiche Weise vereinigt ^wie Großbritannien
und Irland; heute würden wir lieber sagen, wie die Gebiete des anglo-
indischen Reiches^, und die lebhafteste Phantasie wird nicht imstande sein, sich
die Summe von Wohlfahrt und Glück vorzustellen, die daraus dem mensch¬
lichen Geschlecht erwachsen müßte."
Leider seien wir noch lange nicht so weit, und darin eben bestehe ein dritter
Fehler der Sandschen Schule, daß sie diesen Jdealzustcmd als gegenwärtig
schon verwirklicht voraussetze. Anzustreben sei er ohne Zweifel, der Schutzzoll
sei nicht Selbstzweck, sondern nur Erziehungsmittel, als solches aber vorläufig
unentbehrlich. Denn Freiheit werde erst dann vorhanden sein, wenn gleich
starke Nationen ihre Erzeugnisse auf gleichem Fuße mit einander austauschen
würden; gegenwärtig aber sei England allein stark, und alle übrigen Nationen
würden von ihm ausgebeutet, das sei keine Freiheit, dieser Zustand, wo Kinder
mit einem Niesen zu ringen hätten. Diese Natur des Schutzzolls als eines
Erziehungsmittels müsse sorgfältig beachtet werden, damit er richtig angewendet
werde. Nicht schon auf der untersten Stufe sei er anwendbar. „Je weniger
die Agrikultur sich ausgebildet hat, und je mehr der auswärtige Handel Ge-
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