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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr.

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der beiden Platten nur sehr wenig verloren geht. Und dabei hat sich der
Zeichner die leichte Lesbarkeit der Karte nicht durch das naheliegende Mittel
leicht gemacht: enthält doch das Namenverzeichnis, das mit der letzten Liefe-
rung ausgegeben wurde, weit über 50000 Namen auf deu siebenundzwanzig
mäßig großen Blättern! Die Karte ist in zweifarbigen Kupferdruck vervielfältigt,
die Geläudezeichuung braun-, alles übrige schwarz (pechschwarz , d. h. mit einem
starken Stich ins Braune), nur die Seen und größern Flüsse sind durch Hand-
kvlorit blan herausgehoben. Auch auf Gebirgsflächen bleibt die Karte in allen
Einzelheiten gut lesbar. Was den Kupferstich selbst angeht, so wüßte ich wenig
Karten zu nennen, die dieser Karte des deutschen Reichs an die Seite gesetzt
werden könnten. Es verlohnte sich gewiß einmal, daß unsre Kunstgelehrten und
Kunstfreunde, die den Kupferstich und die Nadiruug nur als I^imo ^.re für sich
oder als Ausdrucksmittel andrer Knnstgebiete kennen, auf diesen Blättern sähen
und würdigten, was der Stichel des Kartenknpferstechers hente zu leisten hat und
zu leisten vermag. Der Verfasser dieser Zeilen ist der letzte, der der Kartenbeur-
teilung allein oder einseitig vom künstlerischen Gesichtspunkte ans das Wort
reden mochte, ja es giebt nichts ärgerlicheres, als eine Karte zu sehen, die
mit sichtbarer Vernachlässigung der Naturwahrheit auf den Effekt hin ge¬
arbeitet ist, wie z. B. manche englische topographische Blätter, und von mancher
künstlerisch tüchtigen Leistung kann mau nnr hageln schade um die Sticharbeit,
die an die ungenügende Karte verschwendet ist; es ist nicht zu verkennen, daß
die breite und breitgetretene Ausstellerei ohne Ende der Erhebung des Scheins
über das sein auch hier Vorschub geleistet hat. Aber es ist doch anch eine
große Freude, einem innerlich tüchtigen Werk eine würdige und schöne äußere
Erscheinung verliehen zu sehen. Daß die geographische Anstalt in Gotha bei
ihren umfangreichen Kartenwerken, z. B. in der großen Trias Stieler, Berg¬
haus und Spruner, durchaus am Kupferstich festhält, ist aufs dankbarste zu
begrüßen, freilich ist es fast unumgänglich notwendig, wenn an der löblichen
und andern Anstalten gegenüber besonders ins Gewicht fallenden "Methode
von Justus Berthes" nicht gerüttelt werden soll, jede Karte in möglichst kleinen
Zeitabschnitten aufs laufende zu bringen, sodaß sie zur Zeit ihrer Ausgabe
auch den Stand unsrer Kenntnisse zu dieser Zeit darstellt. Dieses fortwährende
Werden der Gothaer Karteuwerke würde kein andres System der Vervielfäl¬
tigung so leicht zulassen, wie eben der anfangs allerdings teure Kupferstich.
Und daß auch nur von Kupferplatten gedruckt wird, verleiht jedem Stück dieser
Karten seine eigentümliche Schärfe und Klarheit, verleiht den Karten ihre
Lesbarkeit.

Als in der geographischen Anstalt von Justus Perthes beschlossen wurde,
die aus den ersten Jahrzehnten unsers Jahrhunderts stammende Stielerische
Karte von Deutschland in fünfundzwanzig Blättern und im Längenmaßstab
1:740000, deren Nnchführung schon wegen fortschreitender Überladung all-


der beiden Platten nur sehr wenig verloren geht. Und dabei hat sich der
Zeichner die leichte Lesbarkeit der Karte nicht durch das naheliegende Mittel
leicht gemacht: enthält doch das Namenverzeichnis, das mit der letzten Liefe-
rung ausgegeben wurde, weit über 50000 Namen auf deu siebenundzwanzig
mäßig großen Blättern! Die Karte ist in zweifarbigen Kupferdruck vervielfältigt,
die Geläudezeichuung braun-, alles übrige schwarz (pechschwarz , d. h. mit einem
starken Stich ins Braune), nur die Seen und größern Flüsse sind durch Hand-
kvlorit blan herausgehoben. Auch auf Gebirgsflächen bleibt die Karte in allen
Einzelheiten gut lesbar. Was den Kupferstich selbst angeht, so wüßte ich wenig
Karten zu nennen, die dieser Karte des deutschen Reichs an die Seite gesetzt
werden könnten. Es verlohnte sich gewiß einmal, daß unsre Kunstgelehrten und
Kunstfreunde, die den Kupferstich und die Nadiruug nur als I^imo ^.re für sich
oder als Ausdrucksmittel andrer Knnstgebiete kennen, auf diesen Blättern sähen
und würdigten, was der Stichel des Kartenknpferstechers hente zu leisten hat und
zu leisten vermag. Der Verfasser dieser Zeilen ist der letzte, der der Kartenbeur-
teilung allein oder einseitig vom künstlerischen Gesichtspunkte ans das Wort
reden mochte, ja es giebt nichts ärgerlicheres, als eine Karte zu sehen, die
mit sichtbarer Vernachlässigung der Naturwahrheit auf den Effekt hin ge¬
arbeitet ist, wie z. B. manche englische topographische Blätter, und von mancher
künstlerisch tüchtigen Leistung kann mau nnr hageln schade um die Sticharbeit,
die an die ungenügende Karte verschwendet ist; es ist nicht zu verkennen, daß
die breite und breitgetretene Ausstellerei ohne Ende der Erhebung des Scheins
über das sein auch hier Vorschub geleistet hat. Aber es ist doch anch eine
große Freude, einem innerlich tüchtigen Werk eine würdige und schöne äußere
Erscheinung verliehen zu sehen. Daß die geographische Anstalt in Gotha bei
ihren umfangreichen Kartenwerken, z. B. in der großen Trias Stieler, Berg¬
haus und Spruner, durchaus am Kupferstich festhält, ist aufs dankbarste zu
begrüßen, freilich ist es fast unumgänglich notwendig, wenn an der löblichen
und andern Anstalten gegenüber besonders ins Gewicht fallenden „Methode
von Justus Berthes" nicht gerüttelt werden soll, jede Karte in möglichst kleinen
Zeitabschnitten aufs laufende zu bringen, sodaß sie zur Zeit ihrer Ausgabe
auch den Stand unsrer Kenntnisse zu dieser Zeit darstellt. Dieses fortwährende
Werden der Gothaer Karteuwerke würde kein andres System der Vervielfäl¬
tigung so leicht zulassen, wie eben der anfangs allerdings teure Kupferstich.
Und daß auch nur von Kupferplatten gedruckt wird, verleiht jedem Stück dieser
Karten seine eigentümliche Schärfe und Klarheit, verleiht den Karten ihre
Lesbarkeit.

Als in der geographischen Anstalt von Justus Perthes beschlossen wurde,
die aus den ersten Jahrzehnten unsers Jahrhunderts stammende Stielerische
Karte von Deutschland in fünfundzwanzig Blättern und im Längenmaßstab
1:740000, deren Nnchführung schon wegen fortschreitender Überladung all-


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[0637] der beiden Platten nur sehr wenig verloren geht. Und dabei hat sich der Zeichner die leichte Lesbarkeit der Karte nicht durch das naheliegende Mittel leicht gemacht: enthält doch das Namenverzeichnis, das mit der letzten Liefe- rung ausgegeben wurde, weit über 50000 Namen auf deu siebenundzwanzig mäßig großen Blättern! Die Karte ist in zweifarbigen Kupferdruck vervielfältigt, die Geläudezeichuung braun-, alles übrige schwarz (pechschwarz , d. h. mit einem starken Stich ins Braune), nur die Seen und größern Flüsse sind durch Hand- kvlorit blan herausgehoben. Auch auf Gebirgsflächen bleibt die Karte in allen Einzelheiten gut lesbar. Was den Kupferstich selbst angeht, so wüßte ich wenig Karten zu nennen, die dieser Karte des deutschen Reichs an die Seite gesetzt werden könnten. Es verlohnte sich gewiß einmal, daß unsre Kunstgelehrten und Kunstfreunde, die den Kupferstich und die Nadiruug nur als I^imo ^.re für sich oder als Ausdrucksmittel andrer Knnstgebiete kennen, auf diesen Blättern sähen und würdigten, was der Stichel des Kartenknpferstechers hente zu leisten hat und zu leisten vermag. Der Verfasser dieser Zeilen ist der letzte, der der Kartenbeur- teilung allein oder einseitig vom künstlerischen Gesichtspunkte ans das Wort reden mochte, ja es giebt nichts ärgerlicheres, als eine Karte zu sehen, die mit sichtbarer Vernachlässigung der Naturwahrheit auf den Effekt hin ge¬ arbeitet ist, wie z. B. manche englische topographische Blätter, und von mancher künstlerisch tüchtigen Leistung kann mau nnr hageln schade um die Sticharbeit, die an die ungenügende Karte verschwendet ist; es ist nicht zu verkennen, daß die breite und breitgetretene Ausstellerei ohne Ende der Erhebung des Scheins über das sein auch hier Vorschub geleistet hat. Aber es ist doch anch eine große Freude, einem innerlich tüchtigen Werk eine würdige und schöne äußere Erscheinung verliehen zu sehen. Daß die geographische Anstalt in Gotha bei ihren umfangreichen Kartenwerken, z. B. in der großen Trias Stieler, Berg¬ haus und Spruner, durchaus am Kupferstich festhält, ist aufs dankbarste zu begrüßen, freilich ist es fast unumgänglich notwendig, wenn an der löblichen und andern Anstalten gegenüber besonders ins Gewicht fallenden „Methode von Justus Berthes" nicht gerüttelt werden soll, jede Karte in möglichst kleinen Zeitabschnitten aufs laufende zu bringen, sodaß sie zur Zeit ihrer Ausgabe auch den Stand unsrer Kenntnisse zu dieser Zeit darstellt. Dieses fortwährende Werden der Gothaer Karteuwerke würde kein andres System der Vervielfäl¬ tigung so leicht zulassen, wie eben der anfangs allerdings teure Kupferstich. Und daß auch nur von Kupferplatten gedruckt wird, verleiht jedem Stück dieser Karten seine eigentümliche Schärfe und Klarheit, verleiht den Karten ihre Lesbarkeit. Als in der geographischen Anstalt von Justus Perthes beschlossen wurde, die aus den ersten Jahrzehnten unsers Jahrhunderts stammende Stielerische Karte von Deutschland in fünfundzwanzig Blättern und im Längenmaßstab 1:740000, deren Nnchführung schon wegen fortschreitender Überladung all-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215723/637>, abgerufen am 30.06.2024.