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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr.

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Litteratur

dagegen bleibt der für die ständigen Abnehmer nud für die vor Abschluß des
Werkes neu hinzutretender Abonnenten der ursprünglich festgesetzte Preis von
l00 Mark.

Das Handwörterbuch steht insofern einzig in seiner Art de>, als es nicht gleich
andern ähnlichen Werken abgeschlossene Ergebnisse mitzuteilen, sondern flüssige Dinge
und Verhältnisse zu behandeln hat, daher die Wissenschaften, über die es Auskunft
geben soll, erst mit schaffen hilft, und da diese Wissenschaften unmittelbar und tief
ins Leben eingreifen, selbst in unser wirtschaftliches, soziales und Politisches Leben
gestaltend eingreift und im großen Stile Weltgeschichte macht. In dieser Hinsicht
kann ihm nur das Unternehmen der französischen Encyklopädisten an die Seite ge¬
stellt werden, von dem es sich aber dadurch vorteilhaft unterscheidet, daß es nicht
von dem Geiste nnflösender Kritik erfüllt ist, sondern von einem Geiste, der auf-
bauen und schaffen will. Bei diesem gewaltigen Einfluß auf die Wirklichkeit liegt
den Mitarbeitern die Pflicht ob, aufs gewissenhafteste zu erwägen, nach welcher
Richtung sie ihren Einfluß wirken lassen wollen, und sich in zweifelhaften Fällen
vorsichtige Zurückhaltung aufzuerlegen. Dieser Pflicht sind sie denn auch im all¬
gemeinen eingedenk; hie und da jedoch würden wir doch noch größere Vorsicht
wünschen. So z. B. in dem sonst vorzüglichen Artikel von Lexis über Natural¬
wirtschaft, der u. a. eine interessante Darstellung der altgriechischen Wirtschaft
enthält,, wie sie sich in der Odyssee spiegelt. Zuletzt erwähnt der Verfasser die
Klagen über die Nachteile der Geldwirtschaft und schließt mit den Sätzen' "Aber
die Naturalwirtschaft gehört dennoch einer niedrigern Phase der Kultur ein, in der
der technische Fortschritt gehemmt ist, und ^bei derj es uicht möglich wäre, Be¬
völkerungen von der Dichtigkeit, wie sie die heutigen Kulturstaaten aufweisen, Be¬
friedigung ihrer Bedürfnisse zu verschaffen. Die Übel, welche die arbeitsteilige,
geldwirtschaftliche und kapitalistische Produktion für die einzelnen mit sich bringt,
müssen daher ertragen werden, sofern sie sich nicht durch Mittel, die der fort-
geschrittuen Entwicklung angemessen siud, mildern lassen, da eine Rückkehr zu primi¬
tiven Formen ohne eine einschneidende Kultnrvcrnichtnng uicht möglich ist." Diese"
Schluß hätten wir etwas weniger apodiktisch gewünscht. Giebt es denn kein mitt¬
leres zwischen reiner Natural- und reiner Geldwirtschaft, und entspricht nicht ge¬
rade die Mischform am besten allen Anforderungen der wahrhaft höchsten Kultur?
Die Leiter und Mitarbeiter des Handwörterbuchs sind ja wohl sämtlich Mitglieder
oder wenigstens Gesinnungsgenossen des Vereins für Sozialpolitik und wirken mit
diesem für innere Kolonisation. Nun, was ist diese andres, als teilweise Wieder¬
herstellung der Naturalwirtschaft? Jeder neue Bauerhof bedeutet eine jeuer Familien
mehr, die ihre Bedürfnisse zum Teil aus der eignen Wirtschaft befriedigen. Oder
würde es der Verfasser für einen Vorteil halten, wenn auch sämtliche Bauern bis
zum kleinsten herunter rein kapitalistisch wirtschafteten, alle ihre Erzeugnisse ver¬
kauften und alles, was sie brauchen, einschließlich der Milch und der Butter, auf
dem Markte kauften? Beinahe scheint es so, denn er verzeichnet unter den Merk¬
male" der fortschreitettden Geldwirtschaft auch das, daß die Bauern mehr und mehr
davon abkamen, ihr Brot zu Hause backen zu lassen, lieber ihr ganzes Getreide
verkauften und ihr Brot beim Bäcker kauften. Darin liegt aber ganz und gor kein
volkswirtschaftlicher Fortschritt; das Brot wird bei dieser Art Arbeitsteilung nicht
besser, sondern schlechter und namentlich weniger nahrhaft, und die im Bauernhause
ersparte Arbeitszeit und Arbeitskraft wird nicht auf nützlicheres, sondern ans Tand
verwendet. Wo die Bäuerin das Backe" einstellt, da geschieht es lediglich ans dem
Grunde, weil sie eine "Dame" geworden ist und sich zu vornehm fürs Brotkneten


Litteratur

dagegen bleibt der für die ständigen Abnehmer nud für die vor Abschluß des
Werkes neu hinzutretender Abonnenten der ursprünglich festgesetzte Preis von
l00 Mark.

Das Handwörterbuch steht insofern einzig in seiner Art de>, als es nicht gleich
andern ähnlichen Werken abgeschlossene Ergebnisse mitzuteilen, sondern flüssige Dinge
und Verhältnisse zu behandeln hat, daher die Wissenschaften, über die es Auskunft
geben soll, erst mit schaffen hilft, und da diese Wissenschaften unmittelbar und tief
ins Leben eingreifen, selbst in unser wirtschaftliches, soziales und Politisches Leben
gestaltend eingreift und im großen Stile Weltgeschichte macht. In dieser Hinsicht
kann ihm nur das Unternehmen der französischen Encyklopädisten an die Seite ge¬
stellt werden, von dem es sich aber dadurch vorteilhaft unterscheidet, daß es nicht
von dem Geiste nnflösender Kritik erfüllt ist, sondern von einem Geiste, der auf-
bauen und schaffen will. Bei diesem gewaltigen Einfluß auf die Wirklichkeit liegt
den Mitarbeitern die Pflicht ob, aufs gewissenhafteste zu erwägen, nach welcher
Richtung sie ihren Einfluß wirken lassen wollen, und sich in zweifelhaften Fällen
vorsichtige Zurückhaltung aufzuerlegen. Dieser Pflicht sind sie denn auch im all¬
gemeinen eingedenk; hie und da jedoch würden wir doch noch größere Vorsicht
wünschen. So z. B. in dem sonst vorzüglichen Artikel von Lexis über Natural¬
wirtschaft, der u. a. eine interessante Darstellung der altgriechischen Wirtschaft
enthält,, wie sie sich in der Odyssee spiegelt. Zuletzt erwähnt der Verfasser die
Klagen über die Nachteile der Geldwirtschaft und schließt mit den Sätzen' „Aber
die Naturalwirtschaft gehört dennoch einer niedrigern Phase der Kultur ein, in der
der technische Fortschritt gehemmt ist, und ^bei derj es uicht möglich wäre, Be¬
völkerungen von der Dichtigkeit, wie sie die heutigen Kulturstaaten aufweisen, Be¬
friedigung ihrer Bedürfnisse zu verschaffen. Die Übel, welche die arbeitsteilige,
geldwirtschaftliche und kapitalistische Produktion für die einzelnen mit sich bringt,
müssen daher ertragen werden, sofern sie sich nicht durch Mittel, die der fort-
geschrittuen Entwicklung angemessen siud, mildern lassen, da eine Rückkehr zu primi¬
tiven Formen ohne eine einschneidende Kultnrvcrnichtnng uicht möglich ist." Diese»
Schluß hätten wir etwas weniger apodiktisch gewünscht. Giebt es denn kein mitt¬
leres zwischen reiner Natural- und reiner Geldwirtschaft, und entspricht nicht ge¬
rade die Mischform am besten allen Anforderungen der wahrhaft höchsten Kultur?
Die Leiter und Mitarbeiter des Handwörterbuchs sind ja wohl sämtlich Mitglieder
oder wenigstens Gesinnungsgenossen des Vereins für Sozialpolitik und wirken mit
diesem für innere Kolonisation. Nun, was ist diese andres, als teilweise Wieder¬
herstellung der Naturalwirtschaft? Jeder neue Bauerhof bedeutet eine jeuer Familien
mehr, die ihre Bedürfnisse zum Teil aus der eignen Wirtschaft befriedigen. Oder
würde es der Verfasser für einen Vorteil halten, wenn auch sämtliche Bauern bis
zum kleinsten herunter rein kapitalistisch wirtschafteten, alle ihre Erzeugnisse ver¬
kauften und alles, was sie brauchen, einschließlich der Milch und der Butter, auf
dem Markte kauften? Beinahe scheint es so, denn er verzeichnet unter den Merk¬
male» der fortschreitettden Geldwirtschaft auch das, daß die Bauern mehr und mehr
davon abkamen, ihr Brot zu Hause backen zu lassen, lieber ihr ganzes Getreide
verkauften und ihr Brot beim Bäcker kauften. Darin liegt aber ganz und gor kein
volkswirtschaftlicher Fortschritt; das Brot wird bei dieser Art Arbeitsteilung nicht
besser, sondern schlechter und namentlich weniger nahrhaft, und die im Bauernhause
ersparte Arbeitszeit und Arbeitskraft wird nicht auf nützlicheres, sondern ans Tand
verwendet. Wo die Bäuerin das Backe» einstellt, da geschieht es lediglich ans dem
Grunde, weil sie eine „Dame" geworden ist und sich zu vornehm fürs Brotkneten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215723/606>, abgerufen am 30.06.2024.