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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr.

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Schwarzes Bret

"Jenner stand auf -- seinen Mitspielern einen entschuldigenden Blick zuwerfend -- trat
auf Reinhard zu und ergriff dessen Hand, die eben wieder ein Glas voll feurig gelben Weins
genossen hatte/'


(Adolf Wilbrandt, Der Dornenweg. Berliner Tageblatt vom 20, Oktober 18!")


"Thilde Weidner stand inmitten der sie herbeigelockten Schar."


(Jllustrirte Frauenzeitung 1893, Heft 3, S. 59)


"Aber auch noch andre Umstünde wirkten auf meinen Entschluß ein, den ich noch vor
wenigen Woche" als (!) einen (!) undenkbaren gehalten."

"Als die beideu jungen Frauen wenig später in das Schloß eintraten und sich hier in
dem (!) neben dem (!) in Gold und Weis; gemalten, mit wundervollen Empiremöbeln ge¬
schmückten Gartenzimmer befindlichen, reizend ausgestatteten Kabinett Lizzies niederließen."

"Ich übernehme die Praxis eines bisher dort ansässigen Arztes, der sich genügend (!)
erworben hat und nach Deutschland zurückkehren will."

"Es giebt noch andre Gründe, die mich veranlassen, durch einen solchen gewaltsamen
Schritt mich anßer jeder Mitwirkung der kommenden Dinge zu setzen."

"Erst als sie durch einen ihr Haupt berührenden Druck von der Hand der Freundin
an sie und die sie umgebende Welt erinnert ward, löste sich der Schmerz, und indem sie
über die Stirn glitt (!), stand sie auf und schloß unter einem tiefen Atemzug die Reihe ihrer
schwermütige" Gedanken ab." u. s. f. u. f. f. u. s. f. in intinitnm.


(H. Heiberg, Einmal im Himmel. Westermanns Monatshefte. August 1893.)

Ist denn niemand da, der Herrn Heiberg einmal einen Nnterrichtsknrsus in der deutscheu
Sprache erteilen könnte? Und ist in der ganzen Redaktion von Westermanns Monatsheften
niemand, der alle diese Schnitzer sieht und beseitigen kann? Oder hält sie die Redaktion für
eine berechtigte, unantastbare Eigentümlichkeit dieses großen Schriftstellers?




Zur Steuerreform
Heil, Miquel, dir! Bei Gott, du bist ein Mann!
Weil du es wagst, der bittern Not der Armen
Dich, steuerkundig, milde zu erbarme"
Und scharf zum Zoll den Luxus holst heran! Die Börse freilich thut dich in den Bann,
Und ach! der Freisinn wird dich nicht umarmen!
Ich aber singe dir ein herrlich Carmen,
Vollbringst dn rücksichtslos, was ich ersann: Leg auf die hündische Schweifwedelei,
Auf jeden falschen, unverdienten Ruhm
Und ans die Phrase eine hohe Steuer; Dann mach das Volk von jeder andern frei!
Glciubs! bei dem Kriecher-, Streber-, Schwätzerinn,,
Das heute herrscht, trägt sie ganz ungeheuer.



Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig
Verlag von Fr, Wilh. Grunvw in Leipzig -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
Schwarzes Bret

„Jenner stand auf — seinen Mitspielern einen entschuldigenden Blick zuwerfend — trat
auf Reinhard zu und ergriff dessen Hand, die eben wieder ein Glas voll feurig gelben Weins
genossen hatte/'


(Adolf Wilbrandt, Der Dornenweg. Berliner Tageblatt vom 20, Oktober 18!»)


„Thilde Weidner stand inmitten der sie herbeigelockten Schar."


(Jllustrirte Frauenzeitung 1893, Heft 3, S. 59)


„Aber auch noch andre Umstünde wirkten auf meinen Entschluß ein, den ich noch vor
wenigen Woche» als (!) einen (!) undenkbaren gehalten."

„Als die beideu jungen Frauen wenig später in das Schloß eintraten und sich hier in
dem (!) neben dem (!) in Gold und Weis; gemalten, mit wundervollen Empiremöbeln ge¬
schmückten Gartenzimmer befindlichen, reizend ausgestatteten Kabinett Lizzies niederließen."

„Ich übernehme die Praxis eines bisher dort ansässigen Arztes, der sich genügend (!)
erworben hat und nach Deutschland zurückkehren will."

„Es giebt noch andre Gründe, die mich veranlassen, durch einen solchen gewaltsamen
Schritt mich anßer jeder Mitwirkung der kommenden Dinge zu setzen."

„Erst als sie durch einen ihr Haupt berührenden Druck von der Hand der Freundin
an sie und die sie umgebende Welt erinnert ward, löste sich der Schmerz, und indem sie
über die Stirn glitt (!), stand sie auf und schloß unter einem tiefen Atemzug die Reihe ihrer
schwermütige» Gedanken ab." u. s. f. u. f. f. u. s. f. in intinitnm.


(H. Heiberg, Einmal im Himmel. Westermanns Monatshefte. August 1893.)

Ist denn niemand da, der Herrn Heiberg einmal einen Nnterrichtsknrsus in der deutscheu
Sprache erteilen könnte? Und ist in der ganzen Redaktion von Westermanns Monatsheften
niemand, der alle diese Schnitzer sieht und beseitigen kann? Oder hält sie die Redaktion für
eine berechtigte, unantastbare Eigentümlichkeit dieses großen Schriftstellers?




Zur Steuerreform
Heil, Miquel, dir! Bei Gott, du bist ein Mann!
Weil du es wagst, der bittern Not der Armen
Dich, steuerkundig, milde zu erbarme»
Und scharf zum Zoll den Luxus holst heran! Die Börse freilich thut dich in den Bann,
Und ach! der Freisinn wird dich nicht umarmen!
Ich aber singe dir ein herrlich Carmen,
Vollbringst dn rücksichtslos, was ich ersann: Leg auf die hündische Schweifwedelei,
Auf jeden falschen, unverdienten Ruhm
Und ans die Phrase eine hohe Steuer; Dann mach das Volk von jeder andern frei!
Glciubs! bei dem Kriecher-, Streber-, Schwätzerinn,,
Das heute herrscht, trägt sie ganz ungeheuer.



Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig
Verlag von Fr, Wilh. Grunvw in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0456] Schwarzes Bret „Jenner stand auf — seinen Mitspielern einen entschuldigenden Blick zuwerfend — trat auf Reinhard zu und ergriff dessen Hand, die eben wieder ein Glas voll feurig gelben Weins genossen hatte/' (Adolf Wilbrandt, Der Dornenweg. Berliner Tageblatt vom 20, Oktober 18!») „Thilde Weidner stand inmitten der sie herbeigelockten Schar." (Jllustrirte Frauenzeitung 1893, Heft 3, S. 59) „Aber auch noch andre Umstünde wirkten auf meinen Entschluß ein, den ich noch vor wenigen Woche» als (!) einen (!) undenkbaren gehalten." „Als die beideu jungen Frauen wenig später in das Schloß eintraten und sich hier in dem (!) neben dem (!) in Gold und Weis; gemalten, mit wundervollen Empiremöbeln ge¬ schmückten Gartenzimmer befindlichen, reizend ausgestatteten Kabinett Lizzies niederließen." „Ich übernehme die Praxis eines bisher dort ansässigen Arztes, der sich genügend (!) erworben hat und nach Deutschland zurückkehren will." „Es giebt noch andre Gründe, die mich veranlassen, durch einen solchen gewaltsamen Schritt mich anßer jeder Mitwirkung der kommenden Dinge zu setzen." „Erst als sie durch einen ihr Haupt berührenden Druck von der Hand der Freundin an sie und die sie umgebende Welt erinnert ward, löste sich der Schmerz, und indem sie über die Stirn glitt (!), stand sie auf und schloß unter einem tiefen Atemzug die Reihe ihrer schwermütige» Gedanken ab." u. s. f. u. f. f. u. s. f. in intinitnm. (H. Heiberg, Einmal im Himmel. Westermanns Monatshefte. August 1893.) Ist denn niemand da, der Herrn Heiberg einmal einen Nnterrichtsknrsus in der deutscheu Sprache erteilen könnte? Und ist in der ganzen Redaktion von Westermanns Monatsheften niemand, der alle diese Schnitzer sieht und beseitigen kann? Oder hält sie die Redaktion für eine berechtigte, unantastbare Eigentümlichkeit dieses großen Schriftstellers? Zur Steuerreform Heil, Miquel, dir! Bei Gott, du bist ein Mann! Weil du es wagst, der bittern Not der Armen Dich, steuerkundig, milde zu erbarme» Und scharf zum Zoll den Luxus holst heran! Die Börse freilich thut dich in den Bann, Und ach! der Freisinn wird dich nicht umarmen! Ich aber singe dir ein herrlich Carmen, Vollbringst dn rücksichtslos, was ich ersann: Leg auf die hündische Schweifwedelei, Auf jeden falschen, unverdienten Ruhm Und ans die Phrase eine hohe Steuer; Dann mach das Volk von jeder andern frei! Glciubs! bei dem Kriecher-, Streber-, Schwätzerinn,, Das heute herrscht, trägt sie ganz ungeheuer. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig Verlag von Fr, Wilh. Grunvw in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215723/456>, abgerufen am 22.07.2024.