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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr.

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zu machen nach der verschiednen Größe der Arbeitsleistung der Post bei
der Beförderung der Zeitungen. Wir haben schon im Januar (Heft 4) aus¬
führlich auf diesen Umstand als auf einen Mißstand aufmerksam gemacht; und
in der Neichstagssitzuug vom 4. März erklärte der Staatssekretär von Stephan
auf eine hierauf bezügliche Jnterpellation des Abgeordneten von der Schulen¬
burg, daß die PostVerwaltung dieser Frage bereits näher getreten sei. Aber
selbstverständlich würde eine Änderung in der Erhebung der Zeitungspostgebühr
auf die Jnseratensteuer ohne Einfluß sein, da sich diese doch auf alle Zeitungen
und Zeitschriften erstrecken müßte, die gewerbsmäßig Anzeigen gegen Jusertions-
gebühr aufnehmen, sich also nicht allein auf die durch die Post besorgten be¬
schränkt.

Natürlich wird es nicht an Stimmen fehlen, die angesichts einer Jnse¬
ratensteuer möglichst laut von Einschränkung der Preßfreiheit und dergleichen
schreien werden; denn gerade die Kreise, denen eine solche Steuer am un¬
bequemsten sein wird, werden die Lärmtrommel auf alle mögliche Weise rühren.
Hat doch schon die Anregung dieser Frage im Reichstage durch deu Geheimrat
Gamp bei der Beratung der Steuervorlage in einem gewissen Teil der Presse
große Aufregung hervorgerufen. Aber das kann doch kein Hindernis sein, die
Frage alles Ernstes in Erwägung zu ziehen.

Auf Einzelheiten soll hier nicht eingegangen werden. Da aber in der
Presse bereits die Behauptung verbreitet wird, daß eine Jnseratensteuer keines¬
wegs geeignet sei, eine nennenswerte Einnahmequelle für den Staat abzugeben,
so soll nur noch hervorgehoben werden, daß bei einer Höhe der Steuer von
fünf Prozent des Betrages der Jnsertionskosten, und zwar des Betrages, der
sich aus der Größe der Anzeige und dein gewöhnliche" Zeilenpreis berechnen
läßt, nicht des Betrages, den die Zeitung vielleicht infolge eines be¬
sondern Kontrakts mit den Inserenten erhält (den Annoncenbürecins, den An¬
noncensammlern und auch ständigen Inserenten werden ungleich höhere Pro¬
zente an Rabatt bewilligt!), sich eine Einnahmequelle für den Staatshaus¬
halt eröffnen würde, deren jährliches Ergebnis nach Millionen Mark zählen
würde.




zu machen nach der verschiednen Größe der Arbeitsleistung der Post bei
der Beförderung der Zeitungen. Wir haben schon im Januar (Heft 4) aus¬
führlich auf diesen Umstand als auf einen Mißstand aufmerksam gemacht; und
in der Neichstagssitzuug vom 4. März erklärte der Staatssekretär von Stephan
auf eine hierauf bezügliche Jnterpellation des Abgeordneten von der Schulen¬
burg, daß die PostVerwaltung dieser Frage bereits näher getreten sei. Aber
selbstverständlich würde eine Änderung in der Erhebung der Zeitungspostgebühr
auf die Jnseratensteuer ohne Einfluß sein, da sich diese doch auf alle Zeitungen
und Zeitschriften erstrecken müßte, die gewerbsmäßig Anzeigen gegen Jusertions-
gebühr aufnehmen, sich also nicht allein auf die durch die Post besorgten be¬
schränkt.

Natürlich wird es nicht an Stimmen fehlen, die angesichts einer Jnse¬
ratensteuer möglichst laut von Einschränkung der Preßfreiheit und dergleichen
schreien werden; denn gerade die Kreise, denen eine solche Steuer am un¬
bequemsten sein wird, werden die Lärmtrommel auf alle mögliche Weise rühren.
Hat doch schon die Anregung dieser Frage im Reichstage durch deu Geheimrat
Gamp bei der Beratung der Steuervorlage in einem gewissen Teil der Presse
große Aufregung hervorgerufen. Aber das kann doch kein Hindernis sein, die
Frage alles Ernstes in Erwägung zu ziehen.

Auf Einzelheiten soll hier nicht eingegangen werden. Da aber in der
Presse bereits die Behauptung verbreitet wird, daß eine Jnseratensteuer keines¬
wegs geeignet sei, eine nennenswerte Einnahmequelle für den Staat abzugeben,
so soll nur noch hervorgehoben werden, daß bei einer Höhe der Steuer von
fünf Prozent des Betrages der Jnsertionskosten, und zwar des Betrages, der
sich aus der Größe der Anzeige und dein gewöhnliche» Zeilenpreis berechnen
läßt, nicht des Betrages, den die Zeitung vielleicht infolge eines be¬
sondern Kontrakts mit den Inserenten erhält (den Annoncenbürecins, den An¬
noncensammlern und auch ständigen Inserenten werden ungleich höhere Pro¬
zente an Rabatt bewilligt!), sich eine Einnahmequelle für den Staatshaus¬
halt eröffnen würde, deren jährliches Ergebnis nach Millionen Mark zählen
würde.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215723/252>, abgerufen am 22.07.2024.