Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Zweites Vierteljahr.Die deutsche Philologenversaimnlimg in U?im eine archäologische nu österreichischen Museum, eine andre, die die größten Am Freitag (26. Mai) Nachmittag führten die Schüler das Gymnasiums Aber was schließlich den größten Eindruck machte, das war die wahrhaft Die deutsche Philologenversaimnlimg in U?im eine archäologische nu österreichischen Museum, eine andre, die die größten Am Freitag (26. Mai) Nachmittag führten die Schüler das Gymnasiums Aber was schließlich den größten Eindruck machte, das war die wahrhaft <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0501" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/214956"/> <fw type="header" place="top"> Die deutsche Philologenversaimnlimg in U?im</fw><lb/> <p xml:id="ID_1916" prev="#ID_1915"> eine archäologische nu österreichischen Museum, eine andre, die die größten<lb/> Schätze umfaßte, in der Hofbibliothek, und die mannichfachsten Anstalten waren<lb/> zur Erholung getroffen worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1917"> Am Freitag (26. Mai) Nachmittag führten die Schüler das Gymnasiums<lb/> in Baden Jugendspiele auf, um Abend desselben Tages öffneten sich das Hos¬<lb/> burgtheater, die Oper und das Volkstheater den Gästen, am Sonnabend ging<lb/> es hinaus auf den Kahlenberg zur „Maifeier" des Wiener Münuergescmgver-<lb/> eins, und von dieser Höhe oder noch besser von dem historischen Leopoldsberge<lb/> aus bot sich der Blick hier auf die dunkeln Vergzüge des Wiener Waldes,<lb/> dort auf die weite Donauebne, den mächtigen Strom und die Häusermassen<lb/> der Hauptstadt. Endlich am Sonntag führte ein Sonderzug den einen Teil<lb/> der Mitglieder hinauf zur Gebirgswelt des Semmering, die Mehrzahl aber<lb/> fuhr die Donau hinab nach Deutsch-Altenburg, um von da aus unter sach¬<lb/> kundiger Führung die ansehnlichen Reste des Römerlagers und der Römer¬<lb/> stadt Carnuntum zu besichtigen, wo vor kurzem ein ansehnliches Amphitheater<lb/> und ein Teil der antiken Stadt beim Schlosse von Petronell ausgegraben<lb/> worden sind, beides hoch oben auf dem Steilrande des rechten Doucmnfers,<lb/> unter dem die grauweißlichen Wassermassen des Stromes zwischen waldbedeckten<lb/> sumpfigen Inseln und Ufern gerade noch so wild und unbezähmbar dahin-<lb/> schicßen wie zur Römerzeit, während im Osten kahle Felsboden und der The¬<lb/> bener Kogel, der Ausläufer der kleinen Karpaten, das Bild des weiten<lb/> Stromthales und der Ebne darüber wirkungsvoll begrenzen. Alle diese Ver¬<lb/> anstaltungen waren stets ebenso umsichtig angeordnet wie liebenswürdig dar¬<lb/> geboten, was freilich in Wien wohl keiner besondern Bemerkung bedarf.</p><lb/> <p xml:id="ID_1918" next="#ID_1919"> Aber was schließlich den größten Eindruck machte, das war die wahrhaft<lb/> vornehme Art, in der Stadt und Negierung wetteiferten, die Versammlung zu<lb/> ehren. Der Magistrat von Wien bot ihren Mitgliedern in den hochgewölbten<lb/> Prachträumeu seines Rathauses ein solennes Frühstück dar, der Kultus- und<lb/> Unterrichtsminister Freiherr Ganthas von Fraukeuthurn begrüßte sie in der<lb/> Eröffnungssitzung mit einer gehaltvollen und feinsinnigen Ansprache und em¬<lb/> pfing sie am Abend des Mittwoch in seinem Hotel, zugleich mit den Spitzen<lb/> aller Behörden, und vor allem lud der Kaiser selbst sie für Donnerstag Abend<lb/> in seine Residenz. Die Hofburg war in Gala. Husareuposten hielten an den<lb/> Einfahrten des Jvsephsplatzcs; in dem hohen blumengeschmückten Treppen¬<lb/> hause der Botschafterstiege, in den Vorzimmern und den endlosen Gängen zu<lb/> den Sälen, die alle mit den kostbarsten alten Gobelins behängen waren, para-<lb/> dirten die Schloßgarten in ihrer dunkeln Uniform neben den scharlachroten<lb/> Areiereleibgarden, und in dem großen weißgoldnen, ebenfalls mit Gobelins<lb/> geschmückten, im milden elektrischen Licht strahlenden Redoutensaale begrüßte<lb/> der Kaiser seine Gäste, begleitet von allen Erzherzogen, den Ministern und<lb/> andern Würdenträgern, dem deutschen Botschafter mit seinem ganzen Personal,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0501]
Die deutsche Philologenversaimnlimg in U?im
eine archäologische nu österreichischen Museum, eine andre, die die größten
Schätze umfaßte, in der Hofbibliothek, und die mannichfachsten Anstalten waren
zur Erholung getroffen worden.
Am Freitag (26. Mai) Nachmittag führten die Schüler das Gymnasiums
in Baden Jugendspiele auf, um Abend desselben Tages öffneten sich das Hos¬
burgtheater, die Oper und das Volkstheater den Gästen, am Sonnabend ging
es hinaus auf den Kahlenberg zur „Maifeier" des Wiener Münuergescmgver-
eins, und von dieser Höhe oder noch besser von dem historischen Leopoldsberge
aus bot sich der Blick hier auf die dunkeln Vergzüge des Wiener Waldes,
dort auf die weite Donauebne, den mächtigen Strom und die Häusermassen
der Hauptstadt. Endlich am Sonntag führte ein Sonderzug den einen Teil
der Mitglieder hinauf zur Gebirgswelt des Semmering, die Mehrzahl aber
fuhr die Donau hinab nach Deutsch-Altenburg, um von da aus unter sach¬
kundiger Führung die ansehnlichen Reste des Römerlagers und der Römer¬
stadt Carnuntum zu besichtigen, wo vor kurzem ein ansehnliches Amphitheater
und ein Teil der antiken Stadt beim Schlosse von Petronell ausgegraben
worden sind, beides hoch oben auf dem Steilrande des rechten Doucmnfers,
unter dem die grauweißlichen Wassermassen des Stromes zwischen waldbedeckten
sumpfigen Inseln und Ufern gerade noch so wild und unbezähmbar dahin-
schicßen wie zur Römerzeit, während im Osten kahle Felsboden und der The¬
bener Kogel, der Ausläufer der kleinen Karpaten, das Bild des weiten
Stromthales und der Ebne darüber wirkungsvoll begrenzen. Alle diese Ver¬
anstaltungen waren stets ebenso umsichtig angeordnet wie liebenswürdig dar¬
geboten, was freilich in Wien wohl keiner besondern Bemerkung bedarf.
Aber was schließlich den größten Eindruck machte, das war die wahrhaft
vornehme Art, in der Stadt und Negierung wetteiferten, die Versammlung zu
ehren. Der Magistrat von Wien bot ihren Mitgliedern in den hochgewölbten
Prachträumeu seines Rathauses ein solennes Frühstück dar, der Kultus- und
Unterrichtsminister Freiherr Ganthas von Fraukeuthurn begrüßte sie in der
Eröffnungssitzung mit einer gehaltvollen und feinsinnigen Ansprache und em¬
pfing sie am Abend des Mittwoch in seinem Hotel, zugleich mit den Spitzen
aller Behörden, und vor allem lud der Kaiser selbst sie für Donnerstag Abend
in seine Residenz. Die Hofburg war in Gala. Husareuposten hielten an den
Einfahrten des Jvsephsplatzcs; in dem hohen blumengeschmückten Treppen¬
hause der Botschafterstiege, in den Vorzimmern und den endlosen Gängen zu
den Sälen, die alle mit den kostbarsten alten Gobelins behängen waren, para-
dirten die Schloßgarten in ihrer dunkeln Uniform neben den scharlachroten
Areiereleibgarden, und in dem großen weißgoldnen, ebenfalls mit Gobelins
geschmückten, im milden elektrischen Licht strahlenden Redoutensaale begrüßte
der Kaiser seine Gäste, begleitet von allen Erzherzogen, den Ministern und
andern Würdenträgern, dem deutschen Botschafter mit seinem ganzen Personal,
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