Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Zweites Vierteljahr.Sie Bornstäoler wurstakten Thätigkeit, das Übersetzen, und Walter Scotts Geschichte Napoleons wurde Ob der kirchliche Übertritt eben so große Umstände gemacht hat, ist mir Die Vornstädter Wurstakten v Julius Dörr on re der Handlung: der Sitzungssaal des Amtsgerichts zu Born- Ein fünfzehnjähriges Bürschchen wird vom Gerichtsdiener Sie Bornstäoler wurstakten Thätigkeit, das Übersetzen, und Walter Scotts Geschichte Napoleons wurde Ob der kirchliche Übertritt eben so große Umstände gemacht hat, ist mir Die Vornstädter Wurstakten v Julius Dörr on re der Handlung: der Sitzungssaal des Amtsgerichts zu Born- Ein fünfzehnjähriges Bürschchen wird vom Gerichtsdiener <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0427" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/214882"/> <fw type="header" place="top"> Sie Bornstäoler wurstakten</fw><lb/> <p xml:id="ID_1674" prev="#ID_1673"> Thätigkeit, das Übersetzen, und Walter Scotts Geschichte Napoleons wurde<lb/> ausersehen, die Mittel für die Promotion zu beschaffen. Als jedoch Leo<lb/> schon tief in der Arbeit war, machte er die erschreckende Entdeckung, das; er<lb/> Scotts Weitschweifigkeit zu hoch angeschlagen habe: wie er auch zählen und<lb/> rechnen mochte, die nötige Summe kam uicht heraus. Zum Glück gab es schon<lb/> Geschichten Napoleons in Menge, und so mußte der Dichter des Waverley zur<lb/> Strafe dafür, daß er seinen schriftstellerischen Ruf durch eine Kompilation aufs<lb/> Spiel gesetzt hatte, lange Auszüge aus andern Büchern unfreiwillig auf seinen<lb/> Namen nehmen. Erfahren hat er davon glücklicherweise nichts mehr. Nur der<lb/> Verleger seufzte, daß er den Umfang des Werkes so unrichtig geschätzt habe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1675"> Ob der kirchliche Übertritt eben so große Umstände gemacht hat, ist mir<lb/> nicht mehr erinnerlich; dagegen wohl, daß ein solches Ereignis damals nicht<lb/> eben häufig vorkam — die Zeit Friedrich Wilhelms des Dritten, der das<lb/> Proselytenmacher nicht liebte und widerhaarige Kirchenfürsten sogar „veran¬<lb/> laßte," wie es damals in der offiziellen Sprache hieß, ihren Wohnsitz in einer<lb/> Festung aufzuschlagen, war noch nicht lange vorüber, auch/Jda Hahn-Huhn<lb/> noch nicht alt genug, um unter Führung des Bischofs Ketteler den Weg aus<lb/> dem raffinirt-affektirten „Babylon" nach ihrem „Jerusalem" anzutreten, in<lb/> dem sie auch Romane schrieb, aber keine Leser mehr fand, — und daß dieser<lb/> Fall deshalb zu einer besondern Feierlichkeit benutzt wurde. Diese wurde in<lb/> eiuer schwäbischen Stadt veranstaltet, und von und> und fern strömten die Leute<lb/> herbei, um Zeuge zu sein, wie der Neophyt reumütig um Einlaß in die ver¬<lb/> schlossene Kirche bat u. s. w. Um sich dankbar zu zeigen, schrieb der neue<lb/> Christ die Geschichte seiner Bekehrung, und das Buch fand so großen Anklang,<lb/> daß ihn mehrere findige Verleger ersuchten, er möge einen so schönen Stoff<lb/> doch gleich noch einmal verarbeiten. Das that er freilich nicht, aber dieser<lb/> Erfolg zeigte ihm ein Feld für fruchtbare Thätigkeit, das er dann fleißig<lb/> bebaut und auf dem er es glücklich zum Ritter vom goldnen Sporn gebracht hat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Vornstädter Wurstakten<lb/> v<note type="byline"> Julius Dörr</note> on</head><lb/> <p xml:id="ID_1676"> re der Handlung: der Sitzungssaal des Amtsgerichts zu Born-<lb/> städt. Die Schöffen, zwei wackere Landleute, schauen ernsthaft<lb/> drein; der Amtsrichter rückt die Halskrause seiner „Robe" zu-<lb/> recht und ruft: Untersuchung Wider Karl Pieper!</p><lb/> <p xml:id="ID_1677" next="#ID_1678"> Ein fünfzehnjähriges Bürschchen wird vom Gerichtsdiener<lb/> hereingeführt und auf die Anklagebank geschoben, deren Gitter der Beamte<lb/> sorgfältig verschließt, obwohl Karl Pieper gar nicht so aussieht, als wären</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0427]
Sie Bornstäoler wurstakten
Thätigkeit, das Übersetzen, und Walter Scotts Geschichte Napoleons wurde
ausersehen, die Mittel für die Promotion zu beschaffen. Als jedoch Leo
schon tief in der Arbeit war, machte er die erschreckende Entdeckung, das; er
Scotts Weitschweifigkeit zu hoch angeschlagen habe: wie er auch zählen und
rechnen mochte, die nötige Summe kam uicht heraus. Zum Glück gab es schon
Geschichten Napoleons in Menge, und so mußte der Dichter des Waverley zur
Strafe dafür, daß er seinen schriftstellerischen Ruf durch eine Kompilation aufs
Spiel gesetzt hatte, lange Auszüge aus andern Büchern unfreiwillig auf seinen
Namen nehmen. Erfahren hat er davon glücklicherweise nichts mehr. Nur der
Verleger seufzte, daß er den Umfang des Werkes so unrichtig geschätzt habe.
Ob der kirchliche Übertritt eben so große Umstände gemacht hat, ist mir
nicht mehr erinnerlich; dagegen wohl, daß ein solches Ereignis damals nicht
eben häufig vorkam — die Zeit Friedrich Wilhelms des Dritten, der das
Proselytenmacher nicht liebte und widerhaarige Kirchenfürsten sogar „veran¬
laßte," wie es damals in der offiziellen Sprache hieß, ihren Wohnsitz in einer
Festung aufzuschlagen, war noch nicht lange vorüber, auch/Jda Hahn-Huhn
noch nicht alt genug, um unter Führung des Bischofs Ketteler den Weg aus
dem raffinirt-affektirten „Babylon" nach ihrem „Jerusalem" anzutreten, in
dem sie auch Romane schrieb, aber keine Leser mehr fand, — und daß dieser
Fall deshalb zu einer besondern Feierlichkeit benutzt wurde. Diese wurde in
eiuer schwäbischen Stadt veranstaltet, und von und> und fern strömten die Leute
herbei, um Zeuge zu sein, wie der Neophyt reumütig um Einlaß in die ver¬
schlossene Kirche bat u. s. w. Um sich dankbar zu zeigen, schrieb der neue
Christ die Geschichte seiner Bekehrung, und das Buch fand so großen Anklang,
daß ihn mehrere findige Verleger ersuchten, er möge einen so schönen Stoff
doch gleich noch einmal verarbeiten. Das that er freilich nicht, aber dieser
Erfolg zeigte ihm ein Feld für fruchtbare Thätigkeit, das er dann fleißig
bebaut und auf dem er es glücklich zum Ritter vom goldnen Sporn gebracht hat.
Die Vornstädter Wurstakten
v Julius Dörr on
re der Handlung: der Sitzungssaal des Amtsgerichts zu Born-
städt. Die Schöffen, zwei wackere Landleute, schauen ernsthaft
drein; der Amtsrichter rückt die Halskrause seiner „Robe" zu-
recht und ruft: Untersuchung Wider Karl Pieper!
Ein fünfzehnjähriges Bürschchen wird vom Gerichtsdiener
hereingeführt und auf die Anklagebank geschoben, deren Gitter der Beamte
sorgfältig verschließt, obwohl Karl Pieper gar nicht so aussieht, als wären
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