Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Zweites Vierteljahr.drängten sich sogar förmlich "ach vorn, um ans dem größten Gewühl heraus Wir mußten uus eine enge, schlüpfrige Holztreppe hinaufzwängen und drängten sich sogar förmlich »ach vorn, um ans dem größten Gewühl heraus Wir mußten uus eine enge, schlüpfrige Holztreppe hinaufzwängen und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0417" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/214872"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1633" prev="#ID_1632"> drängten sich sogar förmlich »ach vorn, um ans dem größten Gewühl heraus<lb/> in die geträumte Freiheit z» kommen. Aber die Brücke wurde immer enger,<lb/> bis sie schließlich nur noch ein Schwein begehen konnte nahe am Eingänge<lb/> zur Tvdespforte. Der von den Ankömmlingen, der sich unter Grunzen und<lb/> Quieken am meisten nach vorn gedrängt hatte, kau: zuerst ans dem frohen, arg¬<lb/> losen Diesseits in das schreckliche Jenseits, dessen Inneres wir nun betraten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1634" next="#ID_1635"> Wir mußten uus eine enge, schlüpfrige Holztreppe hinaufzwängen und<lb/> kamen nun ans dein halbdunkeln Erdgeschoß in ein etwas höher gelegnes<lb/> ziemlich enges Gelaß, den Raum, wo jene enge Brücke mündete. Hier waren<lb/> zwei starke Neger beschäftigt mit folgenden sich stets wiederholenden Hand¬<lb/> griffe». Der eine legte den: in den: schmalen Gange ihm zngetriebnen Tiere<lb/> die von der Wand herabhängende Eisenkette um einen der Hinterfüße, der andre<lb/> stach das plötzlich durch eine unsichtbare Maschinerie an der Wand in die<lb/> Höhe gezogne Schwein ab und ließ es, wahrend das Blut in den großen<lb/> Kasten floß, in dem er stand, langsam an der um einen schräg herablaufenden<lb/> Mastbaum geschlungneu Kette herabrutschen bis an die Ausgangsöffnung dieses<lb/> Gelasses, wo schon zehn bis zwölf eben geschlachtete Schweine an den Hinter¬<lb/> füßen hängend dieselbe Nntschpartie im Verbluten durchgemacht hatten Dort<lb/> unten verschwand dann eins nach dem andern dnrch ein Loch in der Mauer<lb/> und glitt hinein in eine Art langgestreckten Troges in einem Nebenraum, wo<lb/> sich wiederum sieben Neger in folgende Arbeiten teilten, von denen jede anch<lb/> nur aus ein paar Handgriffen bestand und ebenfalls nur immer höchstens<lb/> einige Sekunden in Anspruch nahm. Am Boden des Troges war eine<lb/> eiserne Kette, die die Schweine von einer Station zur andern zog, in stetig<lb/> abwärts gleitender Bewegung. Sie stand in Verbindung mit jener ersten<lb/> unheimlichen Kette, die dem Tier beim Empfang um seinen Hinterfuß gelegt<lb/> worden war. Der lange, schräg abwärts laufende Trog war der Vrühtrvg,<lb/> in dem die Toilette des Schweines bis zum Zerteilen vollendet wurde. Der<lb/> erste Neger tauchte das Tier, das zwei Minuten vorher noch gelebt, aber<lb/> meist uach dem Fesseln des Fußes keinen Laut mehr von sich gegeben hatte,<lb/> in das kochende Wasser zum Abbrühen der Borsten. Der zweite, mit einer<lb/> großen Scheere bewaffnet, entfernte die groben Borsten, die gesammelt wurden.<lb/> Der dritte rcisirte das entborstete Schwein glatt und kahl. Der vierte umschritt<lb/> dem von der Kette weitergezogucu Tiere den Kopf kunstgerecht, daß der fünfte<lb/> den zum Kochen fertigen Schweinskopf mit einem Beilhiebe abtrennen konnte.<lb/> Der sechste besorgte das Öffnen und Entfernen der Eingeweide, und der letzte<lb/> spaltete mit einem langen, rechteckig geformten Beil das ganze Tier der<lb/> Länge nach meist nur mit einem gewaltigen Hiebe in zwei völlig gleiche<lb/> Hälften. Das letzte geschah auf einem großen Schlachttisch. Sofort nach<lb/> jedem Hiebe senkte der Neger dies meterlange Beil in kochendes Wasser,<lb/> das beste Mittel, es scharf zu erhalten. Fast in demselben Takt, womit</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0417]
drängten sich sogar förmlich »ach vorn, um ans dem größten Gewühl heraus
in die geträumte Freiheit z» kommen. Aber die Brücke wurde immer enger,
bis sie schließlich nur noch ein Schwein begehen konnte nahe am Eingänge
zur Tvdespforte. Der von den Ankömmlingen, der sich unter Grunzen und
Quieken am meisten nach vorn gedrängt hatte, kau: zuerst ans dem frohen, arg¬
losen Diesseits in das schreckliche Jenseits, dessen Inneres wir nun betraten.
Wir mußten uus eine enge, schlüpfrige Holztreppe hinaufzwängen und
kamen nun ans dein halbdunkeln Erdgeschoß in ein etwas höher gelegnes
ziemlich enges Gelaß, den Raum, wo jene enge Brücke mündete. Hier waren
zwei starke Neger beschäftigt mit folgenden sich stets wiederholenden Hand¬
griffe». Der eine legte den: in den: schmalen Gange ihm zngetriebnen Tiere
die von der Wand herabhängende Eisenkette um einen der Hinterfüße, der andre
stach das plötzlich durch eine unsichtbare Maschinerie an der Wand in die
Höhe gezogne Schwein ab und ließ es, wahrend das Blut in den großen
Kasten floß, in dem er stand, langsam an der um einen schräg herablaufenden
Mastbaum geschlungneu Kette herabrutschen bis an die Ausgangsöffnung dieses
Gelasses, wo schon zehn bis zwölf eben geschlachtete Schweine an den Hinter¬
füßen hängend dieselbe Nntschpartie im Verbluten durchgemacht hatten Dort
unten verschwand dann eins nach dem andern dnrch ein Loch in der Mauer
und glitt hinein in eine Art langgestreckten Troges in einem Nebenraum, wo
sich wiederum sieben Neger in folgende Arbeiten teilten, von denen jede anch
nur aus ein paar Handgriffen bestand und ebenfalls nur immer höchstens
einige Sekunden in Anspruch nahm. Am Boden des Troges war eine
eiserne Kette, die die Schweine von einer Station zur andern zog, in stetig
abwärts gleitender Bewegung. Sie stand in Verbindung mit jener ersten
unheimlichen Kette, die dem Tier beim Empfang um seinen Hinterfuß gelegt
worden war. Der lange, schräg abwärts laufende Trog war der Vrühtrvg,
in dem die Toilette des Schweines bis zum Zerteilen vollendet wurde. Der
erste Neger tauchte das Tier, das zwei Minuten vorher noch gelebt, aber
meist uach dem Fesseln des Fußes keinen Laut mehr von sich gegeben hatte,
in das kochende Wasser zum Abbrühen der Borsten. Der zweite, mit einer
großen Scheere bewaffnet, entfernte die groben Borsten, die gesammelt wurden.
Der dritte rcisirte das entborstete Schwein glatt und kahl. Der vierte umschritt
dem von der Kette weitergezogucu Tiere den Kopf kunstgerecht, daß der fünfte
den zum Kochen fertigen Schweinskopf mit einem Beilhiebe abtrennen konnte.
Der sechste besorgte das Öffnen und Entfernen der Eingeweide, und der letzte
spaltete mit einem langen, rechteckig geformten Beil das ganze Tier der
Länge nach meist nur mit einem gewaltigen Hiebe in zwei völlig gleiche
Hälften. Das letzte geschah auf einem großen Schlachttisch. Sofort nach
jedem Hiebe senkte der Neger dies meterlange Beil in kochendes Wasser,
das beste Mittel, es scharf zu erhalten. Fast in demselben Takt, womit
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