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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Zweites Vierteljahr.

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kann getrost sagen, daß in keinem andern Lande der Welt so etwas möglich wäre.
Überall sonst stehen die feindlichen Parteien zusammen, sobald die Nationalität
dem Auslande gegenüber ins Spiel kommt; nur Deutsche fühlen sich über solche
Beschränktheit erhaben. Oder sollten die Herren in der altberühmten Reichsstadt,
die mit Stolz einen Zola, Snrdon und Konsorten als Eideshelfer herbeirufen,
vielleicht keine Deutschen sein, sondern zu jenen Elementen gehören, die sich heute
überall zu Wortführern des "deutschen Volkes" auswerfen? An diesem Falle
könnte mau sie allerdings nicht unberufen nennen, da sie die Sache ihrer Nation
vertreten würden gegen die unduldsamen Deutschen in Düsseldorf.




Litteratur
England inner den Tudors von Dr. Wilhelm Busch, a. e>. Professat' an der Univer¬
sität Leipzig. Erster Band. Stuttgart, I. G. Coll", 1L92

Der erste Band dieses groß angelegten Werkes enthält uur die Geschichte des
ersten Tndvrs. Heinrich der Siebente ist den Augen der Welt bisher durch
die aufdringlichen Gestalten des Vorgängers und des Nachfolgers verdeckt worden
- hat ihm doch auch Shakespeare in der Reihe seiner Königsdramen keine Stelle
eingeräumt --, aber das vorliegende Buch beweist, daß er uicht bloß als zufälliger
Begründer einer berühmten Dynastie Beachtung verdient. Mit fester Hand und
umsichtigen Blick hat er England in die Bahn gelenkt, auf der es zur Weltmacht
emporsteigen sollte. Ein tragisches Verhängnis wollte es, daß seinen Nachfolger"
jener Sinn fürs Bvlkswohl abging, der seine Bemühungen um die Begründung
der englische" Industrie und des' englischen Welthandels beseelte. Wie nämlich
seine Worte und Thäte" beweise", wollte er zwar England reich machen, "aber
dieser Reichtum sollte so weit wie möglich verteilt sein, nicht in den Handelt ein¬
zelner Kapitalisten vereint werde"" (S. 310). Ma" darf gespannt darauf sein,
U-'le sich vini diesem Gesichtspunkte aus die Regierung der übrigen drei Tndors bei
Busch aufnehme" wird.


^leim' Schriften zur Geschichte und Kultur. Von Ferdinand Gregorovius.
Dritter Band. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1SS2

^ Der dritte Band der "Kleinen Schriften" des Verfassers der "Geschichte der
^-labt Rom i>" Mittelalter" enthält wie die frühern Bände eine bunte Folge von
Aufsätze", die doch zum allergrößten Teil den italienischen Eindrücken und Er¬
innerungen des Schriftstellers ihre Entstehung verdanken. Neben fein ausgeführte"
vwgrnphischm Bilder", wie "Der Hegelianer'Augusto Vera" "ut "Clemens August
'"ertz," "^" belebte" Schilderungen wie "Die Villa Malta in Rom und ihre
deutschen Erinnerungen." "Die Villa Ronzcmo." "Das Bourbvneiischlvß Cciserta."
dV, s Skizze" wie der über "Die Abruzzen. Ihre Geschichte und ihre Kunst-
Welt ^ .""d der geichichtsphilosophischen "Die großen Monarchien oder die
wie^ - " ^ Geschichte" finden sich wusthistorische Abhandlungen "Zwei
P.iss^ ""^andre antike Figuren von Erz" und die vergleichende "Das römische
spi,l "^!^ im Mittelalter und in der Renaissance und das deutsche Passions-
"' ^'""l." "und bloße inhaltreiche Kritiken, wie die über Lagi Fnmis "Ur-


kann getrost sagen, daß in keinem andern Lande der Welt so etwas möglich wäre.
Überall sonst stehen die feindlichen Parteien zusammen, sobald die Nationalität
dem Auslande gegenüber ins Spiel kommt; nur Deutsche fühlen sich über solche
Beschränktheit erhaben. Oder sollten die Herren in der altberühmten Reichsstadt,
die mit Stolz einen Zola, Snrdon und Konsorten als Eideshelfer herbeirufen,
vielleicht keine Deutschen sein, sondern zu jenen Elementen gehören, die sich heute
überall zu Wortführern des „deutschen Volkes" auswerfen? An diesem Falle
könnte mau sie allerdings nicht unberufen nennen, da sie die Sache ihrer Nation
vertreten würden gegen die unduldsamen Deutschen in Düsseldorf.




Litteratur
England inner den Tudors von Dr. Wilhelm Busch, a. e>. Professat' an der Univer¬
sität Leipzig. Erster Band. Stuttgart, I. G. Coll«, 1L92

Der erste Band dieses groß angelegten Werkes enthält uur die Geschichte des
ersten Tndvrs. Heinrich der Siebente ist den Augen der Welt bisher durch
die aufdringlichen Gestalten des Vorgängers und des Nachfolgers verdeckt worden
- hat ihm doch auch Shakespeare in der Reihe seiner Königsdramen keine Stelle
eingeräumt —, aber das vorliegende Buch beweist, daß er uicht bloß als zufälliger
Begründer einer berühmten Dynastie Beachtung verdient. Mit fester Hand und
umsichtigen Blick hat er England in die Bahn gelenkt, auf der es zur Weltmacht
emporsteigen sollte. Ein tragisches Verhängnis wollte es, daß seinen Nachfolger»
jener Sinn fürs Bvlkswohl abging, der seine Bemühungen um die Begründung
der englische» Industrie und des' englischen Welthandels beseelte. Wie nämlich
seine Worte und Thäte» beweise», wollte er zwar England reich machen, „aber
dieser Reichtum sollte so weit wie möglich verteilt sein, nicht in den Handelt ein¬
zelner Kapitalisten vereint werde»" (S. 310). Ma» darf gespannt darauf sein,
U-'le sich vini diesem Gesichtspunkte aus die Regierung der übrigen drei Tndors bei
Busch aufnehme» wird.


^leim' Schriften zur Geschichte und Kultur. Von Ferdinand Gregorovius.
Dritter Band. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1SS2

^ Der dritte Band der „Kleinen Schriften" des Verfassers der „Geschichte der
^-labt Rom i>» Mittelalter" enthält wie die frühern Bände eine bunte Folge von
Aufsätze», die doch zum allergrößten Teil den italienischen Eindrücken und Er¬
innerungen des Schriftstellers ihre Entstehung verdanken. Neben fein ausgeführte»
vwgrnphischm Bilder», wie „Der Hegelianer'Augusto Vera" »ut „Clemens August
'"ertz," „^„ belebte» Schilderungen wie „Die Villa Malta in Rom und ihre
deutschen Erinnerungen." „Die Villa Ronzcmo." „Das Bourbvneiischlvß Cciserta."
dV, s Skizze» wie der über „Die Abruzzen. Ihre Geschichte und ihre Kunst-
Welt ^ .""d der geichichtsphilosophischen „Die großen Monarchien oder die
wie^ - " ^ Geschichte" finden sich wusthistorische Abhandlungen „Zwei
P.iss^ ""^andre antike Figuren von Erz" und die vergleichende „Das römische
spi,l "^!^ im Mittelalter und in der Renaissance und das deutsche Passions-
"' ^'""l." "und bloße inhaltreiche Kritiken, wie die über Lagi Fnmis „Ur-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_214455/153>, abgerufen am 03.07.2024.