Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.Existenz zu finden. Im ganzen aber werden wir annehmen können, daß die Wichtiger als das Bedenken, daß uns die Auswaudrung erschwert werden Neben sonstigen Lasten, die die Arbeitgeber zu tragen haben, sind auch Existenz zu finden. Im ganzen aber werden wir annehmen können, daß die Wichtiger als das Bedenken, daß uns die Auswaudrung erschwert werden Neben sonstigen Lasten, die die Arbeitgeber zu tragen haben, sind auch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0589" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/213065"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1955" prev="#ID_1954"> Existenz zu finden. Im ganzen aber werden wir annehmen können, daß die<lb/> Zahl der Einwanderer die der Auswanderer übersteigt, und daß wir in der<lb/> Hauptsache nur aus der untersten Klasse der Bevölkerung Zuzügler erhalten,<lb/> während viele unsrer Auswandrer dieser Klasse nicht angehören. Manche<lb/> Länder befinden sich noch in der Lage, daß ihnen Einwandrer aller Art will¬<lb/> kommen sind. Wie lange sich andre noch herbeilassen werden, fremde Ein¬<lb/> wandrer bei sich aufzunehmen und zu dulden, steht dahin. In England ist<lb/> es schon wiederholt zu einer starken Bewegung gegen die eingewanderten<lb/> Deutschen gekommen, die den Inländern die Löhne Herabdrücken, und es könnte<lb/> Wohl einmal die Zeit kommen, wo man es dort cmgemeßner finden wird,<lb/> wenigstens Arbeiter der untern Schichten uicht mehr zuzulassen. Sollte es<lb/> aber dahin kommen, daß sich die Nationen noch mehr als bisher gegen ein¬<lb/> ander abschließen, daß also der Zuzug aus benachbarten Ländern aufhören<lb/> müßte, so würde die Kolonisation eine um so größere Bedeutung gewinnen.<lb/> Das würde mit dem Vorteil verbunden sein, daß die Ausgewanderten dem<lb/> Vaterlande mehr erhalten blieben, als es jetzt der Fall ist, wo eine so große<lb/> Anzahl Deutscher jährlich in den Vereinigten Staaten unter der dortigen<lb/> Völker- und Rassenmischung verloren geht. Im Heimatlande aber würde die<lb/> strengere Abschließung gegen außen den Vorteil mit sich führen, daß die<lb/> deutsche Rasse reiner erhalten bliebe, als dazu bei dem jetzigen Staude der<lb/> Dinge Aussicht ist. Denn die Polen, Russen, Italiener u. s. w. bleiben häufig<lb/> im Lande, kehren nicht in ihre Heimat zurück und tragen so zu einer Rassen-<lb/> Vermischung bei, die uns nicht wünschenswert sein kann. Ob die sehr ver¬<lb/> breitete Vermischung der Deutschen mit den Juden unsrer Nation zum Vor¬<lb/> teil gereiche, mag hier unerörtert bleiben. Im allgemeinen nimmt man ein,<lb/> daß in den Mischungen zweier Rassen die übeln Eigenschaften beider vertreten<lb/> zu sein pflegen. Man denke sich schließlich, daß auch der mehrfach besprochue<lb/> Plau, Kukis einzuführen, zur Ausführung käme, und stelle sich vor, wie die<lb/> Mischung mit dieser Rasse ans unsre deutsche Bevölkerung einwirke» würde!</p><lb/> <p xml:id="ID_1956"> Wichtiger als das Bedenken, daß uns die Auswaudrung erschwert werden<lb/> könnte, wenn wir die Einwcindrung verbieten oder beschränken, ist der Ein¬<lb/> wand, daß ohne den Zuzug ausländischer Arbeiter Landwirtschaft und In¬<lb/> dustrie uicht würden bestehen können. Die Konkurrenz der Ausländer erleichtert<lb/> es den produzirenden Unternehmern, in dem Wettbewerb gegen andre Länder<lb/> zu bestehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1957" next="#ID_1958"> Neben sonstigen Lasten, die die Arbeitgeber zu tragen haben, sind auch<lb/> die Tagelohne im Lauf der Jahrzehnte bedeutend gestiegen. Und was noch<lb/> außerdem ins Gewicht fällt, ist der Umstand, daß die Arbeiter nicht die<lb/> Empfindung haben, daß ihr Interesse mit dem der Arbeitgeber vielfach eins<lb/> sei, und daß sie deshalb sehr geneigt sind, erhöhte Forderungen in Betreff des<lb/> Lohnes zu stelle», mich wenn die Verhältnisse die Einwilligung der Arbeit-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0589]
Existenz zu finden. Im ganzen aber werden wir annehmen können, daß die
Zahl der Einwanderer die der Auswanderer übersteigt, und daß wir in der
Hauptsache nur aus der untersten Klasse der Bevölkerung Zuzügler erhalten,
während viele unsrer Auswandrer dieser Klasse nicht angehören. Manche
Länder befinden sich noch in der Lage, daß ihnen Einwandrer aller Art will¬
kommen sind. Wie lange sich andre noch herbeilassen werden, fremde Ein¬
wandrer bei sich aufzunehmen und zu dulden, steht dahin. In England ist
es schon wiederholt zu einer starken Bewegung gegen die eingewanderten
Deutschen gekommen, die den Inländern die Löhne Herabdrücken, und es könnte
Wohl einmal die Zeit kommen, wo man es dort cmgemeßner finden wird,
wenigstens Arbeiter der untern Schichten uicht mehr zuzulassen. Sollte es
aber dahin kommen, daß sich die Nationen noch mehr als bisher gegen ein¬
ander abschließen, daß also der Zuzug aus benachbarten Ländern aufhören
müßte, so würde die Kolonisation eine um so größere Bedeutung gewinnen.
Das würde mit dem Vorteil verbunden sein, daß die Ausgewanderten dem
Vaterlande mehr erhalten blieben, als es jetzt der Fall ist, wo eine so große
Anzahl Deutscher jährlich in den Vereinigten Staaten unter der dortigen
Völker- und Rassenmischung verloren geht. Im Heimatlande aber würde die
strengere Abschließung gegen außen den Vorteil mit sich führen, daß die
deutsche Rasse reiner erhalten bliebe, als dazu bei dem jetzigen Staude der
Dinge Aussicht ist. Denn die Polen, Russen, Italiener u. s. w. bleiben häufig
im Lande, kehren nicht in ihre Heimat zurück und tragen so zu einer Rassen-
Vermischung bei, die uns nicht wünschenswert sein kann. Ob die sehr ver¬
breitete Vermischung der Deutschen mit den Juden unsrer Nation zum Vor¬
teil gereiche, mag hier unerörtert bleiben. Im allgemeinen nimmt man ein,
daß in den Mischungen zweier Rassen die übeln Eigenschaften beider vertreten
zu sein pflegen. Man denke sich schließlich, daß auch der mehrfach besprochue
Plau, Kukis einzuführen, zur Ausführung käme, und stelle sich vor, wie die
Mischung mit dieser Rasse ans unsre deutsche Bevölkerung einwirke» würde!
Wichtiger als das Bedenken, daß uns die Auswaudrung erschwert werden
könnte, wenn wir die Einwcindrung verbieten oder beschränken, ist der Ein¬
wand, daß ohne den Zuzug ausländischer Arbeiter Landwirtschaft und In¬
dustrie uicht würden bestehen können. Die Konkurrenz der Ausländer erleichtert
es den produzirenden Unternehmern, in dem Wettbewerb gegen andre Länder
zu bestehen.
Neben sonstigen Lasten, die die Arbeitgeber zu tragen haben, sind auch
die Tagelohne im Lauf der Jahrzehnte bedeutend gestiegen. Und was noch
außerdem ins Gewicht fällt, ist der Umstand, daß die Arbeiter nicht die
Empfindung haben, daß ihr Interesse mit dem der Arbeitgeber vielfach eins
sei, und daß sie deshalb sehr geneigt sind, erhöhte Forderungen in Betreff des
Lohnes zu stelle», mich wenn die Verhältnisse die Einwilligung der Arbeit-
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