Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.Heilsarmee und Politik deutsche Gruppe verzichten wir daher auf genauere Angaben, aber unsre aus¬ Heilsarmee und Politik deutsche Gruppe verzichten wir daher auf genauere Angaben, aber unsre aus¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0052" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212528"/> <fw type="header" place="top"> Heilsarmee und Politik</fw><lb/> <p xml:id="ID_116" prev="#ID_115" next="#ID_117"> deutsche Gruppe verzichten wir daher auf genauere Angaben, aber unsre aus¬<lb/> wärtigen Lieblinge sollen nicht vergessen werden. Da ist vor allem der N'und<lb/> old man, Gladstone, für den, nachdem er alle andern Fahnen bereits abge¬<lb/> braucht hat, wirklich keine andre mehr übrig bleibt als die der Heilsarmee,<lb/> und da er ja von jeher für den Gedanke» geschwärmt hat, das unvereinbare<lb/> zu verbinden, könnte man ihm gleich einen Franzosen an die Seite stellen,<lb/> das Symbol jener neuen - aMkmoe kMvo-russo-dritmmiqne, für die er seine<lb/> Anhänger zu begeistern bemüht ist. Etwa Mr. Freycinet oder Constans, von<lb/> denen es ja allerdings heißt, daß sie insgeheim unter einer Decke spielen, um<lb/> die pstiw souri» humore zu beseitigen. Die pstiw souris, die immer noch<lb/> einen Unterschlupf und Ausweg zu finden wußte, wenn man meinte, sie fest<lb/> in den Winkel gedrückt zu haben, und die jetzt mit der Glorie von Naiuy<lb/> selbstbewußter und zuversichtlicher als je ihren Paradeplatz wieder hat ein¬<lb/> nehmen können. Und sollte Rochefort nicht auch den Augenblick für geeignet<lb/> halten, an die Brust zu schlagen und sich dem Zuge anzuschließen? Er, dessen<lb/> Metier es ja von jeher gewesen ist, die Sünden untrer Leute mit scharfem<lb/> Blick zu erkennen und mit schärferer Geißel zu züchtigen? Es ist der geborne<lb/> Missionar der Armee, mit bester Aussicht, einst die Führung zu gewinnen.<lb/> Und all die hohen Herren, die eben auf Kommando, als gälte es eine Tanz¬<lb/> tour, ein ellMAö? ig« äg.in<Z8, sich von der Monarchie zur Republik umgedacht<lb/> haben, die ehemaligen Kürassieroffizicre wie die Herren im roten Hute, sie alle<lb/> gehören in die Heilsarmee, der dann zum Schutz wohl uoch einige Zuaven<lb/> beigegeben werden könnten, damit die „ersten Soldaten der Welt" anch hier<lb/> ihre Vertretung finden. An Sündern kann es wohl in diesem Elitekorps<lb/> nicht fehlen. Aus dem benachbarten Portugal müßte das gesamte Ministerium<lb/> hinein, vor allem der Herr Finanzminister, ja man kann zweifelhaft sein, ob<lb/> überhaupt irgend jemand in Portugal fern bleiben sollte. Heulen und Zühne-<lb/> tlappen sind die beste Vorbereitung zu spätern Bußpsalmen, und das erste<lb/> Stadium soll ja erreicht sein, das zweite sich vorbereiten. Damit Italien nicht<lb/> fehle, rufen wir Herrn Jmbriani heran, und um dann zu den „interessanten"<lb/> Völkern überzugehen, Exkönig Milan von seinein Spieltisch weg, nebst all<lb/> jenen russischen lÄMurs, die seit Jahren bemüht sind, das Feuer für deu<lb/> künftige» Welteubraud im Balkan nicht ausgehen zu lassen. Der eigentlich<lb/> klassische Bode» für die Heilsarmee aber wäre Rußland selbst, mit Herrn<lb/> Pobedonoszew an der Spitze, mit Wyshnegradski, dem, seit das französische<lb/> „Tischchen deck dich" nicht mehr arbeiten will, recht klüglich zu Mute geworden<lb/> ist, mit Herrn Hurko, dem Nachfolger und Nachäffer des weißen Generals,<lb/> und all jenen Ehrenmännern, die schon heute die Augen verdrehen und Buße<lb/> risen, um dem faule» Weste» anzukündigen, daß ihn: nur noch eine kurze<lb/> Frist gegeben ist, reumütig das Haupt zu schlagen vor den unverdorbnen<lb/> Orient, vor dem „reinen Kosakentum," das wie der reine Thor bestimmt ist,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0052]
Heilsarmee und Politik
deutsche Gruppe verzichten wir daher auf genauere Angaben, aber unsre aus¬
wärtigen Lieblinge sollen nicht vergessen werden. Da ist vor allem der N'und
old man, Gladstone, für den, nachdem er alle andern Fahnen bereits abge¬
braucht hat, wirklich keine andre mehr übrig bleibt als die der Heilsarmee,
und da er ja von jeher für den Gedanke» geschwärmt hat, das unvereinbare
zu verbinden, könnte man ihm gleich einen Franzosen an die Seite stellen,
das Symbol jener neuen - aMkmoe kMvo-russo-dritmmiqne, für die er seine
Anhänger zu begeistern bemüht ist. Etwa Mr. Freycinet oder Constans, von
denen es ja allerdings heißt, daß sie insgeheim unter einer Decke spielen, um
die pstiw souri» humore zu beseitigen. Die pstiw souris, die immer noch
einen Unterschlupf und Ausweg zu finden wußte, wenn man meinte, sie fest
in den Winkel gedrückt zu haben, und die jetzt mit der Glorie von Naiuy
selbstbewußter und zuversichtlicher als je ihren Paradeplatz wieder hat ein¬
nehmen können. Und sollte Rochefort nicht auch den Augenblick für geeignet
halten, an die Brust zu schlagen und sich dem Zuge anzuschließen? Er, dessen
Metier es ja von jeher gewesen ist, die Sünden untrer Leute mit scharfem
Blick zu erkennen und mit schärferer Geißel zu züchtigen? Es ist der geborne
Missionar der Armee, mit bester Aussicht, einst die Führung zu gewinnen.
Und all die hohen Herren, die eben auf Kommando, als gälte es eine Tanz¬
tour, ein ellMAö? ig« äg.in<Z8, sich von der Monarchie zur Republik umgedacht
haben, die ehemaligen Kürassieroffizicre wie die Herren im roten Hute, sie alle
gehören in die Heilsarmee, der dann zum Schutz wohl uoch einige Zuaven
beigegeben werden könnten, damit die „ersten Soldaten der Welt" anch hier
ihre Vertretung finden. An Sündern kann es wohl in diesem Elitekorps
nicht fehlen. Aus dem benachbarten Portugal müßte das gesamte Ministerium
hinein, vor allem der Herr Finanzminister, ja man kann zweifelhaft sein, ob
überhaupt irgend jemand in Portugal fern bleiben sollte. Heulen und Zühne-
tlappen sind die beste Vorbereitung zu spätern Bußpsalmen, und das erste
Stadium soll ja erreicht sein, das zweite sich vorbereiten. Damit Italien nicht
fehle, rufen wir Herrn Jmbriani heran, und um dann zu den „interessanten"
Völkern überzugehen, Exkönig Milan von seinein Spieltisch weg, nebst all
jenen russischen lÄMurs, die seit Jahren bemüht sind, das Feuer für deu
künftige» Welteubraud im Balkan nicht ausgehen zu lassen. Der eigentlich
klassische Bode» für die Heilsarmee aber wäre Rußland selbst, mit Herrn
Pobedonoszew an der Spitze, mit Wyshnegradski, dem, seit das französische
„Tischchen deck dich" nicht mehr arbeiten will, recht klüglich zu Mute geworden
ist, mit Herrn Hurko, dem Nachfolger und Nachäffer des weißen Generals,
und all jenen Ehrenmännern, die schon heute die Augen verdrehen und Buße
risen, um dem faule» Weste» anzukündigen, daß ihn: nur noch eine kurze
Frist gegeben ist, reumütig das Haupt zu schlagen vor den unverdorbnen
Orient, vor dem „reinen Kosakentum," das wie der reine Thor bestimmt ist,
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