Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.Die Frankfurter Haushcütungsschulen Schule nicht erhalten können. Er muß weitere Betriebsmittel mit Hilfe von Furcht vor finanzieller Ungewißheit, die Scheu, ein Unternehmen ins Unsre Anstalt hat den Vorzug, daß sie einfach, übersichtlich in all ihren Zur Einführung dürften sich die Schriften empfehlen: "Die Abend-HanShaltnugs-
ichule in Frankfurt am Main, als praktische Lösung einer sozialen Aufgabe" (Berlin, Otto Liebmmin); und als allgemeinere Darstellung "Die hauswirtschaftliche Unterweisung armer Mädchen in Deutschland und im Ausland, Grundzüge der bestehenden Einrichtungen und Anleitung zur Schaffung derselben" (Wiesbaden, I. F. Bergmann). Neue Folge, ebendaselbst. Die letztern Schriften sind von dem Verfasser dieses Aussatzes gemeinsam mit Herrn Fritz Kälte in Wiesbaden herausgegeben worden. Schließt sich an die Durchsicht dieses Materials eine Besichtigung der Haushaltungsschulen, so dürste damit das Verständnis dieser verhält¬ nismäßig neuen Schulart gesichert sein. Die Frankfurter Haushcütungsschulen Schule nicht erhalten können. Er muß weitere Betriebsmittel mit Hilfe von Furcht vor finanzieller Ungewißheit, die Scheu, ein Unternehmen ins Unsre Anstalt hat den Vorzug, daß sie einfach, übersichtlich in all ihren Zur Einführung dürften sich die Schriften empfehlen: „Die Abend-HanShaltnugs-
ichule in Frankfurt am Main, als praktische Lösung einer sozialen Aufgabe" (Berlin, Otto Liebmmin); und als allgemeinere Darstellung „Die hauswirtschaftliche Unterweisung armer Mädchen in Deutschland und im Ausland, Grundzüge der bestehenden Einrichtungen und Anleitung zur Schaffung derselben" (Wiesbaden, I. F. Bergmann). Neue Folge, ebendaselbst. Die letztern Schriften sind von dem Verfasser dieses Aussatzes gemeinsam mit Herrn Fritz Kälte in Wiesbaden herausgegeben worden. Schließt sich an die Durchsicht dieses Materials eine Besichtigung der Haushaltungsschulen, so dürste damit das Verständnis dieser verhält¬ nismäßig neuen Schulart gesichert sein. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0419" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212895"/> <fw type="header" place="top"> Die Frankfurter Haushcütungsschulen</fw><lb/> <p xml:id="ID_1390" prev="#ID_1389"> Schule nicht erhalten können. Er muß weitere Betriebsmittel mit Hilfe von<lb/> Freunden beschaffen; und an solchen Freunden hat es dem Frankfurter Verein<lb/> bisher nicht gefehlt. Zu ihnen gehören der Staat (Ministerium für Handel<lb/> und Gewerbe), die städtische Verwaltung, eine reiche Frankfurter gemeinnützige<lb/> Gesellschaft (Polytechnische Gesellschaft) und endlich die Vereinsmitglieder. Alle<lb/> diese Einnahmen und Ausgaben nun werden an neuen Schulorten vielleicht<lb/> in gleicher Zahl auftreten, aber die Einzelposten werden andre Betrage auf¬<lb/> weisen. Unser Frankfurter Budget zeigt, was für Einnahmen und Ausgaben<lb/> solche Schulen haben können; wie hoch sie sich in einer andern Stadt belaufen<lb/> werden, läßt sich erst aus dein Schulbetriebe selbst erkennen.*)</p><lb/> <p xml:id="ID_1391"> Furcht vor finanzieller Ungewißheit, die Scheu, ein Unternehmen ins<lb/> Leben zu rufen, dessen Bedürfnisse sich bei der Gründung nicht übersehn lassen,<lb/> mag das Entstehu mancher Haushaltungsschule verzögert oder verhindert<lb/> haben. Dennoch steht die Frankfurter Anstalt, die ihre Vorlüuferinuen in Han¬<lb/> nover und in M.-Gladbach hatte, heute nicht vereinzelt da, sondern sie hat für<lb/> eine Anzahl deutscher Großstädte — ich nenne nur Bremen, Kiel, Magdeburg,<lb/> Leipzig — und auch für kleinere Orte Anregung und Vorbild gegeben. Nicht<lb/> daß man dort die Frankfurter Einrichtungen einfach nachgebildet hätte; aber<lb/> man hat sie in ihren Grundzügen nachgeahmt und den Schulbetrieb im ein¬<lb/> zelnen den örtlichen Verhältnissen und Bedürfnissen angepaßt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1392" next="#ID_1393"> Unsre Anstalt hat den Vorzug, daß sie einfach, übersichtlich in all ihren<lb/> Teilen ist und treue, lernbegierige Schülerinnen hat. Vielfach sind diese lohn¬<lb/> arbeitenden Mädchen Fabrikarbeiterinnen, doch finden sich auch solche dabei,<lb/> die im Kleingewerbe als Näherinnen oder Putzmacherinnen oder als Laden¬<lb/> mädchen beschäftigt sind. Am spärlichsten sind die Dienstboten vertreten. Von<lb/> den Fabrikmädchen stand es ja jahrzehntelang sest, daß sie nach Arbeitsschluß<lb/> an ihrem Feierabend nur auf Vergnügungen aller Art bedacht seien und sich<lb/> jeder Unterweisung, ob hanswirtschaftlicher, gewerblicher oder sonst welcher Art,<lb/> unzugänglich zeigten. Wie man dies in Erfahrung gebracht haben will, ist<lb/> schwer verständlich. Richtig war doch nur soviel, daß sie ihre freien Stunden nicht<lb/> im stillen Knmmerlein und ebenso wenig in den ihnen fremd bleibenden Haus-<lb/> wirtschaftlichen Verrichtungen verbrachten, sondern herumbummelten und sich</p><lb/> <note xml:id="FID_37" place="foot"> Zur Einführung dürften sich die Schriften empfehlen: „Die Abend-HanShaltnugs-<lb/> ichule in Frankfurt am Main, als praktische Lösung einer sozialen Aufgabe" (Berlin, Otto<lb/> Liebmmin); und als allgemeinere Darstellung „Die hauswirtschaftliche Unterweisung armer<lb/> Mädchen in Deutschland und im Ausland, Grundzüge der bestehenden Einrichtungen und<lb/> Anleitung zur Schaffung derselben" (Wiesbaden, I. F. Bergmann). Neue Folge, ebendaselbst.<lb/> Die letztern Schriften sind von dem Verfasser dieses Aussatzes gemeinsam mit Herrn Fritz<lb/> Kälte in Wiesbaden herausgegeben worden. Schließt sich an die Durchsicht dieses Materials<lb/> eine Besichtigung der Haushaltungsschulen, so dürste damit das Verständnis dieser verhält¬<lb/> nismäßig neuen Schulart gesichert sein.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0419]
Die Frankfurter Haushcütungsschulen
Schule nicht erhalten können. Er muß weitere Betriebsmittel mit Hilfe von
Freunden beschaffen; und an solchen Freunden hat es dem Frankfurter Verein
bisher nicht gefehlt. Zu ihnen gehören der Staat (Ministerium für Handel
und Gewerbe), die städtische Verwaltung, eine reiche Frankfurter gemeinnützige
Gesellschaft (Polytechnische Gesellschaft) und endlich die Vereinsmitglieder. Alle
diese Einnahmen und Ausgaben nun werden an neuen Schulorten vielleicht
in gleicher Zahl auftreten, aber die Einzelposten werden andre Betrage auf¬
weisen. Unser Frankfurter Budget zeigt, was für Einnahmen und Ausgaben
solche Schulen haben können; wie hoch sie sich in einer andern Stadt belaufen
werden, läßt sich erst aus dein Schulbetriebe selbst erkennen.*)
Furcht vor finanzieller Ungewißheit, die Scheu, ein Unternehmen ins
Leben zu rufen, dessen Bedürfnisse sich bei der Gründung nicht übersehn lassen,
mag das Entstehu mancher Haushaltungsschule verzögert oder verhindert
haben. Dennoch steht die Frankfurter Anstalt, die ihre Vorlüuferinuen in Han¬
nover und in M.-Gladbach hatte, heute nicht vereinzelt da, sondern sie hat für
eine Anzahl deutscher Großstädte — ich nenne nur Bremen, Kiel, Magdeburg,
Leipzig — und auch für kleinere Orte Anregung und Vorbild gegeben. Nicht
daß man dort die Frankfurter Einrichtungen einfach nachgebildet hätte; aber
man hat sie in ihren Grundzügen nachgeahmt und den Schulbetrieb im ein¬
zelnen den örtlichen Verhältnissen und Bedürfnissen angepaßt.
Unsre Anstalt hat den Vorzug, daß sie einfach, übersichtlich in all ihren
Teilen ist und treue, lernbegierige Schülerinnen hat. Vielfach sind diese lohn¬
arbeitenden Mädchen Fabrikarbeiterinnen, doch finden sich auch solche dabei,
die im Kleingewerbe als Näherinnen oder Putzmacherinnen oder als Laden¬
mädchen beschäftigt sind. Am spärlichsten sind die Dienstboten vertreten. Von
den Fabrikmädchen stand es ja jahrzehntelang sest, daß sie nach Arbeitsschluß
an ihrem Feierabend nur auf Vergnügungen aller Art bedacht seien und sich
jeder Unterweisung, ob hanswirtschaftlicher, gewerblicher oder sonst welcher Art,
unzugänglich zeigten. Wie man dies in Erfahrung gebracht haben will, ist
schwer verständlich. Richtig war doch nur soviel, daß sie ihre freien Stunden nicht
im stillen Knmmerlein und ebenso wenig in den ihnen fremd bleibenden Haus-
wirtschaftlichen Verrichtungen verbrachten, sondern herumbummelten und sich
Zur Einführung dürften sich die Schriften empfehlen: „Die Abend-HanShaltnugs-
ichule in Frankfurt am Main, als praktische Lösung einer sozialen Aufgabe" (Berlin, Otto
Liebmmin); und als allgemeinere Darstellung „Die hauswirtschaftliche Unterweisung armer
Mädchen in Deutschland und im Ausland, Grundzüge der bestehenden Einrichtungen und
Anleitung zur Schaffung derselben" (Wiesbaden, I. F. Bergmann). Neue Folge, ebendaselbst.
Die letztern Schriften sind von dem Verfasser dieses Aussatzes gemeinsam mit Herrn Fritz
Kälte in Wiesbaden herausgegeben worden. Schließt sich an die Durchsicht dieses Materials
eine Besichtigung der Haushaltungsschulen, so dürste damit das Verständnis dieser verhält¬
nismäßig neuen Schulart gesichert sein.
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