Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.Die Handelspolitik unsers Jahrhunderts abzahlen, d. h, ihre Gläubiger um einen Teil der Forderung bringen möchten. Aus der angefügten Statistik ersieht man, daß die Union im Jahre 1889 Ein letztes Kapitel ist dein internationalen amerikanischen Kongreß ge¬ Die Handelspolitik unsers Jahrhunderts abzahlen, d. h, ihre Gläubiger um einen Teil der Forderung bringen möchten. Aus der angefügten Statistik ersieht man, daß die Union im Jahre 1889 Ein letztes Kapitel ist dein internationalen amerikanischen Kongreß ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0358" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212834"/> <fw type="header" place="top"> Die Handelspolitik unsers Jahrhunderts</fw><lb/> <p xml:id="ID_1203" prev="#ID_1202"> abzahlen, d. h, ihre Gläubiger um einen Teil der Forderung bringen möchten.<lb/> Die freie Silberauspräguug würde das Gold aus der Union vertreiben und<lb/> die in Europa untergebrachten amerikanischen Effekten entwerten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1204"> Aus der angefügten Statistik ersieht man, daß die Union im Jahre 1889<lb/> für 810497K03 Dollars Waren ausgeführt hat, nämlich für 591607102<lb/> Dollars Bodenerzeuguisse, für 138675507 Dollars Jndustrieerzeuguisse und<lb/> 80214994 Dollars einheimisches Gold und Silber. Sie ist also, zum Glück<lb/> für ihre Bewohner, trotz aller zur künstlichen Züchtung der Industrie gemachten<lb/> fieberhaften Anstrengungen, bis zum heutigen Tage el» Ackerbaustaat geblieben;<lb/> der Wert der ausgeführten landwirtschaftlichen Erzeugnisse betrug 532141490<lb/> Dollars, die übrigen Bodenprodukte verteilen sich auf Bergbau, Waldwirtschaft<lb/> und Fischerei. Eingeführt wurden in den zwölf Monaten des Jahres vom<lb/> 30. Juni 1839 bis zum 30. Juni 1390 für 789310409 Dollars Waren.<lb/> Die Handelsbilanz würde also passiv sein, wenn die Vereinigten Staaten ihr<lb/> Gold und Silber im Auslande kaufen müßten. Die Hauptmasse der Einfuhr<lb/> bilden in erster Linie Kaffee, Zucker, Thee und ähnliche Genußmittel, sodann<lb/> Rohstoffe für die Industrie und endlich halbfertige und fertige Jndustrie-<lb/> erzeugnisfe. (Die Einfuhr der letzten Klasse dürfte sich seitdem unter der Ein¬<lb/> wirkung des Mac Kinley-Tarifs vermindert haben.) Die Verfasser bemerken,<lb/> kein Mensch vermöge zu sagen, wie sich die Einfuhr bei völliger Zollfreiheit<lb/> gestaltet haben würde. Zweifelhaft sei auch, ob die Fabrikanten durch deu<lb/> Zollschutz mehr gewonnen, als sie durch die Verteuerung der ebenfalls hoch<lb/> zu verzollendem Rohmaterialien verlieren, nicht zu reden vom Konsumenten,<lb/> der schließlich beide Arten von Zoll trage.</p><lb/> <p xml:id="ID_1205" next="#ID_1206"> Ein letztes Kapitel ist dein internationalen amerikanischen Kongreß ge¬<lb/> widmet, der auf Betreiben des Staatssekretärs Blaine in den Tagen vom<lb/> 20. Oktober 1889 ab in Washington verhandelt hat. Dieser Kongreß sollte<lb/> eine Zollunion sämtlicher amerikanischen Staaten, sowie ein allen gemeinsames<lb/> Münz-, Maß- und Gewichtsshstem und Patent- und Markenschutzrecht zustande<lb/> bringen. Er verlief aber, wie vorauszusehn war, schon deshalb ergebnislos,<lb/> weil sich der Protektionismus der Vereinigten Staaten und die Unions¬<lb/> bestrebungen zu einander wie Feuer und Wasser verhalten. Vorläufig also<lb/> sorgen die Amerikaner selbst dafür, daß die Losung „Amerika sür die Ameri¬<lb/> kaner" nicht auch uoch durch ein Bündnis aller amerikanischen Staaten ihrer<lb/> Verwirklichung näher geführt werde. Möchten sich das die europäischen Re¬<lb/> gierungen zu nutze machen! Möchten sie es versteh», zwischen den Norden<lb/> und den Süden des schönen Weltteils einen Keil zu treiben und wenigstens<lb/> für deu Süden die Losung durchsetzen: Amerika für die Europäer! Aus Europa<lb/> hat Amerika alle Kulturgüter empfangen, deren es sich erfrent, darum haben<lb/> wir Europäer Anspruch auf den Mitgenuß seiner Naturschütze. Wird Europa<lb/> geduldig und unthätig zusehn, wie einige wenige von seinen Kindern, und nicht</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0358]
Die Handelspolitik unsers Jahrhunderts
abzahlen, d. h, ihre Gläubiger um einen Teil der Forderung bringen möchten.
Die freie Silberauspräguug würde das Gold aus der Union vertreiben und
die in Europa untergebrachten amerikanischen Effekten entwerten.
Aus der angefügten Statistik ersieht man, daß die Union im Jahre 1889
für 810497K03 Dollars Waren ausgeführt hat, nämlich für 591607102
Dollars Bodenerzeuguisse, für 138675507 Dollars Jndustrieerzeuguisse und
80214994 Dollars einheimisches Gold und Silber. Sie ist also, zum Glück
für ihre Bewohner, trotz aller zur künstlichen Züchtung der Industrie gemachten
fieberhaften Anstrengungen, bis zum heutigen Tage el» Ackerbaustaat geblieben;
der Wert der ausgeführten landwirtschaftlichen Erzeugnisse betrug 532141490
Dollars, die übrigen Bodenprodukte verteilen sich auf Bergbau, Waldwirtschaft
und Fischerei. Eingeführt wurden in den zwölf Monaten des Jahres vom
30. Juni 1839 bis zum 30. Juni 1390 für 789310409 Dollars Waren.
Die Handelsbilanz würde also passiv sein, wenn die Vereinigten Staaten ihr
Gold und Silber im Auslande kaufen müßten. Die Hauptmasse der Einfuhr
bilden in erster Linie Kaffee, Zucker, Thee und ähnliche Genußmittel, sodann
Rohstoffe für die Industrie und endlich halbfertige und fertige Jndustrie-
erzeugnisfe. (Die Einfuhr der letzten Klasse dürfte sich seitdem unter der Ein¬
wirkung des Mac Kinley-Tarifs vermindert haben.) Die Verfasser bemerken,
kein Mensch vermöge zu sagen, wie sich die Einfuhr bei völliger Zollfreiheit
gestaltet haben würde. Zweifelhaft sei auch, ob die Fabrikanten durch deu
Zollschutz mehr gewonnen, als sie durch die Verteuerung der ebenfalls hoch
zu verzollendem Rohmaterialien verlieren, nicht zu reden vom Konsumenten,
der schließlich beide Arten von Zoll trage.
Ein letztes Kapitel ist dein internationalen amerikanischen Kongreß ge¬
widmet, der auf Betreiben des Staatssekretärs Blaine in den Tagen vom
20. Oktober 1889 ab in Washington verhandelt hat. Dieser Kongreß sollte
eine Zollunion sämtlicher amerikanischen Staaten, sowie ein allen gemeinsames
Münz-, Maß- und Gewichtsshstem und Patent- und Markenschutzrecht zustande
bringen. Er verlief aber, wie vorauszusehn war, schon deshalb ergebnislos,
weil sich der Protektionismus der Vereinigten Staaten und die Unions¬
bestrebungen zu einander wie Feuer und Wasser verhalten. Vorläufig also
sorgen die Amerikaner selbst dafür, daß die Losung „Amerika sür die Ameri¬
kaner" nicht auch uoch durch ein Bündnis aller amerikanischen Staaten ihrer
Verwirklichung näher geführt werde. Möchten sich das die europäischen Re¬
gierungen zu nutze machen! Möchten sie es versteh», zwischen den Norden
und den Süden des schönen Weltteils einen Keil zu treiben und wenigstens
für deu Süden die Losung durchsetzen: Amerika für die Europäer! Aus Europa
hat Amerika alle Kulturgüter empfangen, deren es sich erfrent, darum haben
wir Europäer Anspruch auf den Mitgenuß seiner Naturschütze. Wird Europa
geduldig und unthätig zusehn, wie einige wenige von seinen Kindern, und nicht
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