Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.einige von diesen verrieten sofort sthutzzöllnerische Neigungen. Der so ans¬ Die nun beginnende Schutzzollperiode umfaßte den Zeitraum von 1816 einige von diesen verrieten sofort sthutzzöllnerische Neigungen. Der so ans¬ Die nun beginnende Schutzzollperiode umfaßte den Zeitraum von 1816 <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0354" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212830"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1194" prev="#ID_1193"> einige von diesen verrieten sofort sthutzzöllnerische Neigungen. Der so ans¬<lb/> prechende Tarifkrieg zwischen den Bundesgliedcrn war es hauptsächlich, der<lb/> zur Schöpfung jener Bundesverfassung drängte, die 1789 in Kraft trat und<lb/> heute noch gilt. Bei der Aufstellung ihres ersten Tarifs ließ sich die nun<lb/> fertige Union fast ausschließlich von der Rücksicht auf ihre Finanzen leiten.<lb/> Sie brauchte Geld und belastete daher alle nicht besonders aufgezählten Waren<lb/> mit einem Eingangszoll von fünf vom Hundert des Wertes, aufgezählt aber<lb/> wurden nur wenig Artikel. In den Kriegen um die Wende des Jahrhunderts<lb/> wurden die Handelsflotten Frankreichs, Spaniens und Hollands nahezu ver¬<lb/> nichtet, und diese Länder sahen sich nun für ihre Versorgung mit überseeischen<lb/> Waren auf neutrale (nicht-englische) Flotten angewiesen, unter denen die der<lb/> Vereinigten Staaten sehr bald den ersten Rang einnahm. Der ungeheure Ge¬<lb/> winn, den unter diesen Umstünden die Frachtschiffahrt brachte, lenkte die nord¬<lb/> amerikanischen Kapitalien vorläufig noch von der Industrie ab. Aber die<lb/> folgenden großen Kriege und namentlich Napoleons Sperrmaßregeln vermin¬<lb/> derten die Einfuhr von Jndustrieerzeugnissen in Nordamerika in dem Grade,<lb/> daß sie dessen eigne Industrie rascher und stärker entwickelten, als es der höchste<lb/> Schutzzoll vermocht hätte. Damit wuchs denn auch die Zahl derer, die am<lb/> Jndustrieschutz interessirt waren, und diese erhoben ihn zum politischen Grund¬<lb/> satz, um zu erhalten und weiter zu fördern, was die Umstände geschaffen hatten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1195" next="#ID_1196"> Die nun beginnende Schutzzollperiode umfaßte den Zeitraum von 1816<lb/> bis 1846. Sie gipfelte in der UIII ok ^bon,irae>inen8 von 1828. Die über¬<lb/> triebnen Zollsätze dieses Tarifs mußten jedoch einer nach dem andern dein<lb/> Unwillen der Bevölkerung geopfert werden. Mit dem Präsidenten Pole kam<lb/> im Jahre 1844 die demokratische Partei ans Ruder. Die südstaatlichen Sklaven¬<lb/> halter, die in dieser Partei ihre Vertreter fanden, hatten als Exporteure von<lb/> Rohprodukten andre Interessen als die Großindustriellen und leiteten mit dem<lb/> Tarif des genannten Jahres eine vierzehnjährige „sogenannte" Freihandels¬<lb/> periode ein; die Zölle wurden herabgesetzt, waren jedoch auch so noch hoch<lb/> genug und brachten die Finanzverwaltung durch Überschüsse in Verlegenheit.<lb/> Aber kaum hatte man dieser durch eine weitere Herabsetzung der Zölle im Jahre<lb/> 1857 abgeholfen, so trat eine Krisis ein, die ein Defizit zur Folge hatte<lb/> und die Vermehrung der Staatseinnahmen wünschenswert machte. Diese Ge¬<lb/> legenheit benutzte die neue „republikanische" Partei, die bei dieser Gelegenheit<lb/> zugleich das industrielle Pennshlvcmien sür ihre gegen den Süden gerichteten<lb/> Bestrebungen gewinnen konnte, an 1861 den Morrilltärif durchzubringen,<lb/> der besonders dem Eisen und der Wolle einen hohen Zollschutz gewährte.<lb/> Unmittelbar darauf brach der Sezessionskrieg aus. der noch in demselben Jahre<lb/> eine weitere Erhöhung der Zölle zur Vermehrung der Staatseinnahmen be¬<lb/> wirkte. Da diese nicht genügte, wurde 1862 eine Menge neuer Steuern ein¬<lb/> geführt, darunter Steuern auf alle Arten von Jndustrieerzeugnissen, und um</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0354]
einige von diesen verrieten sofort sthutzzöllnerische Neigungen. Der so ans¬
prechende Tarifkrieg zwischen den Bundesgliedcrn war es hauptsächlich, der
zur Schöpfung jener Bundesverfassung drängte, die 1789 in Kraft trat und
heute noch gilt. Bei der Aufstellung ihres ersten Tarifs ließ sich die nun
fertige Union fast ausschließlich von der Rücksicht auf ihre Finanzen leiten.
Sie brauchte Geld und belastete daher alle nicht besonders aufgezählten Waren
mit einem Eingangszoll von fünf vom Hundert des Wertes, aufgezählt aber
wurden nur wenig Artikel. In den Kriegen um die Wende des Jahrhunderts
wurden die Handelsflotten Frankreichs, Spaniens und Hollands nahezu ver¬
nichtet, und diese Länder sahen sich nun für ihre Versorgung mit überseeischen
Waren auf neutrale (nicht-englische) Flotten angewiesen, unter denen die der
Vereinigten Staaten sehr bald den ersten Rang einnahm. Der ungeheure Ge¬
winn, den unter diesen Umstünden die Frachtschiffahrt brachte, lenkte die nord¬
amerikanischen Kapitalien vorläufig noch von der Industrie ab. Aber die
folgenden großen Kriege und namentlich Napoleons Sperrmaßregeln vermin¬
derten die Einfuhr von Jndustrieerzeugnissen in Nordamerika in dem Grade,
daß sie dessen eigne Industrie rascher und stärker entwickelten, als es der höchste
Schutzzoll vermocht hätte. Damit wuchs denn auch die Zahl derer, die am
Jndustrieschutz interessirt waren, und diese erhoben ihn zum politischen Grund¬
satz, um zu erhalten und weiter zu fördern, was die Umstände geschaffen hatten.
Die nun beginnende Schutzzollperiode umfaßte den Zeitraum von 1816
bis 1846. Sie gipfelte in der UIII ok ^bon,irae>inen8 von 1828. Die über¬
triebnen Zollsätze dieses Tarifs mußten jedoch einer nach dem andern dein
Unwillen der Bevölkerung geopfert werden. Mit dem Präsidenten Pole kam
im Jahre 1844 die demokratische Partei ans Ruder. Die südstaatlichen Sklaven¬
halter, die in dieser Partei ihre Vertreter fanden, hatten als Exporteure von
Rohprodukten andre Interessen als die Großindustriellen und leiteten mit dem
Tarif des genannten Jahres eine vierzehnjährige „sogenannte" Freihandels¬
periode ein; die Zölle wurden herabgesetzt, waren jedoch auch so noch hoch
genug und brachten die Finanzverwaltung durch Überschüsse in Verlegenheit.
Aber kaum hatte man dieser durch eine weitere Herabsetzung der Zölle im Jahre
1857 abgeholfen, so trat eine Krisis ein, die ein Defizit zur Folge hatte
und die Vermehrung der Staatseinnahmen wünschenswert machte. Diese Ge¬
legenheit benutzte die neue „republikanische" Partei, die bei dieser Gelegenheit
zugleich das industrielle Pennshlvcmien sür ihre gegen den Süden gerichteten
Bestrebungen gewinnen konnte, an 1861 den Morrilltärif durchzubringen,
der besonders dem Eisen und der Wolle einen hohen Zollschutz gewährte.
Unmittelbar darauf brach der Sezessionskrieg aus. der noch in demselben Jahre
eine weitere Erhöhung der Zölle zur Vermehrung der Staatseinnahmen be¬
wirkte. Da diese nicht genügte, wurde 1862 eine Menge neuer Steuern ein¬
geführt, darunter Steuern auf alle Arten von Jndustrieerzeugnissen, und um
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |