Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.Nyassa weiter bis zum Tanganika schafft, denn nur um Tanganika befindet Das Programm EminS, dessen Vorzüge ans der Übereinstimmung mit Nyassa weiter bis zum Tanganika schafft, denn nur um Tanganika befindet Das Programm EminS, dessen Vorzüge ans der Übereinstimmung mit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0258" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212734"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_846" prev="#ID_845"> Nyassa weiter bis zum Tanganika schafft, denn nur um Tanganika befindet<lb/> sich ein Punkt, wo der Hebel angesetzt werden kann, um das Gedeihen der<lb/> Kolonie zu beschleunigen, und dieser Punkt ist Udschidschi, die eine Spitze des<lb/> Dreiecks, an dessen Basis Udschidschi und Tnbvra liegen, dessen Scheitelpunkt<lb/> Bukoba ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_847"> Das Programm EminS, dessen Vorzüge ans der Übereinstimmung mit<lb/> den von der Natur gegebnen Bedingungen beruhen, ist auch jetzt noch die ein¬<lb/> zige Grundlage einer aussichtsvvllen und erfolgreichen Kolonialpolitik. Mög¬<lb/> lich, daß bei einer noch genauern Befolgung seiner Vorschriften die bedauer¬<lb/> lichen militärischen Schlappen, die unsre ostafrikanische Schutztruppe in der<lb/> letzten Zeit erlitten hat, vermieden worden wären, aber auch diese Mißerfolge,<lb/> sind wir überzeugt, können an dem Gange unsrer kolonialen Entwicklung ebenso<lb/> wenig andern, wie an dem über Deutschvstafrikci zu füllenden Gesamtnrteil,<lb/> Auch die Engländer, Franzosen und Italiener sind nicht von solchen schlimmen<lb/> Erfahrungen verschont geblieben; wir können über diesen Schlappen doch nicht<lb/> die vorhandnen Ansätze zu größerer Befestigung unsrer koloniale» Macht in<lb/> Afrika verkennen. Solche verheißungsvolle Ansätze sind die geregeltere Ver¬<lb/> waltung, die allmählich sich vollziehende sanberere Scheidung von militärischer<lb/> und Verwaltungswirksamkeit, die Fürsorge für die Stationen und ihr offen¬<lb/> bares Aufblühen, die Ankunft Baumanns am Ostufer und Fischers am Süd¬<lb/> ufer des Viktoriasees, das Vordringen der Dampferexpeditionen. Das alles<lb/> bezeugt ein energisches Draufgehen auf die bestimmten Ziele und dient mittel-<lb/> oder unmittelbar zur Erfüllung der Prvgrammfvrderungen Emins. Wenn<lb/> wir die Ergebnisse britischer Arbeit in Britischostafrika mit denen deutscher Ar¬<lb/> beit in Deutschostafrika vergleichen, so sehen wir, daß die Engländer auch nicht<lb/> weiter sind als wir, und doch sind sie dabei insofern im Vorteil gewesen, als<lb/> ihr Programm einfacher und selbstverständlicher war. Sie sind die glücklichen<lb/> Besitzer von Sansibar, das sich des Glanzes seines ererbten Monopols erfreut;<lb/> sie können nicht anders, als von Mombas in der einzigen gegebnen Richtung,<lb/> nämlich auf den Viktoriasee, vorzudringen suchen, wo dann der Mittelpunkt<lb/> ihrer Wünsche, das gesegnete Land Uganda ist, dessen Üppigkeit jedoch nach<lb/> neuern Berichten von Stanley und andern übertrieben worden sein soll. So¬<lb/> lange nicht die Eröffnung der Nilstraße in Frage kommt, was gute Weile<lb/> haben wird, sind hier arge Fehlgriffe fast unmöglich, nur daß es nicht leicht<lb/> sein dürfte. Uganda und Unjorv im Zaum zu halten. Für uns Deutsche aber,<lb/> denen in Ostafrika ein viel ausgedehnteres Feld zur Arbeit zugewiesen ist, war<lb/> die Ausarbeitung eines festen und brauchbaren Programms eine größere Not¬<lb/> wendigkeit und zugleich eine größere Schwierigkeit; die Grundlagen dieses Pro¬<lb/> gramms hat Emin geschaffen, das ist sein bleibendes Verdienst, das ihm nie¬<lb/> mand streitig machen kann.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0258]
Nyassa weiter bis zum Tanganika schafft, denn nur um Tanganika befindet
sich ein Punkt, wo der Hebel angesetzt werden kann, um das Gedeihen der
Kolonie zu beschleunigen, und dieser Punkt ist Udschidschi, die eine Spitze des
Dreiecks, an dessen Basis Udschidschi und Tnbvra liegen, dessen Scheitelpunkt
Bukoba ist.
Das Programm EminS, dessen Vorzüge ans der Übereinstimmung mit
den von der Natur gegebnen Bedingungen beruhen, ist auch jetzt noch die ein¬
zige Grundlage einer aussichtsvvllen und erfolgreichen Kolonialpolitik. Mög¬
lich, daß bei einer noch genauern Befolgung seiner Vorschriften die bedauer¬
lichen militärischen Schlappen, die unsre ostafrikanische Schutztruppe in der
letzten Zeit erlitten hat, vermieden worden wären, aber auch diese Mißerfolge,
sind wir überzeugt, können an dem Gange unsrer kolonialen Entwicklung ebenso
wenig andern, wie an dem über Deutschvstafrikci zu füllenden Gesamtnrteil,
Auch die Engländer, Franzosen und Italiener sind nicht von solchen schlimmen
Erfahrungen verschont geblieben; wir können über diesen Schlappen doch nicht
die vorhandnen Ansätze zu größerer Befestigung unsrer koloniale» Macht in
Afrika verkennen. Solche verheißungsvolle Ansätze sind die geregeltere Ver¬
waltung, die allmählich sich vollziehende sanberere Scheidung von militärischer
und Verwaltungswirksamkeit, die Fürsorge für die Stationen und ihr offen¬
bares Aufblühen, die Ankunft Baumanns am Ostufer und Fischers am Süd¬
ufer des Viktoriasees, das Vordringen der Dampferexpeditionen. Das alles
bezeugt ein energisches Draufgehen auf die bestimmten Ziele und dient mittel-
oder unmittelbar zur Erfüllung der Prvgrammfvrderungen Emins. Wenn
wir die Ergebnisse britischer Arbeit in Britischostafrika mit denen deutscher Ar¬
beit in Deutschostafrika vergleichen, so sehen wir, daß die Engländer auch nicht
weiter sind als wir, und doch sind sie dabei insofern im Vorteil gewesen, als
ihr Programm einfacher und selbstverständlicher war. Sie sind die glücklichen
Besitzer von Sansibar, das sich des Glanzes seines ererbten Monopols erfreut;
sie können nicht anders, als von Mombas in der einzigen gegebnen Richtung,
nämlich auf den Viktoriasee, vorzudringen suchen, wo dann der Mittelpunkt
ihrer Wünsche, das gesegnete Land Uganda ist, dessen Üppigkeit jedoch nach
neuern Berichten von Stanley und andern übertrieben worden sein soll. So¬
lange nicht die Eröffnung der Nilstraße in Frage kommt, was gute Weile
haben wird, sind hier arge Fehlgriffe fast unmöglich, nur daß es nicht leicht
sein dürfte. Uganda und Unjorv im Zaum zu halten. Für uns Deutsche aber,
denen in Ostafrika ein viel ausgedehnteres Feld zur Arbeit zugewiesen ist, war
die Ausarbeitung eines festen und brauchbaren Programms eine größere Not¬
wendigkeit und zugleich eine größere Schwierigkeit; die Grundlagen dieses Pro¬
gramms hat Emin geschaffen, das ist sein bleibendes Verdienst, das ihm nie¬
mand streitig machen kann.
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