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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.

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schienen waren. In Fußnoten giebt Jansen, was zum Verständnis des Textes
nötig ist.

Bei der Durchsicht des Textes hat Jansen die neue Zeitschrift verglichen
und nach dieser den Druck besorgt. Mancher Druckfehler, der aus der ersten
Ausgabe noch in die zweite und auch in die Neelamsche AuSgnbe übergegangen
war, ist dadurch beseitigt wurden. Mitunter mußte Jansen auch die Lesarten
der Zeitschrift verwerfen, weil offenbare Druckfehler oder auch kleine Irrtümer
in Zahlenangaben u. tgi. vorlagen; solche Unrichtigkeiten hat er verbessert,
und das ist gewiß kein Unrecht gegen Schumann, der selbst sagt, "die seligen
Meister müßten wohl manchmal lächeln, wenn von ihren Werken einige mit
allen den Fehlern hinüberklängen, wie sie Zeit und Gewohnheit, auch wohl
ängstliche Pietät habe stehen lassen." Bisweilen war der Herausgeber darauf
angewiesen, durch Vermutungen den vom Verfasser beabsichtigten Sinn herzu¬
stellen, um einen ohne Anstoß lesbaren Text geben zu können. ^"^) Ein andermal
hat Jansen dem Verständnis dadurch nachgeholfen, daß er die Wortstellung
leise geändert hat. Einmal ist Schumann in der Eile eine falsche Präposition
entschlüpft: II 145 abweichend mit; Jansen hat geändert: abweichend von.
Daß I 2Z8 worein mit worin vertauscht worden ist, ist wohl uur ein Druck¬
fehler. 1216 schreibt Schumann: "Es scheint mir, als ob sich der Komponist
noch zu sehr vor seinem Gedichte, als ob er ihm weh zu thun fürchte." Die
Stelle macht den Leser stutzig, der Herausgeber hat sie lesbar gemacht. Unklar
und einer Änderung bedürftig sind noch zwei Stellen; II MO müßten vier
Wörter (gewiß anch sehr günstig) gestrichen, II 3K5 zwei Wörter geändert
werden (mit Genuß in: gewiß) oder ausfallen.

In seiner lebensvollen Sprache ist Schumann nicht vor Provinzialismen
zurückgeschreckt; diese muß man doch wohl gelten lassen. Wenn Schu¬
mann in nnsprnchlos, Hochzeittag das Genetiv-s unterdrückt, so folgt
er darin Jean Paul, ebenso wie in der Auslassung des sogenannten Hilfs¬
zeitwortes. Wo Härten dadurch entsteh", hat es Jansen zuweilen eingesetzt
(1247: Grillparzers Bruder scheint ein Talent, das sich freilich noch aus dem
Rohen herauszuarbeiten !hats); es immer zu thun, hat er sich wohl nicht für
berechtigt gehalten.

Die Orthographie mag dem Herausgeber mauche unruhige Stunde ge-




*) Der Name Fiormona (1124), den Jansen nicht erklärt, ist der Titel eines Heinsischcn
Buches über Italien. Wer der alte berühmte Lnutenist Rvhhaar und wer Hidschnuh-Chnn-
Mnrzach gewesen sind, vermögen wir freilich anch nicht zu sagen; vielleicht sind unsre Leser
belesener als wir.
**) So schlägt Jansen mit Recht vor 1265, abhalten in veranlassen zu ändern.
11277, Z. 24 setzt er richtig! nicht zu vermissen für: zu vermissen. Er hätte auch
noch 1293,2: wenn nicht des Druckes unwert -- ändern können in: wenn auch nicht
des Druckes unwert.

schienen waren. In Fußnoten giebt Jansen, was zum Verständnis des Textes
nötig ist.

Bei der Durchsicht des Textes hat Jansen die neue Zeitschrift verglichen
und nach dieser den Druck besorgt. Mancher Druckfehler, der aus der ersten
Ausgabe noch in die zweite und auch in die Neelamsche AuSgnbe übergegangen
war, ist dadurch beseitigt wurden. Mitunter mußte Jansen auch die Lesarten
der Zeitschrift verwerfen, weil offenbare Druckfehler oder auch kleine Irrtümer
in Zahlenangaben u. tgi. vorlagen; solche Unrichtigkeiten hat er verbessert,
und das ist gewiß kein Unrecht gegen Schumann, der selbst sagt, „die seligen
Meister müßten wohl manchmal lächeln, wenn von ihren Werken einige mit
allen den Fehlern hinüberklängen, wie sie Zeit und Gewohnheit, auch wohl
ängstliche Pietät habe stehen lassen." Bisweilen war der Herausgeber darauf
angewiesen, durch Vermutungen den vom Verfasser beabsichtigten Sinn herzu¬
stellen, um einen ohne Anstoß lesbaren Text geben zu können. ^"^) Ein andermal
hat Jansen dem Verständnis dadurch nachgeholfen, daß er die Wortstellung
leise geändert hat. Einmal ist Schumann in der Eile eine falsche Präposition
entschlüpft: II 145 abweichend mit; Jansen hat geändert: abweichend von.
Daß I 2Z8 worein mit worin vertauscht worden ist, ist wohl uur ein Druck¬
fehler. 1216 schreibt Schumann: „Es scheint mir, als ob sich der Komponist
noch zu sehr vor seinem Gedichte, als ob er ihm weh zu thun fürchte." Die
Stelle macht den Leser stutzig, der Herausgeber hat sie lesbar gemacht. Unklar
und einer Änderung bedürftig sind noch zwei Stellen; II MO müßten vier
Wörter (gewiß anch sehr günstig) gestrichen, II 3K5 zwei Wörter geändert
werden (mit Genuß in: gewiß) oder ausfallen.

In seiner lebensvollen Sprache ist Schumann nicht vor Provinzialismen
zurückgeschreckt; diese muß man doch wohl gelten lassen. Wenn Schu¬
mann in nnsprnchlos, Hochzeittag das Genetiv-s unterdrückt, so folgt
er darin Jean Paul, ebenso wie in der Auslassung des sogenannten Hilfs¬
zeitwortes. Wo Härten dadurch entsteh», hat es Jansen zuweilen eingesetzt
(1247: Grillparzers Bruder scheint ein Talent, das sich freilich noch aus dem
Rohen herauszuarbeiten !hats); es immer zu thun, hat er sich wohl nicht für
berechtigt gehalten.

Die Orthographie mag dem Herausgeber mauche unruhige Stunde ge-




*) Der Name Fiormona (1124), den Jansen nicht erklärt, ist der Titel eines Heinsischcn
Buches über Italien. Wer der alte berühmte Lnutenist Rvhhaar und wer Hidschnuh-Chnn-
Mnrzach gewesen sind, vermögen wir freilich anch nicht zu sagen; vielleicht sind unsre Leser
belesener als wir.
**) So schlägt Jansen mit Recht vor 1265, abhalten in veranlassen zu ändern.
11277, Z. 24 setzt er richtig! nicht zu vermissen für: zu vermissen. Er hätte auch
noch 1293,2: wenn nicht des Druckes unwert — ändern können in: wenn auch nicht
des Druckes unwert.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_212475/237>, abgerufen am 06.01.2025.