Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.Tniskoland mit achtunggebietender Gelehrsamkeit und großem Scharfsinn ans der Sache Der Verfasser beginnt damit, daß er das "Trugbild" einer indogerma¬ Tniskoland mit achtunggebietender Gelehrsamkeit und großem Scharfsinn ans der Sache Der Verfasser beginnt damit, daß er das „Trugbild" einer indogerma¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0221" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212697"/> <fw type="header" place="top"> Tniskoland</fw><lb/> <p xml:id="ID_726" prev="#ID_725"> mit achtunggebietender Gelehrsamkeit und großem Scharfsinn ans der Sache<lb/> gemacht hat, was sich immer daraus machen läßt, und den ein edler Patrio¬<lb/> tismus zum Forschen und Schreiben begeistert: der arischen Rasse, vor allem<lb/> unsrer deutschen Nation, die mit den Skandinaviern zusammen die Vorzüge<lb/> dieser Nasse am reinsten und vollständigsten bewahrt hat, will er den ihr ge¬<lb/> bührenden Rang unter den Völkern der Erde schon in den Urzeiten sichern.<lb/> Aus dem Norden haben nach ihm kimmerische Einwandrer jenen Sageustoff<lb/> gebracht, dessen schönste Bearbeitung uns in den homerischen Gedichten vor¬<lb/> liegt. Die Urverwandtschaft aller arischen Völker und ihrer Sagen haben<lb/> andre Forscher längst nachgewiesen; sein Bestreben geht dahin, „den Namen<lb/> der Edda als einer Urgroßmutter der arischen Überlieferung zu rechtfertigen<lb/> und damit im Einklang die Urheimat der Arier in Nordeuropa zu erkennen."<lb/> Nachdem er auf dem Wege der Sagenvergleichung gefunden hatte, was er<lb/> suchte, und die Ergebnisse dieser Forschung, die den größten Teil des Buchs<lb/> ausmachen, bereits niedergeschrieben waren, erachtete er es für nützlich, „gleichsam<lb/> als Einleitung" noch eine Übersicht der seine Ansicht bestätigenden Ergebnisse<lb/> der Sprachforschung und der prähistorischen Studien voranzustellen. Er hat<lb/> sich dabei vorzugsweise an die Arbeiten von Perla angeschlossen, obwohl er<lb/> dessen Ansicht nicht ganz teilt, daß die Arier aus Skandinavien stammten.<lb/> Ich halte, sagt er, „eine so enge Begrenzung des mntmaßlichen Heimatsge-<lb/> bietes nicht sür angezeigt, da das gesamte mittlere und nördliche Europa seit<lb/> Urzeiten von der arischen Rasse bewohnt gewesen ist, und wenn ich meinem<lb/> Buche den Titel »Tuisko-Land« vorgesetzt habe, so geschah dies nur in dem<lb/> Sinne, daß der uralte, in alle indogermanischen Sprachen übergegangne Name<lb/> des arischen Adam, Mani (Manu) dem Manuus entspricht, den Taeitus einen<lb/> Sohn des Tnisko nennt, welcher sich uns als der richtige Eschenvater si'j des<lb/> germanischen Jsko, Ask oder Aschnnos (Ast'anius), des persischen Mnshya<lb/> (Meschia) und des griechischen Eschengeschlechts (den Jscävonen des Tacitus<lb/> vergleichbar) entschleiert hat." Uns, das will sagen, dem Verfasser; denn uns<lb/> andern, müssen wir gesteh», erscheint der „Eschenvater" immer noch stark<lb/> verschleiert.</p><lb/> <p xml:id="ID_727" next="#ID_728"> Der Verfasser beginnt damit, daß er das „Trugbild" einer indogerma¬<lb/> nischen Rasse zerstört. Die Semiten bildeten so gut wie die Mongolen eine<lb/> von der arischen verschiedne Rasse. Nichtarier seien von Südosten aus bis<lb/> ins nördliche Europa vorgedrungen, Arier ans dem europäischen Norden nach<lb/> dem Süden gewandert, wo sie überall den herrschenden Stand bildeten. Die<lb/> Urbevölkerung Griechenlands sei nach dem Zeugnis alter Bildwerke semitisch<lb/> gewesen (zum Beweise wird ein Vasenbild ans dem mhkenischen Funde Schlie-<lb/> mcmns abgedruckt und ans die Ägineten in der Münchner Glyptothek hin¬<lb/> gewiesen), und nur seine Helden bezeichne Homer als blond. Dasselbe Ver¬<lb/> hältnis finde sich in Indien. Die Heimat der Arier hätten einige in Armenien,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0221]
Tniskoland
mit achtunggebietender Gelehrsamkeit und großem Scharfsinn ans der Sache
gemacht hat, was sich immer daraus machen läßt, und den ein edler Patrio¬
tismus zum Forschen und Schreiben begeistert: der arischen Rasse, vor allem
unsrer deutschen Nation, die mit den Skandinaviern zusammen die Vorzüge
dieser Nasse am reinsten und vollständigsten bewahrt hat, will er den ihr ge¬
bührenden Rang unter den Völkern der Erde schon in den Urzeiten sichern.
Aus dem Norden haben nach ihm kimmerische Einwandrer jenen Sageustoff
gebracht, dessen schönste Bearbeitung uns in den homerischen Gedichten vor¬
liegt. Die Urverwandtschaft aller arischen Völker und ihrer Sagen haben
andre Forscher längst nachgewiesen; sein Bestreben geht dahin, „den Namen
der Edda als einer Urgroßmutter der arischen Überlieferung zu rechtfertigen
und damit im Einklang die Urheimat der Arier in Nordeuropa zu erkennen."
Nachdem er auf dem Wege der Sagenvergleichung gefunden hatte, was er
suchte, und die Ergebnisse dieser Forschung, die den größten Teil des Buchs
ausmachen, bereits niedergeschrieben waren, erachtete er es für nützlich, „gleichsam
als Einleitung" noch eine Übersicht der seine Ansicht bestätigenden Ergebnisse
der Sprachforschung und der prähistorischen Studien voranzustellen. Er hat
sich dabei vorzugsweise an die Arbeiten von Perla angeschlossen, obwohl er
dessen Ansicht nicht ganz teilt, daß die Arier aus Skandinavien stammten.
Ich halte, sagt er, „eine so enge Begrenzung des mntmaßlichen Heimatsge-
bietes nicht sür angezeigt, da das gesamte mittlere und nördliche Europa seit
Urzeiten von der arischen Rasse bewohnt gewesen ist, und wenn ich meinem
Buche den Titel »Tuisko-Land« vorgesetzt habe, so geschah dies nur in dem
Sinne, daß der uralte, in alle indogermanischen Sprachen übergegangne Name
des arischen Adam, Mani (Manu) dem Manuus entspricht, den Taeitus einen
Sohn des Tnisko nennt, welcher sich uns als der richtige Eschenvater si'j des
germanischen Jsko, Ask oder Aschnnos (Ast'anius), des persischen Mnshya
(Meschia) und des griechischen Eschengeschlechts (den Jscävonen des Tacitus
vergleichbar) entschleiert hat." Uns, das will sagen, dem Verfasser; denn uns
andern, müssen wir gesteh», erscheint der „Eschenvater" immer noch stark
verschleiert.
Der Verfasser beginnt damit, daß er das „Trugbild" einer indogerma¬
nischen Rasse zerstört. Die Semiten bildeten so gut wie die Mongolen eine
von der arischen verschiedne Rasse. Nichtarier seien von Südosten aus bis
ins nördliche Europa vorgedrungen, Arier ans dem europäischen Norden nach
dem Süden gewandert, wo sie überall den herrschenden Stand bildeten. Die
Urbevölkerung Griechenlands sei nach dem Zeugnis alter Bildwerke semitisch
gewesen (zum Beweise wird ein Vasenbild ans dem mhkenischen Funde Schlie-
mcmns abgedruckt und ans die Ägineten in der Münchner Glyptothek hin¬
gewiesen), und nur seine Helden bezeichne Homer als blond. Dasselbe Ver¬
hältnis finde sich in Indien. Die Heimat der Arier hätten einige in Armenien,
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