Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.Die akademische Unnstansstellung in Berlin auf dem Felde essen. Im Schweiß deines Angesichts sollst dn dein Brot esse", Wir wollen uns bei Betrachtung dieses Bildes des Sprichworts erinnern, Schon diese Bilder allein würden die Erinnerung an die letzte der unter Die akademische Unnstansstellung in Berlin auf dem Felde essen. Im Schweiß deines Angesichts sollst dn dein Brot esse», Wir wollen uns bei Betrachtung dieses Bildes des Sprichworts erinnern, Schon diese Bilder allein würden die Erinnerung an die letzte der unter <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0192" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212668"/> <fw type="header" place="top"> Die akademische Unnstansstellung in Berlin</fw><lb/> <p xml:id="ID_597" prev="#ID_596"> auf dem Felde essen. Im Schweiß deines Angesichts sollst dn dein Brot esse»,<lb/> bis daß du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist." Über diesen<lb/> tröst- und hoffnungslosen Fluch hebt das rechte Flügelbild hinweg. In himm¬<lb/> lischen Sphären empfängt der Heiland der Welt, nicht in thronender Majestät,<lb/> sondern in der Gestalt, in der er auf Erden gewandelt ist, die Gläubigen, denen<lb/> das Himmelreich ist. Der Maler hat sich auf drei Figuren beschränkt, wohl<lb/> in der Absicht, keinen Vergleich mit klassischen Darstellungen des jüngsten Ge¬<lb/> richts herauszufordern. Ein weltlicher oder geistlicher Fürst in prunkvollen,<lb/> mittelalterlichen Ornat kniet demütig vor dem Erlöser, neben ihm steht ein<lb/> greiser, auf Krücken gestützter Bettler, lind zwischen ihnen blickt ein kleines<lb/> Mädchen aus dem Volke scheu zu Christus auf, hinter dem das Kreuz und<lb/> rechts und links davon ein gothischer Dom und eine italienische Kuppelkirche,<lb/> vermutlich die Sinnbilder des Protestantismus und des Katholizismus, sicht¬<lb/> bar sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_598"> Wir wollen uns bei Betrachtung dieses Bildes des Sprichworts erinnern,<lb/> daß eine Schwalbe keinen Sommer macht. Aber es ist doch ein Ansatz vor¬<lb/> handen, aus dem die Hoffnungen für die Fortbildung und die Zukunft der<lb/> religiösen Malerei, die durch die Entartung des Uhdischen Naturalismus<lb/> grausam gestört worden sind, wieder belebt werden könnten. Dieses Anzeichen<lb/> einer bessern Zeit steht auf unsrer Ausstellung uicht vereinzelt da. Auch die<lb/> ideale und die historische Malerei hat einen neuen, verheißungsvoller Auf¬<lb/> schwung genommen, die eine in einem großen auf Gobelinleinwand gemalten<lb/> dekorativen Bilde, das einen Elfenreigen am buschigen Ufer eines Flusses an<lb/> einem Sommerabend mit großer Anmut und fein entwickeltem Schönheits¬<lb/> gefühl schildert, von Max Koch, die andre in einen, Vorgang aus den Kämpfen<lb/> der Römer und Germanen (Rettung eines vou römischer Übermacht verfolgten<lb/> Germanen und seiner Familie in das Dunkel der heimischen Wälder und<lb/> Sümpfe) von Ernst Henseler in Berlin und in dem durch höchst energische<lb/> und mannichfaltige Charakteristik der zahlreichen Figuren ausgezeichneten, in<lb/> überlebensgroßen Maßstabe ausgeführten: Gemälde „Professor Steffens be¬<lb/> geistert zur Volkserhebung im Jahre 1813 zu Breslau" von Arthur Kampf<lb/> in Düsseldorf.</p><lb/> <p xml:id="ID_599" next="#ID_600"> Schon diese Bilder allein würden die Erinnerung an die letzte der unter<lb/> dein Protektorate der Akademie veranstalteten Kunstausstellungen eine Zeit<lb/> lang lebendig erhalten, wenn uicht auch noch die Bildhauerkunst ein Wort<lb/> mitzusprechen hätte. Wir haben noch niemals zuvor eine so große Fülle vou<lb/> Bildwerken in kolossalen Maßstabe in einer Kunstausstellung vereinigt gesehen<lb/> wie hier in diesem Jahre. Die in Auftrag gegebnen Denkmäler für die beiden<lb/> ersten Kaiser des neuen deutschen Reichs gehen schnell ihrer Vollendung ent¬<lb/> gegen, und die Künstler beeilen sich, wenigstens Teile des Geschaffnen zu zeigen.<lb/> Manches erhebt sich nicht über die Schablone, manches ist auch dürftig, weil</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0192]
Die akademische Unnstansstellung in Berlin
auf dem Felde essen. Im Schweiß deines Angesichts sollst dn dein Brot esse»,
bis daß du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist." Über diesen
tröst- und hoffnungslosen Fluch hebt das rechte Flügelbild hinweg. In himm¬
lischen Sphären empfängt der Heiland der Welt, nicht in thronender Majestät,
sondern in der Gestalt, in der er auf Erden gewandelt ist, die Gläubigen, denen
das Himmelreich ist. Der Maler hat sich auf drei Figuren beschränkt, wohl
in der Absicht, keinen Vergleich mit klassischen Darstellungen des jüngsten Ge¬
richts herauszufordern. Ein weltlicher oder geistlicher Fürst in prunkvollen,
mittelalterlichen Ornat kniet demütig vor dem Erlöser, neben ihm steht ein
greiser, auf Krücken gestützter Bettler, lind zwischen ihnen blickt ein kleines
Mädchen aus dem Volke scheu zu Christus auf, hinter dem das Kreuz und
rechts und links davon ein gothischer Dom und eine italienische Kuppelkirche,
vermutlich die Sinnbilder des Protestantismus und des Katholizismus, sicht¬
bar sind.
Wir wollen uns bei Betrachtung dieses Bildes des Sprichworts erinnern,
daß eine Schwalbe keinen Sommer macht. Aber es ist doch ein Ansatz vor¬
handen, aus dem die Hoffnungen für die Fortbildung und die Zukunft der
religiösen Malerei, die durch die Entartung des Uhdischen Naturalismus
grausam gestört worden sind, wieder belebt werden könnten. Dieses Anzeichen
einer bessern Zeit steht auf unsrer Ausstellung uicht vereinzelt da. Auch die
ideale und die historische Malerei hat einen neuen, verheißungsvoller Auf¬
schwung genommen, die eine in einem großen auf Gobelinleinwand gemalten
dekorativen Bilde, das einen Elfenreigen am buschigen Ufer eines Flusses an
einem Sommerabend mit großer Anmut und fein entwickeltem Schönheits¬
gefühl schildert, von Max Koch, die andre in einen, Vorgang aus den Kämpfen
der Römer und Germanen (Rettung eines vou römischer Übermacht verfolgten
Germanen und seiner Familie in das Dunkel der heimischen Wälder und
Sümpfe) von Ernst Henseler in Berlin und in dem durch höchst energische
und mannichfaltige Charakteristik der zahlreichen Figuren ausgezeichneten, in
überlebensgroßen Maßstabe ausgeführten: Gemälde „Professor Steffens be¬
geistert zur Volkserhebung im Jahre 1813 zu Breslau" von Arthur Kampf
in Düsseldorf.
Schon diese Bilder allein würden die Erinnerung an die letzte der unter
dein Protektorate der Akademie veranstalteten Kunstausstellungen eine Zeit
lang lebendig erhalten, wenn uicht auch noch die Bildhauerkunst ein Wort
mitzusprechen hätte. Wir haben noch niemals zuvor eine so große Fülle vou
Bildwerken in kolossalen Maßstabe in einer Kunstausstellung vereinigt gesehen
wie hier in diesem Jahre. Die in Auftrag gegebnen Denkmäler für die beiden
ersten Kaiser des neuen deutschen Reichs gehen schnell ihrer Vollendung ent¬
gegen, und die Künstler beeilen sich, wenigstens Teile des Geschaffnen zu zeigen.
Manches erhebt sich nicht über die Schablone, manches ist auch dürftig, weil
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