Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.l'Zur TvnnksilchtsgcsetzcntwlN'f sichren, die böse Folgen haben müßte; nur der Gebildete weiß sich mit dem zu Mögen meine Ausführungen beurteilt werden, wie sie wollen, richten sie Zum Trunksuchtsgesetzentwuvf lSchlnßj ^>^q^?MMMir räumen bereitwillig ein, daß sich die Strafvorschriften des Ent- GrenMtm I 18i>2 9
l'Zur TvnnksilchtsgcsetzcntwlN'f sichren, die böse Folgen haben müßte; nur der Gebildete weiß sich mit dem zu Mögen meine Ausführungen beurteilt werden, wie sie wollen, richten sie Zum Trunksuchtsgesetzentwuvf lSchlnßj ^>^q^?MMMir räumen bereitwillig ein, daß sich die Strafvorschriften des Ent- GrenMtm I 18i>2 9
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0073" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/211241"/> <fw type="header" place="top"> l'Zur TvnnksilchtsgcsetzcntwlN'f</fw><lb/> <p xml:id="ID_217" prev="#ID_216"> sichren, die böse Folgen haben müßte; nur der Gebildete weiß sich mit dem zu<lb/> begnügen, was für seine Verhältnisse notwendig ist, der Ungebildete strebt immer<lb/> ins Ungemessene. Es ist daher nur ein erfreuliches Zeichen, daß sich überall<lb/> im Arbeiterstande ein großer Bildungstrieb bemerklich macht; dieser Bildungs-<lb/> trieb muß vom Staat und den höher« Ständen ans möglichst unterstützt werden,<lb/> wenn er nicht eine Richtung einschlagen soll, die uur zu allgemeinem Verderben<lb/> führen kaun. Die Wildling wird aber nicht bloß durch Wissen bewirkt, sondern auch<lb/> durch die Familie und die soziale Stellung des Einzelnen; daher muß das Familien¬<lb/> leben und die soziale Stellung des vierten Standes möglichst gehoben werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_218"> Mögen meine Ausführungen beurteilt werden, wie sie wollen, richten sie<lb/> uur ein wenig das allgemeine Augenmerk auf die psychologische Seite der so¬<lb/> zialen Frage, so haben sie ihre» Zweck erfüllt. Die irren sehr, die glauben,<lb/> daß materielle Notlage die eigentliche Triebfeder der Sozialdemokratie bilde; da¬<lb/> gegen sprechen schon die großen Mittel, die sie für ihre Zwecke zu sammeln ver¬<lb/> steht. Mag noch an manchen Orten materielle Not nnter den Arbeiter» herrschen,<lb/> mag sie anfangs eine Hauptursache der Entstehung der sozialen Frage gewesen<lb/> sein, heutzutage ist sie nicht mehr ihre Haupttriebfeder, Deswegen darf man sich<lb/> auch darüber nicht täuschen, daß selbst dann, wenn man allen Arbeitern ein<lb/> behagliches Einkommen verschafft hat, die soziale Frage nicht aufhören wird.<lb/> Wo nur Notstand zu friedlichen oder kriegerischen Revolutionen treibt, da hört<lb/> mit dem Aufhören des Notstaudes auch das revolutionäre Streben ans. Es<lb/> ist aber schon oft darauf hingewiesen worden, daß reicher Lohn den Arbeiter<lb/> durchaus nicht immer von der Sozialdemokratie abzieht, daß sehr oft gerade<lb/> tüchtige Arbeiter, die viel verdienen, Sozialdemokraten sind. Der fortdauernde<lb/> Grund der sozialen Frage ist vielmehr das Streben des vierten Standes nach<lb/> sozialer Gleichberechtigung mit den übrigen. Ihre vollständige Durchführung<lb/> ist zwar nicht möglich, aber jede Annäherung an sie wird eine Menge gemäßigter<lb/> Elemente von der Sozialdemokratin: abziehen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zum Trunksuchtsgesetzentwuvf<lb/> lSchlnßj </head><lb/> <p xml:id="ID_219" next="#ID_220"> ^>^q^?MMMir räumen bereitwillig ein, daß sich die Strafvorschriften des Ent-<lb/> wurfs unserm bestehenden Strafrechtsfystem ohne Schwierigkeit<lb/> anpassen. Umsoweuiger passen sie sich unserm strafrechtliche«<lb/> Ideal an. Das Strafgesetz sollte einem deutscheu Buchenhain<lb/> vergleichbar fein, unter dessen Kronen der Rechtschaffne mit<lb/> sicherm Behagen einherschreitet, ohne wirres Gestrüpp, worin der Unschuldige<lb/> wie der Schuldige sich verwickeln, stolpern und zu Falle kommen. Wie in</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> GrenMtm I 18i>2 9</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0073]
l'Zur TvnnksilchtsgcsetzcntwlN'f
sichren, die böse Folgen haben müßte; nur der Gebildete weiß sich mit dem zu
begnügen, was für seine Verhältnisse notwendig ist, der Ungebildete strebt immer
ins Ungemessene. Es ist daher nur ein erfreuliches Zeichen, daß sich überall
im Arbeiterstande ein großer Bildungstrieb bemerklich macht; dieser Bildungs-
trieb muß vom Staat und den höher« Ständen ans möglichst unterstützt werden,
wenn er nicht eine Richtung einschlagen soll, die uur zu allgemeinem Verderben
führen kaun. Die Wildling wird aber nicht bloß durch Wissen bewirkt, sondern auch
durch die Familie und die soziale Stellung des Einzelnen; daher muß das Familien¬
leben und die soziale Stellung des vierten Standes möglichst gehoben werden.
Mögen meine Ausführungen beurteilt werden, wie sie wollen, richten sie
uur ein wenig das allgemeine Augenmerk auf die psychologische Seite der so¬
zialen Frage, so haben sie ihre» Zweck erfüllt. Die irren sehr, die glauben,
daß materielle Notlage die eigentliche Triebfeder der Sozialdemokratie bilde; da¬
gegen sprechen schon die großen Mittel, die sie für ihre Zwecke zu sammeln ver¬
steht. Mag noch an manchen Orten materielle Not nnter den Arbeiter» herrschen,
mag sie anfangs eine Hauptursache der Entstehung der sozialen Frage gewesen
sein, heutzutage ist sie nicht mehr ihre Haupttriebfeder, Deswegen darf man sich
auch darüber nicht täuschen, daß selbst dann, wenn man allen Arbeitern ein
behagliches Einkommen verschafft hat, die soziale Frage nicht aufhören wird.
Wo nur Notstand zu friedlichen oder kriegerischen Revolutionen treibt, da hört
mit dem Aufhören des Notstaudes auch das revolutionäre Streben ans. Es
ist aber schon oft darauf hingewiesen worden, daß reicher Lohn den Arbeiter
durchaus nicht immer von der Sozialdemokratie abzieht, daß sehr oft gerade
tüchtige Arbeiter, die viel verdienen, Sozialdemokraten sind. Der fortdauernde
Grund der sozialen Frage ist vielmehr das Streben des vierten Standes nach
sozialer Gleichberechtigung mit den übrigen. Ihre vollständige Durchführung
ist zwar nicht möglich, aber jede Annäherung an sie wird eine Menge gemäßigter
Elemente von der Sozialdemokratin: abziehen.
Zum Trunksuchtsgesetzentwuvf
lSchlnßj
^>^q^?MMMir räumen bereitwillig ein, daß sich die Strafvorschriften des Ent-
wurfs unserm bestehenden Strafrechtsfystem ohne Schwierigkeit
anpassen. Umsoweuiger passen sie sich unserm strafrechtliche«
Ideal an. Das Strafgesetz sollte einem deutscheu Buchenhain
vergleichbar fein, unter dessen Kronen der Rechtschaffne mit
sicherm Behagen einherschreitet, ohne wirres Gestrüpp, worin der Unschuldige
wie der Schuldige sich verwickeln, stolpern und zu Falle kommen. Wie in
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