Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.Zur Äeurwilnng der Sieger die aus Amerika herübergebracht worden sind, aus den sogenannten Congo und Aku, Den Eingebornen gegenüber spielen die Liberianer die Aufgeklärten, die Zur Äeurwilnng der Sieger die aus Amerika herübergebracht worden sind, aus den sogenannten Congo und Aku, Den Eingebornen gegenüber spielen die Liberianer die Aufgeklärten, die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0031" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/211199"/> <fw type="header" place="top"> Zur Äeurwilnng der Sieger</fw><lb/> <p xml:id="ID_75" prev="#ID_74"> die aus Amerika herübergebracht worden sind, aus den sogenannten Congo und Aku,<lb/> d, h. afrikanischen Negern, die den Sklavenhändlern ans See oder bei der Ankunft<lb/> in Amerika abgenommen worden, und ans den Eingebornen. Diese bilden die<lb/> große Mehrzahl, und ihnen stehen die beiden erstgenannten Gruppen als die<lb/> eigentlichen Liberianer gegenüber. Über Areal und Bevölkerung wagt Büttikoser<lb/> keine Zahl anzugeben. Die 780 Quadrcitmeileu Wanvermcms mit etwa 1100000<lb/> Einwohnern erkennt er aber nicht als richtig an. Nach seinen ausführlichen<lb/> Darstellungen der höchst unsichern Grenzverhältnisse sowohl gegen die Binnen¬<lb/> stämme als auch gegen die englischen Kolonien ist an einen sicher festgestellten<lb/> Umfang Liberias nicht zu glauben, und was er über die dünne Bevölkerung<lb/> der von ihm besuchten Gebiete mitteilt, zeigt, daß hier, wie sast überall in<lb/> Negerafrika, die Zahlen weit überschätzt siud. Er nimmt 20000 für die eigent¬<lb/> lichen Liberianer als nicht zu hoch an, möchte aber über die Zahl der Einge¬<lb/> bornen kein Urteil fällen. Das Wachstum jeuer Zahl durch Zuwcmdrnng<lb/> und Aufnahme von Eingebornen in die ausschließlich nur in guten Handels¬<lb/> und Ackerbaulagen zerstreuten Ansiedlungen der Liberianer ist lange Zeit sehr<lb/> gering gewesen, erst in den letzten Jahren hat die negerfeindliche Bewegung in<lb/> Nordamerika einen stärkern Zufluß bewirkt, doch wird ein rascheres Vordringen<lb/> der Kolonisation nach innen, wie es die europäischen Kolonien erkennen lassen,<lb/> erst einsetzen, wenn ihm Liberia einen kräftigern Schutz wird angedeihen lassen<lb/> können. Der Handel besteht wesentlich in dem Austausch einheimischer Erzeug¬<lb/> nisse, die bei der schwachen Gewerbthätigkeit nur durch die Urproduktion geliefert<lb/> werden, gegen europäische und amerikanische Fabrikate und ruht sast ganz in<lb/> den Händen von drei fremden Firmen Moermann, Müller ^Hollandt und<lb/> Iates sNewhorkl). Liberianer beteiligen sich nur in untergeordnetem Maße,<lb/> Die wichtigsten Gegenstände der Ausfuhr siud Palmöl, Palmkerne, Kautschuk,<lb/> Kaffee und Rotholz, also Dinge, mit deren Erzeugung, vom Kaffee abgesehen,<lb/> mehr die Eingebornen zu thun haben. Die Rolle der Liberianer ist wesentlich<lb/> die von Unterhändlern. Auch die ganze größere Seeschisfahrt ist in fremden<lb/> Händen (Deutsche und Engländer). Bezeichnend ist, daß die wichtigsten Eiu-<lb/> fnhrgegenstände Ncchrungs- und Genußmittel, hauptsächlich Reis, Mehl und<lb/> Konserven sind. Notstände vor der Ernte sind nicht selten, und man entbehrt<lb/> eine ganze Anzahl von Erzeugnissen, besonders des Gartenbaues, die auf den<lb/> Märkten des nahen Sierra Leone in Masse geboten werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_76" next="#ID_77"> Den Eingebornen gegenüber spielen die Liberianer die Aufgeklärten, die<lb/> Herren, auch die Unterhändler, halten streng auf Vermeidung der Sklaverei,<lb/> wiewohl in den Missionen Kinderkauf vorkommt. Doch zeigt das Vordringen<lb/> des Islams von den Mandingolündern her, dem nur ein schwaches Wachstum<lb/> des Christentums gegenübersteht — der Vergleich des Auftretens beider Reli¬<lb/> gionen im Hinterkante gehört zu den lehrreichsten Teilen des Buches —, wie<lb/> wenig tiefere Wirkungen dieses übt. Man gewinnt den Eindruck, daß wie das</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0031]
Zur Äeurwilnng der Sieger
die aus Amerika herübergebracht worden sind, aus den sogenannten Congo und Aku,
d, h. afrikanischen Negern, die den Sklavenhändlern ans See oder bei der Ankunft
in Amerika abgenommen worden, und ans den Eingebornen. Diese bilden die
große Mehrzahl, und ihnen stehen die beiden erstgenannten Gruppen als die
eigentlichen Liberianer gegenüber. Über Areal und Bevölkerung wagt Büttikoser
keine Zahl anzugeben. Die 780 Quadrcitmeileu Wanvermcms mit etwa 1100000
Einwohnern erkennt er aber nicht als richtig an. Nach seinen ausführlichen
Darstellungen der höchst unsichern Grenzverhältnisse sowohl gegen die Binnen¬
stämme als auch gegen die englischen Kolonien ist an einen sicher festgestellten
Umfang Liberias nicht zu glauben, und was er über die dünne Bevölkerung
der von ihm besuchten Gebiete mitteilt, zeigt, daß hier, wie sast überall in
Negerafrika, die Zahlen weit überschätzt siud. Er nimmt 20000 für die eigent¬
lichen Liberianer als nicht zu hoch an, möchte aber über die Zahl der Einge¬
bornen kein Urteil fällen. Das Wachstum jeuer Zahl durch Zuwcmdrnng
und Aufnahme von Eingebornen in die ausschließlich nur in guten Handels¬
und Ackerbaulagen zerstreuten Ansiedlungen der Liberianer ist lange Zeit sehr
gering gewesen, erst in den letzten Jahren hat die negerfeindliche Bewegung in
Nordamerika einen stärkern Zufluß bewirkt, doch wird ein rascheres Vordringen
der Kolonisation nach innen, wie es die europäischen Kolonien erkennen lassen,
erst einsetzen, wenn ihm Liberia einen kräftigern Schutz wird angedeihen lassen
können. Der Handel besteht wesentlich in dem Austausch einheimischer Erzeug¬
nisse, die bei der schwachen Gewerbthätigkeit nur durch die Urproduktion geliefert
werden, gegen europäische und amerikanische Fabrikate und ruht sast ganz in
den Händen von drei fremden Firmen Moermann, Müller ^Hollandt und
Iates sNewhorkl). Liberianer beteiligen sich nur in untergeordnetem Maße,
Die wichtigsten Gegenstände der Ausfuhr siud Palmöl, Palmkerne, Kautschuk,
Kaffee und Rotholz, also Dinge, mit deren Erzeugung, vom Kaffee abgesehen,
mehr die Eingebornen zu thun haben. Die Rolle der Liberianer ist wesentlich
die von Unterhändlern. Auch die ganze größere Seeschisfahrt ist in fremden
Händen (Deutsche und Engländer). Bezeichnend ist, daß die wichtigsten Eiu-
fnhrgegenstände Ncchrungs- und Genußmittel, hauptsächlich Reis, Mehl und
Konserven sind. Notstände vor der Ernte sind nicht selten, und man entbehrt
eine ganze Anzahl von Erzeugnissen, besonders des Gartenbaues, die auf den
Märkten des nahen Sierra Leone in Masse geboten werden.
Den Eingebornen gegenüber spielen die Liberianer die Aufgeklärten, die
Herren, auch die Unterhändler, halten streng auf Vermeidung der Sklaverei,
wiewohl in den Missionen Kinderkauf vorkommt. Doch zeigt das Vordringen
des Islams von den Mandingolündern her, dem nur ein schwaches Wachstum
des Christentums gegenübersteht — der Vergleich des Auftretens beider Reli¬
gionen im Hinterkante gehört zu den lehrreichsten Teilen des Buches —, wie
wenig tiefere Wirkungen dieses übt. Man gewinnt den Eindruck, daß wie das
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