Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.Friedrich Myconiu^ in Schmnltaldeu, 1538 eilf berufenstes Mitglied der Gesandtschaft in England. Wird auch die Mitarbeit Creuzigers und das nachfolgende Wirken Caspar Crenziger stand, schon weil er bedeutend jünger war als sein Friedrich Myeonius oder, wie er eigentlich hieß, Meeren, wurde in Friedrich Myconiu^ in Schmnltaldeu, 1538 eilf berufenstes Mitglied der Gesandtschaft in England. Wird auch die Mitarbeit Creuzigers und das nachfolgende Wirken Caspar Crenziger stand, schon weil er bedeutend jünger war als sein Friedrich Myeonius oder, wie er eigentlich hieß, Meeren, wurde in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0125" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/211293"/> <fw type="header" place="top"> Friedrich Myconiu^</fw><lb/> <p xml:id="ID_370" prev="#ID_369"> in Schmnltaldeu, 1538 eilf berufenstes Mitglied der Gesandtschaft in England.<lb/> Über die Reformation in Sachsen 153!» und 1540 schreibt er in seiner Refor-<lb/> mationsgeschichte Seite 52 ff: „Nach Herzog Jörgens Tode mußte ich mit des¬<lb/> selben Erben und Bruder durchs Land ziehen und an allen Orten den ersten<lb/> Anfang des Evangelii helfen machen und predigen. Zu Leipzig blieb ich<lb/> dreiviertel Jahre und legte den Grund der ganzen Lehre Christi, richtete<lb/> die Pfarren und Ministeria an. Meine Gehülfen waren vootor Crenziger, Er<lb/> Johann Pfeffinger, Pfarrherr von Belgern, N. LMlmLirr von Wittenberg."</p><lb/> <p xml:id="ID_371"> Wird auch die Mitarbeit Creuzigers und das nachfolgende Wirken<lb/> Pfeffingers stets anerkannt werden, so geht doch aus allen überlieferten Ver¬<lb/> handlungen jener Tage überzeugend hervor, daß zunächst Myeonius die trei¬<lb/> bende und ausführende Kraft namentlich in Leipzig war und Pfeffinger, dein<lb/> spätern ersten Superintendenten Leipzigs, die Wege gebahnt hat. Gern hätte<lb/> der Rat der Stadt ihn als ersten Geistlichen bei sich behalten. Sein Urlaub<lb/> wurde auch auf dringendes Ansuchen der Leipziger Stadtbehörde wiederholt<lb/> von Kurfürst Johann dem Beständiger verlängert. Aber sein Gesundheits¬<lb/> zustand war zu schwankend. Trotzdem kann Justus Jonas dem genannten<lb/> Fürsten gegenüber nicht genug rühmen: „Myeonius ist ein rechter und nütz¬<lb/> licher Apostel der Leipziger und ein wahrer Meißnischer Bischof, der mehr<lb/> Nutzen diesem Lande schaffen wird, als alle vorigen gethan haben."</p><lb/> <p xml:id="ID_372"> Caspar Crenziger stand, schon weil er bedeutend jünger war als sein<lb/> Genosse, an Lebenserfahrung, aber auch an Organisationstalent und Redegabe<lb/> hinter diesem zurück, wenn er auch als Forscher und Gelehrter vielleicht viel<lb/> hervorragender war. Auch Creuziger suchte der Rat, nachdem Myeonius Be¬<lb/> rufung als aussichtslos erachtet werden mußte, für Leipzig zu gewinnen,<lb/> zumal da er ein Leipziger Kind war; doch Luther erklärte sich dagegen. Es<lb/> wäre schade, berichtete Luther an den Kurfürsten, wenn Creuziger in Witten¬<lb/> berg viel versäumen und in Leipzig „wenig ausrichten" sollte; er sei „in der<lb/> Theologie zu lesen ein Fürbnud," auf den er es nach seinem Tode abgesehen<lb/> habe. Unter den neuern Forschungen giebt es ein von einem gelehrten säch¬<lb/> sischen Geistlichen aus Annaberg, Dr. C. H. G. Lommatzsch, in lateinischer Sprache<lb/> abgefaßtes Werk: ^ariÄtio av?riäsrieo N/ooiiio (Annaberg 1825), ans dessen<lb/> Titel schon Myeonius als Lovlvsiav et ^og>avam<; luxÄönsis Reformator be¬<lb/> zeichnet wird!</p><lb/> <p xml:id="ID_373" next="#ID_374"> Friedrich Myeonius oder, wie er eigentlich hieß, Meeren, wurde in<lb/> Lichtenfels, gegenwärtig dem bekannten Knotenpunkte der bairischen Staats¬<lb/> und der Werrabahu, der kleinen Bezirksamtsstadt am Main in Oberfraut'en,<lb/> am 26. Dezember 1491 geboren. Der Tag steht fest; die Annahme des 24.,<lb/> die sich in einem großen Nachschlagewerke findet, beruht ans einem Irrtum.<lb/> Auch das Jahr 1491 ist kaum mit Grund anzuzweifeln. Zwar wird geltend<lb/> gemacht, daß man damals die neue Jahreszahl schon von Weihnachten ab zu</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0125]
Friedrich Myconiu^
in Schmnltaldeu, 1538 eilf berufenstes Mitglied der Gesandtschaft in England.
Über die Reformation in Sachsen 153!» und 1540 schreibt er in seiner Refor-
mationsgeschichte Seite 52 ff: „Nach Herzog Jörgens Tode mußte ich mit des¬
selben Erben und Bruder durchs Land ziehen und an allen Orten den ersten
Anfang des Evangelii helfen machen und predigen. Zu Leipzig blieb ich
dreiviertel Jahre und legte den Grund der ganzen Lehre Christi, richtete
die Pfarren und Ministeria an. Meine Gehülfen waren vootor Crenziger, Er
Johann Pfeffinger, Pfarrherr von Belgern, N. LMlmLirr von Wittenberg."
Wird auch die Mitarbeit Creuzigers und das nachfolgende Wirken
Pfeffingers stets anerkannt werden, so geht doch aus allen überlieferten Ver¬
handlungen jener Tage überzeugend hervor, daß zunächst Myeonius die trei¬
bende und ausführende Kraft namentlich in Leipzig war und Pfeffinger, dein
spätern ersten Superintendenten Leipzigs, die Wege gebahnt hat. Gern hätte
der Rat der Stadt ihn als ersten Geistlichen bei sich behalten. Sein Urlaub
wurde auch auf dringendes Ansuchen der Leipziger Stadtbehörde wiederholt
von Kurfürst Johann dem Beständiger verlängert. Aber sein Gesundheits¬
zustand war zu schwankend. Trotzdem kann Justus Jonas dem genannten
Fürsten gegenüber nicht genug rühmen: „Myeonius ist ein rechter und nütz¬
licher Apostel der Leipziger und ein wahrer Meißnischer Bischof, der mehr
Nutzen diesem Lande schaffen wird, als alle vorigen gethan haben."
Caspar Crenziger stand, schon weil er bedeutend jünger war als sein
Genosse, an Lebenserfahrung, aber auch an Organisationstalent und Redegabe
hinter diesem zurück, wenn er auch als Forscher und Gelehrter vielleicht viel
hervorragender war. Auch Creuziger suchte der Rat, nachdem Myeonius Be¬
rufung als aussichtslos erachtet werden mußte, für Leipzig zu gewinnen,
zumal da er ein Leipziger Kind war; doch Luther erklärte sich dagegen. Es
wäre schade, berichtete Luther an den Kurfürsten, wenn Creuziger in Witten¬
berg viel versäumen und in Leipzig „wenig ausrichten" sollte; er sei „in der
Theologie zu lesen ein Fürbnud," auf den er es nach seinem Tode abgesehen
habe. Unter den neuern Forschungen giebt es ein von einem gelehrten säch¬
sischen Geistlichen aus Annaberg, Dr. C. H. G. Lommatzsch, in lateinischer Sprache
abgefaßtes Werk: ^ariÄtio av?riäsrieo N/ooiiio (Annaberg 1825), ans dessen
Titel schon Myeonius als Lovlvsiav et ^og>avam<; luxÄönsis Reformator be¬
zeichnet wird!
Friedrich Myeonius oder, wie er eigentlich hieß, Meeren, wurde in
Lichtenfels, gegenwärtig dem bekannten Knotenpunkte der bairischen Staats¬
und der Werrabahu, der kleinen Bezirksamtsstadt am Main in Oberfraut'en,
am 26. Dezember 1491 geboren. Der Tag steht fest; die Annahme des 24.,
die sich in einem großen Nachschlagewerke findet, beruht ans einem Irrtum.
Auch das Jahr 1491 ist kaum mit Grund anzuzweifeln. Zwar wird geltend
gemacht, daß man damals die neue Jahreszahl schon von Weihnachten ab zu
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