Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.Ein Evangelium des Naturalismus Doch die Lügen, die das Mondlicht In diesem Buche warnte Herr Holz seine dichtenden Genossen in einem Vor der unsolider Firma Homer ist in seinen Augen Nur ein ganz profaner Mensch Am liebsten möchte er Rothschild veranlassen, einen internationalen Anti- Poesien für Pennäler Nur Heine ragt aus der Pygmäcnsipvschaft empor: Heinrich Heine war kein Stockfisch, Von demselben Heine heißt es weiter:
Man könnte bei diesen Worten auf böse Gedanken kommen. Doch Herr Holz Heutzutage nun vollends ist die Vernunft zu den Botokuden geflüchtet, Großer Zeitgenosse Emile, Ein Evangelium des Naturalismus Doch die Lügen, die das Mondlicht In diesem Buche warnte Herr Holz seine dichtenden Genossen in einem Vor der unsolider Firma Homer ist in seinen Augen Nur ein ganz profaner Mensch Am liebsten möchte er Rothschild veranlassen, einen internationalen Anti- Poesien für Pennäler Nur Heine ragt aus der Pygmäcnsipvschaft empor: Heinrich Heine war kein Stockfisch, Von demselben Heine heißt es weiter:
Man könnte bei diesen Worten auf böse Gedanken kommen. Doch Herr Holz Heutzutage nun vollends ist die Vernunft zu den Botokuden geflüchtet, Großer Zeitgenosse Emile, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0046" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/289814"/> <fw type="header" place="top"> Ein Evangelium des Naturalismus</fw><lb/> <quote> Doch die Lügen, die das Mondlicht<lb/> Ihm romantisch ins Gehirn scheint.<lb/> Sind dem Zeitgenossen Zolas<lb/> Kakerlakenideale.</quote><lb/> <p xml:id="ID_128" next="#ID_129"> In diesem Buche warnte Herr Holz seine dichtenden Genossen in einem<lb/> „Präludium," das aber diesmal am Schlüsse stand</p><lb/> <quote> Vor der unsolider Firma<lb/> Des Homers (sie!) und Kompanie.</quote><lb/> <p xml:id="ID_129" prev="#ID_128" next="#ID_130"> Homer ist in seinen Augen</p><lb/> <quote> Nur ein ganz profaner Mensch<lb/> Und als solcher wiederum<lb/> Nur der erste aller blinden<lb/> Bänkelsänger Griechenlands.</quote><lb/> <p xml:id="ID_130" prev="#ID_129" next="#ID_131"> Am liebsten möchte er Rothschild veranlassen, einen internationalen Anti-<lb/> museistenklub zu gründen. Denn</p><lb/> <quote> Poesien für Pennäler<lb/> Sind bereits genug gedrechselt;<lb/> Siehe hier das Gros der Werke<lb/> Unsrer deutschen Dioskuren —<lb/> Nomina sollte ocliosg,!</quote><lb/> <p xml:id="ID_131" prev="#ID_130" next="#ID_132"> Nur Heine ragt aus der Pygmäcnsipvschaft empor:</p><lb/> <quote> Heinrich Heine war kein Stockfisch,<lb/> Heinrich Heine war ein Mensch!</quote><lb/> <p xml:id="ID_132" prev="#ID_131"> Von demselben Heine heißt es weiter:</p><lb/> <quote> <p xml:id="ID_133"> Spucken mögen auf sein Grab<lb/> Dreimal alle alten Jungfern:<lb/> Heilig war ihm seine Liebe,<lb/> Heilig war ihm auch sein Haß.</p> <p xml:id="ID_134" next="#ID_135"> Sein Geschlecht war ein erlauchtes.<lb/> Und die Blüten seines Stammbaums<lb/> Sind die Sterne ihrer Völker.</p> </quote><lb/> <p xml:id="ID_135" prev="#ID_134"> Man könnte bei diesen Worten auf böse Gedanken kommen. Doch Herr Holz<lb/> beugt allem vor: mit den Ahnherren Heines sind Aristophanes (notÄbsno<lb/> auch so ein griechischer Bänkelsänger), Cervantes und Rabelais gemeint.</p><lb/> <p xml:id="ID_136" next="#ID_137"> Heutzutage nun vollends ist die Vernunft zu den Botokuden geflüchtet,<lb/> der Zeitgeist ist ein Lüstling, ein gealterter Rviw geworden; die Welt wittert<lb/> überall Unanständigkeiten, sogar bei Zola:</p><lb/> <quote> Großer Zeitgenosse Emile,<lb/> Dich, anch dich hat sie verlästert,<lb/> Und der Shakespeare des Romans<lb/> Ward zum Dichter der Kloake.</quote><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0046]
Ein Evangelium des Naturalismus
Doch die Lügen, die das Mondlicht
Ihm romantisch ins Gehirn scheint.
Sind dem Zeitgenossen Zolas
Kakerlakenideale.
In diesem Buche warnte Herr Holz seine dichtenden Genossen in einem
„Präludium," das aber diesmal am Schlüsse stand
Vor der unsolider Firma
Des Homers (sie!) und Kompanie.
Homer ist in seinen Augen
Nur ein ganz profaner Mensch
Und als solcher wiederum
Nur der erste aller blinden
Bänkelsänger Griechenlands.
Am liebsten möchte er Rothschild veranlassen, einen internationalen Anti-
museistenklub zu gründen. Denn
Poesien für Pennäler
Sind bereits genug gedrechselt;
Siehe hier das Gros der Werke
Unsrer deutschen Dioskuren —
Nomina sollte ocliosg,!
Nur Heine ragt aus der Pygmäcnsipvschaft empor:
Heinrich Heine war kein Stockfisch,
Heinrich Heine war ein Mensch!
Von demselben Heine heißt es weiter:
Spucken mögen auf sein Grab
Dreimal alle alten Jungfern:
Heilig war ihm seine Liebe,
Heilig war ihm auch sein Haß.
Sein Geschlecht war ein erlauchtes.
Und die Blüten seines Stammbaums
Sind die Sterne ihrer Völker.
Man könnte bei diesen Worten auf böse Gedanken kommen. Doch Herr Holz
beugt allem vor: mit den Ahnherren Heines sind Aristophanes (notÄbsno
auch so ein griechischer Bänkelsänger), Cervantes und Rabelais gemeint.
Heutzutage nun vollends ist die Vernunft zu den Botokuden geflüchtet,
der Zeitgeist ist ein Lüstling, ein gealterter Rviw geworden; die Welt wittert
überall Unanständigkeiten, sogar bei Zola:
Großer Zeitgenosse Emile,
Dich, anch dich hat sie verlästert,
Und der Shakespeare des Romans
Ward zum Dichter der Kloake.
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