Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite

Wasser für die Sekunde zu entnehmen. Dies entspricht bei der Höhe des
Rheinfalles von 20 Metern einer Kraft von 4000 Pferde". Gegenwärtig wird
jedoch nnr die Hälfte in Anspruch genommen. Das Wasser wird in gewal¬
tige" Röhren dem Werke zugeführt. Ili Meter unterhalb des obern Wasser¬
spiegels befinde" sich in einem senkrechten Stücke der Röhre" die Turbinen,
die also mit einem Drnckgefälle von Ili und einem Sanggefälle von 4 Metern
arbeiten. Die Turbine" sind wagerecht gestellte Räder mit schräge"! Fächer¬
werk. Sie haben etwas über einen Meter Durchmesser und macheu in der
Minute 225 Umdrehungen. Dies ist schnell genng, um an der obern Ver¬
längerung der Achse die Trommel der Dynamomaschine unmittelbar ankoppeln
zu können. Dem entsprechend liegt auch die Achse dieser Maschine nicht, wie
es gewöhnlich der Fall ist, wagerecht, sondern steht senkrecht. Ich darf wohl
voraussetzen, daß der Bau eiuer elektrischen Kraftniaschiue im allgemeine" be¬
kannt ist. Die in Rede stehenden Dynamvmaschüie" bestehen ans einem
äußern gußeisernen Ringe von der Größe eines Wasserrades und vierundzwanzig
nach innen gerichteten Ansätzen, de" Kernen für die Elektromagueten, und innerhalb
dieser Elektromagneten dreht sich die Trommel des J"d"ktvrs mit seinem eisernen
Blätterwerke. Von diesem wird der entstandene Strom durch kupferne Bürsten
aufgenommen und in die Arbeitsteilung geführt. Es stehen zwei solcher Ma>
schiueu "ebst der dazu gehörige" kleinern, die den elektrischen Grundstoff für
die größer" liefert, nebeneinander. Jede arbeitet mit 600 Pferdekräfte".
Beide Maschinen sind sür eine Leistung von 14000 Ampöres und 'Z00 Volks
berechnet. Hierzu kvmiueu "un noch die älter" beide" Maschinen der Schweizer
Gesellschaft, die durch eine gemeinsame wagerecht gelegte Turbine getrieben
werden. Es sind ganz fabelhafte elektrische Kräfte, die durch diese Maschinen
geschaffen werden, aber sie sind dennoch bei ihrer geringen Spannung lange
nicht so gefährlich als jene hoch gespannte" Wechselströme, die alles erschlage"
""d verbreime", was in ihre Nähe kommt. Die Arbeit wird scheinbar mit
spielender Leichtigkeit vollbracht. Keine Kessel, keine Dampfmaschinen, keine
rußigen und schwitzenden Arbeiter, ein Heller, schmucker Rü"in, i" dein man
neben dem drnußeu donnernden Rheinfall nur das Schleifen der Bürsten ans
der Jnduktortrvmmel hört.

Nun sind wir neugierig, zu erfahre", wie mit Hilfe dieser gigantische"
elektrische" Kräfte das Aluminium erzeugt wird, unser Bericht") schweigt
sich darüber klüglich aus. Wir sind aber doch von andrer Seite einiger¬
maßen unterrichtet.

Wenn zwischen die beiden Pole eines starken Stromes ein Leiter von
geringerer Leitungsfähigkeit eingeschaltet wird, so gerät der Leiter zweiten



Die Anlagen der Aluminium-Mtiengesellschnft, ihre Produkte, deren Be¬
handlung und Verwendung. Nenhnusen, 1890.

Wasser für die Sekunde zu entnehmen. Dies entspricht bei der Höhe des
Rheinfalles von 20 Metern einer Kraft von 4000 Pferde». Gegenwärtig wird
jedoch nnr die Hälfte in Anspruch genommen. Das Wasser wird in gewal¬
tige» Röhren dem Werke zugeführt. Ili Meter unterhalb des obern Wasser¬
spiegels befinde» sich in einem senkrechten Stücke der Röhre» die Turbinen,
die also mit einem Drnckgefälle von Ili und einem Sanggefälle von 4 Metern
arbeiten. Die Turbine» sind wagerecht gestellte Räder mit schräge»! Fächer¬
werk. Sie haben etwas über einen Meter Durchmesser und macheu in der
Minute 225 Umdrehungen. Dies ist schnell genng, um an der obern Ver¬
längerung der Achse die Trommel der Dynamomaschine unmittelbar ankoppeln
zu können. Dem entsprechend liegt auch die Achse dieser Maschine nicht, wie
es gewöhnlich der Fall ist, wagerecht, sondern steht senkrecht. Ich darf wohl
voraussetzen, daß der Bau eiuer elektrischen Kraftniaschiue im allgemeine» be¬
kannt ist. Die in Rede stehenden Dynamvmaschüie» bestehen ans einem
äußern gußeisernen Ringe von der Größe eines Wasserrades und vierundzwanzig
nach innen gerichteten Ansätzen, de» Kernen für die Elektromagueten, und innerhalb
dieser Elektromagneten dreht sich die Trommel des J»d»ktvrs mit seinem eisernen
Blätterwerke. Von diesem wird der entstandene Strom durch kupferne Bürsten
aufgenommen und in die Arbeitsteilung geführt. Es stehen zwei solcher Ma>
schiueu »ebst der dazu gehörige» kleinern, die den elektrischen Grundstoff für
die größer» liefert, nebeneinander. Jede arbeitet mit 600 Pferdekräfte».
Beide Maschinen sind sür eine Leistung von 14000 Ampöres und 'Z00 Volks
berechnet. Hierzu kvmiueu »un noch die älter« beide» Maschinen der Schweizer
Gesellschaft, die durch eine gemeinsame wagerecht gelegte Turbine getrieben
werden. Es sind ganz fabelhafte elektrische Kräfte, die durch diese Maschinen
geschaffen werden, aber sie sind dennoch bei ihrer geringen Spannung lange
nicht so gefährlich als jene hoch gespannte» Wechselströme, die alles erschlage»
»»d verbreime», was in ihre Nähe kommt. Die Arbeit wird scheinbar mit
spielender Leichtigkeit vollbracht. Keine Kessel, keine Dampfmaschinen, keine
rußigen und schwitzenden Arbeiter, ein Heller, schmucker Rü»in, i» dein man
neben dem drnußeu donnernden Rheinfall nur das Schleifen der Bürsten ans
der Jnduktortrvmmel hört.

Nun sind wir neugierig, zu erfahre», wie mit Hilfe dieser gigantische»
elektrische» Kräfte das Aluminium erzeugt wird, unser Bericht") schweigt
sich darüber klüglich aus. Wir sind aber doch von andrer Seite einiger¬
maßen unterrichtet.

Wenn zwischen die beiden Pole eines starken Stromes ein Leiter von
geringerer Leitungsfähigkeit eingeschaltet wird, so gerät der Leiter zweiten



Die Anlagen der Aluminium-Mtiengesellschnft, ihre Produkte, deren Be¬
handlung und Verwendung. Nenhnusen, 1890.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0392" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/210259"/>
          <fw type="header" place="top"/><lb/>
          <p xml:id="ID_1101" prev="#ID_1100"> Wasser für die Sekunde zu entnehmen. Dies entspricht bei der Höhe des<lb/>
Rheinfalles von 20 Metern einer Kraft von 4000 Pferde». Gegenwärtig wird<lb/>
jedoch nnr die Hälfte in Anspruch genommen. Das Wasser wird in gewal¬<lb/>
tige» Röhren dem Werke zugeführt. Ili Meter unterhalb des obern Wasser¬<lb/>
spiegels befinde» sich in einem senkrechten Stücke der Röhre» die Turbinen,<lb/>
die also mit einem Drnckgefälle von Ili und einem Sanggefälle von 4 Metern<lb/>
arbeiten. Die Turbine» sind wagerecht gestellte Räder mit schräge»! Fächer¬<lb/>
werk. Sie haben etwas über einen Meter Durchmesser und macheu in der<lb/>
Minute 225 Umdrehungen. Dies ist schnell genng, um an der obern Ver¬<lb/>
längerung der Achse die Trommel der Dynamomaschine unmittelbar ankoppeln<lb/>
zu können. Dem entsprechend liegt auch die Achse dieser Maschine nicht, wie<lb/>
es gewöhnlich der Fall ist, wagerecht, sondern steht senkrecht. Ich darf wohl<lb/>
voraussetzen, daß der Bau eiuer elektrischen Kraftniaschiue im allgemeine» be¬<lb/>
kannt ist. Die in Rede stehenden Dynamvmaschüie» bestehen ans einem<lb/>
äußern gußeisernen Ringe von der Größe eines Wasserrades und vierundzwanzig<lb/>
nach innen gerichteten Ansätzen, de» Kernen für die Elektromagueten, und innerhalb<lb/>
dieser Elektromagneten dreht sich die Trommel des J»d»ktvrs mit seinem eisernen<lb/>
Blätterwerke. Von diesem wird der entstandene Strom durch kupferne Bürsten<lb/>
aufgenommen und in die Arbeitsteilung geführt. Es stehen zwei solcher Ma&gt;<lb/>
schiueu »ebst der dazu gehörige» kleinern, die den elektrischen Grundstoff für<lb/>
die größer» liefert, nebeneinander. Jede arbeitet mit 600 Pferdekräfte».<lb/>
Beide Maschinen sind sür eine Leistung von 14000 Ampöres und 'Z00 Volks<lb/>
berechnet. Hierzu kvmiueu »un noch die älter« beide» Maschinen der Schweizer<lb/>
Gesellschaft, die durch eine gemeinsame wagerecht gelegte Turbine getrieben<lb/>
werden. Es sind ganz fabelhafte elektrische Kräfte, die durch diese Maschinen<lb/>
geschaffen werden, aber sie sind dennoch bei ihrer geringen Spannung lange<lb/>
nicht so gefährlich als jene hoch gespannte» Wechselströme, die alles erschlage»<lb/>
»»d verbreime», was in ihre Nähe kommt. Die Arbeit wird scheinbar mit<lb/>
spielender Leichtigkeit vollbracht. Keine Kessel, keine Dampfmaschinen, keine<lb/>
rußigen und schwitzenden Arbeiter, ein Heller, schmucker Rü»in, i» dein man<lb/>
neben dem drnußeu donnernden Rheinfall nur das Schleifen der Bürsten ans<lb/>
der Jnduktortrvmmel hört.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1102"> Nun sind wir neugierig, zu erfahre», wie mit Hilfe dieser gigantische»<lb/>
elektrische» Kräfte das Aluminium erzeugt wird, unser Bericht") schweigt<lb/>
sich darüber klüglich aus. Wir sind aber doch von andrer Seite einiger¬<lb/>
maßen unterrichtet.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1103" next="#ID_1104"> Wenn zwischen die beiden Pole eines starken Stromes ein Leiter von<lb/>
geringerer Leitungsfähigkeit eingeschaltet wird, so gerät der Leiter zweiten</p><lb/>
          <note xml:id="FID_56" place="foot"> Die Anlagen der Aluminium-Mtiengesellschnft, ihre Produkte, deren Be¬<lb/>
handlung und Verwendung.  Nenhnusen, 1890.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0392] Wasser für die Sekunde zu entnehmen. Dies entspricht bei der Höhe des Rheinfalles von 20 Metern einer Kraft von 4000 Pferde». Gegenwärtig wird jedoch nnr die Hälfte in Anspruch genommen. Das Wasser wird in gewal¬ tige» Röhren dem Werke zugeführt. Ili Meter unterhalb des obern Wasser¬ spiegels befinde» sich in einem senkrechten Stücke der Röhre» die Turbinen, die also mit einem Drnckgefälle von Ili und einem Sanggefälle von 4 Metern arbeiten. Die Turbine» sind wagerecht gestellte Räder mit schräge»! Fächer¬ werk. Sie haben etwas über einen Meter Durchmesser und macheu in der Minute 225 Umdrehungen. Dies ist schnell genng, um an der obern Ver¬ längerung der Achse die Trommel der Dynamomaschine unmittelbar ankoppeln zu können. Dem entsprechend liegt auch die Achse dieser Maschine nicht, wie es gewöhnlich der Fall ist, wagerecht, sondern steht senkrecht. Ich darf wohl voraussetzen, daß der Bau eiuer elektrischen Kraftniaschiue im allgemeine» be¬ kannt ist. Die in Rede stehenden Dynamvmaschüie» bestehen ans einem äußern gußeisernen Ringe von der Größe eines Wasserrades und vierundzwanzig nach innen gerichteten Ansätzen, de» Kernen für die Elektromagueten, und innerhalb dieser Elektromagneten dreht sich die Trommel des J»d»ktvrs mit seinem eisernen Blätterwerke. Von diesem wird der entstandene Strom durch kupferne Bürsten aufgenommen und in die Arbeitsteilung geführt. Es stehen zwei solcher Ma> schiueu »ebst der dazu gehörige» kleinern, die den elektrischen Grundstoff für die größer» liefert, nebeneinander. Jede arbeitet mit 600 Pferdekräfte». Beide Maschinen sind sür eine Leistung von 14000 Ampöres und 'Z00 Volks berechnet. Hierzu kvmiueu »un noch die älter« beide» Maschinen der Schweizer Gesellschaft, die durch eine gemeinsame wagerecht gelegte Turbine getrieben werden. Es sind ganz fabelhafte elektrische Kräfte, die durch diese Maschinen geschaffen werden, aber sie sind dennoch bei ihrer geringen Spannung lange nicht so gefährlich als jene hoch gespannte» Wechselströme, die alles erschlage» »»d verbreime», was in ihre Nähe kommt. Die Arbeit wird scheinbar mit spielender Leichtigkeit vollbracht. Keine Kessel, keine Dampfmaschinen, keine rußigen und schwitzenden Arbeiter, ein Heller, schmucker Rü»in, i» dein man neben dem drnußeu donnernden Rheinfall nur das Schleifen der Bürsten ans der Jnduktortrvmmel hört. Nun sind wir neugierig, zu erfahre», wie mit Hilfe dieser gigantische» elektrische» Kräfte das Aluminium erzeugt wird, unser Bericht") schweigt sich darüber klüglich aus. Wir sind aber doch von andrer Seite einiger¬ maßen unterrichtet. Wenn zwischen die beiden Pole eines starken Stromes ein Leiter von geringerer Leitungsfähigkeit eingeschaltet wird, so gerät der Leiter zweiten Die Anlagen der Aluminium-Mtiengesellschnft, ihre Produkte, deren Be¬ handlung und Verwendung. Nenhnusen, 1890.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/392
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/392>, abgerufen am 04.07.2024.