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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

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ist Aluminiumsilikat, das heißt eine Verbindung von Aluminium und Kiesel¬
säure in reinster Form. Sie besteht aus verwitterten: Feldspat, der um dein
Orte der Entstehung liegen geblieben ist. Der gewöhnliche Thon und die
Thonerde haben einen ähnlichen Ursprung, sind aber weggeschwemmt und durch
Kalk und Eisenoxyd verunreinigt worden. Das Aluminium in seiner oxydirten
Form ist also das verbreitetste Metall der Erde. Mau konnte hier die Ver-
mutung aussprechen, daß es einmal berufen sei, das Eisen zu verdrängen.
Dem steht entgegen, daß das Aluminium den Sauerstoff ungemein festhält, und daß
es der größte" chemischen wie Physikalischen Kräfte bedarf -- eiues Reaktions-
stvffes wie des Natriums oder einer Glühhitze, gegen die die Temperatur des
Hochofens harmlos genannt werden muß --, um das Oxyd zu zerlegen. Hieraus
ergiebt sich mit Notwendigkeit der höhere Preis des gewonnenen Metalles.
Es wird also schwerlich je mit dein Eisen konkurriren können, das nur lumpiger
1290 Grad bedarf, um in seine Moleküle zu zerfallen.

Erst im Jahre 1827 gelang es einem deutschen Gelehrten, Friedrich Wöhler,
damals Professor um der Gewerbeschule in Berlin, "Silber aus Lehm" zu
machen, und zwar auf chemischem Wege. Er glühte Kalium, ein Metall, das
eine große Verwandtschaft sowohl mit dem Sauerstoff, als auch mit dem Chlor
hat, mit Chloraluminium, wodurch er erreichte, daß sich das Metall als ein
feines, graues Pulver ausschied. Dieses Pulver konnte nun zwar durch Reiben
metnllglänzend gemacht, aber noch nicht zu einer festen Masse vereinigt werden.
Das gelang Wöhler erst im Jahre 1845.

Die Gewinnung des Aluminiums war ein chemischer Trinmpy, hatte
aber zunächst keine praktische Bedeutung. Es war fast vergessen, als es von
Deville, einem berühmten französischen Chemiker, nen hervorgeholt und der
Industrie empfohlen wurde. Deville hatte die ausgezeichneten Eigenschaften
dieses Metalls erkannt und empfahl es als ein Zwischenglied zwischen den
edel" und den unedeln Metallen. Es ist gegen Säuren nicht so widerstands¬
fähig wie die edeln Metalle, übertrifft aber weit Kupfer und Eisen. "Es ist
also, schreibt Deville im Jahre 1862, dein Aluminium genau der Platz in
der Technik angewiesen, der eine Folge ist seines Klanges, seiner Hämmerbar¬
keit, seiner Geschmeidigkeit und seines geringen spezifischen Gewichtes. Ich wäre
vollkommen befriedigt, wenn es von der Industrie als ein solches Zwischen -
melait angenommen würde. Geschähe es jedoch eines Tages, daß man
Mittel und Wege ausfindig machte, es mit geringen Kosten aus seinem
Erz der Thonerde, dem verbreitetsten Bestandteile der Erdrinde, abzuscheiden,
so würde es das gemeinste aller Metalle werden." Es sollten abermals dreißig
Jahre vergehen, bis die Hoffnung Devilles, wenigstens in ihrer ersten Hälfte,
in Erfüllung ging.

Deville hatte sich der Nuteytntznng der Akademie und des Kaisers
Napoleon zu erfreuen. Ohne eine solche Unterstützung würde er schwerlich


ist Aluminiumsilikat, das heißt eine Verbindung von Aluminium und Kiesel¬
säure in reinster Form. Sie besteht aus verwitterten: Feldspat, der um dein
Orte der Entstehung liegen geblieben ist. Der gewöhnliche Thon und die
Thonerde haben einen ähnlichen Ursprung, sind aber weggeschwemmt und durch
Kalk und Eisenoxyd verunreinigt worden. Das Aluminium in seiner oxydirten
Form ist also das verbreitetste Metall der Erde. Mau konnte hier die Ver-
mutung aussprechen, daß es einmal berufen sei, das Eisen zu verdrängen.
Dem steht entgegen, daß das Aluminium den Sauerstoff ungemein festhält, und daß
es der größte» chemischen wie Physikalischen Kräfte bedarf — eiues Reaktions-
stvffes wie des Natriums oder einer Glühhitze, gegen die die Temperatur des
Hochofens harmlos genannt werden muß —, um das Oxyd zu zerlegen. Hieraus
ergiebt sich mit Notwendigkeit der höhere Preis des gewonnenen Metalles.
Es wird also schwerlich je mit dein Eisen konkurriren können, das nur lumpiger
1290 Grad bedarf, um in seine Moleküle zu zerfallen.

Erst im Jahre 1827 gelang es einem deutschen Gelehrten, Friedrich Wöhler,
damals Professor um der Gewerbeschule in Berlin, „Silber aus Lehm" zu
machen, und zwar auf chemischem Wege. Er glühte Kalium, ein Metall, das
eine große Verwandtschaft sowohl mit dem Sauerstoff, als auch mit dem Chlor
hat, mit Chloraluminium, wodurch er erreichte, daß sich das Metall als ein
feines, graues Pulver ausschied. Dieses Pulver konnte nun zwar durch Reiben
metnllglänzend gemacht, aber noch nicht zu einer festen Masse vereinigt werden.
Das gelang Wöhler erst im Jahre 1845.

Die Gewinnung des Aluminiums war ein chemischer Trinmpy, hatte
aber zunächst keine praktische Bedeutung. Es war fast vergessen, als es von
Deville, einem berühmten französischen Chemiker, nen hervorgeholt und der
Industrie empfohlen wurde. Deville hatte die ausgezeichneten Eigenschaften
dieses Metalls erkannt und empfahl es als ein Zwischenglied zwischen den
edel» und den unedeln Metallen. Es ist gegen Säuren nicht so widerstands¬
fähig wie die edeln Metalle, übertrifft aber weit Kupfer und Eisen. „Es ist
also, schreibt Deville im Jahre 1862, dein Aluminium genau der Platz in
der Technik angewiesen, der eine Folge ist seines Klanges, seiner Hämmerbar¬
keit, seiner Geschmeidigkeit und seines geringen spezifischen Gewichtes. Ich wäre
vollkommen befriedigt, wenn es von der Industrie als ein solches Zwischen -
melait angenommen würde. Geschähe es jedoch eines Tages, daß man
Mittel und Wege ausfindig machte, es mit geringen Kosten aus seinem
Erz der Thonerde, dem verbreitetsten Bestandteile der Erdrinde, abzuscheiden,
so würde es das gemeinste aller Metalle werden." Es sollten abermals dreißig
Jahre vergehen, bis die Hoffnung Devilles, wenigstens in ihrer ersten Hälfte,
in Erfüllung ging.

Deville hatte sich der Nuteytntznng der Akademie und des Kaisers
Napoleon zu erfreuen. Ohne eine solche Unterstützung würde er schwerlich


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[0390] ist Aluminiumsilikat, das heißt eine Verbindung von Aluminium und Kiesel¬ säure in reinster Form. Sie besteht aus verwitterten: Feldspat, der um dein Orte der Entstehung liegen geblieben ist. Der gewöhnliche Thon und die Thonerde haben einen ähnlichen Ursprung, sind aber weggeschwemmt und durch Kalk und Eisenoxyd verunreinigt worden. Das Aluminium in seiner oxydirten Form ist also das verbreitetste Metall der Erde. Mau konnte hier die Ver- mutung aussprechen, daß es einmal berufen sei, das Eisen zu verdrängen. Dem steht entgegen, daß das Aluminium den Sauerstoff ungemein festhält, und daß es der größte» chemischen wie Physikalischen Kräfte bedarf — eiues Reaktions- stvffes wie des Natriums oder einer Glühhitze, gegen die die Temperatur des Hochofens harmlos genannt werden muß —, um das Oxyd zu zerlegen. Hieraus ergiebt sich mit Notwendigkeit der höhere Preis des gewonnenen Metalles. Es wird also schwerlich je mit dein Eisen konkurriren können, das nur lumpiger 1290 Grad bedarf, um in seine Moleküle zu zerfallen. Erst im Jahre 1827 gelang es einem deutschen Gelehrten, Friedrich Wöhler, damals Professor um der Gewerbeschule in Berlin, „Silber aus Lehm" zu machen, und zwar auf chemischem Wege. Er glühte Kalium, ein Metall, das eine große Verwandtschaft sowohl mit dem Sauerstoff, als auch mit dem Chlor hat, mit Chloraluminium, wodurch er erreichte, daß sich das Metall als ein feines, graues Pulver ausschied. Dieses Pulver konnte nun zwar durch Reiben metnllglänzend gemacht, aber noch nicht zu einer festen Masse vereinigt werden. Das gelang Wöhler erst im Jahre 1845. Die Gewinnung des Aluminiums war ein chemischer Trinmpy, hatte aber zunächst keine praktische Bedeutung. Es war fast vergessen, als es von Deville, einem berühmten französischen Chemiker, nen hervorgeholt und der Industrie empfohlen wurde. Deville hatte die ausgezeichneten Eigenschaften dieses Metalls erkannt und empfahl es als ein Zwischenglied zwischen den edel» und den unedeln Metallen. Es ist gegen Säuren nicht so widerstands¬ fähig wie die edeln Metalle, übertrifft aber weit Kupfer und Eisen. „Es ist also, schreibt Deville im Jahre 1862, dein Aluminium genau der Platz in der Technik angewiesen, der eine Folge ist seines Klanges, seiner Hämmerbar¬ keit, seiner Geschmeidigkeit und seines geringen spezifischen Gewichtes. Ich wäre vollkommen befriedigt, wenn es von der Industrie als ein solches Zwischen - melait angenommen würde. Geschähe es jedoch eines Tages, daß man Mittel und Wege ausfindig machte, es mit geringen Kosten aus seinem Erz der Thonerde, dem verbreitetsten Bestandteile der Erdrinde, abzuscheiden, so würde es das gemeinste aller Metalle werden." Es sollten abermals dreißig Jahre vergehen, bis die Hoffnung Devilles, wenigstens in ihrer ersten Hälfte, in Erfüllung ging. Deville hatte sich der Nuteytntznng der Akademie und des Kaisers Napoleon zu erfreuen. Ohne eine solche Unterstützung würde er schwerlich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/390>, abgerufen am 04.07.2024.