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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

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Robert Schumanns schriftstellerische Thätigkeit

lustiguug des Pöbels zerbläuten und mit Schmutz bewarfen -- umso erfreulicher
our es zu sehen: wie in den musikalischen Zuständen Leipzigs sich ein freudiges,
jugendliches Streben nach dem Edlem und Höhern in der Kunst entwickelte und
schnell herausbildete, sodaß es noch auf lange Zeit zur Freude aller Bravgesinnten
bestehen dürfte, wenn nicht etwa unvorhergesehene ungünstige Umstände eine gewalt¬
same Änderung des Fertigen und noch Werdenden herbeiführen.

Für kein günstiges Zeichen dürste es allerdings zu halten sein, daß Robert
Schumann Leipzig verlasse" und zwar eben jetzt verlassen hat! Und ist das
Gerücht gegründet, daß er Wien zu seinem bleibenden Aufenthalt wählen und somit
nicht nach Leipzig zurückkehren wolle, so wäre dies jedenfalls ein unersetzlicher
Verlust nicht nur für seine Freunde, soudern auch für die Kunst, denn nur der
liebenswürdigen Persönlichkeit Schumnuus war es möglich, tüchtige Männer von
den verschiedensten Ansichten einander näher zu bringen, daß sie befreundet sich
vereinigten: einem schonen großen Ziele zuzustreben. -- Dies Ziel stand fest, un¬
verrückbar! sodaß Streben Bedingung war, die Art aber, wie solches geschehen
möge, blieb jedem überlassen, denn jeder wußte von dem andern -- und Schumann
wußte es von allen: keiner könne sich unwürdiger Mittel bedienen. Wurde hie
und da eine Ansicht auf allzu herbe Art laut, so wurde die Art getadelt, die Ansicht
aber wurde geprüft, und unfehlbar ward ihr die gerechte, unparteiische Würdigung.

Schumann our das Haupt dieser Kuustverbrüdernng. -- Mit dem Früh¬
jahre 1334 aber traten Schumann, Schuuke, Friedrich Wieck (Vater der Klara),
Karl Bruck,") Knorr und der Dr, Glock zusammen und gründeten die neue musi¬
kalische Zeitschrift, Ehrenmitglieder"") und Mitgründer waren damals noch der
rühmlich bekannte Sänger Häuser, der Organist Becker, A. Büret und I. P. Lyser.

Das Unternehmen fand die lebhafteste Teilnahme und hob sich rasch. Glvcks
Aufsätze über englische Musik, Bürcks. Beurteilung des "Goethe-Zelterschen Brief¬
wechsels/' Lysers "Vater Dolch und seine Freunde," sowie dessen Knnstnovellen
"Händel,""*") "Beethoven," "Sebastian Bach und seine Söhne" f) fanden die
ehrenvollste Anerkennung, und Schnmnnns eigne Aufsätze gingen alsbald in fran¬
zösische Blätter über. Bald schlössen sich befreundete Geister von nah und fern
an, Heinrich Panofka, Theodor Döhler.ff) Pixis trafen persönlich ein, Abt>6







*) Benet gehörte nicht zu den Gründern der neuen Zeitschrift; er kam erst im Mai
nach Leipzig, Dagegen ist E, Ortlepp hier vergesse" wurden.
"
Die Bezeichnung "Ehrenmitglieder ist Lyser wohl nur während des Schreibens in
die Feder gekommen. Franz Hauser, den Schumann als bedeutenden Musiker schätzte, nahm
an dem Gedeihen der Zeitschrift regen Anteil, empfahl sie auch Mendelssohn zum Lesen.
Dieser aber sprach sich in seiner Antwort sehr geringschätzig über Musikzeituugeu aus. "Im
Ernst, soll ich das Blatt lesen? Was Du mir auch raten magst, so lese ichs doch nicht." Diese
in Hcmslicks "Suite" S. 30 abgedruckte Stelle ist nur ans Schumanns Zeitschrift zu beziehen.
Später nahm Mendelssohn übrigens, wie Lyser berichtet, "viel Anteil an den Bestrebungen
der neuen Zeitschrift."
"*"
) Der Händel erschien, kaum im Original beendet, schon ins Französische übersetzt,
in der Lovne musiouls, doch ohne den Namen des Verfassers, der damals nur den Davids-
biiudlcru bekannt war.
f) Auf besondre Anregung Mendelssohns, der den Dolch und Händel mit Beifall ge¬
lesen hatte, geschrieben, wie Lyser in seinem Aufsatz "Zur Biographie Mendelssohn-Bartholdys"
(Wiener Souutagsblätter vom S. Dezember 1347) berichtet. "Kaum war die Novelle in der
Musikzeitung abgedruckt, so sandte mir Felix Mendelssohn-B. durch Schumann ein "Lied
ohne Worte", welches er mir ausdrücklich zugeschrieben; es war ein tief ergreifendes, schwer¬
mütiges Lied" :c. Eine genauere Angabe des Liedes fehlt bei Lyser.
'"'"
!>) Zu den "befreundeten Geistern hat Dvhler schwerlich gehört.
Robert Schumanns schriftstellerische Thätigkeit

lustiguug des Pöbels zerbläuten und mit Schmutz bewarfen — umso erfreulicher
our es zu sehen: wie in den musikalischen Zuständen Leipzigs sich ein freudiges,
jugendliches Streben nach dem Edlem und Höhern in der Kunst entwickelte und
schnell herausbildete, sodaß es noch auf lange Zeit zur Freude aller Bravgesinnten
bestehen dürfte, wenn nicht etwa unvorhergesehene ungünstige Umstände eine gewalt¬
same Änderung des Fertigen und noch Werdenden herbeiführen.

Für kein günstiges Zeichen dürste es allerdings zu halten sein, daß Robert
Schumann Leipzig verlasse» und zwar eben jetzt verlassen hat! Und ist das
Gerücht gegründet, daß er Wien zu seinem bleibenden Aufenthalt wählen und somit
nicht nach Leipzig zurückkehren wolle, so wäre dies jedenfalls ein unersetzlicher
Verlust nicht nur für seine Freunde, soudern auch für die Kunst, denn nur der
liebenswürdigen Persönlichkeit Schumnuus war es möglich, tüchtige Männer von
den verschiedensten Ansichten einander näher zu bringen, daß sie befreundet sich
vereinigten: einem schonen großen Ziele zuzustreben. — Dies Ziel stand fest, un¬
verrückbar! sodaß Streben Bedingung war, die Art aber, wie solches geschehen
möge, blieb jedem überlassen, denn jeder wußte von dem andern — und Schumann
wußte es von allen: keiner könne sich unwürdiger Mittel bedienen. Wurde hie
und da eine Ansicht auf allzu herbe Art laut, so wurde die Art getadelt, die Ansicht
aber wurde geprüft, und unfehlbar ward ihr die gerechte, unparteiische Würdigung.

Schumann our das Haupt dieser Kuustverbrüdernng. — Mit dem Früh¬
jahre 1334 aber traten Schumann, Schuuke, Friedrich Wieck (Vater der Klara),
Karl Bruck,") Knorr und der Dr, Glock zusammen und gründeten die neue musi¬
kalische Zeitschrift, Ehrenmitglieder"") und Mitgründer waren damals noch der
rühmlich bekannte Sänger Häuser, der Organist Becker, A. Büret und I. P. Lyser.

Das Unternehmen fand die lebhafteste Teilnahme und hob sich rasch. Glvcks
Aufsätze über englische Musik, Bürcks. Beurteilung des „Goethe-Zelterschen Brief¬
wechsels/' Lysers „Vater Dolch und seine Freunde," sowie dessen Knnstnovellen
„Händel,""*") „Beethoven," „Sebastian Bach und seine Söhne" f) fanden die
ehrenvollste Anerkennung, und Schnmnnns eigne Aufsätze gingen alsbald in fran¬
zösische Blätter über. Bald schlössen sich befreundete Geister von nah und fern
an, Heinrich Panofka, Theodor Döhler.ff) Pixis trafen persönlich ein, Abt>6







*) Benet gehörte nicht zu den Gründern der neuen Zeitschrift; er kam erst im Mai
nach Leipzig, Dagegen ist E, Ortlepp hier vergesse» wurden.
"
Die Bezeichnung „Ehrenmitglieder ist Lyser wohl nur während des Schreibens in
die Feder gekommen. Franz Hauser, den Schumann als bedeutenden Musiker schätzte, nahm
an dem Gedeihen der Zeitschrift regen Anteil, empfahl sie auch Mendelssohn zum Lesen.
Dieser aber sprach sich in seiner Antwort sehr geringschätzig über Musikzeituugeu aus. „Im
Ernst, soll ich das Blatt lesen? Was Du mir auch raten magst, so lese ichs doch nicht." Diese
in Hcmslicks „Suite" S. 30 abgedruckte Stelle ist nur ans Schumanns Zeitschrift zu beziehen.
Später nahm Mendelssohn übrigens, wie Lyser berichtet, „viel Anteil an den Bestrebungen
der neuen Zeitschrift."
"*"
) Der Händel erschien, kaum im Original beendet, schon ins Französische übersetzt,
in der Lovne musiouls, doch ohne den Namen des Verfassers, der damals nur den Davids-
biiudlcru bekannt war.
f) Auf besondre Anregung Mendelssohns, der den Dolch und Händel mit Beifall ge¬
lesen hatte, geschrieben, wie Lyser in seinem Aufsatz „Zur Biographie Mendelssohn-Bartholdys"
(Wiener Souutagsblätter vom S. Dezember 1347) berichtet. „Kaum war die Novelle in der
Musikzeitung abgedruckt, so sandte mir Felix Mendelssohn-B. durch Schumann ein »Lied
ohne Worte«, welches er mir ausdrücklich zugeschrieben; es war ein tief ergreifendes, schwer¬
mütiges Lied" :c. Eine genauere Angabe des Liedes fehlt bei Lyser.
'"'"
!>) Zu den „befreundeten Geistern hat Dvhler schwerlich gehört.
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[0372] Robert Schumanns schriftstellerische Thätigkeit lustiguug des Pöbels zerbläuten und mit Schmutz bewarfen — umso erfreulicher our es zu sehen: wie in den musikalischen Zuständen Leipzigs sich ein freudiges, jugendliches Streben nach dem Edlem und Höhern in der Kunst entwickelte und schnell herausbildete, sodaß es noch auf lange Zeit zur Freude aller Bravgesinnten bestehen dürfte, wenn nicht etwa unvorhergesehene ungünstige Umstände eine gewalt¬ same Änderung des Fertigen und noch Werdenden herbeiführen. Für kein günstiges Zeichen dürste es allerdings zu halten sein, daß Robert Schumann Leipzig verlasse» und zwar eben jetzt verlassen hat! Und ist das Gerücht gegründet, daß er Wien zu seinem bleibenden Aufenthalt wählen und somit nicht nach Leipzig zurückkehren wolle, so wäre dies jedenfalls ein unersetzlicher Verlust nicht nur für seine Freunde, soudern auch für die Kunst, denn nur der liebenswürdigen Persönlichkeit Schumnuus war es möglich, tüchtige Männer von den verschiedensten Ansichten einander näher zu bringen, daß sie befreundet sich vereinigten: einem schonen großen Ziele zuzustreben. — Dies Ziel stand fest, un¬ verrückbar! sodaß Streben Bedingung war, die Art aber, wie solches geschehen möge, blieb jedem überlassen, denn jeder wußte von dem andern — und Schumann wußte es von allen: keiner könne sich unwürdiger Mittel bedienen. Wurde hie und da eine Ansicht auf allzu herbe Art laut, so wurde die Art getadelt, die Ansicht aber wurde geprüft, und unfehlbar ward ihr die gerechte, unparteiische Würdigung. Schumann our das Haupt dieser Kuustverbrüdernng. — Mit dem Früh¬ jahre 1334 aber traten Schumann, Schuuke, Friedrich Wieck (Vater der Klara), Karl Bruck,") Knorr und der Dr, Glock zusammen und gründeten die neue musi¬ kalische Zeitschrift, Ehrenmitglieder"") und Mitgründer waren damals noch der rühmlich bekannte Sänger Häuser, der Organist Becker, A. Büret und I. P. Lyser. Das Unternehmen fand die lebhafteste Teilnahme und hob sich rasch. Glvcks Aufsätze über englische Musik, Bürcks. Beurteilung des „Goethe-Zelterschen Brief¬ wechsels/' Lysers „Vater Dolch und seine Freunde," sowie dessen Knnstnovellen „Händel,""*") „Beethoven," „Sebastian Bach und seine Söhne" f) fanden die ehrenvollste Anerkennung, und Schnmnnns eigne Aufsätze gingen alsbald in fran¬ zösische Blätter über. Bald schlössen sich befreundete Geister von nah und fern an, Heinrich Panofka, Theodor Döhler.ff) Pixis trafen persönlich ein, Abt>6 *) Benet gehörte nicht zu den Gründern der neuen Zeitschrift; er kam erst im Mai nach Leipzig, Dagegen ist E, Ortlepp hier vergesse» wurden. " Die Bezeichnung „Ehrenmitglieder ist Lyser wohl nur während des Schreibens in die Feder gekommen. Franz Hauser, den Schumann als bedeutenden Musiker schätzte, nahm an dem Gedeihen der Zeitschrift regen Anteil, empfahl sie auch Mendelssohn zum Lesen. Dieser aber sprach sich in seiner Antwort sehr geringschätzig über Musikzeituugeu aus. „Im Ernst, soll ich das Blatt lesen? Was Du mir auch raten magst, so lese ichs doch nicht." Diese in Hcmslicks „Suite" S. 30 abgedruckte Stelle ist nur ans Schumanns Zeitschrift zu beziehen. Später nahm Mendelssohn übrigens, wie Lyser berichtet, „viel Anteil an den Bestrebungen der neuen Zeitschrift." "*" ) Der Händel erschien, kaum im Original beendet, schon ins Französische übersetzt, in der Lovne musiouls, doch ohne den Namen des Verfassers, der damals nur den Davids- biiudlcru bekannt war. f) Auf besondre Anregung Mendelssohns, der den Dolch und Händel mit Beifall ge¬ lesen hatte, geschrieben, wie Lyser in seinem Aufsatz „Zur Biographie Mendelssohn-Bartholdys" (Wiener Souutagsblätter vom S. Dezember 1347) berichtet. „Kaum war die Novelle in der Musikzeitung abgedruckt, so sandte mir Felix Mendelssohn-B. durch Schumann ein »Lied ohne Worte«, welches er mir ausdrücklich zugeschrieben; es war ein tief ergreifendes, schwer¬ mütiges Lied" :c. Eine genauere Angabe des Liedes fehlt bei Lyser. '"'" !>) Zu den „befreundeten Geistern hat Dvhler schwerlich gehört.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/372>, abgerufen am 24.07.2024.