Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Zukunftsreich Zmnbesia und dessen Begründer

dies gethan habe, um die Spaltung unter den Iren und den britischen Libe¬
ralen aufrecht zu erhalten, dadurch den Tories, die an und für sich nicht die
Mehrheit haben, bei den nächsten Wahlen zum Sieg und zu einer weitern
siebenjährigen Herrschaft zu verhelfen, die die Fortführung der bisherigen
starken Kolonialpolitik zu verbürgen schiene. Einfacher und würdiger ist die
Erklärung, daß er dem ihm befreundeten Manne, für dessen Zwecke er erst
vor wenig Jahren 10000 Pfund Sterling gespendet hatte, nicht gerade im
Unglück den Rücken kehren wollte. Aber merkwürdig ist es, daß er kein Be¬
denken trägt, der öffentliche" Meinung und allen bestehenden Gewalten ohne
Nötigung zu widersprechen, noch merkwürdiger, daß er durch solches Verhalten
weder das Einvernehmen mit seinen herzoglichen Kollegen im Direktorium der
Chartered Company trübt, noch die Gunst einer der Parteien im britischen
Parlament und Volk verscherzt, noch selbst durch sein Eintreten für deu ge¬
richtlich überführten Ehebrecher sich um eine Einladung zur königlichen Tafel
in Windsor bringt.

Seiner politischen Überzeugung nach ist Rhodes Föderalist, Homernler
erst in zweiter Linie, weil er annimmt, daß die Herbeiführung einer großen
britischen Reichsföderation dadurch gefördert werde, daß zunächst Irland eine
entsprechende Stellung im Neichsorganismus erhält. Die Schwierigkeit und
anscheinende Unausführbarkeit des Föderativgedankens reizt einen Mann wie
Rhodes mehr, als sie ihn abschreckt.

Das Grundkapital der Britisl, South Africa Company besteht in einer
Million Aktien zu einem Pfund Sterling, deren Kurs gegenwärtig doppelt so hoch
oder noch etwas höher ist. Die Aktionäre haben aber nur Anspruch auf die
Hälfte des Reingewinns. Die andre Hälfte gehört der United Coneessions
Company, den vereinigten Gründern und ursprünglichen Konzessionären, die
ihre Hälfte in vier Millionen Aktien zu nominell einem Pfund Sterling zerlegt
haben. Diese Bewertung beruht natürlich auf einer willkürlichen Schätzung:
vier Aktien der Gesellschaft sind nicht mehr wert als eine der Chartered
Company.

Die Anwerbung, Ausrüstung und Ausführung der Pionierexpedition im
vorigen Jahre hat ungefähr 200000 Pfund Sterling gekostet, der jährliche
Unterhalt der Truppe mit allem, was dazu gehört, wird auf 100000 Pfund
Sterling berechnet. Dem britischen Kommissar für Nord-Zambesia zahlt die
Chartered Company jährlich eine Summe von 10000 Pfund Sterling. Eine
große Anzahl von Aktien ist, wie oben erwähnt, gegen solche der African
Lates Company vertauscht werden. Auch sonst sind Aktien, wie man hört,
um Stimmung zu macheu, weggegeben worden. Die Vermutung liegt nahe,
daß uur uoch der kleinere Teil des Grundkapitals vorhanden sei.

Die Einnahme" der Gesellschaft bestehen bisher in Registrirungs- und
andern geringfügigen Gebühren der Goldsucher u"d i" Postmarken.


Das Zukunftsreich Zmnbesia und dessen Begründer

dies gethan habe, um die Spaltung unter den Iren und den britischen Libe¬
ralen aufrecht zu erhalten, dadurch den Tories, die an und für sich nicht die
Mehrheit haben, bei den nächsten Wahlen zum Sieg und zu einer weitern
siebenjährigen Herrschaft zu verhelfen, die die Fortführung der bisherigen
starken Kolonialpolitik zu verbürgen schiene. Einfacher und würdiger ist die
Erklärung, daß er dem ihm befreundeten Manne, für dessen Zwecke er erst
vor wenig Jahren 10000 Pfund Sterling gespendet hatte, nicht gerade im
Unglück den Rücken kehren wollte. Aber merkwürdig ist es, daß er kein Be¬
denken trägt, der öffentliche» Meinung und allen bestehenden Gewalten ohne
Nötigung zu widersprechen, noch merkwürdiger, daß er durch solches Verhalten
weder das Einvernehmen mit seinen herzoglichen Kollegen im Direktorium der
Chartered Company trübt, noch die Gunst einer der Parteien im britischen
Parlament und Volk verscherzt, noch selbst durch sein Eintreten für deu ge¬
richtlich überführten Ehebrecher sich um eine Einladung zur königlichen Tafel
in Windsor bringt.

Seiner politischen Überzeugung nach ist Rhodes Föderalist, Homernler
erst in zweiter Linie, weil er annimmt, daß die Herbeiführung einer großen
britischen Reichsföderation dadurch gefördert werde, daß zunächst Irland eine
entsprechende Stellung im Neichsorganismus erhält. Die Schwierigkeit und
anscheinende Unausführbarkeit des Föderativgedankens reizt einen Mann wie
Rhodes mehr, als sie ihn abschreckt.

Das Grundkapital der Britisl, South Africa Company besteht in einer
Million Aktien zu einem Pfund Sterling, deren Kurs gegenwärtig doppelt so hoch
oder noch etwas höher ist. Die Aktionäre haben aber nur Anspruch auf die
Hälfte des Reingewinns. Die andre Hälfte gehört der United Coneessions
Company, den vereinigten Gründern und ursprünglichen Konzessionären, die
ihre Hälfte in vier Millionen Aktien zu nominell einem Pfund Sterling zerlegt
haben. Diese Bewertung beruht natürlich auf einer willkürlichen Schätzung:
vier Aktien der Gesellschaft sind nicht mehr wert als eine der Chartered
Company.

Die Anwerbung, Ausrüstung und Ausführung der Pionierexpedition im
vorigen Jahre hat ungefähr 200000 Pfund Sterling gekostet, der jährliche
Unterhalt der Truppe mit allem, was dazu gehört, wird auf 100000 Pfund
Sterling berechnet. Dem britischen Kommissar für Nord-Zambesia zahlt die
Chartered Company jährlich eine Summe von 10000 Pfund Sterling. Eine
große Anzahl von Aktien ist, wie oben erwähnt, gegen solche der African
Lates Company vertauscht werden. Auch sonst sind Aktien, wie man hört,
um Stimmung zu macheu, weggegeben worden. Die Vermutung liegt nahe,
daß uur uoch der kleinere Teil des Grundkapitals vorhanden sei.

Die Einnahme» der Gesellschaft bestehen bisher in Registrirungs- und
andern geringfügigen Gebühren der Goldsucher u»d i» Postmarken.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0307" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/210174"/>
          <fw type="header" place="top"> Das Zukunftsreich Zmnbesia und dessen Begründer</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_841" prev="#ID_840"> dies gethan habe, um die Spaltung unter den Iren und den britischen Libe¬<lb/>
ralen aufrecht zu erhalten, dadurch den Tories, die an und für sich nicht die<lb/>
Mehrheit haben, bei den nächsten Wahlen zum Sieg und zu einer weitern<lb/>
siebenjährigen Herrschaft zu verhelfen, die die Fortführung der bisherigen<lb/>
starken Kolonialpolitik zu verbürgen schiene. Einfacher und würdiger ist die<lb/>
Erklärung, daß er dem ihm befreundeten Manne, für dessen Zwecke er erst<lb/>
vor wenig Jahren 10000 Pfund Sterling gespendet hatte, nicht gerade im<lb/>
Unglück den Rücken kehren wollte. Aber merkwürdig ist es, daß er kein Be¬<lb/>
denken trägt, der öffentliche» Meinung und allen bestehenden Gewalten ohne<lb/>
Nötigung zu widersprechen, noch merkwürdiger, daß er durch solches Verhalten<lb/>
weder das Einvernehmen mit seinen herzoglichen Kollegen im Direktorium der<lb/>
Chartered Company trübt, noch die Gunst einer der Parteien im britischen<lb/>
Parlament und Volk verscherzt, noch selbst durch sein Eintreten für deu ge¬<lb/>
richtlich überführten Ehebrecher sich um eine Einladung zur königlichen Tafel<lb/>
in Windsor bringt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_842"> Seiner politischen Überzeugung nach ist Rhodes Föderalist, Homernler<lb/>
erst in zweiter Linie, weil er annimmt, daß die Herbeiführung einer großen<lb/>
britischen Reichsföderation dadurch gefördert werde, daß zunächst Irland eine<lb/>
entsprechende Stellung im Neichsorganismus erhält. Die Schwierigkeit und<lb/>
anscheinende Unausführbarkeit des Föderativgedankens reizt einen Mann wie<lb/>
Rhodes mehr, als sie ihn abschreckt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_843"> Das Grundkapital der Britisl, South Africa Company besteht in einer<lb/>
Million Aktien zu einem Pfund Sterling, deren Kurs gegenwärtig doppelt so hoch<lb/>
oder noch etwas höher ist. Die Aktionäre haben aber nur Anspruch auf die<lb/>
Hälfte des Reingewinns. Die andre Hälfte gehört der United Coneessions<lb/>
Company, den vereinigten Gründern und ursprünglichen Konzessionären, die<lb/>
ihre Hälfte in vier Millionen Aktien zu nominell einem Pfund Sterling zerlegt<lb/>
haben. Diese Bewertung beruht natürlich auf einer willkürlichen Schätzung:<lb/>
vier Aktien der Gesellschaft sind nicht mehr wert als eine der Chartered<lb/>
Company.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_844"> Die Anwerbung, Ausrüstung und Ausführung der Pionierexpedition im<lb/>
vorigen Jahre hat ungefähr 200000 Pfund Sterling gekostet, der jährliche<lb/>
Unterhalt der Truppe mit allem, was dazu gehört, wird auf 100000 Pfund<lb/>
Sterling berechnet. Dem britischen Kommissar für Nord-Zambesia zahlt die<lb/>
Chartered Company jährlich eine Summe von 10000 Pfund Sterling. Eine<lb/>
große Anzahl von Aktien ist, wie oben erwähnt, gegen solche der African<lb/>
Lates Company vertauscht werden. Auch sonst sind Aktien, wie man hört,<lb/>
um Stimmung zu macheu, weggegeben worden. Die Vermutung liegt nahe,<lb/>
daß uur uoch der kleinere Teil des Grundkapitals vorhanden sei.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_845"> Die Einnahme» der Gesellschaft bestehen bisher in Registrirungs- und<lb/>
andern geringfügigen Gebühren der Goldsucher u»d i» Postmarken.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0307] Das Zukunftsreich Zmnbesia und dessen Begründer dies gethan habe, um die Spaltung unter den Iren und den britischen Libe¬ ralen aufrecht zu erhalten, dadurch den Tories, die an und für sich nicht die Mehrheit haben, bei den nächsten Wahlen zum Sieg und zu einer weitern siebenjährigen Herrschaft zu verhelfen, die die Fortführung der bisherigen starken Kolonialpolitik zu verbürgen schiene. Einfacher und würdiger ist die Erklärung, daß er dem ihm befreundeten Manne, für dessen Zwecke er erst vor wenig Jahren 10000 Pfund Sterling gespendet hatte, nicht gerade im Unglück den Rücken kehren wollte. Aber merkwürdig ist es, daß er kein Be¬ denken trägt, der öffentliche» Meinung und allen bestehenden Gewalten ohne Nötigung zu widersprechen, noch merkwürdiger, daß er durch solches Verhalten weder das Einvernehmen mit seinen herzoglichen Kollegen im Direktorium der Chartered Company trübt, noch die Gunst einer der Parteien im britischen Parlament und Volk verscherzt, noch selbst durch sein Eintreten für deu ge¬ richtlich überführten Ehebrecher sich um eine Einladung zur königlichen Tafel in Windsor bringt. Seiner politischen Überzeugung nach ist Rhodes Föderalist, Homernler erst in zweiter Linie, weil er annimmt, daß die Herbeiführung einer großen britischen Reichsföderation dadurch gefördert werde, daß zunächst Irland eine entsprechende Stellung im Neichsorganismus erhält. Die Schwierigkeit und anscheinende Unausführbarkeit des Föderativgedankens reizt einen Mann wie Rhodes mehr, als sie ihn abschreckt. Das Grundkapital der Britisl, South Africa Company besteht in einer Million Aktien zu einem Pfund Sterling, deren Kurs gegenwärtig doppelt so hoch oder noch etwas höher ist. Die Aktionäre haben aber nur Anspruch auf die Hälfte des Reingewinns. Die andre Hälfte gehört der United Coneessions Company, den vereinigten Gründern und ursprünglichen Konzessionären, die ihre Hälfte in vier Millionen Aktien zu nominell einem Pfund Sterling zerlegt haben. Diese Bewertung beruht natürlich auf einer willkürlichen Schätzung: vier Aktien der Gesellschaft sind nicht mehr wert als eine der Chartered Company. Die Anwerbung, Ausrüstung und Ausführung der Pionierexpedition im vorigen Jahre hat ungefähr 200000 Pfund Sterling gekostet, der jährliche Unterhalt der Truppe mit allem, was dazu gehört, wird auf 100000 Pfund Sterling berechnet. Dem britischen Kommissar für Nord-Zambesia zahlt die Chartered Company jährlich eine Summe von 10000 Pfund Sterling. Eine große Anzahl von Aktien ist, wie oben erwähnt, gegen solche der African Lates Company vertauscht werden. Auch sonst sind Aktien, wie man hört, um Stimmung zu macheu, weggegeben worden. Die Vermutung liegt nahe, daß uur uoch der kleinere Teil des Grundkapitals vorhanden sei. Die Einnahme» der Gesellschaft bestehen bisher in Registrirungs- und andern geringfügigen Gebühren der Goldsucher u»d i» Postmarken.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/307
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/307>, abgerufen am 04.07.2024.