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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

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Sätzen endlich: die Verdienste, welche ^ Eure Durchlaucht um das deutsche
Vaterland sich erworben haben -- es ist das eine der schwierigsten Auf¬
gaben, die s^ der menschliche Geist sich stellen kann -- aus dieser Lage der
Dinge, die I binnen wenigen Monaten zu einer ganz unerträglichen sich
ausbildete -- der geistige Zustand, in dem ^ die deutsche Jugend in der
Zeit der französischen Invasion sich befand -- der Modegeschmack, der ^
namentlich auf dem Gebiete des Romans so rasch sich ändert -- die Philo¬
sophie, die ^ doch nur dem an das Denken gewöhnten Hvhcrgebildeten sich
erschließt -- ein Mann, der ^ bei allem Eifer sür die katholische Sache
doch einen warmen Patriotismus sich bewahrt hatte -- in Fällen, wo Sö
das Bedürfnis dazu sich herausstellt -- der erste Akt versetzt uns in die
Welt des Waldes, wo ^ Noseggers Phantasie am meisten sich heimisch
fühlt -- die vier Verbrecher treiben allerlei Ulk, wobei ^ ihre wahre Natur
sich äußert -- unter der Bedingung, daß er ^ auf eine bestimmte Probe¬
zeit des Witterns sich enthalte -- die Gegenwart beweist, daß I s der kleine
Betrieb dein Großkapital gegenüber sich nicht halten kann -- der einzelne
darf nicht verkennen, daß er > j unter solchen Umständen zu Nutz und Frommen
seiner Mitmenschen eine Selbstbeschränkung sich auferlegen muß -- als
fast sämtliche Kloster wieder mit den geistlichen Orden sich gefüllt hatten --
es wird noch geraume Zeit vergehen, ehe ^ ihr Ideal vollständig sich ver¬
wirklichen kann -- seitdem ^ das große, für die Kultur so folgenreiche
Weltereignis der Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus sich begab --
die Aufhebung des Gesetzes können wir nicht beklagen, da es j ^ im Laufe der
Jahre immer mehr als unbrauchbar sich erwiesen hat -- da er ^ j gerade jetzt
in der Lage sich befinde, Zahlung leisten zu können -- weil er > j diese
Eigenschaften bis in sein hohes Alter sich bewahrt hat -- nachdem
die ursprüngliche Bedeutung im Sprachbewußtsein sich verdunkelt hatte --
wenn er ^ j zuweilen zu religiösem Pathos sich erhob -- ich würde untröstlich
sein, wenn Sie > s dnrch mich in Ihrer alten Ordnung sich stören ließen --
wenn ^ neuerdings die Unternehmer und Arbeitgeber zur Währung ihrer
gerechten Interessen sich zusammenschließen -- die Namen der Künstler
sind so bezeichnet, wie sie >/j auf deu Blättern sich finden -- wie ^ die
kaiserfreundliche Partei sich nannte -- als ob er die größten Verdienste
um das deutsche Vaterland sich erworben Hütte u. s. w.

Da stehen wir wieder vor einer Erscheinung, die recht eigentlich in das
Kapitel vom papiernen Stil gehört. Der lebendigen Sprache gänzlich fremd,
stellt sie sich immer nur ein, wenn jemand die Feder in die Hand nimmt,
aber auch da nicht sofort, sondern erst dann, wenn er anfängt, zu künsteln.
Hier habe ich sogar einen doppelten Beweis dafür, daß dieses Verschieben des
sich bis unmittelbar vor das Verbum die bare Unnatur ist. Der erste ist
wieder der schou vorhin bei der Stellung der Präpositionen angeführte: ich habe


Sätzen endlich: die Verdienste, welche ^ Eure Durchlaucht um das deutsche
Vaterland sich erworben haben — es ist das eine der schwierigsten Auf¬
gaben, die s^ der menschliche Geist sich stellen kann — aus dieser Lage der
Dinge, die I binnen wenigen Monaten zu einer ganz unerträglichen sich
ausbildete — der geistige Zustand, in dem ^ die deutsche Jugend in der
Zeit der französischen Invasion sich befand — der Modegeschmack, der ^
namentlich auf dem Gebiete des Romans so rasch sich ändert — die Philo¬
sophie, die ^ doch nur dem an das Denken gewöhnten Hvhcrgebildeten sich
erschließt — ein Mann, der ^ bei allem Eifer sür die katholische Sache
doch einen warmen Patriotismus sich bewahrt hatte — in Fällen, wo Sö
das Bedürfnis dazu sich herausstellt — der erste Akt versetzt uns in die
Welt des Waldes, wo ^ Noseggers Phantasie am meisten sich heimisch
fühlt — die vier Verbrecher treiben allerlei Ulk, wobei ^ ihre wahre Natur
sich äußert — unter der Bedingung, daß er ^ auf eine bestimmte Probe¬
zeit des Witterns sich enthalte — die Gegenwart beweist, daß I s der kleine
Betrieb dein Großkapital gegenüber sich nicht halten kann — der einzelne
darf nicht verkennen, daß er > j unter solchen Umständen zu Nutz und Frommen
seiner Mitmenschen eine Selbstbeschränkung sich auferlegen muß — als
fast sämtliche Kloster wieder mit den geistlichen Orden sich gefüllt hatten —
es wird noch geraume Zeit vergehen, ehe ^ ihr Ideal vollständig sich ver¬
wirklichen kann — seitdem ^ das große, für die Kultur so folgenreiche
Weltereignis der Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus sich begab —
die Aufhebung des Gesetzes können wir nicht beklagen, da es j ^ im Laufe der
Jahre immer mehr als unbrauchbar sich erwiesen hat — da er ^ j gerade jetzt
in der Lage sich befinde, Zahlung leisten zu können — weil er > j diese
Eigenschaften bis in sein hohes Alter sich bewahrt hat — nachdem
die ursprüngliche Bedeutung im Sprachbewußtsein sich verdunkelt hatte —
wenn er ^ j zuweilen zu religiösem Pathos sich erhob — ich würde untröstlich
sein, wenn Sie > s dnrch mich in Ihrer alten Ordnung sich stören ließen —
wenn ^ neuerdings die Unternehmer und Arbeitgeber zur Währung ihrer
gerechten Interessen sich zusammenschließen — die Namen der Künstler
sind so bezeichnet, wie sie >/j auf deu Blättern sich finden — wie ^ die
kaiserfreundliche Partei sich nannte — als ob er die größten Verdienste
um das deutsche Vaterland sich erworben Hütte u. s. w.

Da stehen wir wieder vor einer Erscheinung, die recht eigentlich in das
Kapitel vom papiernen Stil gehört. Der lebendigen Sprache gänzlich fremd,
stellt sie sich immer nur ein, wenn jemand die Feder in die Hand nimmt,
aber auch da nicht sofort, sondern erst dann, wenn er anfängt, zu künsteln.
Hier habe ich sogar einen doppelten Beweis dafür, daß dieses Verschieben des
sich bis unmittelbar vor das Verbum die bare Unnatur ist. Der erste ist
wieder der schou vorhin bei der Stellung der Präpositionen angeführte: ich habe


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/252>, abgerufen am 24.07.2024.