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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

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Litteratur

Männer iwch die eifrigsten Verehrer finden und manches neue Reis treiben,
die Zeit seines höchsten Glanzes war doch vorüber. Die Liebe zum L'Hombre,
deren Kraft, wie Pope") singen konnte, bei den in luftige Geister verwandelten
Schönen den Tod überdauerte, wird langsam kühler. Andre und tiefere
Neigungen nehmen ihm in den Herzen der Frauen seine begünstigte Stellung,
mehr und mehr schwindet sein Einfluß auf das gesellige Leben. Es ist ein
erfreuliches Zeichen. Das Leben der Frauen wird reicher, die gesuchte Zierlich¬
keit macht der Natürlichkeit und Empfindsamkeit Platz. Die erwachende Dichtung
findet in den Seelen einen mächtigen Wiederhall. Man begeistert sich für
Tugend und Unschuld, schwärmt für Pnmela und Klarissa, Klopstocks Oden
locken Thränen ins Auge, und an die Stelle tändelnder Gesänge treten


empfundene Lieder von Stolberg,
Bürger und Hagedorn, von Claudius, Glenn und Jakobi,

Damit war auch der Zauber des L'Hombre für die weiblichen Gemüter ge¬
brochen.




Litteratur
Unterricht im Christentum. Von Professor Lio. tlrvol, W. Bornemann, geistlichem
Inspektor am Kloster N. L. Fr. zu Magdeburg. Göttingen, Vandcuhocck und Ruprecht, 1391

Der Verfasser hat sein Werk "in Dankbarkeit und Treue" seinem Lehrer
Ad. Harnack in Berlin gewidmet und zeigt hierdurch und durch den Inhalt des
Buches selbst, daß er zu Albrecht Ritschls Anhängern gehört, ohne gerade in allem
des Meisters Anschauungen zu teilen. Das Werk ist zunächst für Religionslehrer
an höhern Schulen, besonders für den Kursus in der Prima bestimmt und kann
auch nach des Verfassers Meinung den Primanern in die Hand gegeben werden.
Das letztere wird sich wohl selten empfehlen; es ist dafür zu schwer, selbst wenn
man sich vorbehält, eine Auswahl zu treffen. Dagegen werden unter den suchenden
Laien manche sein, die sich mit großem Nutzen durch das eigentümliche Buch durch¬
arbeiten. Denn es behandelt in der That den biblischen Stoff mit steter Beziehung



Illo ZÄxo o5 tuo I.voll, <Ü!into I-
IIünK not, viror nowirn's er-msiout broirtl" i" tloä;
?^g.t alt vor v-rnitios ire onoo al's cloacl:
Luooosäillg viMtios sko still rogMis,
^na tlwnglr suo i>Ja>s no moro, o'orloolcs tus "zaräs.
Lor ^o^ in -zililod ob-mot", vvlion alivki,
^na loof ol omdro, ultor av-rtlr survlvo.
Litteratur

Männer iwch die eifrigsten Verehrer finden und manches neue Reis treiben,
die Zeit seines höchsten Glanzes war doch vorüber. Die Liebe zum L'Hombre,
deren Kraft, wie Pope") singen konnte, bei den in luftige Geister verwandelten
Schönen den Tod überdauerte, wird langsam kühler. Andre und tiefere
Neigungen nehmen ihm in den Herzen der Frauen seine begünstigte Stellung,
mehr und mehr schwindet sein Einfluß auf das gesellige Leben. Es ist ein
erfreuliches Zeichen. Das Leben der Frauen wird reicher, die gesuchte Zierlich¬
keit macht der Natürlichkeit und Empfindsamkeit Platz. Die erwachende Dichtung
findet in den Seelen einen mächtigen Wiederhall. Man begeistert sich für
Tugend und Unschuld, schwärmt für Pnmela und Klarissa, Klopstocks Oden
locken Thränen ins Auge, und an die Stelle tändelnder Gesänge treten


empfundene Lieder von Stolberg,
Bürger und Hagedorn, von Claudius, Glenn und Jakobi,

Damit war auch der Zauber des L'Hombre für die weiblichen Gemüter ge¬
brochen.




Litteratur
Unterricht im Christentum. Von Professor Lio. tlrvol, W. Bornemann, geistlichem
Inspektor am Kloster N. L. Fr. zu Magdeburg. Göttingen, Vandcuhocck und Ruprecht, 1391

Der Verfasser hat sein Werk „in Dankbarkeit und Treue" seinem Lehrer
Ad. Harnack in Berlin gewidmet und zeigt hierdurch und durch den Inhalt des
Buches selbst, daß er zu Albrecht Ritschls Anhängern gehört, ohne gerade in allem
des Meisters Anschauungen zu teilen. Das Werk ist zunächst für Religionslehrer
an höhern Schulen, besonders für den Kursus in der Prima bestimmt und kann
auch nach des Verfassers Meinung den Primanern in die Hand gegeben werden.
Das letztere wird sich wohl selten empfehlen; es ist dafür zu schwer, selbst wenn
man sich vorbehält, eine Auswahl zu treffen. Dagegen werden unter den suchenden
Laien manche sein, die sich mit großem Nutzen durch das eigentümliche Buch durch¬
arbeiten. Denn es behandelt in der That den biblischen Stoff mit steter Beziehung



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[0210] Litteratur Männer iwch die eifrigsten Verehrer finden und manches neue Reis treiben, die Zeit seines höchsten Glanzes war doch vorüber. Die Liebe zum L'Hombre, deren Kraft, wie Pope") singen konnte, bei den in luftige Geister verwandelten Schönen den Tod überdauerte, wird langsam kühler. Andre und tiefere Neigungen nehmen ihm in den Herzen der Frauen seine begünstigte Stellung, mehr und mehr schwindet sein Einfluß auf das gesellige Leben. Es ist ein erfreuliches Zeichen. Das Leben der Frauen wird reicher, die gesuchte Zierlich¬ keit macht der Natürlichkeit und Empfindsamkeit Platz. Die erwachende Dichtung findet in den Seelen einen mächtigen Wiederhall. Man begeistert sich für Tugend und Unschuld, schwärmt für Pnmela und Klarissa, Klopstocks Oden locken Thränen ins Auge, und an die Stelle tändelnder Gesänge treten empfundene Lieder von Stolberg, Bürger und Hagedorn, von Claudius, Glenn und Jakobi, Damit war auch der Zauber des L'Hombre für die weiblichen Gemüter ge¬ brochen. Litteratur Unterricht im Christentum. Von Professor Lio. tlrvol, W. Bornemann, geistlichem Inspektor am Kloster N. L. Fr. zu Magdeburg. Göttingen, Vandcuhocck und Ruprecht, 1391 Der Verfasser hat sein Werk „in Dankbarkeit und Treue" seinem Lehrer Ad. Harnack in Berlin gewidmet und zeigt hierdurch und durch den Inhalt des Buches selbst, daß er zu Albrecht Ritschls Anhängern gehört, ohne gerade in allem des Meisters Anschauungen zu teilen. Das Werk ist zunächst für Religionslehrer an höhern Schulen, besonders für den Kursus in der Prima bestimmt und kann auch nach des Verfassers Meinung den Primanern in die Hand gegeben werden. Das letztere wird sich wohl selten empfehlen; es ist dafür zu schwer, selbst wenn man sich vorbehält, eine Auswahl zu treffen. Dagegen werden unter den suchenden Laien manche sein, die sich mit großem Nutzen durch das eigentümliche Buch durch¬ arbeiten. Denn es behandelt in der That den biblischen Stoff mit steter Beziehung Illo ZÄxo o5 tuo I.voll, <Ü!into I- IIünK not, viror nowirn's er-msiout broirtl» i« tloä; ?^g.t alt vor v-rnitios ire onoo al's cloacl: Luooosäillg viMtios sko still rogMis, ^na tlwnglr suo i>Ja>s no moro, o'orloolcs tus «zaräs. Lor ^o^ in -zililod ob-mot«, vvlion alivki, ^na loof ol omdro, ultor av-rtlr survlvo.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/210>, abgerufen am 24.07.2024.