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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr.

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Randbemerkungen zur Dezemberkonferenz

in 1L. März vorige" Jahres sprach der preußische Kultusminister
zum erstenmale von dem Gedanke", die größten Gegner in der
Schulfrage zu einer Konferenz einzuladen. Vielleicht, daß es
gelinge, im lebendigen Kampfe der Worte gewisse einheitliche
Linien zu finden, die auf litterarischem Wege nicht zu finden
seien. Erläuternd fügte er am 20. März hinzu, er gedenke typische Vertreter
der einzelnen Richtungen zu vereinigen, nicht damit sie einander^tot machten
oder die Verwirrung mehrten, und man schließlich sage: Am besten ists, es
bleibt beim Alten, sondern damit sie sich in einer parlamentarisch geleiteten
Kommission zu einander aussprüchen, statt in großen Volksversnmmlnngen.
Zeit, Mitgliederliste und Fragebogen der Konferenz wurde" erst im Laufe des
NoveinÄer, kurz vor dem Eröffnungstage, bekannt. Inzwischen war, namentlich
gegen Ende des Sommers, die litterarische Flut "vor der Entscheidung" noch
einmal zur Hochflut angeschwollen, "einer der namhaftesten Vorkämpfer der
Reform" hatte seine dritte Flugschrift fliegen lassen, zum Schutze des,,huma¬
nistischen Gymnasiums that sich eine neue Zeitschrift auf. Jetzt nahte die . nt-
scheiduug. In der That, die Listen der Namen und der Fragen e t>'n
schon eine Entscheidung. Man sah hier bereits ein ziemlich festes Programm,
über das die Regierung nnr vor den letzten entscheidenden Schritten noch
einmal die Gutachten ruhiger und erfahrener Männer zu hören wünschte.
Überwiegend waren es technische Fragen, so überwogen denn auch die Schul-
techniker. Und die Losung war: Maßvolle Reform des Gymnasiums, Beseitigung
des Realgymnasiums, selbständiger Ausbau der lateiuloseu Realschule, Verzicht
auf eine" sechsstufige" einheitliche" Unterbau. Und wem, der Form nach der
Fragebogen manches hiervon noch offen ließ, so gab die Zusnmmeusetzuug der


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Randbemerkungen zur Dezemberkonferenz

in 1L. März vorige» Jahres sprach der preußische Kultusminister
zum erstenmale von dem Gedanke», die größten Gegner in der
Schulfrage zu einer Konferenz einzuladen. Vielleicht, daß es
gelinge, im lebendigen Kampfe der Worte gewisse einheitliche
Linien zu finden, die auf litterarischem Wege nicht zu finden
seien. Erläuternd fügte er am 20. März hinzu, er gedenke typische Vertreter
der einzelnen Richtungen zu vereinigen, nicht damit sie einander^tot machten
oder die Verwirrung mehrten, und man schließlich sage: Am besten ists, es
bleibt beim Alten, sondern damit sie sich in einer parlamentarisch geleiteten
Kommission zu einander aussprüchen, statt in großen Volksversnmmlnngen.
Zeit, Mitgliederliste und Fragebogen der Konferenz wurde» erst im Laufe des
NoveinÄer, kurz vor dem Eröffnungstage, bekannt. Inzwischen war, namentlich
gegen Ende des Sommers, die litterarische Flut „vor der Entscheidung" noch
einmal zur Hochflut angeschwollen, „einer der namhaftesten Vorkämpfer der
Reform" hatte seine dritte Flugschrift fliegen lassen, zum Schutze des,,huma¬
nistischen Gymnasiums that sich eine neue Zeitschrift auf. Jetzt nahte die . nt-
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schon eine Entscheidung. Man sah hier bereits ein ziemlich festes Programm,
über das die Regierung nnr vor den letzten entscheidenden Schritten noch
einmal die Gutachten ruhiger und erfahrener Männer zu hören wünschte.
Überwiegend waren es technische Fragen, so überwogen denn auch die Schul-
techniker. Und die Losung war: Maßvolle Reform des Gymnasiums, Beseitigung
des Realgymnasiums, selbständiger Ausbau der lateiuloseu Realschule, Verzicht
auf eine» sechsstufige» einheitliche» Unterbau. Und wem, der Form nach der
Fragebogen manches hiervon noch offen ließ, so gab die Zusnmmeusetzuug der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209232/9>, abgerufen am 03.07.2024.