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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr.

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ernsten und frischen Lehrers und wird selbst bei unserm Heere mehr erlebt,
als in Jnstrnktionsstunden gelernt.

Die Nation wird es dereinst dein jungen Kaiser danken, daß er so kräftig
auf das Ziel hingewiesen hat. Und die Gymnasiallehrer ehrt es, daß er sich
gerade an sie gewandt hat, damit sie an ihrem Teil ihm helfen, das Volk
durch die unzweifelhaft schwere Krisis hindurchzufuhren. Nach der Schlnß-
ansprache und dem fröhlichen 8!" ?o1c>, Ac ohn-o zu schließen, hält auch der
Kaiser, wenn er nur Einverständnis über das Hauptziel und wenn er gute"
Willen sieht, mit seinem Danke nicht zurück. Ja es hat wohl noch keinen Feuer¬
geist gegeben, der beim Abschluß seines Lebenswerkes nicht auch für den Wider¬
stand der stumpfen Welt dankbar gewesen wäre.

Über die Verhandlungen selber, von denen wir bis jetzt nur aus den
dürftigen Notizen des Reichsanzeigers wissen, wird sich verständig erst urteilen
lassen, wenn die stenographischen Berichte vorliegen.


Giro Schroeder


Georg Theodor (Loch

"er erste Teil eines groß angelegten Werkes von Paul Dehn:
"Österreich-Ungarn in reichsdeutschem Licht" (München, G.
Franzscher Verlag), eines Werkes, das noch besonders betrachtet
zu werden verdient, ist dem Andenken eines Mannes gewidmet,
AI dessen Name außerhalb Österreichs wenig bekannt ist, des vor
ungefähr Jahresfrist in Konstantinopel ans dem Leben geschiednen Begründers
der österreichischen Postsparkasse, Dr. Georg Theodor Cons. Wir können
nicht beurteilen, ob dieser Mann den begeisterten Nachruf in jener Widmung in
vollem Umfange verdient hat, noch ob die gegen seine Widersacher erhobenen
Anklagen vor einer völlig unparteiischen Beurteilung aufrechterhalten werden
können. Es ist die Feder eines persönlichen Freundes und Verehrers, die die
Leistungen und Schicksale des plötzlich ans seinem Wirkungskreise verdrängten,
und, wie der Verfasser sagt, an gebrochenem Herzen gestorbenen Beamten
schildert, und man nimmt daher diese Schilderung mit einiger Zurückhaltung
auf. Aber aus dem beigebrachten aktenmäßigen Material geht wenigstens
zweierlei bestimmt hervor: erstens, daß der österreichische Staat dem Ver¬
storbenen eine segensreiche, allerseits als Muster angesehene Einrichtung ver¬
dankt, und zweitens, daß er um deren weiteren Ausbau verhindert wurde, weil


ernsten und frischen Lehrers und wird selbst bei unserm Heere mehr erlebt,
als in Jnstrnktionsstunden gelernt.

Die Nation wird es dereinst dein jungen Kaiser danken, daß er so kräftig
auf das Ziel hingewiesen hat. Und die Gymnasiallehrer ehrt es, daß er sich
gerade an sie gewandt hat, damit sie an ihrem Teil ihm helfen, das Volk
durch die unzweifelhaft schwere Krisis hindurchzufuhren. Nach der Schlnß-
ansprache und dem fröhlichen 8!« ?o1c>, Ac ohn-o zu schließen, hält auch der
Kaiser, wenn er nur Einverständnis über das Hauptziel und wenn er gute»
Willen sieht, mit seinem Danke nicht zurück. Ja es hat wohl noch keinen Feuer¬
geist gegeben, der beim Abschluß seines Lebenswerkes nicht auch für den Wider¬
stand der stumpfen Welt dankbar gewesen wäre.

Über die Verhandlungen selber, von denen wir bis jetzt nur aus den
dürftigen Notizen des Reichsanzeigers wissen, wird sich verständig erst urteilen
lassen, wenn die stenographischen Berichte vorliegen.


Giro Schroeder


Georg Theodor (Loch

«er erste Teil eines groß angelegten Werkes von Paul Dehn:
„Österreich-Ungarn in reichsdeutschem Licht" (München, G.
Franzscher Verlag), eines Werkes, das noch besonders betrachtet
zu werden verdient, ist dem Andenken eines Mannes gewidmet,
AI dessen Name außerhalb Österreichs wenig bekannt ist, des vor
ungefähr Jahresfrist in Konstantinopel ans dem Leben geschiednen Begründers
der österreichischen Postsparkasse, Dr. Georg Theodor Cons. Wir können
nicht beurteilen, ob dieser Mann den begeisterten Nachruf in jener Widmung in
vollem Umfange verdient hat, noch ob die gegen seine Widersacher erhobenen
Anklagen vor einer völlig unparteiischen Beurteilung aufrechterhalten werden
können. Es ist die Feder eines persönlichen Freundes und Verehrers, die die
Leistungen und Schicksale des plötzlich ans seinem Wirkungskreise verdrängten,
und, wie der Verfasser sagt, an gebrochenem Herzen gestorbenen Beamten
schildert, und man nimmt daher diese Schilderung mit einiger Zurückhaltung
auf. Aber aus dem beigebrachten aktenmäßigen Material geht wenigstens
zweierlei bestimmt hervor: erstens, daß der österreichische Staat dem Ver¬
storbenen eine segensreiche, allerseits als Muster angesehene Einrichtung ver¬
dankt, und zweitens, daß er um deren weiteren Ausbau verhindert wurde, weil


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209232/14>, abgerufen am 03.07.2024.