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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr.

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oder Gewerkschaften eine Verminderung der Arbeitsstunden zu erwirken," weil
das heiße, "an dein Bau der neuen Gesellschaft zu arbeiten," wenn sie ihr
schamloses Hand in Hand gehen mit der sozialistischen Partei aller Länder lant
auf dein Markt ausrufen darf, wenn ihre handwerksmäßig eingelernten Redner
der urteilslosen, von Neid und Begierde getriebenen Masse Tag für Tag die
Unhaltbarkeit der bestehenden Gesellschaftsordnung und die Notwendigkeit ihrer
Aufhebung vorsagen dürfen, wenn sie mit nichtsnutziger Sophistik der Habgier
der verlockten Menge ihre verführerischen Sätze aufstellen und deu Raub des
Eigentums mit täuschenden Worten umschreiben und empfehlen dürfen, wie
z. B. in den Sternsehen Sätzen: "Der Sozialismus nimmt keinem und giebt
jedem", wenn man diese Auflösung alles Bestehenden, diese systematische Ver¬
nichtung des Staatsgedankens, diese Unterwühlung jedes Autvritätsgefühls,
dieses Zusammengehen mit den Feinden des Vaterlandes offen in Zeitungen
und Vereinen prollamiren darf, weil es bei dem Geschick, mit dem die Ver¬
giftung betrieben wird, kein Mittel zum Eingreifen giebt, wenn das alles so
ist, so ist unserm Staate mit all unsrer Freiheit und mit dem ganzen Lx
-uzPio-Standpunkt ein schlechter Dienst erwiesen. Der Sozialismus selbst ist
ein Geguer, der über diesen Standpunkt lacht, oder, wie der Sozialdemokrat
sagt, auf deu er "pfeift," wie er auf die ganze rechtliche Grundlage unsrer
heutige" Gesellschaft "Pfeife"; er rüttelt um deu Grundsäulen des Staates und
sieht dem Einsturz entgegen, indem er sich die Hände reibt. "Diese Erkenntnis
spor der schließlichen Aufhebung unsrer bürgerlichen Gesellschaft^ zu befördern,
-- sagt das Liebknecht-Bebelsche Blatt --, dieses Bewußtsein in der ganzen
Arbeiterklasse zu erwecken, ist die große agitatorische und emanzipatvrische (!)
Aufgabe, welche die Sozialdemokratin zu erfüllen hat." Mit solchem Gegner
giebt es kein Verhandeln von gleichem Standpunkt aus, sx luzqno. Alles
Entgegentreten, auch das versöhnlichste, dient vielmehr dazu, den Wahnsinn
noch wahnsinniger zu machen. Ls,vo1in<z dg,(zolmnti 8i, vous Kclver8g.ri, ox in-
L-og. iusimiorsnr kg,"zios, sagt Plautus. Alle die, denen unser Staat noch
etwas gilt, die aber aus Liebe zum allgemeinen gleichen Recht oder auch aus
Haß gegen Bismarck das Sozialistengesetz zu Falle gebracht haben, werden
das schon noch einsehen. Hoffentlich nicht zu spät.




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oder Gewerkschaften eine Verminderung der Arbeitsstunden zu erwirken," weil
das heiße, „an dein Bau der neuen Gesellschaft zu arbeiten," wenn sie ihr
schamloses Hand in Hand gehen mit der sozialistischen Partei aller Länder lant
auf dein Markt ausrufen darf, wenn ihre handwerksmäßig eingelernten Redner
der urteilslosen, von Neid und Begierde getriebenen Masse Tag für Tag die
Unhaltbarkeit der bestehenden Gesellschaftsordnung und die Notwendigkeit ihrer
Aufhebung vorsagen dürfen, wenn sie mit nichtsnutziger Sophistik der Habgier
der verlockten Menge ihre verführerischen Sätze aufstellen und deu Raub des
Eigentums mit täuschenden Worten umschreiben und empfehlen dürfen, wie
z. B. in den Sternsehen Sätzen: „Der Sozialismus nimmt keinem und giebt
jedem", wenn man diese Auflösung alles Bestehenden, diese systematische Ver¬
nichtung des Staatsgedankens, diese Unterwühlung jedes Autvritätsgefühls,
dieses Zusammengehen mit den Feinden des Vaterlandes offen in Zeitungen
und Vereinen prollamiren darf, weil es bei dem Geschick, mit dem die Ver¬
giftung betrieben wird, kein Mittel zum Eingreifen giebt, wenn das alles so
ist, so ist unserm Staate mit all unsrer Freiheit und mit dem ganzen Lx
-uzPio-Standpunkt ein schlechter Dienst erwiesen. Der Sozialismus selbst ist
ein Geguer, der über diesen Standpunkt lacht, oder, wie der Sozialdemokrat
sagt, auf deu er „pfeift," wie er auf die ganze rechtliche Grundlage unsrer
heutige» Gesellschaft „Pfeife"; er rüttelt um deu Grundsäulen des Staates und
sieht dem Einsturz entgegen, indem er sich die Hände reibt. „Diese Erkenntnis
spor der schließlichen Aufhebung unsrer bürgerlichen Gesellschaft^ zu befördern,
— sagt das Liebknecht-Bebelsche Blatt —, dieses Bewußtsein in der ganzen
Arbeiterklasse zu erwecken, ist die große agitatorische und emanzipatvrische (!)
Aufgabe, welche die Sozialdemokratin zu erfüllen hat." Mit solchem Gegner
giebt es kein Verhandeln von gleichem Standpunkt aus, sx luzqno. Alles
Entgegentreten, auch das versöhnlichste, dient vielmehr dazu, den Wahnsinn
noch wahnsinniger zu machen. Ls,vo1in<z dg,(zolmnti 8i, vous Kclver8g.ri, ox in-
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etwas gilt, die aber aus Liebe zum allgemeinen gleichen Recht oder auch aus
Haß gegen Bismarck das Sozialistengesetz zu Falle gebracht haben, werden
das schon noch einsehen. Hoffentlich nicht zu spät.




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[0112] ZZx aeguo oder Gewerkschaften eine Verminderung der Arbeitsstunden zu erwirken," weil das heiße, „an dein Bau der neuen Gesellschaft zu arbeiten," wenn sie ihr schamloses Hand in Hand gehen mit der sozialistischen Partei aller Länder lant auf dein Markt ausrufen darf, wenn ihre handwerksmäßig eingelernten Redner der urteilslosen, von Neid und Begierde getriebenen Masse Tag für Tag die Unhaltbarkeit der bestehenden Gesellschaftsordnung und die Notwendigkeit ihrer Aufhebung vorsagen dürfen, wenn sie mit nichtsnutziger Sophistik der Habgier der verlockten Menge ihre verführerischen Sätze aufstellen und deu Raub des Eigentums mit täuschenden Worten umschreiben und empfehlen dürfen, wie z. B. in den Sternsehen Sätzen: „Der Sozialismus nimmt keinem und giebt jedem", wenn man diese Auflösung alles Bestehenden, diese systematische Ver¬ nichtung des Staatsgedankens, diese Unterwühlung jedes Autvritätsgefühls, dieses Zusammengehen mit den Feinden des Vaterlandes offen in Zeitungen und Vereinen prollamiren darf, weil es bei dem Geschick, mit dem die Ver¬ giftung betrieben wird, kein Mittel zum Eingreifen giebt, wenn das alles so ist, so ist unserm Staate mit all unsrer Freiheit und mit dem ganzen Lx -uzPio-Standpunkt ein schlechter Dienst erwiesen. Der Sozialismus selbst ist ein Geguer, der über diesen Standpunkt lacht, oder, wie der Sozialdemokrat sagt, auf deu er „pfeift," wie er auf die ganze rechtliche Grundlage unsrer heutige» Gesellschaft „Pfeife"; er rüttelt um deu Grundsäulen des Staates und sieht dem Einsturz entgegen, indem er sich die Hände reibt. „Diese Erkenntnis spor der schließlichen Aufhebung unsrer bürgerlichen Gesellschaft^ zu befördern, — sagt das Liebknecht-Bebelsche Blatt —, dieses Bewußtsein in der ganzen Arbeiterklasse zu erwecken, ist die große agitatorische und emanzipatvrische (!) Aufgabe, welche die Sozialdemokratin zu erfüllen hat." Mit solchem Gegner giebt es kein Verhandeln von gleichem Standpunkt aus, sx luzqno. Alles Entgegentreten, auch das versöhnlichste, dient vielmehr dazu, den Wahnsinn noch wahnsinniger zu machen. Ls,vo1in<z dg,(zolmnti 8i, vous Kclver8g.ri, ox in- L-og. iusimiorsnr kg,«zios, sagt Plautus. Alle die, denen unser Staat noch etwas gilt, die aber aus Liebe zum allgemeinen gleichen Recht oder auch aus Haß gegen Bismarck das Sozialistengesetz zu Falle gebracht haben, werden das schon noch einsehen. Hoffentlich nicht zu spät.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_208578/112>, abgerufen am 25.08.2024.