Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.Die Banfiihrmig des INiitelalters nur halb so teuer zu stehen gekommen sein; so viel verzehrte" die Transport¬ Als das Wichtigste und Jnteressanteste erscheint uns in dein Buche die Die Banfiihrmig des INiitelalters nur halb so teuer zu stehen gekommen sein; so viel verzehrte» die Transport¬ Als das Wichtigste und Jnteressanteste erscheint uns in dein Buche die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0031" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/207968"/> <fw type="header" place="top"> Die Banfiihrmig des INiitelalters</fw><lb/> <p xml:id="ID_46" prev="#ID_45"> nur halb so teuer zu stehen gekommen sein; so viel verzehrte» die Transport¬<lb/> kosten, die SchiffszöUe und die Zollprellereien. Damit wäre wenigstens eine<lb/> doch wohl recht dunkle Schattenseite des frommen Mittelalters eingestanden.</p><lb/> <p xml:id="ID_47" next="#ID_48"> Als das Wichtigste und Jnteressanteste erscheint uns in dein Buche die<lb/> genaue Ermittelung der Arbeitslöhne, die in dem fraglichen Zeitabschnitte deu<lb/> Bauhandwerkern gezahlt wurden. Mit ungeheueren Fleiß hat der Verfasser die<lb/> zahlreichen in den Baurechnungen vorkommenden Münzsorten auf die A'auteuer<lb/> Mark zurückgeführt, sodann untersucht, wie viel mau für die A'nuteuer Mark<lb/> in jedem Jahrzehnt an Weizen, Roggen, Gerste, andern Früchten, an Kleidungs¬<lb/> stücke», Wohnung u. s. w, bekam, nud so mit ziemlicher Sicherheit festgestellt,<lb/> wie viel die gezählten Löhne »ach unsern heutigen Verhältnissen wert<lb/> waren. Über zwanzig große und viele kleinere Tabellen ermöglichen dem<lb/> Leser die Prüfung der Berechnungen, die im Anhange ans Lamprechts nach<lb/> der ersten Ausgabe von Beissels Buch erschienene» Werke (Deutsches Wirt¬<lb/> schaftsleben im Mittelalter) ergänzt werde». Das Hauptergebnis faßt Beissel<lb/> Teil II, S. 16!) i» folgenden Sätzen zusammen: „Um die Mitte des vier¬<lb/> zehnten Jahrhunderts verdienten die Handwerksmeister in lauten fast zweieinhalb<lb/> mal so viel als um die Mitte des sechzehnten. 1350 bis 1479 schwankte der<lb/> Wochenlohn nach »nserm Gelde zwischen 40 und 23 Mark. Die höchsten Lohn-<lb/> Verhältnisse (sie!) fallen auf die Zeit um 14t 5 und 14t>5, die niedrigsten ans<lb/> die Zeit um 1405 und 1435. Mau hat also in deu vorstehenden Tabellen<lb/> deu mathematischen Beweis sür das Herabgehen des zeitlichen Wohles (Äo!)<lb/> von etwa 1465 an; und zwar in so rascher Folge, daß die Meister um 14t>5<lb/> an 40 Mark unsers Geldes verdienten, um .1555 aber mir 13, d. h. ein<lb/> Drittel davon." Die Meister waren nicht großartige Ba»nnternehmer, sondern<lb/> schlichte Handwerksmeister; und zwar standen Steinmetzen, Maurer, Zimmer¬<lb/> meister, Schieferdecker, Schreiner so ziemlich in demselben Range. Da die<lb/> Steinmetzmeister, die eigentlichen Baumeister, neben ihrem Tagelohn für per¬<lb/> sönlich geleistete Arbeit einen festen Gehalt für die Bauleitung bekamen und<lb/> zuweilen, nicht immer, neben dem A'auteuer Bau zugleich uoch einen zweiten<lb/> leiteten, so mochte ihr Einkomme» durchschnittlich das Doppelte des niigegebeiie»<lb/> Satzes betrage». Die Gesellen bekamen natürlich weniger; ihr Lohn betrug<lb/> je nachdem fünf Sechstel, vier Fünftel, drei Viertel des Meisterlohns und<lb/> scheint nie unter dessen Hälfte gesunken zu sein. Nehmen wir die Hälfte an,<lb/> so würde er in der guten Zeit so ziemlich dem heute üblichen gleich gekommen<lb/> sein. Doch darf man annehmen, daß sie bei gleichem Einkommen zufriedner<lb/> lebten als unsre heutigen Bauarbeiter. Einmal fehlten jene Ansprüche, die<lb/> heutzutage aus Mode und Kameradschaft erwachsen. Was kosten heute »ur<lb/> allem bairisch Bier, Zigarren, Streik- und Wahlkasse», nicht z» vergesse» die<lb/> ,,Dame»toilette»" der weiblichen Familienmitglieder! Sodann bezeichnen die<lb/> obigen Sätze nicht Saisvnlöhne, sondern durchschnittliche Jahreslöhue; namentlich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0031]
Die Banfiihrmig des INiitelalters
nur halb so teuer zu stehen gekommen sein; so viel verzehrte» die Transport¬
kosten, die SchiffszöUe und die Zollprellereien. Damit wäre wenigstens eine
doch wohl recht dunkle Schattenseite des frommen Mittelalters eingestanden.
Als das Wichtigste und Jnteressanteste erscheint uns in dein Buche die
genaue Ermittelung der Arbeitslöhne, die in dem fraglichen Zeitabschnitte deu
Bauhandwerkern gezahlt wurden. Mit ungeheueren Fleiß hat der Verfasser die
zahlreichen in den Baurechnungen vorkommenden Münzsorten auf die A'auteuer
Mark zurückgeführt, sodann untersucht, wie viel mau für die A'nuteuer Mark
in jedem Jahrzehnt an Weizen, Roggen, Gerste, andern Früchten, an Kleidungs¬
stücke», Wohnung u. s. w, bekam, nud so mit ziemlicher Sicherheit festgestellt,
wie viel die gezählten Löhne »ach unsern heutigen Verhältnissen wert
waren. Über zwanzig große und viele kleinere Tabellen ermöglichen dem
Leser die Prüfung der Berechnungen, die im Anhange ans Lamprechts nach
der ersten Ausgabe von Beissels Buch erschienene» Werke (Deutsches Wirt¬
schaftsleben im Mittelalter) ergänzt werde». Das Hauptergebnis faßt Beissel
Teil II, S. 16!) i» folgenden Sätzen zusammen: „Um die Mitte des vier¬
zehnten Jahrhunderts verdienten die Handwerksmeister in lauten fast zweieinhalb
mal so viel als um die Mitte des sechzehnten. 1350 bis 1479 schwankte der
Wochenlohn nach »nserm Gelde zwischen 40 und 23 Mark. Die höchsten Lohn-
Verhältnisse (sie!) fallen auf die Zeit um 14t 5 und 14t>5, die niedrigsten ans
die Zeit um 1405 und 1435. Mau hat also in deu vorstehenden Tabellen
deu mathematischen Beweis sür das Herabgehen des zeitlichen Wohles (Äo!)
von etwa 1465 an; und zwar in so rascher Folge, daß die Meister um 14t>5
an 40 Mark unsers Geldes verdienten, um .1555 aber mir 13, d. h. ein
Drittel davon." Die Meister waren nicht großartige Ba»nnternehmer, sondern
schlichte Handwerksmeister; und zwar standen Steinmetzen, Maurer, Zimmer¬
meister, Schieferdecker, Schreiner so ziemlich in demselben Range. Da die
Steinmetzmeister, die eigentlichen Baumeister, neben ihrem Tagelohn für per¬
sönlich geleistete Arbeit einen festen Gehalt für die Bauleitung bekamen und
zuweilen, nicht immer, neben dem A'auteuer Bau zugleich uoch einen zweiten
leiteten, so mochte ihr Einkomme» durchschnittlich das Doppelte des niigegebeiie»
Satzes betrage». Die Gesellen bekamen natürlich weniger; ihr Lohn betrug
je nachdem fünf Sechstel, vier Fünftel, drei Viertel des Meisterlohns und
scheint nie unter dessen Hälfte gesunken zu sein. Nehmen wir die Hälfte an,
so würde er in der guten Zeit so ziemlich dem heute üblichen gleich gekommen
sein. Doch darf man annehmen, daß sie bei gleichem Einkommen zufriedner
lebten als unsre heutigen Bauarbeiter. Einmal fehlten jene Ansprüche, die
heutzutage aus Mode und Kameradschaft erwachsen. Was kosten heute »ur
allem bairisch Bier, Zigarren, Streik- und Wahlkasse», nicht z» vergesse» die
,,Dame»toilette»" der weiblichen Familienmitglieder! Sodann bezeichnen die
obigen Sätze nicht Saisvnlöhne, sondern durchschnittliche Jahreslöhue; namentlich
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