Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.Römische Frühlingsbilder Papst gesehen zu haben. Natürlich spreche ich hier nur von Protestanten und Wir hatten den Gründonnerstag, den Karfreitag und den Vormittag des Nach festem Brauch waren der Einlaßkarte die Etikcttevvrschriften hinzu¬ Römische Frühlingsbilder Papst gesehen zu haben. Natürlich spreche ich hier nur von Protestanten und Wir hatten den Gründonnerstag, den Karfreitag und den Vormittag des Nach festem Brauch waren der Einlaßkarte die Etikcttevvrschriften hinzu¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0280" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/208217"/> <fw type="header" place="top"> Römische Frühlingsbilder</fw><lb/> <p xml:id="ID_739" prev="#ID_738"> Papst gesehen zu haben. Natürlich spreche ich hier nur von Protestanten und<lb/> Andersgläubigen — für jeden Katholiken, der ernstlich den Wunsch und Willen<lb/> hat, das Haupt seiner Kirche von Angesicht zu sehen, wird sicher auch ein<lb/> Weg dazu geöffnet sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_740"> Wir hatten den Gründonnerstag, den Karfreitag und den Vormittag des<lb/> Ostersonntags großenteils in Sankt Peter zugebracht und zu den gesuchten<lb/> und stundenlang erharrten Eindrücken der Gesänge und Zeremonien den un-<lb/> gesuchten, aber überwältigenden Eindruck des geheimnisvollen Wachsens, des<lb/> allmählichen Gewahrwerdens und Gewiszwerdens der riesigen Raumverhältnisse<lb/> der Peterskirche davongetragen — das tausendmal Gehörte und Gelesene muß<lb/> eben vou jedem Einzelnen wieder erlebt werden, das voraus Gewußte schließt<lb/> in der Erfahrung immer noch eine Fülle des Ungeahnten, Unverhofften ein.<lb/> Die jahrelange beständige Belehrung mag die frohen Schauer der Erwartung<lb/> beeinträchtigen, die der herrlichen Wirklichkeit, des lebendigen Genusses mindert<lb/> sie nicht! Als wir von dem durch einen Erzbischof gehaltenen, sehr feierlich<lb/> prächtigen, aber nach der Versicherung alter Römer mit der Prachtentfaltung<lb/> und imposanten Würde eines echten päpstlichen Hochamts nicht entfernt zu<lb/> vergleichenden Hochamte des Ostersonntags in unsre Wohnung zurückkehrten,<lb/> fanden wir zwei Karten vor, die wir freundlicher und einflußreicher Vermittlung<lb/> zu verdanken hatten. Sie lauteten: ^utöogruvrg, ?0uMom. LiMgUo<lb/> et'gmuiiWiouL LÄs, nisi Oonsistors pkr siWitztörö (««zun» darf ig Zgutg.<lb/> Lmumuuioiuz) g,Ilg> Nossg, al Lug. Lgutitg Imuecll 7 Aprile 1890 litte oro 8<lb/> s,ut. II Ng-ostro all Lg-infra. all Lug, La-utitg,. DsUg Volps. Da zu diesen vom<lb/> Papste selbst gelesenen Messen immer nur wenige hundert Personen Zutritt<lb/> erhalten können, der Wunsch, einer solchen Feierlichkeit beiwohnen zu dürfen,<lb/> aber ziemlich allgemein ist, so durften wir es als eine große Vergünstigung<lb/> betrachten, auf diese Weise Gelegenheit zu erhalten, den greisen Kirchenfürsten<lb/> zu erblicken und dabei auch in die innern Räume des Vatikans vorzudringen,<lb/> die sonst nicht, wenigstens nicht leicht zugänglich sind. Freilich verleugnet sich<lb/> auch in diesen Dingen die Nachwirkung der Trinkgelderäonen nicht. Was<lb/> ich und andre der Liebenswürdigkeit und den Bemühungen angesehener Per¬<lb/> sonen zu danken hatten, das kaufen Engländer und Amerikaner in den großen<lb/> Hotels Bristol und Quirinal für ein paar Zehnlirestücke. Die Portiers dieser<lb/> Hotels haben in den Kanzleien des Vatikans gute Freunde genug, nur für ihre<lb/> reichen Gäste jederzeit sorgen zu können. Man müßte die halbe Litteratur<lb/> über Rom ausschreiben, wenn man wieder aufzählen wollte, wer alles über<lb/> diese Mißbräuche geklagt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_741" next="#ID_742"> Nach festem Brauch waren der Einlaßkarte die Etikcttevvrschriften hinzu¬<lb/> gefügt: I^e Äg'mors sgrgnuo in iMto uoro 6 volo in tesw; i si^uorl in drao «<lb/> vritVÄtu, biguog, und Freunde, die an ähnlichen Feierlichkeiten teilgenommen<lb/> hatten, erteilten zweckmäßige Ratschläge in Bezug auf die Zeit des Aufbruchs,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0280]
Römische Frühlingsbilder
Papst gesehen zu haben. Natürlich spreche ich hier nur von Protestanten und
Andersgläubigen — für jeden Katholiken, der ernstlich den Wunsch und Willen
hat, das Haupt seiner Kirche von Angesicht zu sehen, wird sicher auch ein
Weg dazu geöffnet sein.
Wir hatten den Gründonnerstag, den Karfreitag und den Vormittag des
Ostersonntags großenteils in Sankt Peter zugebracht und zu den gesuchten
und stundenlang erharrten Eindrücken der Gesänge und Zeremonien den un-
gesuchten, aber überwältigenden Eindruck des geheimnisvollen Wachsens, des
allmählichen Gewahrwerdens und Gewiszwerdens der riesigen Raumverhältnisse
der Peterskirche davongetragen — das tausendmal Gehörte und Gelesene muß
eben vou jedem Einzelnen wieder erlebt werden, das voraus Gewußte schließt
in der Erfahrung immer noch eine Fülle des Ungeahnten, Unverhofften ein.
Die jahrelange beständige Belehrung mag die frohen Schauer der Erwartung
beeinträchtigen, die der herrlichen Wirklichkeit, des lebendigen Genusses mindert
sie nicht! Als wir von dem durch einen Erzbischof gehaltenen, sehr feierlich
prächtigen, aber nach der Versicherung alter Römer mit der Prachtentfaltung
und imposanten Würde eines echten päpstlichen Hochamts nicht entfernt zu
vergleichenden Hochamte des Ostersonntags in unsre Wohnung zurückkehrten,
fanden wir zwei Karten vor, die wir freundlicher und einflußreicher Vermittlung
zu verdanken hatten. Sie lauteten: ^utöogruvrg, ?0uMom. LiMgUo
et'gmuiiWiouL LÄs, nisi Oonsistors pkr siWitztörö (««zun» darf ig Zgutg.
Lmumuuioiuz) g,Ilg> Nossg, al Lug. Lgutitg Imuecll 7 Aprile 1890 litte oro 8
s,ut. II Ng-ostro all Lg-infra. all Lug, La-utitg,. DsUg Volps. Da zu diesen vom
Papste selbst gelesenen Messen immer nur wenige hundert Personen Zutritt
erhalten können, der Wunsch, einer solchen Feierlichkeit beiwohnen zu dürfen,
aber ziemlich allgemein ist, so durften wir es als eine große Vergünstigung
betrachten, auf diese Weise Gelegenheit zu erhalten, den greisen Kirchenfürsten
zu erblicken und dabei auch in die innern Räume des Vatikans vorzudringen,
die sonst nicht, wenigstens nicht leicht zugänglich sind. Freilich verleugnet sich
auch in diesen Dingen die Nachwirkung der Trinkgelderäonen nicht. Was
ich und andre der Liebenswürdigkeit und den Bemühungen angesehener Per¬
sonen zu danken hatten, das kaufen Engländer und Amerikaner in den großen
Hotels Bristol und Quirinal für ein paar Zehnlirestücke. Die Portiers dieser
Hotels haben in den Kanzleien des Vatikans gute Freunde genug, nur für ihre
reichen Gäste jederzeit sorgen zu können. Man müßte die halbe Litteratur
über Rom ausschreiben, wenn man wieder aufzählen wollte, wer alles über
diese Mißbräuche geklagt hat.
Nach festem Brauch waren der Einlaßkarte die Etikcttevvrschriften hinzu¬
gefügt: I^e Äg'mors sgrgnuo in iMto uoro 6 volo in tesw; i si^uorl in drao «
vritVÄtu, biguog, und Freunde, die an ähnlichen Feierlichkeiten teilgenommen
hatten, erteilten zweckmäßige Ratschläge in Bezug auf die Zeit des Aufbruchs,
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