Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.Die Leldbibliothek des Fürsten von Soubise kröne zu demütigen gewußt. Die katholische Kirche fühlt sich noch heute um Und hierin finden wir zum Schluß eine überraschende Bestätigung des Die Feldbibliothek des Fürsten von Soubise u der wertvollen Flugschriftensammlung der Leipziger Stadt- In der Stadt Weißenfels, deren die Flugschrift gedenkt, hatte der Fürst Die Leldbibliothek des Fürsten von Soubise kröne zu demütigen gewußt. Die katholische Kirche fühlt sich noch heute um Und hierin finden wir zum Schluß eine überraschende Bestätigung des Die Feldbibliothek des Fürsten von Soubise u der wertvollen Flugschriftensammlung der Leipziger Stadt- In der Stadt Weißenfels, deren die Flugschrift gedenkt, hatte der Fürst <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0168" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/208105"/> <fw type="header" place="top"> Die Leldbibliothek des Fürsten von Soubise</fw><lb/> <p xml:id="ID_453" prev="#ID_452"> kröne zu demütigen gewußt. Die katholische Kirche fühlt sich noch heute um<lb/> keine bestimmte Verfassung, auch nicht die monarchische, innerlich gebunden.<lb/> Der Papst trägt kein Bedenken, wie dereinst dem allerchristlichsteu König,<lb/> so später dem Sohne der französischen Revolution, dem großen Korsen, und<lb/> heute dem jeweiligen Präsidenten der französischen Republik seinen Segen zu<lb/> erteilen.</p><lb/> <p xml:id="ID_454"> Und hierin finden wir zum Schluß eine überraschende Bestätigung des<lb/> im Altertum nachgewiesenen Entwicklungsganges der Verfassungsänderuugeu:<lb/> wie dereinst, als die Tyrannis der Pisistmtiden mit Hilfe Spartas gestürzt<lb/> war, die Demokratie durchgeführt wurde, so ist auch in unseru Tngeu die<lb/> Tyrannis der napoleoniden durch die Siege einer auswärtigen monarchischen<lb/> Macht zu Falle gekommen und hat um eiuer vorläufig uoch immer recht<lb/> unklaren und unsichern Republik Platz gemacht.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Feldbibliothek des Fürsten von Soubise</head><lb/> <p xml:id="ID_455"> u der wertvollen Flugschriftensammlung der Leipziger Stadt-<lb/> bibliothek findet sich neben zahlreichen andern Seltenheiten auch<lb/> ein dünnes Heft in Quart mit der Aufschrift: „Verzeichniß des<lb/> Büchervorrathes, den der Prinz von Soubise im Feldlager mit<lb/> sich herumgeführet, und welcher durch das Königlich-Preußische<lb/> Malerische Corps den 3. Nov. 1757 in Weisenfels ist erbeutet worden." Das<lb/> Heft hat einen Umfang von 2« Seiten; das Druckjahr ist 1753, die Angabe<lb/> des Druckortes fehlt.</p><lb/> <p xml:id="ID_456" next="#ID_457"> In der Stadt Weißenfels, deren die Flugschrift gedenkt, hatte der Fürst<lb/> von Soubise in den letzten Oktobertagen des verhängnisvollen Jahres sein<lb/> Standlager genommen. Er blieb dort auch unbeweglich stehen, als die zer¬<lb/> lumpten Scharen der Reichsarmee einen Vorstoß bis nach Leipzig hin wagten.<lb/> Und als seine Verbündeten vor dem anrückenden Heere Friedrichs des Großen<lb/> rasch wieder zurückfluteten, kam es längs der Saale zu mehreren Gefechten,<lb/> wobei auch der Übergang bei Weißenfels von den Preußen besetzt und das<lb/> französische Heer aus der Stadt vertrieben wurde. Dies geschah am Refor¬<lb/> mationstage, am 31. Oktober. Unsre Flugschrift nennt erst den 3. November.<lb/> Wir müssen also wohl annehmen, daß die Büchersammlung erst auf dem weitern<lb/> Vormarsch von den Preußen erbeutet wurde, oder — was bei dem mehrtägigen<lb/> Aufenthalte des Fürsten von Soubise in Weißenfels vielleicht wahrscheinlicher</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0168]
Die Leldbibliothek des Fürsten von Soubise
kröne zu demütigen gewußt. Die katholische Kirche fühlt sich noch heute um
keine bestimmte Verfassung, auch nicht die monarchische, innerlich gebunden.
Der Papst trägt kein Bedenken, wie dereinst dem allerchristlichsteu König,
so später dem Sohne der französischen Revolution, dem großen Korsen, und
heute dem jeweiligen Präsidenten der französischen Republik seinen Segen zu
erteilen.
Und hierin finden wir zum Schluß eine überraschende Bestätigung des
im Altertum nachgewiesenen Entwicklungsganges der Verfassungsänderuugeu:
wie dereinst, als die Tyrannis der Pisistmtiden mit Hilfe Spartas gestürzt
war, die Demokratie durchgeführt wurde, so ist auch in unseru Tngeu die
Tyrannis der napoleoniden durch die Siege einer auswärtigen monarchischen
Macht zu Falle gekommen und hat um eiuer vorläufig uoch immer recht
unklaren und unsichern Republik Platz gemacht.
Die Feldbibliothek des Fürsten von Soubise
u der wertvollen Flugschriftensammlung der Leipziger Stadt-
bibliothek findet sich neben zahlreichen andern Seltenheiten auch
ein dünnes Heft in Quart mit der Aufschrift: „Verzeichniß des
Büchervorrathes, den der Prinz von Soubise im Feldlager mit
sich herumgeführet, und welcher durch das Königlich-Preußische
Malerische Corps den 3. Nov. 1757 in Weisenfels ist erbeutet worden." Das
Heft hat einen Umfang von 2« Seiten; das Druckjahr ist 1753, die Angabe
des Druckortes fehlt.
In der Stadt Weißenfels, deren die Flugschrift gedenkt, hatte der Fürst
von Soubise in den letzten Oktobertagen des verhängnisvollen Jahres sein
Standlager genommen. Er blieb dort auch unbeweglich stehen, als die zer¬
lumpten Scharen der Reichsarmee einen Vorstoß bis nach Leipzig hin wagten.
Und als seine Verbündeten vor dem anrückenden Heere Friedrichs des Großen
rasch wieder zurückfluteten, kam es längs der Saale zu mehreren Gefechten,
wobei auch der Übergang bei Weißenfels von den Preußen besetzt und das
französische Heer aus der Stadt vertrieben wurde. Dies geschah am Refor¬
mationstage, am 31. Oktober. Unsre Flugschrift nennt erst den 3. November.
Wir müssen also wohl annehmen, daß die Büchersammlung erst auf dem weitern
Vormarsch von den Preußen erbeutet wurde, oder — was bei dem mehrtägigen
Aufenthalte des Fürsten von Soubise in Weißenfels vielleicht wahrscheinlicher
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