Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches d. h. Venus, die Nymphen und Cupido lache" über solche Schwüre, geschweige Ob nun Horaz den bekannten Gedanken durch Aufnahme dieses hübschen Schließlich hat die Vorstellung der im Winde flatternden Liebesschwüre dazu se I"seivA vois-ut Isvibus pnriuria. psrnrig. Da hat man die sämtlichen Attribute, die den Miunedieust der Alte" keunzeichnen 2. In Fritz Reuters "Stromtied" zitirt Onkel Bräsig bei Gelegenheit der
Wer den Spruch in die vorstehende Fassung gebracht hat, ist Wohl unbekannt. ^to""/"e^vos Sa""AoL s"" ^/v<7,,//.e/!,0'"->' ^A->^oF"öl?e Maßgebliches und Unmaßgebliches d. h. Venus, die Nymphen und Cupido lache« über solche Schwüre, geschweige Ob nun Horaz den bekannten Gedanken durch Aufnahme dieses hübschen Schließlich hat die Vorstellung der im Winde flatternden Liebesschwüre dazu se I»seivA vois-ut Isvibus pnriuria. psrnrig. Da hat man die sämtlichen Attribute, die den Miunedieust der Alte» keunzeichnen 2. In Fritz Reuters „Stromtied" zitirt Onkel Bräsig bei Gelegenheit der
Wer den Spruch in die vorstehende Fassung gebracht hat, ist Wohl unbekannt. ^to»«/«e^vos Sa««AoL s»» ^/v<7,,//.e/!,0'»->' ^A->^oF«öl?e <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0581" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/207876"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1609" prev="#ID_1608"> d. h. Venus, die Nymphen und Cupido lache« über solche Schwüre, geschweige<lb/> denn, daß sie zürnen, wenn sie gebrochen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1610"> Ob nun Horaz den bekannten Gedanken durch Aufnahme dieses hübschen<lb/> Zuges selbständig umgebildet hat, oder ob er das Bild der lachenden Götter einer<lb/> griechischen Vorlage verdankt, läßt sich nicht mit voller Sicherheit entscheiden. Der<lb/> Ton des kleinen Gedichtes und vielleicht auch der Name des Mädchens deuten auf<lb/> griechischen Ursprung. Und so mag es denn sein, daß auch das bedeutsame Bild<lb/> griechischer Herkunft ist. Lygdamus aber, dessen Stärke nachweislich in der Nach¬<lb/> ahmung liegt, hatte, wie es scheint, in den mehrfach erwähnten Versen die ange¬<lb/> führte Stelle des Tibull vor Augen. Doch der Zug von dem lachenden Jnppiter<lb/> ist ihm eigen und vielleicht ein Anklang an die eben besprochene Ode des Horaz,<lb/> vielleicht auch Nachbildung einer andern, sei es römischen oder griechischen<lb/> Dichterstelle.</p><lb/> <p xml:id="ID_1611" next="#ID_1612"> Schließlich hat die Vorstellung der im Winde flatternden Liebesschwüre dazu<lb/> geführt, sie persönlich zu fassen. Es giebt ein Gedicht des Claudia«, des Hof-<lb/> Poeten des Kaisers Honorius, worin die Hochzeit des jungen Herrschers mit der<lb/> Maria, der Tochter des Stilicho, verherrlicht wird. Amor hat die Liebesklagen<lb/> des Honorius gehört nud eilt zur Venus, um sie zu bitten, den Bund zu weihen<lb/> und die Vermählung zu beschleunigen. Venus selbst — so heißt es dann weiter<lb/> in dem zierlichen Gedicht — läßt den Triton holen und begiebt sich, von diesem<lb/> getragen und von den Nereiden begleitet, nach Italien in die Wohnung des Stilicho.<lb/> Da findet sie denn die Jungfrau, wie sie den klugen Worten ihrer Mutter Serena<lb/> lauscht und unter deren Leitung die Dichter der Alten liest. Sie kündigt ihr die<lb/> bevorstehende Vermählung an und übergiebt ihr die Hochzeitsgeschenke, die die<lb/> Nereiden aus der Tiefe des Meeres geholt haben. Doch ich komme ins Erzählen<lb/> und vergesse die Liebesschwüre, Diese befinden sich im Palast der Venus auf<lb/> Cypern, dessen Herrlichkeit von dem Dichter, der die Beschreibungen liebt, mit<lb/> breitem Pinsel ausgemalt wird. Dort Hausen die Eroten, dort die Lieentia, die<lb/> wilde Begier, dort die leicht zu versöhnenden Zorueswallnugen, dort die vino<lb/> ümÄsntvL sxvubinv, d. h. die Wachen, wie sie die Jünglinge vom Gelage kommend<lb/> vor der Thüre der Geliebten zu halten Pflegten, dort die schmerzlichen Thränen,<lb/> die Kummerblässe der Liebenden, die beim ersten Versuch schon zagende Kühnheit,<lb/> die liebliche Furcht, die unsichern Liebesfreuden, und endlich flattern dort auch die<lb/> leichtfertigen Schwüre auf leichtem Fittich empor:</p><lb/> <quote> se I»seivA vois-ut Isvibus pnriuria. psrnrig.</quote><lb/> <p xml:id="ID_1612" prev="#ID_1611"> Da hat man die sämtlichen Attribute, die den Miunedieust der Alte» keunzeichnen<lb/> und die aus der lyrische» Poesie der Römer genugsam bekannt sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1613" next="#ID_1614"> 2. In Fritz Reuters „Stromtied" zitirt Onkel Bräsig bei Gelegenheit der<lb/> bekannten Bvstonpartie folgenden Vers:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_8" type="poem"> <l> Vinuw, der Vater<lb/> Und oosug,, die Mutter (eigentlich matvr)<lb/> Und Vsnus, die Hebamm'<lb/> Die macheu poÄsgrÄw.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1614" prev="#ID_1613" next="#ID_1615"> Wer den Spruch in die vorstehende Fassung gebracht hat, ist Wohl unbekannt.<lb/> Die Quelle aber ist das folgende Distichon der griechischen Anthologie, das den<lb/> Hedylos zum Verfasser hat:'</p><lb/> <quote> ^to»«/«e^vos Sa««AoL s»» ^/v<7,,//.e/!,0'»->' ^A->^oF«öl?e<lb/> ^'«^«-ra« Ap^a-r^ Xv»si«eäys ?roF«/^>«.</quote><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0581]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
d. h. Venus, die Nymphen und Cupido lache« über solche Schwüre, geschweige
denn, daß sie zürnen, wenn sie gebrochen werden.
Ob nun Horaz den bekannten Gedanken durch Aufnahme dieses hübschen
Zuges selbständig umgebildet hat, oder ob er das Bild der lachenden Götter einer
griechischen Vorlage verdankt, läßt sich nicht mit voller Sicherheit entscheiden. Der
Ton des kleinen Gedichtes und vielleicht auch der Name des Mädchens deuten auf
griechischen Ursprung. Und so mag es denn sein, daß auch das bedeutsame Bild
griechischer Herkunft ist. Lygdamus aber, dessen Stärke nachweislich in der Nach¬
ahmung liegt, hatte, wie es scheint, in den mehrfach erwähnten Versen die ange¬
führte Stelle des Tibull vor Augen. Doch der Zug von dem lachenden Jnppiter
ist ihm eigen und vielleicht ein Anklang an die eben besprochene Ode des Horaz,
vielleicht auch Nachbildung einer andern, sei es römischen oder griechischen
Dichterstelle.
Schließlich hat die Vorstellung der im Winde flatternden Liebesschwüre dazu
geführt, sie persönlich zu fassen. Es giebt ein Gedicht des Claudia«, des Hof-
Poeten des Kaisers Honorius, worin die Hochzeit des jungen Herrschers mit der
Maria, der Tochter des Stilicho, verherrlicht wird. Amor hat die Liebesklagen
des Honorius gehört nud eilt zur Venus, um sie zu bitten, den Bund zu weihen
und die Vermählung zu beschleunigen. Venus selbst — so heißt es dann weiter
in dem zierlichen Gedicht — läßt den Triton holen und begiebt sich, von diesem
getragen und von den Nereiden begleitet, nach Italien in die Wohnung des Stilicho.
Da findet sie denn die Jungfrau, wie sie den klugen Worten ihrer Mutter Serena
lauscht und unter deren Leitung die Dichter der Alten liest. Sie kündigt ihr die
bevorstehende Vermählung an und übergiebt ihr die Hochzeitsgeschenke, die die
Nereiden aus der Tiefe des Meeres geholt haben. Doch ich komme ins Erzählen
und vergesse die Liebesschwüre, Diese befinden sich im Palast der Venus auf
Cypern, dessen Herrlichkeit von dem Dichter, der die Beschreibungen liebt, mit
breitem Pinsel ausgemalt wird. Dort Hausen die Eroten, dort die Lieentia, die
wilde Begier, dort die leicht zu versöhnenden Zorueswallnugen, dort die vino
ümÄsntvL sxvubinv, d. h. die Wachen, wie sie die Jünglinge vom Gelage kommend
vor der Thüre der Geliebten zu halten Pflegten, dort die schmerzlichen Thränen,
die Kummerblässe der Liebenden, die beim ersten Versuch schon zagende Kühnheit,
die liebliche Furcht, die unsichern Liebesfreuden, und endlich flattern dort auch die
leichtfertigen Schwüre auf leichtem Fittich empor:
se I»seivA vois-ut Isvibus pnriuria. psrnrig.
Da hat man die sämtlichen Attribute, die den Miunedieust der Alte» keunzeichnen
und die aus der lyrische» Poesie der Römer genugsam bekannt sind.
2. In Fritz Reuters „Stromtied" zitirt Onkel Bräsig bei Gelegenheit der
bekannten Bvstonpartie folgenden Vers:
Vinuw, der Vater
Und oosug,, die Mutter (eigentlich matvr)
Und Vsnus, die Hebamm'
Die macheu poÄsgrÄw.
Wer den Spruch in die vorstehende Fassung gebracht hat, ist Wohl unbekannt.
Die Quelle aber ist das folgende Distichon der griechischen Anthologie, das den
Hedylos zum Verfasser hat:'
^to»«/«e^vos Sa««AoL s»» ^/v<7,,//.e/!,0'»->' ^A->^oF«öl?e
^'«^«-ra« Ap^a-r^ Xv»si«eäys ?roF«/^>«.
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