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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

ist, und dessen Gedichte in der unter dein Namen deS Tibull gehenden Sannnlnng
das dritte Buch bilden. In der erwähnten Elegie heißt es:


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Aber dus Wort hat eine lange Geschichte, und sein Ursprung reicht zurück bis
ans die Anfange der griechischen Dichtung. Apollodor (im zweiten Jahrhundert v. Chr.)
erzählt in seiner "Bibliothek," einer unter Benutzung guter, aber großenteils Ver¬
lornen Quellen abgefaßten Sagengeschichte: "Als Hera ausgespürt hatte, daß Zeus
die Jo verführt habe, verwandelte dieser dus Mädchen in eine Weiße Kuh und
schwur, es niemals berührt zu haben. Deswegen sagt Hesiod, daß die Liebes-
schwüre nicht den Zorn der Götter erregen" (o6x zmmrKsVixt -r^v Ars i7Kv 3>sKv
öjZ^v 17005 "s!,v0^Tvou; 0OX00-; ÜTrsjZ S^,>170;). So iväre denn Hesiod -- in einem
Gedichte, das verloren ist -- der Urheber jenes Ausspruches, und sein Ursprung
würde somit bis ins neunte Jahrhundert v. Chr. zurückreichen.

Nun muß das Wort häufig zitirt worden sein; findet es sich doch bei Plato
zweimal in wenig verschiedner Fassung. Einmal im Symposion (183 1?): <!>; ^2
>s^on<7l,v in TroX^ol, 0171. X^I, 0^.V0V17I. (se. 17W TOt0ol7!.) ^.von.) o'U's'sVl,)^ 7r"a" L>'se?v
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die Leute sagen, wird auch, wenn er schwort, ihm (dem Liebenden) allem von
den Göttern Verzeihung gewährt, denn ein Liebesschwur ist, wie man sagt, nicht
strafbar. Und ähnlich im Philebns (65 L!): ^czv/> ^.so ä?r"öl7c>>v ">"5voie>^"-
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das eitelste, ja bei der Liebeslust, die man doch für die höchste ausgiebt, gewähren
die Götter, wie man sagt, sogar dem Meineid Verzeihung, gleich als ob die Liebes-
freuden wie Kiuder aller Vernunft bar wären. Es scheint also, als ob schon vor
Plato der Satz von der Straflosigkeit der Liebesschwüre als Sprichwort gebraucht
Worden sei. Jedenfalls findet fich das "c^Mmoz ö^xos oux T^naivl,^o? in einer
oder zwei der erhaltenen griechischen Spruchsnmmlungen, und ein lateinischer Dichter
aus Cäsars Zeit, der Mimograph Publius Syrus, giebt in dem Verse:


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eine Wörtliche Übertragung davon.

Der hier geradezu und ohne Verhüllung ausgesprochene Gedanke wird von
andern Dichtern mit mehr oder minder anschaulicher Plastik ausgedrückt. So sagt
schon der nlexandrinische Dichter Callimachus in dem sechsundzwanzigsten seiner
Epigramme:


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(seiner Jonis Schnur mit heiligen Eiden Adonis,
Nimmer ein anderes Weib höher zu halten als sie.
Schwurs. Doch leider ist wahr, was man sagt: Der liebenden Schwüre
Flattern und gehen nicht ein in der Unsterblichen Ohr.)

Maßgebliches und Unmaßgebliches

ist, und dessen Gedichte in der unter dein Namen deS Tibull gehenden Sannnlnng
das dritte Buch bilden. In der erwähnten Elegie heißt es:


U°so vns »ut o»xi»ut xonävvtiu briuzIM «vllo
^ut tÄlls-t dI»nÄÄ sorÄicks, lillNiit xrsvo.
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^nvnitor vt vsirtos iri-it», tsrrs indst.

Aber dus Wort hat eine lange Geschichte, und sein Ursprung reicht zurück bis
ans die Anfange der griechischen Dichtung. Apollodor (im zweiten Jahrhundert v. Chr.)
erzählt in seiner „Bibliothek," einer unter Benutzung guter, aber großenteils Ver¬
lornen Quellen abgefaßten Sagengeschichte: „Als Hera ausgespürt hatte, daß Zeus
die Jo verführt habe, verwandelte dieser dus Mädchen in eine Weiße Kuh und
schwur, es niemals berührt zu haben. Deswegen sagt Hesiod, daß die Liebes-
schwüre nicht den Zorn der Götter erregen" (o6x zmmrKsVixt -r^v Ars i7Kv 3>sKv
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Gedichte, das verloren ist — der Urheber jenes Ausspruches, und sein Ursprung
würde somit bis ins neunte Jahrhundert v. Chr. zurückreichen.

Nun muß das Wort häufig zitirt worden sein; findet es sich doch bei Plato
zweimal in wenig verschiedner Fassung. Einmal im Symposion (183 1?): <!>; ^2
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die Götter, wie man sagt, sogar dem Meineid Verzeihung, gleich als ob die Liebes-
freuden wie Kiuder aller Vernunft bar wären. Es scheint also, als ob schon vor
Plato der Satz von der Straflosigkeit der Liebesschwüre als Sprichwort gebraucht
Worden sei. Jedenfalls findet fich das «c^Mmoz ö^xos oux T^naivl,^o? in einer
oder zwei der erhaltenen griechischen Spruchsnmmlungen, und ein lateinischer Dichter
aus Cäsars Zeit, der Mimograph Publius Syrus, giebt in dem Verse:


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eine Wörtliche Übertragung davon.

Der hier geradezu und ohne Verhüllung ausgesprochene Gedanke wird von
andern Dichtern mit mehr oder minder anschaulicher Plastik ausgedrückt. So sagt
schon der nlexandrinische Dichter Callimachus in dem sechsundzwanzigsten seiner
Epigramme:


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(seiner Jonis Schnur mit heiligen Eiden Adonis,
Nimmer ein anderes Weib höher zu halten als sie.
Schwurs. Doch leider ist wahr, was man sagt: Der liebenden Schwüre
Flattern und gehen nicht ein in der Unsterblichen Ohr.)

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[0579] Maßgebliches und Unmaßgebliches ist, und dessen Gedichte in der unter dein Namen deS Tibull gehenden Sannnlnng das dritte Buch bilden. In der erwähnten Elegie heißt es: U°so vns »ut o»xi»ut xonävvtiu briuzIM «vllo ^ut tÄlls-t dI»nÄÄ sorÄicks, lillNiit xrsvo. lZtsi xorgus suos kalt»x inravit oevllos ^nnouonnzus SUS.M per<iuo suam Vonorom. UuIIk nass insrii: poriuriÄ riäot sniÄntum ^nvnitor vt vsirtos iri-it», tsrrs indst. Aber dus Wort hat eine lange Geschichte, und sein Ursprung reicht zurück bis ans die Anfange der griechischen Dichtung. Apollodor (im zweiten Jahrhundert v. Chr.) erzählt in seiner „Bibliothek," einer unter Benutzung guter, aber großenteils Ver¬ lornen Quellen abgefaßten Sagengeschichte: „Als Hera ausgespürt hatte, daß Zeus die Jo verführt habe, verwandelte dieser dus Mädchen in eine Weiße Kuh und schwur, es niemals berührt zu haben. Deswegen sagt Hesiod, daß die Liebes- schwüre nicht den Zorn der Götter erregen" (o6x zmmrKsVixt -r^v Ars i7Kv 3>sKv öjZ^v 17005 "s!,v0^Tvou; 0OX00-; ÜTrsjZ S^,>170;). So iväre denn Hesiod — in einem Gedichte, das verloren ist — der Urheber jenes Ausspruches, und sein Ursprung würde somit bis ins neunte Jahrhundert v. Chr. zurückreichen. Nun muß das Wort häufig zitirt worden sein; findet es sich doch bei Plato zweimal in wenig verschiedner Fassung. Einmal im Symposion (183 1?): <!>; ^2 >s^on<7l,v in TroX^ol, 0171. X^I, 0^.V0V17I. (se. 17W TOt0ol7!.) ^.von.) o'U's'sVl,)^ 7r«a« L>'se?v Zx^«ol7l. 170V öoxov' äPOvcii<7i.vo ^«^z ö^)xov on P«<7I,V S?V«I, s^Troivi-^vo, d. h. wie die Leute sagen, wird auch, wenn er schwort, ihm (dem Liebenden) allem von den Göttern Verzeihung gewährt, denn ein Liebesschwur ist, wie man sagt, nicht strafbar. Und ähnlich im Philebns (65 L!): ^czv/> ^.so ä?r«öl7c>>v «>«5voie>^«- 170V, c,>; cis Xo^o;, so i7ixl; ^Tovixl; i7«?z Trs^i. i7«c^^o^in7i.«, ^2^l,?i7«l, 8oxvuc7l.v s?v«t, x«1 17? A?ri.ooxsl l7u^on>>i^^v sI'X^Ps !)'S<?v, <>>; x«L>>«7rTO ?r«K<>>v i7<?v ^vo<7>v vouv on<>s i7vo öXl'si-^av xsxi7^^hoc,>v, d. h. die Lust ist von allen Dingen das eitelste, ja bei der Liebeslust, die man doch für die höchste ausgiebt, gewähren die Götter, wie man sagt, sogar dem Meineid Verzeihung, gleich als ob die Liebes- freuden wie Kiuder aller Vernunft bar wären. Es scheint also, als ob schon vor Plato der Satz von der Straflosigkeit der Liebesschwüre als Sprichwort gebraucht Worden sei. Jedenfalls findet fich das «c^Mmoz ö^xos oux T^naivl,^o? in einer oder zwei der erhaltenen griechischen Spruchsnmmlungen, und ein lateinischer Dichter aus Cäsars Zeit, der Mimograph Publius Syrus, giebt in dem Verse: L.nnwtuin in8,stirmnlnin posnÄin non d-ddot eine Wörtliche Übertragung davon. Der hier geradezu und ohne Verhüllung ausgesprochene Gedanke wird von andern Dichtern mit mehr oder minder anschaulicher Plastik ausgedrückt. So sagt schon der nlexandrinische Dichter Callimachus in dem sechsundzwanzigsten seiner Epigramme: jp/^vo «^«/sso^a (seiner Jonis Schnur mit heiligen Eiden Adonis, Nimmer ein anderes Weib höher zu halten als sie. Schwurs. Doch leider ist wahr, was man sagt: Der liebenden Schwüre Flattern und gehen nicht ein in der Unsterblichen Ohr.)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/579>, abgerufen am 27.12.2024.