Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Lin englisches Urteil über die deutschen Bestrebungen in Vstafrika

Aufsatzes soll es durch diese Maßregel verhindert werden, daß Karawanen vom
deutscheu in das englische und umgekehrt vom englischen in das deutsche
Interessengebiet hinübergehen. Der Verfasser sieht darin ein Vorgehen gegen
englische Handelsinteressen, das er unter Anführung der Kongoakte für durch¬
aus unzulässig erklärt. Wir müssen gestehen, daß wir von der Proklamation
mir durch englische Zeitungen Kunde erhalten haben. Es kann mit Sicherheit
angenommen werden, daß sie, wenn sie wirklich ergangen ist, aus militärischen
Gründen und wahrscheinlich im Interesse der Sicherheit der Karawanen erlassen
worden ist. Daß damit aber nicht der in dem Aufsatz angegebene Zweck verfolgt
wurde, geht am besten daraus hervor, daß Major Wißmann ebenfalls nach eng¬
lischen Zeitungen inzwischen bereits die Wiederaufhebung des Verbotes verfügt hat.

Nachdem wir den Ausführungen des Aufsatzes bisher gefolgt siud, halten
wir uns eines Eingehens auf die Befürchtungen, die der Verfasser über die
England von der deutschen Politik in Zukunft drohenden Gefahren anstellt,
für überhoben. Es genüge die Bemerkung, daß er nnter einer Fülle von un¬
zutreffender und geradezu unwahren Behauptungen darzulegen sucht, Dr. Peters,
der Führer der deutschen Emin-Pascha-Expedition, sei ausgesandt worden, um
für Deutschlnud im englischen Interessengebiet selbst und in dessen Hinterland
Gebietsrechte zu erwerben. Nachdem er in Kavirondo angekommen sei, sei ihm
Emin entgegengeschickt worden, um das Werk zu vollenden und nun auch die
Ufer des Viktoria - Nhanza im Süden und Westen nebst Uganda und der
Aquatorialproviuz für Deutschland zu gewinnen.

Jedermann in Deutschland weiß, daß die deutsche Emin-Pascha-Expe¬
dition und ihr mutiger Führer wirklich nur die Befreiung eines bedrohten
Landsmannes und Gelehrten und keine politischen Ziele im Auge hatten. Welche
Aufträge Emin erteilt worden sind, ist uns nicht bekannt, jedenfalls stehen sie
aber mit dem deutsch-englischen Abkommen vom Jahre 1886 in Einklang.

Wir haben bei unsrer Besprechung des Aufsatzes die gehässigen Bemer¬
kungen des Verfassers und seine frivolen Angriffe gegen Deutschland nicht
berührt, auch ans Wiedernngriffe gegen das Borgehen von Engländern und
wglischen Gesellschaften, zu denen genügendes Material zur Verfügung gestanden
hätte, verzichtet. Wir haben uns bemüht, die Erörterung in streng sachlichen
Nahmen zu halten, da wir in der That der Überzeugung sind, daß Deutsch¬
land wie England mir bei wirklich freundschaftlichem Zusammengehen in der
Lage sein würden, dauernde Erfolge in Ostafrika zu erreichen. Wenn zwischen
den beiderseitigen Regierungen, wie im deutschen und englischen Parlament
wiederholt amtlich ausgesprochen worden ist, volles Einvernehmen besteht, so
sollte ein freundliches Verhältnis nicht minder von den englischen und deutschen
Interessenten und Gesellschaften erstrebt werden. Die Erreichung dieses Zieles
kaun aber durch Darstellungen, wie sie der Verfasser des Artikels "Deutsche
Bestrebungen in Ostafrika" gegeben hat, mir erschwert werden.




Lin englisches Urteil über die deutschen Bestrebungen in Vstafrika

Aufsatzes soll es durch diese Maßregel verhindert werden, daß Karawanen vom
deutscheu in das englische und umgekehrt vom englischen in das deutsche
Interessengebiet hinübergehen. Der Verfasser sieht darin ein Vorgehen gegen
englische Handelsinteressen, das er unter Anführung der Kongoakte für durch¬
aus unzulässig erklärt. Wir müssen gestehen, daß wir von der Proklamation
mir durch englische Zeitungen Kunde erhalten haben. Es kann mit Sicherheit
angenommen werden, daß sie, wenn sie wirklich ergangen ist, aus militärischen
Gründen und wahrscheinlich im Interesse der Sicherheit der Karawanen erlassen
worden ist. Daß damit aber nicht der in dem Aufsatz angegebene Zweck verfolgt
wurde, geht am besten daraus hervor, daß Major Wißmann ebenfalls nach eng¬
lischen Zeitungen inzwischen bereits die Wiederaufhebung des Verbotes verfügt hat.

Nachdem wir den Ausführungen des Aufsatzes bisher gefolgt siud, halten
wir uns eines Eingehens auf die Befürchtungen, die der Verfasser über die
England von der deutschen Politik in Zukunft drohenden Gefahren anstellt,
für überhoben. Es genüge die Bemerkung, daß er nnter einer Fülle von un¬
zutreffender und geradezu unwahren Behauptungen darzulegen sucht, Dr. Peters,
der Führer der deutschen Emin-Pascha-Expedition, sei ausgesandt worden, um
für Deutschlnud im englischen Interessengebiet selbst und in dessen Hinterland
Gebietsrechte zu erwerben. Nachdem er in Kavirondo angekommen sei, sei ihm
Emin entgegengeschickt worden, um das Werk zu vollenden und nun auch die
Ufer des Viktoria - Nhanza im Süden und Westen nebst Uganda und der
Aquatorialproviuz für Deutschland zu gewinnen.

Jedermann in Deutschland weiß, daß die deutsche Emin-Pascha-Expe¬
dition und ihr mutiger Führer wirklich nur die Befreiung eines bedrohten
Landsmannes und Gelehrten und keine politischen Ziele im Auge hatten. Welche
Aufträge Emin erteilt worden sind, ist uns nicht bekannt, jedenfalls stehen sie
aber mit dem deutsch-englischen Abkommen vom Jahre 1886 in Einklang.

Wir haben bei unsrer Besprechung des Aufsatzes die gehässigen Bemer¬
kungen des Verfassers und seine frivolen Angriffe gegen Deutschland nicht
berührt, auch ans Wiedernngriffe gegen das Borgehen von Engländern und
wglischen Gesellschaften, zu denen genügendes Material zur Verfügung gestanden
hätte, verzichtet. Wir haben uns bemüht, die Erörterung in streng sachlichen
Nahmen zu halten, da wir in der That der Überzeugung sind, daß Deutsch¬
land wie England mir bei wirklich freundschaftlichem Zusammengehen in der
Lage sein würden, dauernde Erfolge in Ostafrika zu erreichen. Wenn zwischen
den beiderseitigen Regierungen, wie im deutschen und englischen Parlament
wiederholt amtlich ausgesprochen worden ist, volles Einvernehmen besteht, so
sollte ein freundliches Verhältnis nicht minder von den englischen und deutschen
Interessenten und Gesellschaften erstrebt werden. Die Erreichung dieses Zieles
kaun aber durch Darstellungen, wie sie der Verfasser des Artikels „Deutsche
Bestrebungen in Ostafrika" gegeben hat, mir erschwert werden.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0411" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/207706"/>
          <fw type="header" place="top"> Lin englisches Urteil über die deutschen Bestrebungen in Vstafrika</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1125" prev="#ID_1124"> Aufsatzes soll es durch diese Maßregel verhindert werden, daß Karawanen vom<lb/>
deutscheu in das englische und umgekehrt vom englischen in das deutsche<lb/>
Interessengebiet hinübergehen. Der Verfasser sieht darin ein Vorgehen gegen<lb/>
englische Handelsinteressen, das er unter Anführung der Kongoakte für durch¬<lb/>
aus unzulässig erklärt. Wir müssen gestehen, daß wir von der Proklamation<lb/>
mir durch englische Zeitungen Kunde erhalten haben. Es kann mit Sicherheit<lb/>
angenommen werden, daß sie, wenn sie wirklich ergangen ist, aus militärischen<lb/>
Gründen und wahrscheinlich im Interesse der Sicherheit der Karawanen erlassen<lb/>
worden ist. Daß damit aber nicht der in dem Aufsatz angegebene Zweck verfolgt<lb/>
wurde, geht am besten daraus hervor, daß Major Wißmann ebenfalls nach eng¬<lb/>
lischen Zeitungen inzwischen bereits die Wiederaufhebung des Verbotes verfügt hat.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1126"> Nachdem wir den Ausführungen des Aufsatzes bisher gefolgt siud, halten<lb/>
wir uns eines Eingehens auf die Befürchtungen, die der Verfasser über die<lb/>
England von der deutschen Politik in Zukunft drohenden Gefahren anstellt,<lb/>
für überhoben. Es genüge die Bemerkung, daß er nnter einer Fülle von un¬<lb/>
zutreffender und geradezu unwahren Behauptungen darzulegen sucht, Dr. Peters,<lb/>
der Führer der deutschen Emin-Pascha-Expedition, sei ausgesandt worden, um<lb/>
für Deutschlnud im englischen Interessengebiet selbst und in dessen Hinterland<lb/>
Gebietsrechte zu erwerben. Nachdem er in Kavirondo angekommen sei, sei ihm<lb/>
Emin entgegengeschickt worden, um das Werk zu vollenden und nun auch die<lb/>
Ufer des Viktoria - Nhanza im Süden und Westen nebst Uganda und der<lb/>
Aquatorialproviuz für Deutschland zu gewinnen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1127"> Jedermann in Deutschland weiß, daß die deutsche Emin-Pascha-Expe¬<lb/>
dition und ihr mutiger Führer wirklich nur die Befreiung eines bedrohten<lb/>
Landsmannes und Gelehrten und keine politischen Ziele im Auge hatten. Welche<lb/>
Aufträge Emin erteilt worden sind, ist uns nicht bekannt, jedenfalls stehen sie<lb/>
aber mit dem deutsch-englischen Abkommen vom Jahre 1886 in Einklang.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1128"> Wir haben bei unsrer Besprechung des Aufsatzes die gehässigen Bemer¬<lb/>
kungen des Verfassers und seine frivolen Angriffe gegen Deutschland nicht<lb/>
berührt, auch ans Wiedernngriffe gegen das Borgehen von Engländern und<lb/>
wglischen Gesellschaften, zu denen genügendes Material zur Verfügung gestanden<lb/>
hätte, verzichtet. Wir haben uns bemüht, die Erörterung in streng sachlichen<lb/>
Nahmen zu halten, da wir in der That der Überzeugung sind, daß Deutsch¬<lb/>
land wie England mir bei wirklich freundschaftlichem Zusammengehen in der<lb/>
Lage sein würden, dauernde Erfolge in Ostafrika zu erreichen. Wenn zwischen<lb/>
den beiderseitigen Regierungen, wie im deutschen und englischen Parlament<lb/>
wiederholt amtlich ausgesprochen worden ist, volles Einvernehmen besteht, so<lb/>
sollte ein freundliches Verhältnis nicht minder von den englischen und deutschen<lb/>
Interessenten und Gesellschaften erstrebt werden. Die Erreichung dieses Zieles<lb/>
kaun aber durch Darstellungen, wie sie der Verfasser des Artikels &#x201E;Deutsche<lb/>
Bestrebungen in Ostafrika" gegeben hat, mir erschwert werden.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0411] Lin englisches Urteil über die deutschen Bestrebungen in Vstafrika Aufsatzes soll es durch diese Maßregel verhindert werden, daß Karawanen vom deutscheu in das englische und umgekehrt vom englischen in das deutsche Interessengebiet hinübergehen. Der Verfasser sieht darin ein Vorgehen gegen englische Handelsinteressen, das er unter Anführung der Kongoakte für durch¬ aus unzulässig erklärt. Wir müssen gestehen, daß wir von der Proklamation mir durch englische Zeitungen Kunde erhalten haben. Es kann mit Sicherheit angenommen werden, daß sie, wenn sie wirklich ergangen ist, aus militärischen Gründen und wahrscheinlich im Interesse der Sicherheit der Karawanen erlassen worden ist. Daß damit aber nicht der in dem Aufsatz angegebene Zweck verfolgt wurde, geht am besten daraus hervor, daß Major Wißmann ebenfalls nach eng¬ lischen Zeitungen inzwischen bereits die Wiederaufhebung des Verbotes verfügt hat. Nachdem wir den Ausführungen des Aufsatzes bisher gefolgt siud, halten wir uns eines Eingehens auf die Befürchtungen, die der Verfasser über die England von der deutschen Politik in Zukunft drohenden Gefahren anstellt, für überhoben. Es genüge die Bemerkung, daß er nnter einer Fülle von un¬ zutreffender und geradezu unwahren Behauptungen darzulegen sucht, Dr. Peters, der Führer der deutschen Emin-Pascha-Expedition, sei ausgesandt worden, um für Deutschlnud im englischen Interessengebiet selbst und in dessen Hinterland Gebietsrechte zu erwerben. Nachdem er in Kavirondo angekommen sei, sei ihm Emin entgegengeschickt worden, um das Werk zu vollenden und nun auch die Ufer des Viktoria - Nhanza im Süden und Westen nebst Uganda und der Aquatorialproviuz für Deutschland zu gewinnen. Jedermann in Deutschland weiß, daß die deutsche Emin-Pascha-Expe¬ dition und ihr mutiger Führer wirklich nur die Befreiung eines bedrohten Landsmannes und Gelehrten und keine politischen Ziele im Auge hatten. Welche Aufträge Emin erteilt worden sind, ist uns nicht bekannt, jedenfalls stehen sie aber mit dem deutsch-englischen Abkommen vom Jahre 1886 in Einklang. Wir haben bei unsrer Besprechung des Aufsatzes die gehässigen Bemer¬ kungen des Verfassers und seine frivolen Angriffe gegen Deutschland nicht berührt, auch ans Wiedernngriffe gegen das Borgehen von Engländern und wglischen Gesellschaften, zu denen genügendes Material zur Verfügung gestanden hätte, verzichtet. Wir haben uns bemüht, die Erörterung in streng sachlichen Nahmen zu halten, da wir in der That der Überzeugung sind, daß Deutsch¬ land wie England mir bei wirklich freundschaftlichem Zusammengehen in der Lage sein würden, dauernde Erfolge in Ostafrika zu erreichen. Wenn zwischen den beiderseitigen Regierungen, wie im deutschen und englischen Parlament wiederholt amtlich ausgesprochen worden ist, volles Einvernehmen besteht, so sollte ein freundliches Verhältnis nicht minder von den englischen und deutschen Interessenten und Gesellschaften erstrebt werden. Die Erreichung dieses Zieles kaun aber durch Darstellungen, wie sie der Verfasser des Artikels „Deutsche Bestrebungen in Ostafrika" gegeben hat, mir erschwert werden.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/411
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/411>, abgerufen am 29.06.2024.