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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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reifsten p.eit des Künstlers (ins der von Bode sogenannten Periode des
farbigen ^elldnukels." ist eines der Bilder, die deutsche Sammler ans Paris,,
Versteigerungen erworben haben. ES stammt ans der Galer.e Secretans,
was ut eine kleine Studie Ne.nbrandts, Christus an der Martersanle, "ut
Jngendwerk des geistvollen Sittenmalers Gabr.el Meyn das Jn.lere einer
Schmiede mit halblebensgroßen K^"r'" darMe.it. w der B^Samml.lnq des Barons von Benrnonvüle um Jahre 1881 in deutsche., Privat.
besitz gelangt sind. Ein fignrenreiches Bild von Abram van Ostade, en, Bauer...
tanz ans der Dorfstraße, dein ein junges vornehmes Paar zuschaut, ist doppelt
merkwürdig, weil es, mit der Jahreszahl 1640 bezeichnet, am Anfange jener
Periode steht, wo Ostade, wahrscheinlich durch Rembrandt beeinflußt, die
Beleuchtung seiner Bilder, namentlich das Helldunkel reicher, feiner und goldiger
ausbildete, und weil das vornehme Paar augenscheinlich von fremder Hand
vielleicht von der eines eleganten Gesellschaftsmnlers, hineingemalt worden ist'




Dem Frühling entgegen

er Winter braucht gar nichr so außergewöhnlich heimtückisch zu sei"
wie der diesjährige, um in uus armen Nordländern die Sehnsucht
nach der sonnigeren ^eile zu wecken. Das langsame Erwachen der
Natur zu beobachten hat gewiß Reize, die uns der Sude"
nicht gewähre" kann, aber die Natur hat leider die Gewohnheit
immer muss neue einzuschlafen und sich im Traume recht
ungeberdig zu benehmen, und dann schnürt der Deutsche, dem von den ersten
Germanenzügen her die Erinnerung an untere Lüfte und reichere Blütenpracht
jenseits der Alpen geblieben ist, womöglich sein Bündel, um unsern schwer¬
fälligerem Frühling ungestört sich einrichten zu lassen. Die Wahl des Weges
ist ziemlich gleichgiltig, alle führen bekanntlich nach Rom. Daß ich immer
wieder über die Tiroler Berge ziehe, mag seinen Grund darin haben, daß ich
von ihnen ans zum erstenmal den blauen Gardasee erblickt habe, das lachende
strahlende Auge, dessen Zauber sich niemals abschwächt, lind auch der Weg
bis zu seinem Gestade entzückt immer muss neue. Einmal den letzten Brenner¬
tunnel im Rücken, blickt man in eine neue Welt. Nicht so plötzlich scheiden
sich Norden lind Süden, Deutsch und Welsch, wie bei Pontebba, aber Schritt
vor Schritt wird alles anders, der Himmel, die Landschaft, die Bauart, die
Menschen. Droben ragen noch die Dvlomidpyramideu im Schnee, um Sonnen¬
untergang in die Farbe reifer Aprikosen getaucht, gletschergrüne oder von
Schnee und Geröll getrübte Gewässer rnuscheu und sprudeln von den Berg¬
wänden, aber im Thale finden sich schon grüne Felder, gvldgelblenchtende
Bachweiden, dann folgen die Weingärten mit ihren noch kahlen Rebengerüsten,
zwischen denen Pfirsich, Mandel und Kernobst üppig blühen, an den Mauern
huschen Falter und schillernde Eidechsen hin, mehr lind mehr zeigen die Häuser
den Beruf, gegen die Hitze zu schützen, und die Menschen tragen eine Sonuen-
farbe zur Schall, die der arme Städter niemals erwirbt. Bei Bozen ruft
bereits die Fülle immergrüner Gewächse: Hier ist der Süden!


reifsten p.eit des Künstlers (ins der von Bode sogenannten Periode des
farbigen ^elldnukels." ist eines der Bilder, die deutsche Sammler ans Paris,,
Versteigerungen erworben haben. ES stammt ans der Galer.e Secretans,
was ut eine kleine Studie Ne.nbrandts, Christus an der Martersanle, „ut
Jngendwerk des geistvollen Sittenmalers Gabr.el Meyn das Jn.lere einer
Schmiede mit halblebensgroßen K^"r'" darMe.it. w der B^Samml.lnq des Barons von Benrnonvüle um Jahre 1881 in deutsche., Privat.
besitz gelangt sind. Ein fignrenreiches Bild von Abram van Ostade, en, Bauer...
tanz ans der Dorfstraße, dein ein junges vornehmes Paar zuschaut, ist doppelt
merkwürdig, weil es, mit der Jahreszahl 1640 bezeichnet, am Anfange jener
Periode steht, wo Ostade, wahrscheinlich durch Rembrandt beeinflußt, die
Beleuchtung seiner Bilder, namentlich das Helldunkel reicher, feiner und goldiger
ausbildete, und weil das vornehme Paar augenscheinlich von fremder Hand
vielleicht von der eines eleganten Gesellschaftsmnlers, hineingemalt worden ist'




Dem Frühling entgegen

er Winter braucht gar nichr so außergewöhnlich heimtückisch zu sei»
wie der diesjährige, um in uus armen Nordländern die Sehnsucht
nach der sonnigeren ^eile zu wecken. Das langsame Erwachen der
Natur zu beobachten hat gewiß Reize, die uns der Sude»
nicht gewähre» kann, aber die Natur hat leider die Gewohnheit
immer muss neue einzuschlafen und sich im Traume recht
ungeberdig zu benehmen, und dann schnürt der Deutsche, dem von den ersten
Germanenzügen her die Erinnerung an untere Lüfte und reichere Blütenpracht
jenseits der Alpen geblieben ist, womöglich sein Bündel, um unsern schwer¬
fälligerem Frühling ungestört sich einrichten zu lassen. Die Wahl des Weges
ist ziemlich gleichgiltig, alle führen bekanntlich nach Rom. Daß ich immer
wieder über die Tiroler Berge ziehe, mag seinen Grund darin haben, daß ich
von ihnen ans zum erstenmal den blauen Gardasee erblickt habe, das lachende
strahlende Auge, dessen Zauber sich niemals abschwächt, lind auch der Weg
bis zu seinem Gestade entzückt immer muss neue. Einmal den letzten Brenner¬
tunnel im Rücken, blickt man in eine neue Welt. Nicht so plötzlich scheiden
sich Norden lind Süden, Deutsch und Welsch, wie bei Pontebba, aber Schritt
vor Schritt wird alles anders, der Himmel, die Landschaft, die Bauart, die
Menschen. Droben ragen noch die Dvlomidpyramideu im Schnee, um Sonnen¬
untergang in die Farbe reifer Aprikosen getaucht, gletschergrüne oder von
Schnee und Geröll getrübte Gewässer rnuscheu und sprudeln von den Berg¬
wänden, aber im Thale finden sich schon grüne Felder, gvldgelblenchtende
Bachweiden, dann folgen die Weingärten mit ihren noch kahlen Rebengerüsten,
zwischen denen Pfirsich, Mandel und Kernobst üppig blühen, an den Mauern
huschen Falter und schillernde Eidechsen hin, mehr lind mehr zeigen die Häuser
den Beruf, gegen die Hitze zu schützen, und die Menschen tragen eine Sonuen-
farbe zur Schall, die der arme Städter niemals erwirbt. Bei Bozen ruft
bereits die Fülle immergrüner Gewächse: Hier ist der Süden!


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/196>, abgerufen am 28.12.2024.