Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.Die Ailsstellnng altniederländischer Kunstwerke in Berlin gegen die, die ans ihre Reklame hineingefallen sind, und wenn ein reicher Die Seele, das belebende, immer neuen Stoff zuführende Element dieser Die Ailsstellnng altniederländischer Kunstwerke in Berlin gegen die, die ans ihre Reklame hineingefallen sind, und wenn ein reicher Die Seele, das belebende, immer neuen Stoff zuführende Element dieser <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0187" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/207482"/> <fw type="header" place="top"> Die Ailsstellnng altniederländischer Kunstwerke in Berlin</fw><lb/> <p xml:id="ID_522" prev="#ID_521"> gegen die, die ans ihre Reklame hineingefallen sind, und wenn ein reicher<lb/> Mann sich durch die geschickten Zwischenrufe bezahlter Agenten verleiten läßt,<lb/> für ein Bild, das ans der „Versteigerung des Barons vonB." mit 20 000 Franks<lb/> bezahlt worden ist, bei der „Versteigerung des Grafen P." in der Hitze des<lb/> dramatisch inszenirten Auktionstreibens 60 000 Franks zu bieten, so wird ihm<lb/> beim Zuschlag nicht bloß die Ehre eines dreifachen Händeklatschens der An¬<lb/> wesenden zu teil, sondern sein Name wird auch mit Bewunderung in allen<lb/> Zeitungen genannt, die sich den Anschein geben, von den großen Intriguen<lb/> und den kleinen Kunstgriffen ans den Pariser Versteigerungen keine Ahnung<lb/> zu haben. Mancher Vorstand oder Beauftragte einer deutschen Galerie hat im<lb/> Hinblick auf seine karg bemessenen Mittel diesem Treiben ^oft mit blutendem<lb/> Herzen beigewohnt; mancher mag vielleicht auch, um nicht ganz mit leeren<lb/> Händen heimzukommen, mehr für ein Bild gezahlt haben, als er streng genommen<lb/> verantworten konnte, und das eine oder andre mal ist es wohl auch einem sehr<lb/> geriebenen Kenner — es giebt deren auch unter den Galeriedirektoren — ge¬<lb/> lungen, die Meute der Geldprotzen und Reklamemacher von der von ihm ver¬<lb/> folgten Fährte abzulenken und ein von der Masse mißachtetes, aber edles Gut<lb/> nach Deutschland herüberzuretten. Besser als die Saimnlungsvvrstände sind<lb/> natürlich die deutschen Privatsannnler daran, die niemand über die Verwen¬<lb/> dung ihrer Gelder Rechenschaft abzulegen brauchen, und daß es auch an solchen<lb/> uicht fehlt, die aus den Pariser Versteigerungen manches wertvolle Stück für<lb/> Deutschland gewinnen, ist eine der erfreulichen Beobachtungen, die wir auf der<lb/> um 1. April eröffneten Ausstellung von Werken der niederländischen Kunst des<lb/> siebzehnten Jahrhunderts im Berliner Privatbesitz machen, die von der im<lb/> Spätherbst 183(i begründeten „Kmistgeschichtlichen Gesellschaft" in einigen<lb/> Räumen der Akademie veranstaltet worden ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_523" next="#ID_524"> Die Seele, das belebende, immer neuen Stoff zuführende Element dieser<lb/> Gesellschaft bilden die Vorstände und Beamten der königlichen Kunstsammlungen<lb/> Berlins, in erster Reihe Wilhelm Bode, ein Mann von stählerner Energie und<lb/> u»ermndlicher Arbeitskraft, der seit länger als anderthalb Jahrzehnten alle Vor-<lb/> i^uge auf dem internationalen Kunstmarkte mit Argusaugen überwacht, ent¬<lb/> weder selbst für die königlichen Sammlungen daraus Vorteil zieht oder die<lb/> 'ülfmert'sanken der ihm bekannten Privatsannnler auf das von einem jeden<lb/> bevorzugte Einzelgebiet lenkt, und der daneben zwischen häufigen Reisen und<lb/> Gütlichen Obliegenheiten noch die Zeit findet, seine wissenschaftlichen Forschungen<lb/> M kleinen Abhandlungen und zusammenhängenden Monographien über große<lb/> "ud kleine, öffentliche und Privatgalerien dem allgemeinen Interesse zugänglich<lb/> ->u Mache». Wie er im Verein mit Julius Meyer der königlichen Gemälde¬<lb/> galerie und allein der Sammlung der Renaissaucebildwerke ein fast völlig neues<lb/> " Gesicht., ^me! in allen Einzelheiten bereicherte und erhöhte Bedeutung gegeben<lb/> so hat er auch einen nicht geringen Teil dazu beigetragen, daß die Freude</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0187]
Die Ailsstellnng altniederländischer Kunstwerke in Berlin
gegen die, die ans ihre Reklame hineingefallen sind, und wenn ein reicher
Mann sich durch die geschickten Zwischenrufe bezahlter Agenten verleiten läßt,
für ein Bild, das ans der „Versteigerung des Barons vonB." mit 20 000 Franks
bezahlt worden ist, bei der „Versteigerung des Grafen P." in der Hitze des
dramatisch inszenirten Auktionstreibens 60 000 Franks zu bieten, so wird ihm
beim Zuschlag nicht bloß die Ehre eines dreifachen Händeklatschens der An¬
wesenden zu teil, sondern sein Name wird auch mit Bewunderung in allen
Zeitungen genannt, die sich den Anschein geben, von den großen Intriguen
und den kleinen Kunstgriffen ans den Pariser Versteigerungen keine Ahnung
zu haben. Mancher Vorstand oder Beauftragte einer deutschen Galerie hat im
Hinblick auf seine karg bemessenen Mittel diesem Treiben ^oft mit blutendem
Herzen beigewohnt; mancher mag vielleicht auch, um nicht ganz mit leeren
Händen heimzukommen, mehr für ein Bild gezahlt haben, als er streng genommen
verantworten konnte, und das eine oder andre mal ist es wohl auch einem sehr
geriebenen Kenner — es giebt deren auch unter den Galeriedirektoren — ge¬
lungen, die Meute der Geldprotzen und Reklamemacher von der von ihm ver¬
folgten Fährte abzulenken und ein von der Masse mißachtetes, aber edles Gut
nach Deutschland herüberzuretten. Besser als die Saimnlungsvvrstände sind
natürlich die deutschen Privatsannnler daran, die niemand über die Verwen¬
dung ihrer Gelder Rechenschaft abzulegen brauchen, und daß es auch an solchen
uicht fehlt, die aus den Pariser Versteigerungen manches wertvolle Stück für
Deutschland gewinnen, ist eine der erfreulichen Beobachtungen, die wir auf der
um 1. April eröffneten Ausstellung von Werken der niederländischen Kunst des
siebzehnten Jahrhunderts im Berliner Privatbesitz machen, die von der im
Spätherbst 183(i begründeten „Kmistgeschichtlichen Gesellschaft" in einigen
Räumen der Akademie veranstaltet worden ist.
Die Seele, das belebende, immer neuen Stoff zuführende Element dieser
Gesellschaft bilden die Vorstände und Beamten der königlichen Kunstsammlungen
Berlins, in erster Reihe Wilhelm Bode, ein Mann von stählerner Energie und
u»ermndlicher Arbeitskraft, der seit länger als anderthalb Jahrzehnten alle Vor-
i^uge auf dem internationalen Kunstmarkte mit Argusaugen überwacht, ent¬
weder selbst für die königlichen Sammlungen daraus Vorteil zieht oder die
'ülfmert'sanken der ihm bekannten Privatsannnler auf das von einem jeden
bevorzugte Einzelgebiet lenkt, und der daneben zwischen häufigen Reisen und
Gütlichen Obliegenheiten noch die Zeit findet, seine wissenschaftlichen Forschungen
M kleinen Abhandlungen und zusammenhängenden Monographien über große
"ud kleine, öffentliche und Privatgalerien dem allgemeinen Interesse zugänglich
->u Mache». Wie er im Verein mit Julius Meyer der königlichen Gemälde¬
galerie und allein der Sammlung der Renaissaucebildwerke ein fast völlig neues
" Gesicht., ^me! in allen Einzelheiten bereicherte und erhöhte Bedeutung gegeben
so hat er auch einen nicht geringen Teil dazu beigetragen, daß die Freude
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