Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.wie ich Herr" Mathem kennen lernte Als ich aber auf ordentliche Auskunft drang, rückte er heraus damit: Sehen Anstrengend? Inwiefern? Hinter dem Pferdebahnwagen zu laufen, denn mit hinein darf ich sie ja Aber Sie müssen doch nicht immer führen, Sie können doch auch gehen! Nein, das würde mir zu schwer, ich bin mein Leben lang kein Freund Das ist doch aber zu arg, eine gute Stelle aus diesem Grunde aufzugeben. Ich hatte auch noch einen andern. Sehen Sie, ich habe einen guten Und da reisten Sie nach Jütland und schössen die Hühner? Ja, wenigstens einen guten Teil davon. Und was nun? Nun? Ja, ich bin in mein altes Logis gezogen und muß sehen, wieder Das Letztere sprach er mit einem leichten Seufzer, wie ein Mann, der Nach einer kleinen Pause sagte er plötzlich: Erinnern Sie sich vielleicht, Was ist mit der? Die hat sich wahrhaftig verheiratet. So? hat sich nicht lassen können? Aber das ist doch eigentlich ganz natürlich, daß ein Mädchen, das so Das versprach ich; und noch mehr, ich hatte wirklich schon einige vor¬ Mir gewährt es stets Befriedigung, wenn ich sehe, daß ein Mein< seinen wie ich Herr» Mathem kennen lernte Als ich aber auf ordentliche Auskunft drang, rückte er heraus damit: Sehen Anstrengend? Inwiefern? Hinter dem Pferdebahnwagen zu laufen, denn mit hinein darf ich sie ja Aber Sie müssen doch nicht immer führen, Sie können doch auch gehen! Nein, das würde mir zu schwer, ich bin mein Leben lang kein Freund Das ist doch aber zu arg, eine gute Stelle aus diesem Grunde aufzugeben. Ich hatte auch noch einen andern. Sehen Sie, ich habe einen guten Und da reisten Sie nach Jütland und schössen die Hühner? Ja, wenigstens einen guten Teil davon. Und was nun? Nun? Ja, ich bin in mein altes Logis gezogen und muß sehen, wieder Das Letztere sprach er mit einem leichten Seufzer, wie ein Mann, der Nach einer kleinen Pause sagte er plötzlich: Erinnern Sie sich vielleicht, Was ist mit der? Die hat sich wahrhaftig verheiratet. So? hat sich nicht lassen können? Aber das ist doch eigentlich ganz natürlich, daß ein Mädchen, das so Das versprach ich; und noch mehr, ich hatte wirklich schon einige vor¬ Mir gewährt es stets Befriedigung, wenn ich sehe, daß ein Mein< seinen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0580" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/207225"/> <fw type="header" place="top"> wie ich Herr» Mathem kennen lernte</fw><lb/> <p xml:id="ID_1703" prev="#ID_1702"> Als ich aber auf ordentliche Auskunft drang, rückte er heraus damit: Sehen<lb/> Sie, mit Flora geht es bergab, sie läuft bald zwölf Jahre mit, das gute alte<lb/> Fell, aber nun fängt es an, zu anstrengend für sie zu werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1704"> Anstrengend? Inwiefern?</p><lb/> <p xml:id="ID_1705"> Hinter dem Pferdebahnwagen zu laufen, denn mit hinein darf ich sie ja<lb/> nicht nehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1706"> Aber Sie müssen doch nicht immer führen, Sie können doch auch gehen!</p><lb/> <p xml:id="ID_1707"> Nein, das würde mir zu schwer, ich bin mein Leben lang kein Freund<lb/> vom Gehen gewesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1708"> Das ist doch aber zu arg, eine gute Stelle aus diesem Grunde aufzugeben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1709"> Ich hatte auch noch einen andern. Sehen Sie, ich habe einen guten<lb/> Freund oben in Jütland bei Lögstör. Er schrieb mir, daß er sieben Volk<lb/> Hühner auf seinem Felde habe, und da schien es mir doch bei Gott zu trivial,<lb/> die Pflastersteine Kopenhagens abschleifen zu helfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1710"> Und da reisten Sie nach Jütland und schössen die Hühner?</p><lb/> <p xml:id="ID_1711"> Ja, wenigstens einen guten Teil davon.</p><lb/> <p xml:id="ID_1712"> Und was nun?</p><lb/> <p xml:id="ID_1713"> Nun? 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wie ich Herr» Mathem kennen lernte
Als ich aber auf ordentliche Auskunft drang, rückte er heraus damit: Sehen
Sie, mit Flora geht es bergab, sie läuft bald zwölf Jahre mit, das gute alte
Fell, aber nun fängt es an, zu anstrengend für sie zu werden.
Anstrengend? Inwiefern?
Hinter dem Pferdebahnwagen zu laufen, denn mit hinein darf ich sie ja
nicht nehmen.
Aber Sie müssen doch nicht immer führen, Sie können doch auch gehen!
Nein, das würde mir zu schwer, ich bin mein Leben lang kein Freund
vom Gehen gewesen.
Das ist doch aber zu arg, eine gute Stelle aus diesem Grunde aufzugeben.
Ich hatte auch noch einen andern. Sehen Sie, ich habe einen guten
Freund oben in Jütland bei Lögstör. Er schrieb mir, daß er sieben Volk
Hühner auf seinem Felde habe, und da schien es mir doch bei Gott zu trivial,
die Pflastersteine Kopenhagens abschleifen zu helfen.
Und da reisten Sie nach Jütland und schössen die Hühner?
Ja, wenigstens einen guten Teil davon.
Und was nun?
Nun? Ja, ich bin in mein altes Logis gezogen und muß sehen, wieder
irgendwo anzukommen.
Das Letztere sprach er mit einem leichten Seufzer, wie ein Mann, der
sich mit Ergebung in ein hartes, aber unabwendbares Schicksal fügt.
Nach einer kleinen Pause sagte er plötzlich: Erinnern Sie sich vielleicht,
daß ich Ihnen von einem Fräulein Imsen erzählt habe, der Tochter des
Fleischers, die mir gegenüber wohnte, mit vier großen Zimmern und drei¬
tausend Kronen Zinsen!
Was ist mit der?
Die hat sich wahrhaftig verheiratet.
So? hat sich nicht lassen können?
Aber das ist doch eigentlich ganz natürlich, daß ein Mädchen, das so
warm sitzt und eine ganze Familie erhalten kann, sich verheiratet! Es wäre
geradezu eine Schande gewesen, wenn sich nicht gethan hätte! Ja, man hätte
sich doch beizeiten ein bißchen bemühen sollen, murmelte er, wer weiß
na, Sie denken vielleicht an mich, wenn Sie etwas hören sollten!
Das versprach ich; und noch mehr, ich hatte wirklich schon einige vor¬
bereitende Schritte gethan, als ich eines schönen Tages aufs angenehmste
durch ein Briefchen von meinem Freunde Mathem überrascht wurde, worin er
mir mitteilte, daß er tags zuvor in den heiligen Ehestand getreten sei, indem
er sich mit der verwitweten Frau Lund — der Hebamme im Parterre — habe
trauen lassen.
Mir gewährt es stets Befriedigung, wenn ich sehe, daß ein Mein< seinen
rechten Platz findet und die Stellung im Leben erreicht, für die er von der
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