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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

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Studien zur englischen Litteratur der Gegenwart

Führer in dein Streik der Dockarbeiter, in Verbindung mit den sozialdemo-
kratischen Führern auch des Festlandes. So läßt sich auch nur die Agitation
gegen den sehr verständigen Plan des Herrn Livesey erklären. Es kann nichts
Verständigeres geben, als den Arbeitern einen Teil des Gewinnes am Unter¬
nehmen zu verschaffen, und es ist nur zu billigen, daß als Gegenleistung eine
längere Vertragsdauer gefordert wird. Die Arbeiterbewegung will sich aber
mit diesen Zielen nicht mehr begnügen; sie hält den Zeitpunkt für gekommen,
die ganze Gesellschaftsordnung umzustürzen, und das lebende Geschlecht hat
jetzt die Aufgabe, sich mit dieser Bewegung ernstlich zu beschäftigen und mit
ihr abzufinden.

Wir stehen in Deutschland jetzt einer ähnlichen Bewegung gegenüber, und
hier sind es die Bergarbeiter, die die Führung übernommen haben. Die
bloßen Palliativmittel, die für den Augenblick sich begnügen, zwischen den
streitenden Teilen zu vermitteln und den Streik beizulegen, erweisen sich als
unzureichend. Schon droht für den 1. Februar aufs neue ein großer Auf-
stand der Bergarbeiter, und unsre Bureaukratie ist bis jetzt zu nichts ander",
gekommen, als zu eiuer Enquete über die gegenseitige" Forderungen und Be¬
schwerden. Wir haben ernste Tage zu erwarten, wenn nicht Einsicht und
Billigkeit auf allen Seiten, kräftiges und maßvolles Auftreten eine befrie¬
digenden Ausweg finden.




Studien zur englischen Litteratur der Gegenwart
von L. I. Groth (Schluß)

eben dein religiösen Teudeuzromau, der gegenwärtig in Mrs.
Humphrey Ward seinen Hauptvertreter gefunden hat, genießen
die Abenteurergeschichten und die psychologisch-phantastischen
Romane von Robert Louis Stevenson den größten Beifall.
Stevenson ist unzweifelhaft ein vielseitiges Talent. Seinen wohl¬
verdienten Ruhm hat er besonders als Jugendschriftsteller erworben. Schon
aus seinen Gedichten: ^ (MIcl'8 6in-clM ol Vki-hos erkennt man die wunderbare
Fähigkeit, sich in das harmlose Gemüt, die fröhlichen Anschauungen und seeli¬
sche" Bedürfnisse der kleinen Wesen zu versetzen und das kindliche Leben und


Studien zur englischen Litteratur der Gegenwart

Führer in dein Streik der Dockarbeiter, in Verbindung mit den sozialdemo-
kratischen Führern auch des Festlandes. So läßt sich auch nur die Agitation
gegen den sehr verständigen Plan des Herrn Livesey erklären. Es kann nichts
Verständigeres geben, als den Arbeitern einen Teil des Gewinnes am Unter¬
nehmen zu verschaffen, und es ist nur zu billigen, daß als Gegenleistung eine
längere Vertragsdauer gefordert wird. Die Arbeiterbewegung will sich aber
mit diesen Zielen nicht mehr begnügen; sie hält den Zeitpunkt für gekommen,
die ganze Gesellschaftsordnung umzustürzen, und das lebende Geschlecht hat
jetzt die Aufgabe, sich mit dieser Bewegung ernstlich zu beschäftigen und mit
ihr abzufinden.

Wir stehen in Deutschland jetzt einer ähnlichen Bewegung gegenüber, und
hier sind es die Bergarbeiter, die die Führung übernommen haben. Die
bloßen Palliativmittel, die für den Augenblick sich begnügen, zwischen den
streitenden Teilen zu vermitteln und den Streik beizulegen, erweisen sich als
unzureichend. Schon droht für den 1. Februar aufs neue ein großer Auf-
stand der Bergarbeiter, und unsre Bureaukratie ist bis jetzt zu nichts ander»,
gekommen, als zu eiuer Enquete über die gegenseitige« Forderungen und Be¬
schwerden. Wir haben ernste Tage zu erwarten, wenn nicht Einsicht und
Billigkeit auf allen Seiten, kräftiges und maßvolles Auftreten eine befrie¬
digenden Ausweg finden.




Studien zur englischen Litteratur der Gegenwart
von L. I. Groth (Schluß)

eben dein religiösen Teudeuzromau, der gegenwärtig in Mrs.
Humphrey Ward seinen Hauptvertreter gefunden hat, genießen
die Abenteurergeschichten und die psychologisch-phantastischen
Romane von Robert Louis Stevenson den größten Beifall.
Stevenson ist unzweifelhaft ein vielseitiges Talent. Seinen wohl¬
verdienten Ruhm hat er besonders als Jugendschriftsteller erworben. Schon
aus seinen Gedichten: ^ (MIcl'8 6in-clM ol Vki-hos erkennt man die wunderbare
Fähigkeit, sich in das harmlose Gemüt, die fröhlichen Anschauungen und seeli¬
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[0189] Studien zur englischen Litteratur der Gegenwart Führer in dein Streik der Dockarbeiter, in Verbindung mit den sozialdemo- kratischen Führern auch des Festlandes. So läßt sich auch nur die Agitation gegen den sehr verständigen Plan des Herrn Livesey erklären. Es kann nichts Verständigeres geben, als den Arbeitern einen Teil des Gewinnes am Unter¬ nehmen zu verschaffen, und es ist nur zu billigen, daß als Gegenleistung eine längere Vertragsdauer gefordert wird. Die Arbeiterbewegung will sich aber mit diesen Zielen nicht mehr begnügen; sie hält den Zeitpunkt für gekommen, die ganze Gesellschaftsordnung umzustürzen, und das lebende Geschlecht hat jetzt die Aufgabe, sich mit dieser Bewegung ernstlich zu beschäftigen und mit ihr abzufinden. Wir stehen in Deutschland jetzt einer ähnlichen Bewegung gegenüber, und hier sind es die Bergarbeiter, die die Führung übernommen haben. Die bloßen Palliativmittel, die für den Augenblick sich begnügen, zwischen den streitenden Teilen zu vermitteln und den Streik beizulegen, erweisen sich als unzureichend. Schon droht für den 1. Februar aufs neue ein großer Auf- stand der Bergarbeiter, und unsre Bureaukratie ist bis jetzt zu nichts ander», gekommen, als zu eiuer Enquete über die gegenseitige« Forderungen und Be¬ schwerden. Wir haben ernste Tage zu erwarten, wenn nicht Einsicht und Billigkeit auf allen Seiten, kräftiges und maßvolles Auftreten eine befrie¬ digenden Ausweg finden. Studien zur englischen Litteratur der Gegenwart von L. I. Groth (Schluß) eben dein religiösen Teudeuzromau, der gegenwärtig in Mrs. Humphrey Ward seinen Hauptvertreter gefunden hat, genießen die Abenteurergeschichten und die psychologisch-phantastischen Romane von Robert Louis Stevenson den größten Beifall. Stevenson ist unzweifelhaft ein vielseitiges Talent. Seinen wohl¬ verdienten Ruhm hat er besonders als Jugendschriftsteller erworben. Schon aus seinen Gedichten: ^ (MIcl'8 6in-clM ol Vki-hos erkennt man die wunderbare Fähigkeit, sich in das harmlose Gemüt, die fröhlichen Anschauungen und seeli¬ sche» Bedürfnisse der kleinen Wesen zu versetzen und das kindliche Leben und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/189>, abgerufen am 23.07.2024.