Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Studien zur englischen Litteratur der Gegenwart

Mentenrergeschichte; und thatsächlich sind in den letzten Jahren ans diesen
Gebieten die höchsten Erfolge errungen worden. Großes Anfsehe" und an,e
ungewöhnliche Wirkung hat Mrs. Hnmphreh Ward mit ihrem religiösen Tendenz¬
roman Ködert MsMsrs erreicht, während sich auf dem Gebiete des Nbenteurer-
rvmcms Robert Louis Stevenson und H. nider Haggard den Rang streitig
uneben.

Man hat die übertriebene, oft rein äußerliche Kirchlichkeit der englischen
Gesellschaft ziemlich treffend als Bibelsport bezeichnet. c^ton ot eh.otoM
nannt selbst in politischen Zeitungen und Wochenschriften einen bedeutende.l
Raum, ein und findet einen größern und eifrigem Leserkreis als alle wnlsen-
schnftlichen, litterarischen und künstlerischen Berichte. Seitdem der ichotti che
Gelehrte Henry Drummond in seinem .veitverbreiteten, auch ins Deutsche Zer¬
setzten (Leipzig, 1886) Buche n"or"I lap. in tlo 8piriwa1 >vorlu seu.e Uu-
gnffc gegen das kirchliche Autoritätsprinzip, gegen die tote Orthodoxie und ven
wertlosen Formalismus gerichtet hat, seitdem von ihm die Forderung aufgestelt
worden ist, daß alle religiösen Zeugnisse, Aussagen und Lehrsatze wissenschaftlich
begründet werden müßten, ist der Kampf unter den kirchlichen Parteien in.t
Heftigkeit entbrannt. Drei Richtungen machen sich gegenwärtig in der angli¬
kanischen Kirche geltend: die hochkirchliche Partei der IliAl.-c-liureli mon. die
ihre Anhänger hauptsächlich in der geistlichen und weltlichen Aristokratie uno
" dem Lehrkörper der Universitäten Oxford und Cambridge hat. die Niever-
Richtung, die der I^-onnroll wen. die im niedern Klerus und unlebe
argerstande Anhang und Verbreitung findet, und die positive ^ t et sehe
Richtung, die Partei der Lro.ä-cmnroli uro,'.. deren Ve^reter in all n^and
^ finden sind Während die Hochlirchler nicht das Gangste von d i ^Überlieferungen und den oft unsinnigen Förmlichkeiten der Swatv he^g^en wollen, im übrigen aber von jeder eifrigen ProPagm.da und W^thätigkeit absehen, treiben die I^v-ounrell nur, wie die D'sser erv ^n em
praktisches Christentnni init ihrer Heidenbekehrung, ihrer ^lver .trug in d
Straßenpredi t aber ohne jede Absicht ans irgendwelche NeforniM inne ha
der Glaubenslehre. Beide Parteien haben sich bis zu demi Auge.ibi et h g
befehdet, wo ihnen in den Uro-la-olmr"!. mon ein gemeinsamer g^l ^Gegner entstand, wo von diese... immer heftiger die Ansicht bewnpft wurde.
daß die biblischen Urkunden als göttliche Eingebungen und die Wunder at.
Wahrheiten aufzufassen seien. Die religiösen Parteikämpfe sind do ". du
untersten Volkssthichten gedrungen, deun nirgends so sehr als auf Eng a d
paßt der Ausspruch Vinets: L'^t ponr ,u roligion c^no 1° penxls 1e
tiilont; c;'68t en rolizion ein'it inontro 1s x1u3 Ä'ösxrit.

^In diese alle Welt beschäftigende kirchliche Reformbewegung ha Mr..
Hmnphreh Ward mit ihrem Roman Uobcn-t, ^sniers (drei Bände, ^v.wor.
Sniith und Eider 1888; auch in der ^nolMt,? I^ition erschienen.) eingegriffen.


Studien zur englischen Litteratur der Gegenwart

Mentenrergeschichte; und thatsächlich sind in den letzten Jahren ans diesen
Gebieten die höchsten Erfolge errungen worden. Großes Anfsehe» und an,e
ungewöhnliche Wirkung hat Mrs. Hnmphreh Ward mit ihrem religiösen Tendenz¬
roman Ködert MsMsrs erreicht, während sich auf dem Gebiete des Nbenteurer-
rvmcms Robert Louis Stevenson und H. nider Haggard den Rang streitig
uneben.

Man hat die übertriebene, oft rein äußerliche Kirchlichkeit der englischen
Gesellschaft ziemlich treffend als Bibelsport bezeichnet. c^ton ot eh.otoM
nannt selbst in politischen Zeitungen und Wochenschriften einen bedeutende.l
Raum, ein und findet einen größern und eifrigem Leserkreis als alle wnlsen-
schnftlichen, litterarischen und künstlerischen Berichte. Seitdem der ichotti che
Gelehrte Henry Drummond in seinem .veitverbreiteten, auch ins Deutsche Zer¬
setzten (Leipzig, 1886) Buche n»or»I lap. in tlo 8piriwa1 >vorlu seu.e Uu-
gnffc gegen das kirchliche Autoritätsprinzip, gegen die tote Orthodoxie und ven
wertlosen Formalismus gerichtet hat, seitdem von ihm die Forderung aufgestelt
worden ist, daß alle religiösen Zeugnisse, Aussagen und Lehrsatze wissenschaftlich
begründet werden müßten, ist der Kampf unter den kirchlichen Parteien in.t
Heftigkeit entbrannt. Drei Richtungen machen sich gegenwärtig in der angli¬
kanischen Kirche geltend: die hochkirchliche Partei der IliAl.-c-liureli mon. die
ihre Anhänger hauptsächlich in der geistlichen und weltlichen Aristokratie uno
" dem Lehrkörper der Universitäten Oxford und Cambridge hat. die Niever-
Richtung, die der I^-onnroll wen. die im niedern Klerus und unlebe
argerstande Anhang und Verbreitung findet, und die positive ^ t et sehe
Richtung, die Partei der Lro.ä-cmnroli uro,'.. deren Ve^reter in all n^and
^ finden sind Während die Hochlirchler nicht das Gangste von d i ^Überlieferungen und den oft unsinnigen Förmlichkeiten der Swatv he^g^en wollen, im übrigen aber von jeder eifrigen ProPagm.da und W^thätigkeit absehen, treiben die I^v-ounrell nur, wie die D'sser erv ^n em
praktisches Christentnni init ihrer Heidenbekehrung, ihrer ^lver .trug in d
Straßenpredi t aber ohne jede Absicht ans irgendwelche NeforniM inne ha
der Glaubenslehre. Beide Parteien haben sich bis zu demi Auge.ibi et h g
befehdet, wo ihnen in den Uro-la-olmr«!. mon ein gemeinsamer g^l ^Gegner entstand, wo von diese... immer heftiger die Ansicht bewnpft wurde.
daß die biblischen Urkunden als göttliche Eingebungen und die Wunder at.
Wahrheiten aufzufassen seien. Die religiösen Parteikämpfe sind do ". du
untersten Volkssthichten gedrungen, deun nirgends so sehr als auf Eng a d
paßt der Ausspruch Vinets: L'^t ponr ,u roligion c^no 1° penxls 1e
tiilont; c;'68t en rolizion ein'it inontro 1s x1u3 Ä'ösxrit.

^In diese alle Welt beschäftigende kirchliche Reformbewegung ha Mr..
Hmnphreh Ward mit ihrem Roman Uobcn-t, ^sniers (drei Bände, ^v.wor.
Sniith und Eider 1888; auch in der ^nolMt,? I^ition erschienen.) eingegriffen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0143" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206788"/>
          <fw type="header" place="top"> Studien zur englischen Litteratur der Gegenwart</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_359" prev="#ID_358"> Mentenrergeschichte; und thatsächlich sind in den letzten Jahren ans diesen<lb/>
Gebieten die höchsten Erfolge errungen worden. Großes Anfsehe» und an,e<lb/>
ungewöhnliche Wirkung hat Mrs. Hnmphreh Ward mit ihrem religiösen Tendenz¬<lb/>
roman Ködert MsMsrs erreicht, während sich auf dem Gebiete des Nbenteurer-<lb/>
rvmcms Robert Louis Stevenson und H. nider Haggard den Rang streitig<lb/>
uneben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_360"> Man hat die übertriebene, oft rein äußerliche Kirchlichkeit der englischen<lb/>
Gesellschaft ziemlich treffend als Bibelsport bezeichnet. c^ton ot eh.otoM<lb/>
nannt selbst in politischen Zeitungen und Wochenschriften einen bedeutende.l<lb/>
Raum, ein und findet einen größern und eifrigem Leserkreis als alle wnlsen-<lb/>
schnftlichen, litterarischen und künstlerischen Berichte. Seitdem der ichotti che<lb/>
Gelehrte Henry Drummond in seinem .veitverbreiteten, auch ins Deutsche Zer¬<lb/>
setzten (Leipzig, 1886) Buche n»or»I lap. in tlo 8piriwa1 &gt;vorlu seu.e Uu-<lb/>
gnffc gegen das kirchliche Autoritätsprinzip, gegen die tote Orthodoxie und ven<lb/>
wertlosen Formalismus gerichtet hat, seitdem von ihm die Forderung aufgestelt<lb/>
worden ist, daß alle religiösen Zeugnisse, Aussagen und Lehrsatze wissenschaftlich<lb/>
begründet werden müßten, ist der Kampf unter den kirchlichen Parteien in.t<lb/>
Heftigkeit entbrannt. Drei Richtungen machen sich gegenwärtig in der angli¬<lb/>
kanischen Kirche geltend: die hochkirchliche Partei der IliAl.-c-liureli mon. die<lb/>
ihre Anhänger hauptsächlich in der geistlichen und weltlichen Aristokratie uno<lb/>
" dem Lehrkörper der Universitäten Oxford und Cambridge hat. die Niever-<lb/>
Richtung, die der I^-onnroll wen. die im niedern Klerus und unlebe<lb/>
argerstande Anhang und Verbreitung findet, und die positive ^ t et sehe<lb/>
Richtung, die Partei der Lro.ä-cmnroli uro,'.. deren Ve^reter in all n^and<lb/>
^ finden sind Während die Hochlirchler nicht das Gangste von d i ^Überlieferungen und den oft unsinnigen Förmlichkeiten der Swatv he^g^en wollen, im übrigen aber von jeder eifrigen ProPagm.da und W^thätigkeit absehen, treiben die I^v-ounrell nur, wie die D'sser erv ^n em<lb/>
praktisches Christentnni init ihrer Heidenbekehrung, ihrer ^lver .trug in d<lb/>
Straßenpredi t aber ohne jede Absicht ans irgendwelche NeforniM inne ha<lb/>
der Glaubenslehre. Beide Parteien haben sich bis zu demi Auge.ibi et h g<lb/>
befehdet, wo ihnen in den Uro-la-olmr«!. mon ein gemeinsamer g^l ^Gegner entstand, wo von diese... immer heftiger die Ansicht bewnpft wurde.<lb/>
daß die biblischen Urkunden als göttliche Eingebungen und die Wunder at.<lb/>
Wahrheiten aufzufassen seien. Die religiösen Parteikämpfe sind do ". du<lb/>
untersten Volkssthichten gedrungen, deun nirgends so sehr als auf Eng a d<lb/>
paßt der Ausspruch Vinets: L'^t ponr ,u roligion c^no 1° penxls 1e<lb/>
tiilont; c;'68t en rolizion ein'it inontro 1s x1u3 Ä'ösxrit. </p><lb/>
          <p xml:id="ID_361" next="#ID_362"> ^In diese alle Welt beschäftigende kirchliche Reformbewegung ha Mr..<lb/>
Hmnphreh Ward mit ihrem Roman Uobcn-t, ^sniers (drei Bände, ^v.wor.<lb/>
Sniith und Eider 1888; auch in der ^nolMt,? I^ition erschienen.) eingegriffen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0143] Studien zur englischen Litteratur der Gegenwart Mentenrergeschichte; und thatsächlich sind in den letzten Jahren ans diesen Gebieten die höchsten Erfolge errungen worden. Großes Anfsehe» und an,e ungewöhnliche Wirkung hat Mrs. Hnmphreh Ward mit ihrem religiösen Tendenz¬ roman Ködert MsMsrs erreicht, während sich auf dem Gebiete des Nbenteurer- rvmcms Robert Louis Stevenson und H. nider Haggard den Rang streitig uneben. Man hat die übertriebene, oft rein äußerliche Kirchlichkeit der englischen Gesellschaft ziemlich treffend als Bibelsport bezeichnet. c^ton ot eh.otoM nannt selbst in politischen Zeitungen und Wochenschriften einen bedeutende.l Raum, ein und findet einen größern und eifrigem Leserkreis als alle wnlsen- schnftlichen, litterarischen und künstlerischen Berichte. Seitdem der ichotti che Gelehrte Henry Drummond in seinem .veitverbreiteten, auch ins Deutsche Zer¬ setzten (Leipzig, 1886) Buche n»or»I lap. in tlo 8piriwa1 >vorlu seu.e Uu- gnffc gegen das kirchliche Autoritätsprinzip, gegen die tote Orthodoxie und ven wertlosen Formalismus gerichtet hat, seitdem von ihm die Forderung aufgestelt worden ist, daß alle religiösen Zeugnisse, Aussagen und Lehrsatze wissenschaftlich begründet werden müßten, ist der Kampf unter den kirchlichen Parteien in.t Heftigkeit entbrannt. Drei Richtungen machen sich gegenwärtig in der angli¬ kanischen Kirche geltend: die hochkirchliche Partei der IliAl.-c-liureli mon. die ihre Anhänger hauptsächlich in der geistlichen und weltlichen Aristokratie uno " dem Lehrkörper der Universitäten Oxford und Cambridge hat. die Niever- Richtung, die der I^-onnroll wen. die im niedern Klerus und unlebe argerstande Anhang und Verbreitung findet, und die positive ^ t et sehe Richtung, die Partei der Lro.ä-cmnroli uro,'.. deren Ve^reter in all n^and ^ finden sind Während die Hochlirchler nicht das Gangste von d i ^Überlieferungen und den oft unsinnigen Förmlichkeiten der Swatv he^g^en wollen, im übrigen aber von jeder eifrigen ProPagm.da und W^thätigkeit absehen, treiben die I^v-ounrell nur, wie die D'sser erv ^n em praktisches Christentnni init ihrer Heidenbekehrung, ihrer ^lver .trug in d Straßenpredi t aber ohne jede Absicht ans irgendwelche NeforniM inne ha der Glaubenslehre. Beide Parteien haben sich bis zu demi Auge.ibi et h g befehdet, wo ihnen in den Uro-la-olmr«!. mon ein gemeinsamer g^l ^Gegner entstand, wo von diese... immer heftiger die Ansicht bewnpft wurde. daß die biblischen Urkunden als göttliche Eingebungen und die Wunder at. Wahrheiten aufzufassen seien. Die religiösen Parteikämpfe sind do ". du untersten Volkssthichten gedrungen, deun nirgends so sehr als auf Eng a d paßt der Ausspruch Vinets: L'^t ponr ,u roligion c^no 1° penxls 1e tiilont; c;'68t en rolizion ein'it inontro 1s x1u3 Ä'ösxrit. ^In diese alle Welt beschäftigende kirchliche Reformbewegung ha Mr.. Hmnphreh Ward mit ihrem Roman Uobcn-t, ^sniers (drei Bände, ^v.wor. Sniith und Eider 1888; auch in der ^nolMt,? I^ition erschienen.) eingegriffen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/143
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/143>, abgerufen am 26.08.2024.