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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.

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Die Kündigung der Banknotenprivilegieu

die von Zentralausschuß und seinen Deputirten ihr erteilten fortwährend
gewahrt werden können/")

Wenn wir die Offenbarung der Geschäftsgeheimnisse der Reichsbank, so
das Bekanntwerden der Absicht einer Diskonterhöhung als bedenklich hin¬
stellen, so wollen wir die Herren vom Zentralansschnße und seine Deputirten
keineswegs in einen ungerechten Verdacht bringen, als ob sie diese Kenntnis
mißbrauchten. Bekannt ist aber, daß unmittelbar vor der Beschießung von
DiKkontoerhöhnngen bei den Zweiganstalten der Reichsbank bedeutende Summen
zu niedrigem Zinsfuße diskontirt worden sind. Das geschah, wenn Dis¬
konterhöhungen erwartet wurden, und wenn die Finanzwelt durch Bekannt¬
werden des Umstandes, daß die Mitglieder des Zentralausschusses zu einer
Sitzung berufen seien, den Augenblick der Diskontoerhöhung vermuten konnten.
Wir streifen hiermit nnr eine einzelne Art des Mißbrauchs besondrer Geschäfts¬
kenntnisse und überlassen es denen, die mit den Verhältnissen vertraut sind,
sich andre Beispiele zusammenzustellen, wie auch ohne alle Mitwissenschnst der
berufenen Vertrauensmänner deren Stellung zu Mißbräuchen recht wohl führen
kann und wird.

Wenn das Reich die Reichsbank als reines Reichsinstitut einführte, würde
es das erforderliche Kapital zu 3^ Prozent Zinsen oder billiger leicht erhalten.
Das Reich würde also, abgesehen von den Zuweisungen zum Reservefonds
die Summe der Zinsen und Dividenden, die die!!'/" Prozent übersteigen, an Stelle
der jetzigen Bankanteilseigner beziehen. Das würde jährlich mehrere Millionen
Mark ausmachen. Ließe das Reich das Privileg der jetzigen Anteilseigner
weiter bestehen, so würde dieses Belassen ein jährliches Geschenk dieser Summe
an die Anteilseigner einschließen. Wir möchten bezweifeln, daß der Geld-
nberfluß des Reiches groß genug sei, um mit solchen Geschenken an die (meist
der Großfinanz angehörigen) Banknnteilseigner verschwenderisch umzugehen.
Durch Billigkeitsrücksichten ist das Reich umsoweniger gebunden, als das
Privileg der Neichsbank überhaupt nur bis Eude 1890 erteilt ist, und als das
Reich sowie die Einzelstnaten durch das allgemeine Sinken des Zinsfußes nahe¬
gelegte Zinsherabsetzungeu fortdauernd unbedenklich vornehmen, obwohl sie
namentlich den kleinern Kapitalisten in seinem oft kargen Einkommen sehr
beschneiden.

Bekannt ist, daß sich ein sehr großer Teil der Baukanteile im Besitze von
nichtdeutschen befindet. Solche Nichtdentsche können also, wenn sie den im



^) In dieser Beziehung können wir Nasse nicht beipflichten, der dem ZentralanSschns;
und seinen Deputirten ein unsers Erachtens weit über die Wirklichkeit hinnnsgehendes Muß
um dein Verdienste der vorzüglichen Bautleitnug einräumt. Sehr oft dürsten die geschäftlichen
Beziehungen der einzelnen Mitglieder der Großfinanz mit dem entsprechenden Verhalten der
Reichsbankverwnltnug so sehr im Widerspruche stehen, dnß sie im eignen Interesse von Mit¬
teilungen und Ratschlägen absehen werde".
Grenzboten IV 1839 t<>
Die Kündigung der Banknotenprivilegieu

die von Zentralausschuß und seinen Deputirten ihr erteilten fortwährend
gewahrt werden können/")

Wenn wir die Offenbarung der Geschäftsgeheimnisse der Reichsbank, so
das Bekanntwerden der Absicht einer Diskonterhöhung als bedenklich hin¬
stellen, so wollen wir die Herren vom Zentralansschnße und seine Deputirten
keineswegs in einen ungerechten Verdacht bringen, als ob sie diese Kenntnis
mißbrauchten. Bekannt ist aber, daß unmittelbar vor der Beschießung von
DiKkontoerhöhnngen bei den Zweiganstalten der Reichsbank bedeutende Summen
zu niedrigem Zinsfuße diskontirt worden sind. Das geschah, wenn Dis¬
konterhöhungen erwartet wurden, und wenn die Finanzwelt durch Bekannt¬
werden des Umstandes, daß die Mitglieder des Zentralausschusses zu einer
Sitzung berufen seien, den Augenblick der Diskontoerhöhung vermuten konnten.
Wir streifen hiermit nnr eine einzelne Art des Mißbrauchs besondrer Geschäfts¬
kenntnisse und überlassen es denen, die mit den Verhältnissen vertraut sind,
sich andre Beispiele zusammenzustellen, wie auch ohne alle Mitwissenschnst der
berufenen Vertrauensmänner deren Stellung zu Mißbräuchen recht wohl führen
kann und wird.

Wenn das Reich die Reichsbank als reines Reichsinstitut einführte, würde
es das erforderliche Kapital zu 3^ Prozent Zinsen oder billiger leicht erhalten.
Das Reich würde also, abgesehen von den Zuweisungen zum Reservefonds
die Summe der Zinsen und Dividenden, die die!!'/« Prozent übersteigen, an Stelle
der jetzigen Bankanteilseigner beziehen. Das würde jährlich mehrere Millionen
Mark ausmachen. Ließe das Reich das Privileg der jetzigen Anteilseigner
weiter bestehen, so würde dieses Belassen ein jährliches Geschenk dieser Summe
an die Anteilseigner einschließen. Wir möchten bezweifeln, daß der Geld-
nberfluß des Reiches groß genug sei, um mit solchen Geschenken an die (meist
der Großfinanz angehörigen) Banknnteilseigner verschwenderisch umzugehen.
Durch Billigkeitsrücksichten ist das Reich umsoweniger gebunden, als das
Privileg der Neichsbank überhaupt nur bis Eude 1890 erteilt ist, und als das
Reich sowie die Einzelstnaten durch das allgemeine Sinken des Zinsfußes nahe¬
gelegte Zinsherabsetzungeu fortdauernd unbedenklich vornehmen, obwohl sie
namentlich den kleinern Kapitalisten in seinem oft kargen Einkommen sehr
beschneiden.

Bekannt ist, daß sich ein sehr großer Teil der Baukanteile im Besitze von
nichtdeutschen befindet. Solche Nichtdentsche können also, wenn sie den im



^) In dieser Beziehung können wir Nasse nicht beipflichten, der dem ZentralanSschns;
und seinen Deputirten ein unsers Erachtens weit über die Wirklichkeit hinnnsgehendes Muß
um dein Verdienste der vorzüglichen Bautleitnug einräumt. Sehr oft dürsten die geschäftlichen
Beziehungen der einzelnen Mitglieder der Großfinanz mit dem entsprechenden Verhalten der
Reichsbankverwnltnug so sehr im Widerspruche stehen, dnß sie im eignen Interesse von Mit¬
teilungen und Ratschlägen absehen werde».
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998/81>, abgerufen am 22.12.2024.