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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.

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behandelt worden. Die Gegner der jetzigen Einrichtung, die Befürworter einer
einzigen Reichsbank ohne Privatkapital, haben dieses System mehr aus einem
dunkeln Instinkt, als mit durchschlagenden Gründen empfohlen, wahrend die
Verfechter des jetzigen Zustandes, insbesondre die Vertreter der überwuchernden
Hvchfiuanz, ihn aus allen Tonarten preisen, Bücher und Gutachten aller Art
zu seinen Gunsten haben schreiben und dabei von seinen Gebrechen nicht ein
ein Sterbenswörtchen haben verlauten lassen.

Unter diesen Umständen ist es wohl angebracht, endlich einmal ganz be¬
stimmt zu begründen, weshalb unsrer Meinung nach der Bundesrat, wenn
er sein Recht wahren und seine Pflicht erfüllen will, ganz und gar nichts
andres thun kann, als die bestehenden Privilegien kundigen und vom 1. Januar
18ö1 ab die Reichsbank als reines Reichsinstitut ohne Privatkapital und ohne
die gefährliche Einmischung der Großfinanz in die Verwaltung einrichten.

Sehen wir uns zunächst um, aus welche" Gründen unsre Privatnoten¬
banken errichtet worden sind, so werden wir kaum irgendwo lediglich unanfecht¬
bare Gründe finden. Nur einige Banken geringern Geschäftsumfnnges und
hervorgegangen aus einem gewissen, der Anerkennung nicht unwerten Lokal¬
patriotismus mögen dabei eine Ausnahme machen. Aber selbst an Orten, wo
solche lokale oder kommunale Schöpfungen geplant und im Entstehen begriffen
waren, wurden diese Vorbereitungen von eigennützigen Gründungen der Gro߬
finanz erdrückt. .

Fast alle Privatnvtenbant'en wurden von den größern Bankhäusern Deutsch¬
lands gegründet, zunächst um an den von ihnen gezeichneten Aktien bald einen
sichern, recht netten Agivgewinn von der großen Menge einzuheimsen, sodann
aber auch, um sich auf viele Jahre hinaus fette Aufsichtsratsstellen zu sichern,
und hauptsächlich, um sich in den so gegründeten Banken willige Werkzeuge
eigner Finanzoperationen und bereiteste Diskonteure größter Wechselbeträge zu
niedrigsten Diskontosätzen zu sichern.

Einflußreiche Personen, die solche Privilegien vermittelte", hatte" bisweilen
auch ihre" Nutzen davon. Sie wurden von den Gründer" mit größer" oder
kleinern Trinkgeldern abgefunden, namentlich in der Form, daß für die Helfer,
ohne daß sie selbst Geld hergaben, angeblich erste Zeichnungen bewirkt und ihnen
"ach Eintritt der Kttrssteigernnge" die Agivgewinne unter dem Vorgebe"
ausgezahlt wurden, die von ihnen gezeichneten Aktien seien mit dem Kursge¬
winne verkauft. Das wurde so geschickt gemacht, daß der Beschenkte die Gabe
oft kaum als Geschenk erkannt haben "lag. Die privilegirten Staaten als


über seinen Gründe" gegen das Fortbestehen der Privatnvtenbankcu sind einige wesentliche
der von uns gebrachten neu. Bon Nasse weichen wir ab, wenn wir die Reichsbnnk in ein
reines Reichsinstitut verwandelt wissen wollen. nasses Gründe haben uus nicht überzeugen
können. Wir glauben sie mit dem genügend widerlegt zu haben, was bereits vor Erscheinen
seiner Abhandlung von uus über diese Frage niedergeschrieben worden ist.

behandelt worden. Die Gegner der jetzigen Einrichtung, die Befürworter einer
einzigen Reichsbank ohne Privatkapital, haben dieses System mehr aus einem
dunkeln Instinkt, als mit durchschlagenden Gründen empfohlen, wahrend die
Verfechter des jetzigen Zustandes, insbesondre die Vertreter der überwuchernden
Hvchfiuanz, ihn aus allen Tonarten preisen, Bücher und Gutachten aller Art
zu seinen Gunsten haben schreiben und dabei von seinen Gebrechen nicht ein
ein Sterbenswörtchen haben verlauten lassen.

Unter diesen Umständen ist es wohl angebracht, endlich einmal ganz be¬
stimmt zu begründen, weshalb unsrer Meinung nach der Bundesrat, wenn
er sein Recht wahren und seine Pflicht erfüllen will, ganz und gar nichts
andres thun kann, als die bestehenden Privilegien kundigen und vom 1. Januar
18ö1 ab die Reichsbank als reines Reichsinstitut ohne Privatkapital und ohne
die gefährliche Einmischung der Großfinanz in die Verwaltung einrichten.

Sehen wir uns zunächst um, aus welche» Gründen unsre Privatnoten¬
banken errichtet worden sind, so werden wir kaum irgendwo lediglich unanfecht¬
bare Gründe finden. Nur einige Banken geringern Geschäftsumfnnges und
hervorgegangen aus einem gewissen, der Anerkennung nicht unwerten Lokal¬
patriotismus mögen dabei eine Ausnahme machen. Aber selbst an Orten, wo
solche lokale oder kommunale Schöpfungen geplant und im Entstehen begriffen
waren, wurden diese Vorbereitungen von eigennützigen Gründungen der Gro߬
finanz erdrückt. .

Fast alle Privatnvtenbant'en wurden von den größern Bankhäusern Deutsch¬
lands gegründet, zunächst um an den von ihnen gezeichneten Aktien bald einen
sichern, recht netten Agivgewinn von der großen Menge einzuheimsen, sodann
aber auch, um sich auf viele Jahre hinaus fette Aufsichtsratsstellen zu sichern,
und hauptsächlich, um sich in den so gegründeten Banken willige Werkzeuge
eigner Finanzoperationen und bereiteste Diskonteure größter Wechselbeträge zu
niedrigsten Diskontosätzen zu sichern.

Einflußreiche Personen, die solche Privilegien vermittelte», hatte» bisweilen
auch ihre» Nutzen davon. Sie wurden von den Gründer» mit größer» oder
kleinern Trinkgeldern abgefunden, namentlich in der Form, daß für die Helfer,
ohne daß sie selbst Geld hergaben, angeblich erste Zeichnungen bewirkt und ihnen
»ach Eintritt der Kttrssteigernnge» die Agivgewinne unter dem Vorgebe»
ausgezahlt wurden, die von ihnen gezeichneten Aktien seien mit dem Kursge¬
winne verkauft. Das wurde so geschickt gemacht, daß der Beschenkte die Gabe
oft kaum als Geschenk erkannt haben »lag. Die privilegirten Staaten als


über seinen Gründe» gegen das Fortbestehen der Privatnvtenbankcu sind einige wesentliche
der von uns gebrachten neu. Bon Nasse weichen wir ab, wenn wir die Reichsbnnk in ein
reines Reichsinstitut verwandelt wissen wollen. nasses Gründe haben uus nicht überzeugen
können. Wir glauben sie mit dem genügend widerlegt zu haben, was bereits vor Erscheinen
seiner Abhandlung von uus über diese Frage niedergeschrieben worden ist.
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[0074] behandelt worden. Die Gegner der jetzigen Einrichtung, die Befürworter einer einzigen Reichsbank ohne Privatkapital, haben dieses System mehr aus einem dunkeln Instinkt, als mit durchschlagenden Gründen empfohlen, wahrend die Verfechter des jetzigen Zustandes, insbesondre die Vertreter der überwuchernden Hvchfiuanz, ihn aus allen Tonarten preisen, Bücher und Gutachten aller Art zu seinen Gunsten haben schreiben und dabei von seinen Gebrechen nicht ein ein Sterbenswörtchen haben verlauten lassen. Unter diesen Umständen ist es wohl angebracht, endlich einmal ganz be¬ stimmt zu begründen, weshalb unsrer Meinung nach der Bundesrat, wenn er sein Recht wahren und seine Pflicht erfüllen will, ganz und gar nichts andres thun kann, als die bestehenden Privilegien kundigen und vom 1. Januar 18ö1 ab die Reichsbank als reines Reichsinstitut ohne Privatkapital und ohne die gefährliche Einmischung der Großfinanz in die Verwaltung einrichten. Sehen wir uns zunächst um, aus welche» Gründen unsre Privatnoten¬ banken errichtet worden sind, so werden wir kaum irgendwo lediglich unanfecht¬ bare Gründe finden. Nur einige Banken geringern Geschäftsumfnnges und hervorgegangen aus einem gewissen, der Anerkennung nicht unwerten Lokal¬ patriotismus mögen dabei eine Ausnahme machen. Aber selbst an Orten, wo solche lokale oder kommunale Schöpfungen geplant und im Entstehen begriffen waren, wurden diese Vorbereitungen von eigennützigen Gründungen der Gro߬ finanz erdrückt. . Fast alle Privatnvtenbant'en wurden von den größern Bankhäusern Deutsch¬ lands gegründet, zunächst um an den von ihnen gezeichneten Aktien bald einen sichern, recht netten Agivgewinn von der großen Menge einzuheimsen, sodann aber auch, um sich auf viele Jahre hinaus fette Aufsichtsratsstellen zu sichern, und hauptsächlich, um sich in den so gegründeten Banken willige Werkzeuge eigner Finanzoperationen und bereiteste Diskonteure größter Wechselbeträge zu niedrigsten Diskontosätzen zu sichern. Einflußreiche Personen, die solche Privilegien vermittelte», hatte» bisweilen auch ihre» Nutzen davon. Sie wurden von den Gründer» mit größer» oder kleinern Trinkgeldern abgefunden, namentlich in der Form, daß für die Helfer, ohne daß sie selbst Geld hergaben, angeblich erste Zeichnungen bewirkt und ihnen »ach Eintritt der Kttrssteigernnge» die Agivgewinne unter dem Vorgebe» ausgezahlt wurden, die von ihnen gezeichneten Aktien seien mit dem Kursge¬ winne verkauft. Das wurde so geschickt gemacht, daß der Beschenkte die Gabe oft kaum als Geschenk erkannt haben »lag. Die privilegirten Staaten als über seinen Gründe» gegen das Fortbestehen der Privatnvtenbankcu sind einige wesentliche der von uns gebrachten neu. Bon Nasse weichen wir ab, wenn wir die Reichsbnnk in ein reines Reichsinstitut verwandelt wissen wollen. nasses Gründe haben uus nicht überzeugen können. Wir glauben sie mit dem genügend widerlegt zu haben, was bereits vor Erscheinen seiner Abhandlung von uus über diese Frage niedergeschrieben worden ist.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998/74>, abgerufen am 22.07.2024.