Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.Allerhand Svrachdmmnheiteu wenn er solchergestalt den dummen Gedanken einer geistlosen Welt für den Allerhand Hprachdummheiten (Fortsetzung) n der Deklination der Adjektiva herrscht ein garstiger Mißbrauch *) Ebenso in der Flexion: er vereitelt, verände re, nicht er vereitlet, veriindret.
Eigentlich gehören hierher auch noch die Berbalstämme auf n, wie rechen, orden, also über¬ haupt alle, die aus eine sogenannte Liquida (l, r, n) ausgehen. Die Infinitive können hier natürlich nnr rechnen, ordnen lauten, wen" ein e geopfert werden soll, das Partizip aber z. B., das wir jetzt gerechnet, geordnet bilde", lautete im sechzehnten und siebzehnten Jahr- hundert allgemein gerecheui, geordent. Auch da also die vollen, kräftigen Formen! Allerhand Svrachdmmnheiteu wenn er solchergestalt den dummen Gedanken einer geistlosen Welt für den Allerhand Hprachdummheiten (Fortsetzung) n der Deklination der Adjektiva herrscht ein garstiger Mißbrauch *) Ebenso in der Flexion: er vereitelt, verände re, nicht er vereitlet, veriindret.
Eigentlich gehören hierher auch noch die Berbalstämme auf n, wie rechen, orden, also über¬ haupt alle, die aus eine sogenannte Liquida (l, r, n) ausgehen. Die Infinitive können hier natürlich nnr rechnen, ordnen lauten, wen» ein e geopfert werden soll, das Partizip aber z. B., das wir jetzt gerechnet, geordnet bilde», lautete im sechzehnten und siebzehnten Jahr- hundert allgemein gerecheui, geordent. Auch da also die vollen, kräftigen Formen! <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0524" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206523"/> <fw type="header" place="top"> Allerhand Svrachdmmnheiteu</fw><lb/> <p xml:id="ID_1770" prev="#ID_1769"> wenn er solchergestalt den dummen Gedanken einer geistlosen Welt für den<lb/> Kern von Darwins Hypothese ansgiel't, so verunglimpft er den Meister. Das;<lb/> das Salz der Erde dumm wird, erlebt man leider zuweilen; allein ganz un-<lb/> erhört ist es, daß jemals ein Dummkopf weise geworden wäre. Die Materie<lb/> aber, der geistlose Stoff, ist das Artname in der Welt; und ehe ich glaube,<lb/> daß blind sich stoßende Körpermassen von selber schöne und kunstvolle Gebilde<lb/> hervorbringen oder auch nur das schwächste Geistesfünklein erzengen, glaube<lb/> ich lieber an die schwebende Bratpfanne zu Resan.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Allerhand Hprachdummheiten<lb/> (Fortsetzung) </head><lb/> <p xml:id="ID_1771" next="#ID_1772"> n der Deklination der Adjektiva herrscht ein garstiger Mißbrauch<lb/> bei den Adjektiven, deren Stamm ans —el und -er endigt, wie<lb/> edel, eitel, übel, dunkel, lauter, wacker; auch alle Kom-<lb/> parativstänune, wie besser, größer, unser, euer, immer,<lb/> außer, ander, gehören hierher. Bei diesen Adjektiven kommen<lb/> in der Deklination zwei Silben mit kurzem c zusammen, also: des eitelen<lb/> Menschen, dem übelen Rufe, dem dunkelen Grunde, unseres Wissens, mit<lb/> besserem Erfolge, aus härterem Holze. Diese Formen sind unerträglich,<lb/> man schreibt sie wohl bisweilen, aber niemand spricht sie, eins der beiden e<lb/> muß weichen; aber welches von beiden? Die richtige Antwort darauf giebt<lb/> der Infinitiv der Verba, die von Stämmen auf —el und —er gebildet sind.<lb/> Soviel ich weiß, ist es nur in einer Gegend Deutschlands, in Hannover, Sitte,<lb/> zu sagen: labten, handlen, wandle», veredlen, vereitlen, verdunklen,<lb/> verwechsle,!, cinsbeutlen, andren, Verwundren, erinureu, erschütt¬<lb/> ren, veräußren, versilbren, erläutreu; im ganzen übrigen Deutschland<lb/> sagt man tadeln, veredeln, erinnern, erläutern, d. h. man opfert das e<lb/> der Endung und bewahrt das e des Stammes. Und so ist es gut und ver¬<lb/> nünftig.") Nicht nur daß das Stamm-e wichtiger ist, als das der Endung,<lb/> die Formen ans — ein, — ern klingen auch voller, kräftiger, sie erfordern</p><lb/> <note xml:id="FID_49" place="foot"> *) Ebenso in der Flexion: er vereitelt, verände re, nicht er vereitlet, veriindret.<lb/> Eigentlich gehören hierher auch noch die Berbalstämme auf n, wie rechen, orden, also über¬<lb/> haupt alle, die aus eine sogenannte Liquida (l, r, n) ausgehen. Die Infinitive können hier<lb/> natürlich nnr rechnen, ordnen lauten, wen» ein e geopfert werden soll, das Partizip aber<lb/> z. B., das wir jetzt gerechnet, geordnet bilde», lautete im sechzehnten und siebzehnten Jahr-<lb/> hundert allgemein gerecheui, geordent. Auch da also die vollen, kräftigen Formen!</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0524]
Allerhand Svrachdmmnheiteu
wenn er solchergestalt den dummen Gedanken einer geistlosen Welt für den
Kern von Darwins Hypothese ansgiel't, so verunglimpft er den Meister. Das;
das Salz der Erde dumm wird, erlebt man leider zuweilen; allein ganz un-
erhört ist es, daß jemals ein Dummkopf weise geworden wäre. Die Materie
aber, der geistlose Stoff, ist das Artname in der Welt; und ehe ich glaube,
daß blind sich stoßende Körpermassen von selber schöne und kunstvolle Gebilde
hervorbringen oder auch nur das schwächste Geistesfünklein erzengen, glaube
ich lieber an die schwebende Bratpfanne zu Resan.
Allerhand Hprachdummheiten
(Fortsetzung)
n der Deklination der Adjektiva herrscht ein garstiger Mißbrauch
bei den Adjektiven, deren Stamm ans —el und -er endigt, wie
edel, eitel, übel, dunkel, lauter, wacker; auch alle Kom-
parativstänune, wie besser, größer, unser, euer, immer,
außer, ander, gehören hierher. Bei diesen Adjektiven kommen
in der Deklination zwei Silben mit kurzem c zusammen, also: des eitelen
Menschen, dem übelen Rufe, dem dunkelen Grunde, unseres Wissens, mit
besserem Erfolge, aus härterem Holze. Diese Formen sind unerträglich,
man schreibt sie wohl bisweilen, aber niemand spricht sie, eins der beiden e
muß weichen; aber welches von beiden? Die richtige Antwort darauf giebt
der Infinitiv der Verba, die von Stämmen auf —el und —er gebildet sind.
Soviel ich weiß, ist es nur in einer Gegend Deutschlands, in Hannover, Sitte,
zu sagen: labten, handlen, wandle», veredlen, vereitlen, verdunklen,
verwechsle,!, cinsbeutlen, andren, Verwundren, erinureu, erschütt¬
ren, veräußren, versilbren, erläutreu; im ganzen übrigen Deutschland
sagt man tadeln, veredeln, erinnern, erläutern, d. h. man opfert das e
der Endung und bewahrt das e des Stammes. Und so ist es gut und ver¬
nünftig.") Nicht nur daß das Stamm-e wichtiger ist, als das der Endung,
die Formen ans — ein, — ern klingen auch voller, kräftiger, sie erfordern
*) Ebenso in der Flexion: er vereitelt, verände re, nicht er vereitlet, veriindret.
Eigentlich gehören hierher auch noch die Berbalstämme auf n, wie rechen, orden, also über¬
haupt alle, die aus eine sogenannte Liquida (l, r, n) ausgehen. Die Infinitive können hier
natürlich nnr rechnen, ordnen lauten, wen» ein e geopfert werden soll, das Partizip aber
z. B., das wir jetzt gerechnet, geordnet bilde», lautete im sechzehnten und siebzehnten Jahr-
hundert allgemein gerecheui, geordent. Auch da also die vollen, kräftigen Formen!
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |