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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.

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Die deuische Hausindustrie

land hinzuzufügen. Griechenland hat sich früher mancherlei Thorheiten zu
schulden kommen lassen und arge Enttäuschungen erlebt. Heutzutage ist es
besser geworden, nud es läßt sich nicht verkennen, das; auch die Aussichten des
kleinen Königreiches in die Zukunft einigermaßen Heller geworden sind. Vor
allem haben die Leiter seiner Politik, wie es scheint, gelernt, den Umständen
sich mehr anzupassen, sich zu gedulden und immer das Nächstliegende auch zunächst
ins Auge zu fassen. Der König hat als verständiger und behutsamer Charakter
niemals zu den Intrigue" schwärmerischer oder selbstsüchtiger Politiker hin¬
geneigt, die ans kriegerische Wagnisse hindrängten und damit nur den ohnehin
dürftigen Staatsschatz mit Erschöpfung bedrohten. Er hat mehr auf die Billig¬
keit Europas als auf den Erfolg der griechischen Waffen bei einem. Einbruch
in dus türkische Nachbarland gerechnet und sich damit nicht getäuscht, sondern
ist ein Mehrer des Reiches auf friedlichem Wege geworden. Seine wenig be¬
neidenswerte Stellung gegenüber einem argen Demagvgentum hat sich von
Jahr zu Jahr erträglicher gestaltet. Die Hilfsquellen des Landes sind viel¬
fach erschlossen worden, und die Finanzen befinden sich auf gutem Wege.
Fürstliche Heiraten haben nicht mehr die Bedeutung von ehedem, immerhin
aber noch Wert für das betreffende Land, und Griechenland ist seit der Ver¬
mählung, zu der Kaiser Wilhelm erschien, durch solche Verbindungen zu drei
Großmächte", Rußland, England und Deutschland, in nahe Beziehung getreten.
Es hat, wenn es ferner verständige und bescheidene Politik treibt, keine Übeln
Aussichten in die Ferne, wo sich schließlich das Geschick deS ottomanischen
Reiches erfüllen wird.




Die deutsche Hausindustrie

le Veröffentlichungen des 1^72 gegründeten Vereins für Sozial¬
politik haben bisher stets eine gute Aufnahme gefunden. Wenn
es aber der Verein bis zu Anfang der achtziger Jahre als seine
wesentlichste Aufgabe betrachtete, in seinen Versammlungen und
Schriften die zur Zeit seiner Gründung in Parlament nud Presse
verbreitetsten, auf den abstrakten naturrechtlicyen Schulen der Phhsivkraten und
des Smithianismns beruhenden manchesterlichen Doktrinen der absoluten wirt¬
schaftlichen Freiheit des Einzelnen rückhaltlos zu bekämpfen und diesem Zwecke
seine ganze Kraft zu widmen, so konnte er, seitdem die Theorie des Mum-


Die deuische Hausindustrie

land hinzuzufügen. Griechenland hat sich früher mancherlei Thorheiten zu
schulden kommen lassen und arge Enttäuschungen erlebt. Heutzutage ist es
besser geworden, nud es läßt sich nicht verkennen, das; auch die Aussichten des
kleinen Königreiches in die Zukunft einigermaßen Heller geworden sind. Vor
allem haben die Leiter seiner Politik, wie es scheint, gelernt, den Umständen
sich mehr anzupassen, sich zu gedulden und immer das Nächstliegende auch zunächst
ins Auge zu fassen. Der König hat als verständiger und behutsamer Charakter
niemals zu den Intrigue« schwärmerischer oder selbstsüchtiger Politiker hin¬
geneigt, die ans kriegerische Wagnisse hindrängten und damit nur den ohnehin
dürftigen Staatsschatz mit Erschöpfung bedrohten. Er hat mehr auf die Billig¬
keit Europas als auf den Erfolg der griechischen Waffen bei einem. Einbruch
in dus türkische Nachbarland gerechnet und sich damit nicht getäuscht, sondern
ist ein Mehrer des Reiches auf friedlichem Wege geworden. Seine wenig be¬
neidenswerte Stellung gegenüber einem argen Demagvgentum hat sich von
Jahr zu Jahr erträglicher gestaltet. Die Hilfsquellen des Landes sind viel¬
fach erschlossen worden, und die Finanzen befinden sich auf gutem Wege.
Fürstliche Heiraten haben nicht mehr die Bedeutung von ehedem, immerhin
aber noch Wert für das betreffende Land, und Griechenland ist seit der Ver¬
mählung, zu der Kaiser Wilhelm erschien, durch solche Verbindungen zu drei
Großmächte», Rußland, England und Deutschland, in nahe Beziehung getreten.
Es hat, wenn es ferner verständige und bescheidene Politik treibt, keine Übeln
Aussichten in die Ferne, wo sich schließlich das Geschick deS ottomanischen
Reiches erfüllen wird.




Die deutsche Hausindustrie

le Veröffentlichungen des 1^72 gegründeten Vereins für Sozial¬
politik haben bisher stets eine gute Aufnahme gefunden. Wenn
es aber der Verein bis zu Anfang der achtziger Jahre als seine
wesentlichste Aufgabe betrachtete, in seinen Versammlungen und
Schriften die zur Zeit seiner Gründung in Parlament nud Presse
verbreitetsten, auf den abstrakten naturrechtlicyen Schulen der Phhsivkraten und
des Smithianismns beruhenden manchesterlichen Doktrinen der absoluten wirt¬
schaftlichen Freiheit des Einzelnen rückhaltlos zu bekämpfen und diesem Zwecke
seine ganze Kraft zu widmen, so konnte er, seitdem die Theorie des Mum-


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[0263] Die deuische Hausindustrie land hinzuzufügen. Griechenland hat sich früher mancherlei Thorheiten zu schulden kommen lassen und arge Enttäuschungen erlebt. Heutzutage ist es besser geworden, nud es läßt sich nicht verkennen, das; auch die Aussichten des kleinen Königreiches in die Zukunft einigermaßen Heller geworden sind. Vor allem haben die Leiter seiner Politik, wie es scheint, gelernt, den Umständen sich mehr anzupassen, sich zu gedulden und immer das Nächstliegende auch zunächst ins Auge zu fassen. Der König hat als verständiger und behutsamer Charakter niemals zu den Intrigue« schwärmerischer oder selbstsüchtiger Politiker hin¬ geneigt, die ans kriegerische Wagnisse hindrängten und damit nur den ohnehin dürftigen Staatsschatz mit Erschöpfung bedrohten. Er hat mehr auf die Billig¬ keit Europas als auf den Erfolg der griechischen Waffen bei einem. Einbruch in dus türkische Nachbarland gerechnet und sich damit nicht getäuscht, sondern ist ein Mehrer des Reiches auf friedlichem Wege geworden. Seine wenig be¬ neidenswerte Stellung gegenüber einem argen Demagvgentum hat sich von Jahr zu Jahr erträglicher gestaltet. Die Hilfsquellen des Landes sind viel¬ fach erschlossen worden, und die Finanzen befinden sich auf gutem Wege. Fürstliche Heiraten haben nicht mehr die Bedeutung von ehedem, immerhin aber noch Wert für das betreffende Land, und Griechenland ist seit der Ver¬ mählung, zu der Kaiser Wilhelm erschien, durch solche Verbindungen zu drei Großmächte», Rußland, England und Deutschland, in nahe Beziehung getreten. Es hat, wenn es ferner verständige und bescheidene Politik treibt, keine Übeln Aussichten in die Ferne, wo sich schließlich das Geschick deS ottomanischen Reiches erfüllen wird. Die deutsche Hausindustrie le Veröffentlichungen des 1^72 gegründeten Vereins für Sozial¬ politik haben bisher stets eine gute Aufnahme gefunden. Wenn es aber der Verein bis zu Anfang der achtziger Jahre als seine wesentlichste Aufgabe betrachtete, in seinen Versammlungen und Schriften die zur Zeit seiner Gründung in Parlament nud Presse verbreitetsten, auf den abstrakten naturrechtlicyen Schulen der Phhsivkraten und des Smithianismns beruhenden manchesterlichen Doktrinen der absoluten wirt¬ schaftlichen Freiheit des Einzelnen rückhaltlos zu bekämpfen und diesem Zwecke seine ganze Kraft zu widmen, so konnte er, seitdem die Theorie des Mum-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998/263>, abgerufen am 02.07.2024.