Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.Der pmveoptor (Zermmiis^ letztern, Ivenn sie sichere Kenntnis der lateinischen Grammatik erreicht hatten, Der pmveoptor (Zermmiis^ letztern, Ivenn sie sichere Kenntnis der lateinischen Grammatik erreicht hatten, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0190" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206189"/> <fw type="header" place="top"> Der pmveoptor (Zermmiis^</fw><lb/> <p xml:id="ID_670" prev="#ID_669" next="#ID_671"> letztern, Ivenn sie sichere Kenntnis der lateinischen Grammatik erreicht hatten,<lb/> aufnehmen und weiter bilden sollte. Die Lehrgegenstände waren hier nnter<lb/> vier „Professores" verteilt, deren erster die Elemente der Dialektik nach der<lb/> Erasmischen Schrift Du ÄuMui uopm vörboruiu ut ruruin lehrte, lind „damit<lb/> es den Zuhörern nicht an Beispielen für die ^roh mangle," mit der Klasse die<lb/> eine oder die andre Rede Cieeros las. Hatten die Schüler Fortschritte gemacht,<lb/> so schritt er mit ihnen zur Beschäftigung mit den Schriften Quinetilians.<lb/> Zugleich leitete er an bestimmten Tagen Übungen im Disputiren, „damit die<lb/> Knaben in der Dialektik zuhause werden, Argumentn sammeln und deren Fehler¬<lb/> haftigkeit erkennen lernen." Ein zweiter Professor erklärte die lateinischen<lb/> Dichter, ein dritter trug Mathematik vor, und ein vierter lehrte die griechische<lb/> Sprache. Endlich hatte Melanchthon auch Cieeros Schrift Du (Mutis, deren<lb/> Erklärung sich bei seinen Vorschriften immer zu einer Art Vorlesung über<lb/> Ethik erweiterte, und Livius oder einen andern römischen Geschichtschreiber, an<lb/> denen die Schüler die mündliche oder schriftliche Nachbildung üben konnten, in<lb/> seinen Lektionsplan aufgenommen. Weil er aber der Ansicht war, daß alle aus<lb/> diese Wissenschaften verwendete Mühe vergeblich sei, wenn nicht eine beständige<lb/> Übung des Stiles hinzutrete, so ordnete er an, daß jede Woche eine schriftliche<lb/> Arbeit zu liefern sei, und zwar abwechselnd in Prosa oder in Versen. Die<lb/> Leitung dieser Übung wies er dein Professor zu, der die Erklärung der Dichter¬<lb/> werke übernommen hatte. Wie es scheint, hatte man für den Fall, daß diese<lb/> höhere Unterrichtsanstalt gedieh, die Absicht, an ihr auch noch zwei andre<lb/> Lehrstühle, einen für die Ausbildung von Rechtskundigen und einen für die<lb/> von Ärzten, zu errichten. Melanchthon hat nur die Grundzüge dieses Schul-<lb/> plnnes verfaßt; die Ausführung derselben konnte er seinem Freunde, dem<lb/> Humanisten Camerarius, überlassen, der sür eine der Professuren der Anstalt<lb/> gewonnen wurde. Die Ordnung für die „obere Schule" in Nürnberg ist ver¬<lb/> wandt mit einem aus dem Jahre 1525 stammenden Plane zur Gründung einer<lb/> Schule in Eisleben, der vielleicht von Melanchthon selbst herrührte, jedenfalls<lb/> aber von ihm durchgesehen und gutgeheißen worden ist. Diese Schule sollte<lb/> nur drei Klassen haben, da hier nicht auf so viele Zöglinge zu rechnen war<lb/> wie in Nürnberg, damals der größten und reichsten Stadt Deutschlands.<lb/> Aber aus der dritten oder obersten Klasse sollte eine Selekta der bessern Schüler<lb/> gebildet, und diese sollten dann fast in denselben Fächern unterrichtet werden<lb/> wie die der Schule des Camernrins, Das Griechische sollte hier nach dem<lb/> Lehrbuche des Okolampadius erlernt werden, und zur Lektüre werden von<lb/> Schriftwerken dieser Sprache einige Gespräche Lucians, von Dichtern Hesiod<lb/> und Homer empfohlen. Cieeros Buch von den Pflichten fehlt auch hier nicht,<lb/> ebensowenig die Beschäftigung mit römischen Geschichtschreibern, von denen<lb/> Livius und Sallust genannt werden, und die Einführung in das Studium der<lb/> Mnthenmtik. In dieser Lehrplan ist noch reicher als der Nürnberger, indem</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0190]
Der pmveoptor (Zermmiis^
letztern, Ivenn sie sichere Kenntnis der lateinischen Grammatik erreicht hatten,
aufnehmen und weiter bilden sollte. Die Lehrgegenstände waren hier nnter
vier „Professores" verteilt, deren erster die Elemente der Dialektik nach der
Erasmischen Schrift Du ÄuMui uopm vörboruiu ut ruruin lehrte, lind „damit
es den Zuhörern nicht an Beispielen für die ^roh mangle," mit der Klasse die
eine oder die andre Rede Cieeros las. Hatten die Schüler Fortschritte gemacht,
so schritt er mit ihnen zur Beschäftigung mit den Schriften Quinetilians.
Zugleich leitete er an bestimmten Tagen Übungen im Disputiren, „damit die
Knaben in der Dialektik zuhause werden, Argumentn sammeln und deren Fehler¬
haftigkeit erkennen lernen." Ein zweiter Professor erklärte die lateinischen
Dichter, ein dritter trug Mathematik vor, und ein vierter lehrte die griechische
Sprache. Endlich hatte Melanchthon auch Cieeros Schrift Du (Mutis, deren
Erklärung sich bei seinen Vorschriften immer zu einer Art Vorlesung über
Ethik erweiterte, und Livius oder einen andern römischen Geschichtschreiber, an
denen die Schüler die mündliche oder schriftliche Nachbildung üben konnten, in
seinen Lektionsplan aufgenommen. Weil er aber der Ansicht war, daß alle aus
diese Wissenschaften verwendete Mühe vergeblich sei, wenn nicht eine beständige
Übung des Stiles hinzutrete, so ordnete er an, daß jede Woche eine schriftliche
Arbeit zu liefern sei, und zwar abwechselnd in Prosa oder in Versen. Die
Leitung dieser Übung wies er dein Professor zu, der die Erklärung der Dichter¬
werke übernommen hatte. Wie es scheint, hatte man für den Fall, daß diese
höhere Unterrichtsanstalt gedieh, die Absicht, an ihr auch noch zwei andre
Lehrstühle, einen für die Ausbildung von Rechtskundigen und einen für die
von Ärzten, zu errichten. Melanchthon hat nur die Grundzüge dieses Schul-
plnnes verfaßt; die Ausführung derselben konnte er seinem Freunde, dem
Humanisten Camerarius, überlassen, der sür eine der Professuren der Anstalt
gewonnen wurde. Die Ordnung für die „obere Schule" in Nürnberg ist ver¬
wandt mit einem aus dem Jahre 1525 stammenden Plane zur Gründung einer
Schule in Eisleben, der vielleicht von Melanchthon selbst herrührte, jedenfalls
aber von ihm durchgesehen und gutgeheißen worden ist. Diese Schule sollte
nur drei Klassen haben, da hier nicht auf so viele Zöglinge zu rechnen war
wie in Nürnberg, damals der größten und reichsten Stadt Deutschlands.
Aber aus der dritten oder obersten Klasse sollte eine Selekta der bessern Schüler
gebildet, und diese sollten dann fast in denselben Fächern unterrichtet werden
wie die der Schule des Camernrins, Das Griechische sollte hier nach dem
Lehrbuche des Okolampadius erlernt werden, und zur Lektüre werden von
Schriftwerken dieser Sprache einige Gespräche Lucians, von Dichtern Hesiod
und Homer empfohlen. Cieeros Buch von den Pflichten fehlt auch hier nicht,
ebensowenig die Beschäftigung mit römischen Geschichtschreibern, von denen
Livius und Sallust genannt werden, und die Einführung in das Studium der
Mnthenmtik. In dieser Lehrplan ist noch reicher als der Nürnberger, indem
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