Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Berliner Rupferstichkabinet etwa einen Meter hohen Wandschränken aussetzt, sind die Kupferstiche unter Die erste Ausstellung, mit welcher der Saal seiner Bestimmung übergeben Der Grabstichel, mit dem die zur Aufnahme der Druckerschwärze bestimmten Historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Berliner Rupferstichkabinet etwa einen Meter hohen Wandschränken aussetzt, sind die Kupferstiche unter Die erste Ausstellung, mit welcher der Saal seiner Bestimmung übergeben Der Grabstichel, mit dem die zur Aufnahme der Druckerschwärze bestimmten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0519" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205250"/> <fw type="header" place="top"> Historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Berliner Rupferstichkabinet</fw><lb/> <p xml:id="ID_1447" prev="#ID_1446"> etwa einen Meter hohen Wandschränken aussetzt, sind die Kupferstiche unter<lb/> Glas und Rahmen in zwei Reihen über einander, also etwa bis zu zwei<lb/> Meter Höhe, in der Weise angebracht, daß die untere Reihe sich an die Wand<lb/> anlehnt, während die obere, von Ketten gehalten, in einem stumpfe» Winkel<lb/> sich vorneigt. Diese Art der Aufstellung vereinigt die beiden Vorteile einer<lb/> passenden Beleuchtung und bequemer Sehhöhe mit gutem Erfolge, wenngleich<lb/> eine endgiltige Lösung der nicht unerheblichen technischen Frage Wohl noch<lb/> abzuwarten bleibt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1448"> Die erste Ausstellung, mit welcher der Saal seiner Bestimmung übergeben<lb/> worden ist, soll einen Überblick über die Entwicklung des Kupferstichs — im<lb/> engern Sinne, der Grabstichelnrbeit — in Deutschland vom fünfzehnten bis<lb/> zum Schluß des achtzehnten Jahrhunderts geben. Die Beschränkung auf<lb/> diejenige Technik, die den Namen des Kupferstichs im eigentlichen Wortsinn<lb/> verdient, schien geboten, um den Charakter äußerlicher Einheitlichkeit zu wahren<lb/> und das Publikum nicht durch technische Subtilitäten zu verwirren. Eine Tafel<lb/> mit dem Handwerkszeug des Kupferstechers und eine druckfertige Kupferplatte<lb/> veranschaulichen dem Unkundigen das Herstellnngsverfnhren einer Grabstichel¬<lb/> arbeit. Es würde uns befremdlich erscheinen, am Eingang einer Gemälde¬<lb/> galerie etwa Farbentvpfe, Palette und Farbenstvck als Förderer unsers Kunst¬<lb/> verständnisses zu begrüßen, und manchem mag die lehrhafte Betonung der<lb/> Technik auch bei einer Kupferstichansstellnng pedantisch erscheinen; wer aber<lb/> die hier gebotene Anregung nur einigermaßen in sich aufzunehmen imstande<lb/> ist, wird ganz von selbst ans die Fragen nach dem Wie der technischen Be¬<lb/> handlung geführt werden, weil hier der schaffende Künstler nicht so unmittelbar<lb/> zum Beschauer spricht, wie in der Malerei oder Bildhauerei. Die mechanische<lb/> Vervielfältigung durch deu Druck vermittelt uns erst die Absichten des Kupfer-<lb/> stechers; daher gebührt auch den: mechanischen Teil des stecherischen Ver¬<lb/> fahrens unsre Aufmerksamkeit in höherm Maße als etwa der malerischen oder<lb/> bildnerischen Technik, deren Anschauung ohnehin weiter verbreitet ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1449" next="#ID_1450"> Der Grabstichel, mit dem die zur Aufnahme der Druckerschwärze bestimmten<lb/> Vertiefungen in die sorgfältig geschliffene und mit dem Polirstahl geglättete<lb/> Kupferplatte eingegraben werden, weist uns auch in die Werkstatt zurück, aus<lb/> der die Stecherkunst hervorgegangen ist. Das Grnviren und Nielliren der<lb/> Metallplatten war seit dem frühen Mittelnlter eine vorzugsweise von Gold¬<lb/> schmieden geübte Technik; die Vervielfältigung der Gravirung durch Abdrucken ans<lb/> Papier ist eine Errungenschaft des fünfzehnten Jahrhunderts und des damals so<lb/> viele Erfindungen zeitigenden Bedürfnisses nach Verkehrs- und Mitteilnngsmittelu.<lb/> Die fabrikmäßig gesteigerte Thätigkeit der Miniatoren konnte diesen Bedürf¬<lb/> nissen nicht mehr genügen, und die bereits frühzeitig um dem Holzschnitt ge¬<lb/> machten Erfahrungen kamen jetzt auch dem neuen Verfahren zu gute, das<lb/> sich ursprünglich keine wesentlich andern Aufgaben stellte als der Holzschnitt</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0519]
Historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Berliner Rupferstichkabinet
etwa einen Meter hohen Wandschränken aussetzt, sind die Kupferstiche unter
Glas und Rahmen in zwei Reihen über einander, also etwa bis zu zwei
Meter Höhe, in der Weise angebracht, daß die untere Reihe sich an die Wand
anlehnt, während die obere, von Ketten gehalten, in einem stumpfe» Winkel
sich vorneigt. Diese Art der Aufstellung vereinigt die beiden Vorteile einer
passenden Beleuchtung und bequemer Sehhöhe mit gutem Erfolge, wenngleich
eine endgiltige Lösung der nicht unerheblichen technischen Frage Wohl noch
abzuwarten bleibt.
Die erste Ausstellung, mit welcher der Saal seiner Bestimmung übergeben
worden ist, soll einen Überblick über die Entwicklung des Kupferstichs — im
engern Sinne, der Grabstichelnrbeit — in Deutschland vom fünfzehnten bis
zum Schluß des achtzehnten Jahrhunderts geben. Die Beschränkung auf
diejenige Technik, die den Namen des Kupferstichs im eigentlichen Wortsinn
verdient, schien geboten, um den Charakter äußerlicher Einheitlichkeit zu wahren
und das Publikum nicht durch technische Subtilitäten zu verwirren. Eine Tafel
mit dem Handwerkszeug des Kupferstechers und eine druckfertige Kupferplatte
veranschaulichen dem Unkundigen das Herstellnngsverfnhren einer Grabstichel¬
arbeit. Es würde uns befremdlich erscheinen, am Eingang einer Gemälde¬
galerie etwa Farbentvpfe, Palette und Farbenstvck als Förderer unsers Kunst¬
verständnisses zu begrüßen, und manchem mag die lehrhafte Betonung der
Technik auch bei einer Kupferstichansstellnng pedantisch erscheinen; wer aber
die hier gebotene Anregung nur einigermaßen in sich aufzunehmen imstande
ist, wird ganz von selbst ans die Fragen nach dem Wie der technischen Be¬
handlung geführt werden, weil hier der schaffende Künstler nicht so unmittelbar
zum Beschauer spricht, wie in der Malerei oder Bildhauerei. Die mechanische
Vervielfältigung durch deu Druck vermittelt uns erst die Absichten des Kupfer-
stechers; daher gebührt auch den: mechanischen Teil des stecherischen Ver¬
fahrens unsre Aufmerksamkeit in höherm Maße als etwa der malerischen oder
bildnerischen Technik, deren Anschauung ohnehin weiter verbreitet ist.
Der Grabstichel, mit dem die zur Aufnahme der Druckerschwärze bestimmten
Vertiefungen in die sorgfältig geschliffene und mit dem Polirstahl geglättete
Kupferplatte eingegraben werden, weist uns auch in die Werkstatt zurück, aus
der die Stecherkunst hervorgegangen ist. Das Grnviren und Nielliren der
Metallplatten war seit dem frühen Mittelnlter eine vorzugsweise von Gold¬
schmieden geübte Technik; die Vervielfältigung der Gravirung durch Abdrucken ans
Papier ist eine Errungenschaft des fünfzehnten Jahrhunderts und des damals so
viele Erfindungen zeitigenden Bedürfnisses nach Verkehrs- und Mitteilnngsmittelu.
Die fabrikmäßig gesteigerte Thätigkeit der Miniatoren konnte diesen Bedürf¬
nissen nicht mehr genügen, und die bereits frühzeitig um dem Holzschnitt ge¬
machten Erfahrungen kamen jetzt auch dem neuen Verfahren zu gute, das
sich ursprünglich keine wesentlich andern Aufgaben stellte als der Holzschnitt
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